Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Endingen / Lengau (Kanton Aargau / CH) 
Jüdischer Friedhof 
  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinden      
    
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Endingen (interner Link)  
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Lengnau (interner Link
)  
    
    
Zur Geschichte der Friedhöfe der jüdischen Gemeinden Endingen und Lengnau          
   
Das "Judenäule" bei Koblenz  
 
Zunächst wurden die aus den Gemeinden Endingen und Lengnau verstorbenen Juden in einem Friedhof auf einer kleinen Insel im Rhein bei Koblenz beigesetzt ("Judenäule"). Die Insel hatten die Juden der Grafschaft Baden in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts von der Stadt Waldshut gepachtet. Da sie jedoch mehrfach überflutet und verwüstet worden war, baten die Surbtaler Juden 1750 um Anlage eines Friedhofes in der Nähe ihrer Gemeinden.  
      
Das "Judenäule" wurde 1812/13 von den Gemeinden Lengnau und Endingen "für ewige Zeiten" erworben. Die Chewra Kadischa dieser Orte besuchte an einem bestimmten Tag einmal im Jahr die Gräber und sorgte für deren Instandhaltung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hörte diese Fürsorge auf. Seitdem verfielen die Grabsteine nach und nach oder wurden von Bewohnern umliegender Orte zu Bauzwecken entwendet. In den 1920er-Jahren waren noch drei Steine aus den Jahren 1690, 1699 und 1708 vorhanden. Durch die 1954/55 geplante Rheinregulierung wurden die Toten aus über 80 Gräbern exhumiert und auf dem Endinger Friedhof beigesetzt. Auch die noch erhaltenen Grabsteine wurden dort aufgestellt. 
 
 
Der Friedhof zwischen Endingen und Lengnau  
     
Für die Anlage eines Friedhofes konnten die Juden von Endingen und Lengnau 1750 ein Grundstück in der Mitte zwischen den beiden Dörfern zum Preis von 340 Gulden erwerben. Die ältesten Grabstätten liegen im südöstlichen Bereich des Friedhofes in Richtung Lengnau. Der Friedhof wurde mehrfach erweitert. Durch eine Regelung von 1859 gehörten der israelitischen Gemeinde Lengnau zwei Fünftel, der israelitischen Gemeinde Endingen drei Fünftel des Friedhofsgrundstückes. Der 1963 erworbene neue Friedhofsteil ist im Eigentum des "Vereins für Erhaltung der Synagogen und des Friedhofes Endingen-Lengnau" und umfasst eine Fläche von 48,64 a. 
      
Zu den Besonderheiten des Friedhofes gehört, dass die Gräber in Nord-Südrichtung angeordnet sind. Männer und Frauen wurden in getrennten Reihen begraben. Insgesamt sind über 2700 Personen auf dem Friedhof beigesetzt. Seit dem 19. Dezember 1963 steht der Friedhof mit Beschluss des Regierungsrates des Kantons Aargau unter Denkmalschutz. Seit Jahren sind die meisten der auf dem Friedhof Beigesetzten verstorbene Bewohner des Schweizerischen Israelitischen Alters- und Pflegeheimes in Lengnau (Foto). 
  
  
Texte zur Geschichte der Friedhöfe  
     
Über die Geschichte des "Judenäule" im Rhein (Artikel von 1925 und 1927)   

Waldshut Judeninsel Israelit 24121925.jpg (88669 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Dezember 1925: "(Beraubung der 'Judeninsel' im Rhein). Dem 'Israelitischen Wochenblatt für die Schweiz' wird vom Lehrer Simon - Lörrach geschrieben, dass die historische 'Judeninsel' im Rhein, die in vergangenen Jahrhunderten den benachbarten jüdischen Gemeinden in der Schweiz und in Baden als Friedhof gedient hat, nunmehr von den alten Grabsteinen fast vollständig entblößt ist. Die Grabsteine sind entweder vom Hochwasser des Rheines weggeschwemmt oder gestohlen worden. Sogar Schweizer seien mit Nachen herübergekommen und hätten Steine geholt, um sie im Häuserbau zu verwenden. Der Badische Oberrat der Israeliten hat der Staatsanwaltschaft Waldshut Meldung gemacht, dass die Steine gestohlen wurden, die Ruhestätte also geschändet worden ist. Die Nachforschungen der Staatsanwaltschaft ergaben, dass wirklich viele Steine weggeholt worden waren und dass versucht worden ist, auch die letzten zwei bis drei Steine wegzuschaffen. Die Staatsanwaltschaft versprach, der Sache ein Augenmerk zu widmen. Lehrer Simon schließt: 'Ob aber unterdessen auf der abgelegenen Insel nicht auch der letzte sichtbare Rest jüdischer 'Grenzgeschichte' verschwunden ist, wer weiß?...'". 
  
