Interview mit Jürg Moog, Promoter des Country Festival Worb

© April 1998 / Bruno Michel

 

bm: Jürg, Du bist seit langem eine etablierte Grösse in der Schweizer Country Szene. Wenn man im Lexikon unter „Jürg Moognachschlagen könnte, was würde nach dem Namen stehen ?

JM: Da hast Du mich gleich überrascht. Schwierige Frage. Ganz sicher würde unter „Hobby“ stehen : Country Music Liebhaber. Daraus wurde dann mit der Zeit ein grösseres Hobby und so kam ich zum organisieren des Country Festivals in Worb.

 

bm: Wie kamst Du damals auf die Idee, in Worb einen Country-Grossanlass zu organisieren ?

JM: Rund zehn Jahre lang organisierte ich lokale Feste für den Eishockeyclub. Diese warfen mehr oder weniger Gewinn ab, und man konnte nie richtig in die vollen greifen. Irgendwann war das so frustrierend, dass ich mir sagte : Mach was eigenes und etwas längerfristiges. Und weil Country meine Musik war, habe ich mit John Brack einen Versuchsballon gestartet. Dieser Anlass hat voll eingeschlagen und so kam ich dazu.

 

bm: Mit welchen Schwierigkeiten hattest Du Anfangs zu kämpfen, zum Beispiel Bewilligungen, Behörden usw. ?

JM: Eigentlich mit gar keinen. Wir hatten es organisatorisch gesehen im Griff. Die Dimensionen hatten wir weniger im Griff, da habe ich mich gleich am Anfang in der Szene bei allen grösseren Anlässen umgeschaut und habe von denen gelernt. Somit klappte alles von Anfang an.

 

bm: Kannst Du Dich noch an das Line-Up des ersten Festivals erinnern ?

JM: Oh je, das ist ja schon fast zehn Jahre her. Ich glaube, da waren John Brack & Jeff Turner, die Sunday Skifflers und natürlich die Rodeo Ranchers.

 

bm: Neun Jahre sind seither vergangen, und bald steht das grosse Jubiläum an. Das Budget dürfte sich im Laufe der Jahre beträchtlich erhöht haben. Trotzdem hast Du nach wie vor „zivile“ Eintrittspreise im Verhältnis zum Lineup, welches Du dem Publikum bietest.  Was ist Dein Geheimrezept, abgesehen von den so wichtigen Sponsoren ?

JM: Das Geheimnis ist, sehr seriös zu arbeiten. Wir haben jedes Jahr Rückstellungen gemacht und haben eine Besucherstruktur, die zwar nicht in der „höheren Preisklasse“ angesiedelt, aber unwahrscheinlich treu und konstant ist. Dann haben wir natürlich ausgezeichnetes Sponsoring. Dies alles hilft uns, den Anlass zu tragen und über die Jahre zu steigern.

 

bm: Was sind Deine wichtigsten Erfahrungen aus dieser Zeit ?

JM: Wenn Du Erfolg haben willst, musst Du im organisatorischen Bereich das Detail pflegen. Nicht nur administrativ, sondern auch in der Infrastruktur. Du musst auch die Künstler pflegen. Bei mir hatte von Anfang an jeder Künstler eine volleingerichtete Garderobe, mit allem was das Herz begehrt. Das wird geschätzt, spricht sich herum und letztendlich hilft Dir das wieder.


bm: Was war für Dich in diesen Jahren das schönste Erlebnis ?
JM: Das war ganz sicher der Moment, als ich anlässlich des 9.
Country Festival Worb auf der Bühne Johnny Cash ansagen durfte.


bm: Was war das frustrierendste Erlebnis in dieser Zeit ?
JM: Vielleicht, dass ich im OK, was das musikalische Programm und die dazugehörenden Details angeht, völlig auf mich allein gestellt bin. Trotz verschiedener Versuche zu delegieren, habe ich es am Schluss doch selber gemacht. Auf der andern Seite muss ich akzeptieren, dass alle Helfer und OK-Mitarbeiter hier ehrenamtlich dabei sind und damit kein Geld verdienen.


bm: Welchen Künstler hättest Du in diesen Jahren gern verpflichtet, aber nicht bekommen ?

