Insgesamt 50 verschiedene Zeitschriften habe ich in den ersten zehn Folgen meiner Serie „Fotos von Bildagenturen in Zeitschriften“ analysiert. Es wird Zeit, die Ergebnisse geballt zu betrachten. Wer liegt vorne in der Gunst der Bildredaktionen?
Fangen wir mit den nackten Zahlen an.
- Insgesamt fand ich in den 50 Zeitschriften 3902 Fotos aus Bildagenturen (Ich verwende im folgenden ab und zu die Abkürzung BA). Das macht durchschnittlich 78 Bildagentur-Fotos pro Zeitschrift.
– Diese Fotos wurden von insgesamt 285 Bildagenturen geliefert. Das ergibt einen Durchschnitt von 5,7 beteiligten Bildagenturen pro Zeitschriftenausgabe.
Welche Bildagenturen lieferten insgesamt am meisten Fotos an die Zeitschriften?
Die Top 10 Bildagenturen mit den meisten Fotos in den Zeitschriften:
- Action Press (352 Fotos in 50 Zeitschriften, Durchschnitt: 7,04)
- Getty Images (294 Fotos in 50 Zeitschriften, Durchschnitt: 5,88)
- istockphoto (239 Fotos in 50 Zeitschriften, Durchschnitt: 4,78)
- Corbis (194 Fotos in 50 Zeitschriften, Durchschnitt: 3,88)
- dpa (136 Fotos in 50 Zeitschriften, Durchschnitt: 2,72)
- Mauritius (120 Fotos in 50 Zeitschriften, Durchschnitt: 2,4)
- fotolia (107 Fotos in 50 Zeitschriften, Durchschnitt: 2,14)
- Stockfood (102 Fotos in 50 Zeitschriften, Durchschnitt: 2,04)
- Bulls Press (92 Fotos in 50 Zeitschriften, Durchschnitt: 1,84)
- Splash News (87 Fotos in 50 Zeitschriften, Durchschnitt: 1,74)
Erstaunlicherweise liegt hier nicht der Marktführer Getty Images vorne, sondern die News- und Paparrazi-Agentur Action Press. ALs einzige deutsche Agentur ist Mauritius Images vertreten. Ein Fünftel der Top 10 teilen sich die beiden Microstock-Agenturen istockphoto und Fotolia. Als einzige Spezialagentur ist Stockfood vertreten, was sicher dem Umstand zu verdanken ist, dass in fast jeder Zeitschrift einige Rezeptseiten vorhanden sind.
Der zweite Platz von Getty Images kann auch dem Umstand geschuldet sein, dass Getty auch der größte Vertriebspartner im Bildermarkt ist und einige Zeitschriften nur die letzte Bildagentur in der Lieferantenkette angeben, und dadurch einige kleiner Bildagenturen, die über Getty Images verkaufen ungenügend berücksichtigt werden.
Wie sieht die Liste aus, wenn ich nicht schaue, welche Agentur die meisten Fotos liefert, sondern welche Agenturen in den meisten Zeitschriften (egal, mit wie vielen Fotos) vertreten sind?
Die Top 10 Bildagenturen, die am häufigsten in Zeitschriften benutzt werden:
- Getty Images (in 46 von 50 Zeitschriften: 92%)
- Corbis (in 38 von 50 Zeitschriften: 76%)
- dpa (in 29 von 50 Zeitschriften: 58%)
- Mauritius (in 29 von 50 Zeitschriften: 58%)
- Action Press (in 27 von 50 Zeitschriften: 54%)
- Laif (in 24 von 50 Zeitschriften: 48%)
- Stockfood (in 21 von 50 Zeitschriften: 42%)
- Bulls Press (in 19 von 50 Zeitschriften: 38%)
- InterTopics (in 18 von 50 Zeitschriften: 36%)
- Imago (in 18 von 50 Zeitschriften: 36%)
Erstaunlicherweise sieht diese Liste schon ganz anders aus. Nur sechs der Agenturen sind wieder dabei. Getty Images liegt unangefochten an der Spitze. Man könnte sagen: In fast jeder Zeitschrift finde ich ein Foto von Getty Images. Aus der Reportage- und Reisebildagentur Laif ist in fast jeder zweiten Zeitschrift ein Bild mit dabei. Die anderen drei Plätze teilen sich die News/Celebrity-Agenturen Bulls Press, InterTopics und die Sportbildagentur Imago.