Waldshut Judeninsel Israelit 05051927.jpg (115412 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1927: "('Die Judeninsel' an der Schweizer Grenze). Die 'Neue Aargauer Zeitung' schreibt: 'Ende des 17. Jahrhunderts, zu einer Zeit, wo in der Schweiz noch ein Verbot über israelitische Beerdigungen bestanden hat, wurde auf einer Rheininsel bei Koblenz, genannt 'Judenäule' oder im Volksmund 'Judeninsel' ein jüdischer Friedhof angelegt. Im Verlaufe der vielen Jahre und nicht zuletzt durch die Hochwasser ist dieser Friedhof sozusagen fast gänzlich verschwunden. Es finden sich heute daselbst nur noch fünf Grabdenkmäler vor, die größtenteils versandet sind. Da nun die Insel mehr auf deutschem als auf Schweizerboden liegt, befasst man sich heute deutscherseits ernsthaft mit der Erhaltung des Friedhofes. Hierbei handelt es sich nicht nur um die Erhaltung der geschichtlich bemerkenswerten Grabsteine, von denen der Großteil leider bereits verschwunden ist, sondern um die Erhaltung der ganzen Anlage. Der Konservator der kirchlichen Denkmäler der Kunst und des Altertums in Freiburg (Baden) hat sich nun an das Ministerium des Kultus und Unterrichts in Karlsruhe gewendet und dahin gewirkt, dass die Anlage als Ganzes mit allen verfügbaren Mitteln einstweilen geschont werde. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die noch vorhandenen Grabsteine später einem anderen israelitischen Friedhofe, vielleicht in Gailingen, einverleibt werden."  

         
         

Lage des Friedhofes  
      
etwa 1 km außerhalb von Lengnau in Richtung Endingen 
  
Link zu den Google-Maps  
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)  

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Fotos
Historische Darstellung: 

Endingen Lengnau Friedhof 010.jpg (95319 Byte)
"Friedhoof oder Begräbniß Ohrt der Juden zwischen Längnau und Endingen" von  Johann Caspar Ulrich (1754). 
Die Buchstaben bezeichnen: A: Eingang von Lengnau. B: Eingang von Endingen. C: Begräbnisse der Männer. D. Begräbnisse
 der Frauen. E: Begräbnisse der Kinder. F: Begräbnis einer Wöchnerin. G: Landstraße von Lengnau nach Endingen.

   
Fotos
((Quelle: UAP - Urs Albisser Pictures, CH-8500 Frauenfeld, www.ressibla.com, Fotos aufgenommen Oktober 2006).  

Lengnau Friedhof 403.jpg (121215 Byte) Lengnau Friedhof 402.jpg (107889 Byte) Lengnau Friedhof 416.jpg (92494 Byte)
Eingangstor  Hinweistafeln  Hinweistafel auf die vom "Judenäule"
 umgebetteten Toten
     
     
Lengnau Friedhof 406.jpg (130797 Byte) Lengnau Friedhof 405.jpg (129090 Byte) Lengnau Friedhof 414.jpg (99908 Byte)
Alte Grabsteine entlang der Mauer   Steine vom "Judenäule", rechts für 
Kela Guggenheim (gest. 1734)
   
   
Lengnau Friedhof 409.jpg (123525 Byte) Lengnau Friedhof 417.jpg (136800 Byte) Lengnau Friedhof 415.jpg (103331 Byte)
Grabsteingruppen     
   
Lengnau Friedhof 419.jpg (139031 Byte) Lengnau Friedhof 411.jpg (114666 Byte) Lengnau Friedhof 420.jpg (120257 Byte)
  Natur und Geschichte verbinden sich
   
Lengnau Friedhof 422.jpg (137361 Byte) Lengnau Friedhof 421.jpg (125504 Byte) Lengnau Friedhof 412.jpg (133675 Byte)
Teilansichten
Lengnau Friedhof 427.jpg (115216 Byte) Lengnau Friedhof 400.jpg (74400 Byte) Lengnau Friedhof 404.jpg (74489 Byte)
  Die originalen Gebotstafeln von der Synagoge in Lengnau, 1986 originalgetreu ersetzt
   
Lengnau Friedhof 423.jpg (124183 Byte) Lengnau Friedhof 408.jpg (116480 Byte) Lengnau Friedhof 418.jpg (125585 Byte)
Grabsteingruppen 
 
Lengnau Friedhof 410.jpg (90586 Byte) Lengnau Friedhof 407.jpg (91487 Byte) Lengnau Friedhof 425.jpg (80335 Byte)
  Ehrenkranz   
     
Lengnau Friedhof 429.jpg (116649 Byte) Lengnau Friedhof 424.jpg (153793 Byte) Lengnau Friedhof 426.jpg (132595 Byte)
"Abgebrochene Säule" für
 einen jung Verstorbenen
Grabstein von 1798/99     
  