JM: Marty Stuart habe ich wohl versucht zu kriegen, es hat aber nicht geklappt. Dasselbe bei Diamond Rio. Diese beiden sind mir aus letzter Zeit in Erinnerung. Ich hatte noch nie eine Musikgruppe als Top Act, das würde ich gern mal nachholen.

 

bm: Nach welchen Kriterien selektierst Du die Schweizer Acts für Dein Festival ?

JM: Zuerst verpflichte ich den Headliner. Danach versuche ich, je nach Stil dieses Acts, die andern Bands darum herum aufzubauen. Die lokalen Acts verpflichte ich nach dem Qualitätsaspekt. Leider hat es nicht allzu viel auf hohem Niveau, und diejenigen, welche das Niveau haben, waren alle schon bei mir zu Gast. Du kannst auch nicht jedes Jahr dieselben lokalen Acts bringen. Zudem versuche ich immer, am Anfang des Konzerts Nachwuchsbands zu fördern, damit diese einmal die Chance haben, vor etwas grösserem Publikum aufzutreten.

 

bm: Du hast es gesagt, ein Superhighlight war der Auftritt von Johnny Cash 1997. Kann man so etwas überhaupt noch überbieten und eine Steigerung erreichen ?

JM: Ich würde die Frage anders stellen : Muss man überbieten ? Meiner Meinung nach muss man überhaupt nicht. Johnny Cash zu überbieten ist für mich unvorstellbar. Auch wenn Du den kommenden Jubiläumsanlass ansprichst, fühle ich mich nicht verpflichtet, nur wegen der runden Zahl eine weitere Steigerung zu erzwingen. Es muss einfach gute Musik sein, die den Leuten gefällt, das ist alles.

 

bm: Welchen realistischen Wunschkandidaten hast Du für künftige Festivals ?

JM: Neben jenen, die ich bereits erwähnte – Marty Stuart und Diamond Rio, beide sind auch preislich realistisch – stehen für mich auch „ältere Stars“ auf der Wunschliste. So zum Beispiel Waylon Jennings. Es ist immer eine Frage, ob wir die Hauptacts exklusiv engagieren müssen, oder ob wir an einer Tournee teilhaben können.

 

bm: 1998 : 10 Jahre Country Festival Worb. Wann beginnen die Vorbereitungen ?

JM: Die haben schon begonnen, als das letzte Festival noch nicht gelaufen war. Die Wunschliste muss schon abgegrenzt sein, da manche Stars sich schon ein Jahr zuvor ihre groben Tourneepläne machen. Da will ich von Anfang an im Gespräch sein.

 

bm: Was kannst Du heute schon zu diesem Jubiläumsanlass sagen ? Was wird anders, was bleibt gleich, was wird besser ?

JM: Warum sollen wir einen erfolgreichen Anlass anders machen ? Viele kleine Details werden wir verbessern, aber es wird in der Art nicht anders sein, als die bisherigen.

 

bm: Letzte Frage : Wenn Du Jürg Moog interviewen würdest, welche Frage würdest Du ihm stellen, die ich nicht angesprochen habe?
JM: Was soll ich sagen ? Du hast alle wichtigen Fragen gestellt. Vielleicht wie‘s mir geht.

 

bm: Und die Antwort ?

JM: Mir geht‘s blendend. Nach dem Auftritt von Johnny Cash sagte ich, dass nur meine Heirat ein noch grösseres Erlebnis für mich war und ich sehr glücklich und zufrieden bin. An dieser Situation hat sich bis heute nichts geändert.


bm: Ich wünsche Dir nicht nur ein erfolgreiches 10-jähriges Festival, sondern auch alles Gute für die nächsten zehn.