Wenn wir die Werte „Bilder einer Agentur in den Zeitschriften“ durch „Häufigkeit der BA-Nutzung in Zeitschriften“ teilen, wissen wir, wie viele Bilder eine Zeitschrift einer Bildagentur durchschnittlich abnimmt.
Die Top 10 Bildagenturen mit den meisten Fotoverkäufen pro Zeitschrift:
- Shutterstock (71 Fotos in 2 Zeitschriften: Durchschnitt 35,5)
- istockphoto (239 Fotos in 8 Zeitschriften: Durchschnitt 29,88)
- Splash News (87 Fotos in 6 Zeitschriften: Durchschnitt 14,5)
- Action Press (27 Fotos in 352 Zeitschriften: Durchschnitt 13,04)
- Brauer Photos (62 Fotos in 7 Zeitschriften: Durchschnitt 8,86)
- Trunkimages (16 Fotos in 2 Zeitschriften: Durchschnitt 8)
- Wirepress (16 Fotos in 2 Zeitschriften: Durchschnitt 8)
- fotolia (107 Fotos in 15 Zeitschriften: Durchschnitt 7,13)
- Stardustfashion.com (28 Fotos in 4 Zeitschriften: Durchschnitt 7)
- people picture (27 Fotos in 4 Zeitschriften: Durchschnitt 6,75)
Das bedeutet: Wer bei Shutterstock einkauft, kauft gleich 35,5 Fotos pro Ausgabe. Das ist logisch, da die Agentur durch ihr Abonnement-Modell Vielnutzer bevorzugt. Vermutlich bieten auch viele der anderen Agenturen in dieser Liste Abonnements oder zumindest Rabatte an. Fairerweise muss ich dazu sagen, dass ich drei Agenturen aus der Liste entfernt habe, die zwar mit ihrem Durchschnittswert in den Top 10 dabei wären, diesen Wert aber nur durch Verkäufe an eine einzige Zeitschrift erreicht haben: Das wären Bloomberg (35 Fotos in einer Ausgabe), deco & style (12 Fotos in einer Ausgabe) und Eveandadam (8 Fotos in einer Ausgabe)
Das Spiel mit den Zahlen funktioniert auch anders herum. Welche Zeitschriften kaufen am meisten Bildagentur-Fotos?
Die Top 10 Zeitschriften mit den meisten BA-Fotos:
- BUNTE (258 Fotos)
- Fit for Fun (192 Fotos)
- Life & Style (190 Fotos)
- InStyle (175 Fotos)
- Gala (172 Fotos)
- FHM (165 Fotos)
- Freizeit Revue (155 Fotos)
- Celebrity (155 Fotos)
- Der Spiegel (141 Fotos)
- Joy (136 Fotos)
In dieser Kategorie liegen eindeutig die „Klatsch-Blätter“ vorne, die ihre News, Berichte und Gerüchte mit vielen kleinen Fotos spicken. Mit FHM und Fit For Fun haben es auch zwei eher Fitness-orientierte Magazine in die Top Ten geschafft. Da die bunten Blätter die meisten Bilder kaufen, ist es logisch, dass die Bildagenturen, welche die passenden Fotos (Celebrities, Paparazzi, News) im Angebot haben, in den oberen Top-Listen vorne liegen.
Die Top 10 Zeitschriften, welche die meisten Bildagenturen nutzen:
- BUNTE (59 Agenturen pro Heft)
- Der Spiegel (56 Agenturen pro Heft)
- Freizeit Revue (50 Agenturen pro Heft)
- Frau im Trend (46 Agenturen pro Heft)
- Gala (43 Agenturen pro Heft)
- InStyle (34 Agenturen pro Heft)
- Lisa (33 Agenturen pro Heft)
- Bild der Frau (33 Agenturen pro Heft)
- Joy (32 Agenturen pro Heft)
- Neue Welt (32 Agenturen pro Heft)
Hier wandelt sich das Bild wieder leicht und die Hälfte der Agenturen wechselt. Jetzt dominieren eindeutig die niedrigpreisigeren Frauenzeitschriften, während die Glamour-Hefte fast verschwunden sind.