        
Lengnau Friedhof 430.jpg (120432 Byte) Lengnau Friedhof 431.jpg (74486 Byte) Lengnau Friedhof 428.jpg (43611 Byte)
Anker    Rose  
     
Lengnau Friedhof 413.jpg (113247 Byte) Lengnau Friedhof 401.jpg (120777 Byte)     
Neuere und 
alte Grabsteine  
Die großenteils noch unbelegte
 Erweiterungsfläche
   

   
Ältere Fotos

(Fotos: Hahn, aufgenommen um 1992)   

Endingen Lengnau Friedhof 102.jpg (86838 Byte) Endingen Lengnau Friedhof 100.jpg (107318 Byte) Endingen Lengnau Friedhof 103.jpg (85543 Byte)
Hinweistafeln am Eingang    
     
Endingen Lengnau Friedhof 105.jpg (71127 Byte) Endingen Lengnau Friedhof 104.jpg (103494 Byte) Endingen Lengnau Friedhof 101.jpg (80954 Byte)
    Der neueste Teil - überwiegend für
 Verstorbene aus dem Israelitischen
 Altersheim

Weitere Fotos (externer Link):  hier anklicken    
    
    
Einzelne Presseberichte  

Juni 2012: Unterwegs auf dem jüdischen Kulturweg - Besuch des jüdischen Friedhofes 
Artikel von Peter Meister in der "Badischen Zeitung" (Lokalausgabe Laufenburg) vom 26. Juni 2012: "Wanderer schließen eine Wissenslücke. Mit dem Bildungswerk und dem Schwarzwaldverein unterwegs auf dem jüdischen Kulturweg..." 
Link zum Artikel     
 
Juni 2014: Holocaust-Gedenkstein wurde eingeweiht   
Artikel in der Website von srf.ch vom 29. Juni 2014: "Endingen: Holocaust-Gedenkstein eingeweiht
Auf dem jüdischen Friedhof Endingen-Lengnau ist am Sonntag ein Holocaust-Gedenkstein eingeweiht worden. Er erinnert an alle, die im Holocaust «statt einer Zuflucht den Tod und keine Grabstätte gefunden haben». Auch mehrere hundert Schweizer hatten im Holocaust ihr Leben verloren... " 
Link zum Artikel        
Weiterer Artikel (von Fabian Högler) in der "Aargauer Zeitung" vom 30. Juni 2014: 
"Holocaust-Mahnmal für den Judenfriedhof Endingen-Lengnau eingeweiht
Ein Gedenkstein auf dem jüdischen Friedhof zwischen den Surbtaler Dörfern Endingen und Lengnau erinnert an die Nazi-Opfer. In der Gedenkfeier nahmen gestern mehrere Redner Bezug auf die Schweizer Flüchtlingspolitik im Zweiten Weltkrieg..." 
Link zum Artikel    

   
    

Links und Literatur  

Links:  

Website der Gemeinde Endingen  
Website der Gemeinde Lengnau 
Seite zur jüdischen Geschichte / Synagoge in Endingen (interner Link) 
Seite zur jüdischen Geschichte / Synagoge in Lengnau (interner Link) 
Wikipedia-Artikel zum jüdischen Friedhof Endingen      

Literatur:  

Johann Caspar Ulrichs Sammlung jüdischer Geschichte, welche sich mit diesem Volke in dem 13. und den folgenden Jahrhunderten bis auf 1760 in der Schweiz von Zeit zu Zeit zugetragen. Basel 1768.
Der Friedhof auf der Judeninsel im Rhein bei Koblenz. Heft 5 der "Beiträge zur Geschichte und Volkskunde der Juden in der Schweiz. Zürich 1956.
Thomas Armbruster: Die jüdischen Dörfer von Lengnau und Endingen. In: Landjudentum im süddeutschen- und Bodenseeraum (= Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs. Hg. vom Vorarlberger Landesarchiv Bd. 11). 1992 S. 38-86.
Endingen Lengnau Friedhof Buch 01.jpg (102543 Byte)Verein für die Erhaltung der Synagogen und des Friedhofs Endingen-Lengnau (Hrsg.): Der Judenfriedhof Endingen - Lengnau. Gräberverzeichnis. 2 Bände. Baden (CH) 1993.
Christof Dejung: Die Juden in der Schweiz. Ein Besuch in Endingen und Lengnau.   
Karl Weibel: Endingen - 798-1998. Baden-Verlag 2000. 
Edith Hunziker und Ralph Weingarten. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg.): Die Synagogen von Lengnau und Endingen und der jüdische Friedhof. Schweizerische Kunstführer. Band 771/772. Bern 2005. 
Anna Rapp Buri: Jüdisches Kulturgut in und aus Endingen und Lengnau: Verlag Regionalkultur. Ubstadt-Weiher 2008. 

    
      

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 01. Juli 2014