Anmerkungen:
Ich habe im März 2008 mit meiner Zeitschriftenauswertung angefangen. Das war vor über zwei Jahren. In den letzten Monaten ist in den letzten Folgen deutlich geworden, dass die Nutzung von Microstock-Agenturen zugenommen hat. Es wäre ein interessantes Experiment, in einigen Monaten die gleichen Zeitschriften noch mal auszuwerten, die als erstes dran waren und dann zu vergleichen, wie sich die Agenturnutzung gewandelt hat. Vielleicht werde ich das auch machen.
Bevor jemand anfängt, diese Top-Listen als in Stein gemeißelt zu betrachten, ein Hinweis zur Statistik: Die Datenbasis ist oft dünn gewesen. Vor allem basieren die Zahlen nur auf einer Ausgabe der jeweiligen Zeitschrift. In der nächsten Ausgabe kann das Verhältnis der Bildagenturen ein ganz anderes gewesen sein. Die einzelnen Zaheln sind deshalb mit Vorsicht zu lesen. In der Summe spiegeln vor allem die ersten beiden Top-Listen jedoch recht zuverlässig wieder, welche Bildagenturen den deutschen Zeitschriftenmarkt dominieren.
Was sagen Euch diese Zahlen? Habt ihr weitere Ideen, was eine Untersuchung wert wäre?
Mir erschließt sich der Sinn der Aktion nicht so ganz. Der (Zeit-)Aufwand war bestimmt recht groß, jedoch bestätigt sich schlicht ergreifend, was schon immer Tatsache war: die redaktionellen Veröffentlichungen sind für den klassischen Stock-Markt rein umsatzmäßig eher uninteressant. 50 Zeitschriften, getty ist mit ca. 300 Lizenzen dabei. Wie groß ist der Bilderpool bei getty? x‑Millionen… gleiches gilt für iStock, fotolia & Co. Natürlich gibt es mehr als 50 Zeitschriften, aber trotzdem.
Es lohnt einfach nicht, sich Stock-technisch auf den redaktionellen Bereich auszurichten (es sei denn, macht knipst Sternchen beim Koksen auf der Parkbank – dafür wird von den Boulevard-Blättchen auch mehr bezahlt als ein paar Euros).
Der Sinn des Ganzen? Ich mag es nun mal, konkrete Fakten als Grundlage für Analysen und Überlegungen zu haben, statt nur Vermutungen und Spekulationen.
Dann interessiert mich aber, welche Schlüsse du nun aus den von dir gesammelten Daten ziehst.
Du weißt jetzt z.B., das „deine“ micro-Agenturen (istock, shutter, fotolia) ca. 420 Bilder in 50 Zeitschriften untergebracht haben. Wenn jeder Verkauf 1$ für den Fotografen bringen würde (was bei Zeitschriften nicht der Fall ist, da meist keine L‑Auflösungen benötigt werden und shutterstock mit 0,32$/Lizenz sowieso weit drunter liegt), wären das ca. 320€ Umsatz für Fotografen, also 6,40€/Zeitschrift. Weder das eine (der Umsatz) noch das andere (die lizenzierte Bildmenge im Vergleich zum Ultra-Millionen-Bilderangebot bei den Micros) ist in irgendeiner Form beeindruckend, selbst unter der äußerst optimistischen 1$-Fotografenanteil-Annahme. Es ist sehr wahrscheinlich, daß getty nur drei bis fünf redaktionelle Lizenzen verkauft muß, um den gleichen Fotografen-Umsatz zu erzielen (btw, für RM sind’s bei getty ja 40% Beteiligung).
Also, was bringen dir jetzt diese Daten – mal abgesehen von der ernüchternden Erkenntnis, daß auch in diesem Teilbereich des prof. Marktes mit Micros wenig zu holen ist?
Ich habe nie behauptet, dass ich die Analyse nur deshalb machen würde, um irgendwelche Argumente für Microstock-Agenturen zu finden. Ob diese lukrativ für mich sind oder nicht, sehe ich an meinen eigenen Umsätzen, dazu brauche ich keine Zeitschriftenanalyse. Ich habe das Gefühl, du liest meine Beträge mit einer anderen Brille als ich, wenn ich sie schreibe.
So, wie ich Deine bisherigen Kommentare verfolge, scheinst Du Microstock negativ gegenüberzustehen. Aber wenn Du jedoch nur im Macrostock-Bereich verkaufst, würde mich Deine Umsatzentwicklung auch mal interessieren… 🙂
Hallo Robert!
Na, ja – mich haben die Zahlen schon beeindruckt. Interessant wäre natürlich das Verhalten, bzw. die Wandlung des Marktes in Bezug auf Macro- bzw. Micorstockagenturen. Obwohl bei zigtausend deutschsprachigen Fotografen die Einnahmen für Zeitschriften echt mager aussehen. Da fragt man sich, „Was verdient wohl so ein Microstockfotograf im Durchschnitt?“ Offensichtlich lohnt sich hier ein Einstieg mittlerweile nicht sonderlich. Mit einigen Ausnahmen abgesehen, wie Yuri Arcurs, Robert Kneschke und vielleicht hundert anderen Fotografen weltweit, die entweder schon von Beginn an dabei waren, oder sich den Aufstieg hart erarbeitet haben (wie Robert).
Für die durchschnittlichen Hobbyeinstieger, die es schaffen im Lauf der Zeit ein paar hundert qualitativ und kreativ hochwertige Bilder hochzuladen, dürfte der finanzielle Erfolg wohl zweitrangig sein.
Also: In Anbetracht deiner Zahlen, lohnt sich ein Einstieg noch?
Was meinst du, wie würde ein Durchschnittsverdienst aussehen?
Wie setzten sich die Einnahmen eines Microstocklers zusammen? Zeitschriften, Broschüren, Internet – privat, gewerblich oder Online-Dienste etc.)
Fragen über Fragen, die zu recherchieren ein netter Zeitvertreib wären…
Liebe Grüße
Werner
Ich hab‘ das aber auch nicht behauptet. Nur bleibt tatsächlich die Frage, wofür der Aufwand. Du hast keine stilistische/thematische Differenzierung berücksichtigt, so daß du rein fotografisch daraus nichts ziehen kannst. Du hast zwar Bilder gezählt, kennst aber noch immer nicht die Budgets der Redaktionen – und um zu wissen, welche Zeitschrift hauptsächlich wo kauft, reicht ein kurzer Blick in’s Innere. Paßt der Stil zu meinen Arbeiten, ruf‘ ich bei der Redaktion an und stell‘ mich vor. Paßt es nicht, laß‘ ich es bleiben – dazu braucht’s ebenfalls keine Analyse. Und um sich thematisch auf redaktionelle Sachen zu konzentrieren, ist der Markt ebenfalls zu klein bzw. gibt für den einzelnen Fotografen nicht genug her.
Ich hätte mir andere Marktbereiche angesehen – die, wo noch Geld fließt, weil kein Ausweichen auf Micros ernsthaft möglich ist. Geh‘ mal in einen Buchladen…
Meine Umsätze im Macrobereich sind tatsächlich steigend, der RPI ist seit zwei Jahren konstant mit einer kleinen Tendenz nach oben. Meine Umsätze im Micro-Bereich (ja, ich habe es versucht! Ein Tag im Studio, ein Tag am Rechner…) sind so gering (ca. 230$ bisher nach knapp 6 Monaten mit ca. 150 Bildern), daß ich mich über die verschenkte Arbeitszeit ärgere. Es lohnt sich ja noch nichtmals, ein moneybookers- oder paypal-Konto einzurichten…
Nein, ich bin nicht uneingeschränkt negativ gegenüber den Micros eingestellt, ich hab’s ja selbst probiert. Vielleicht reichen einigen die 230$ für zwei Tage Arbeit ja auch (in Osteuropa soll das noch richtig Geld sein, ebenso in einzelnen Teilen Asiens), aber hier in Westeuropa bleibt davon recht wenig übrig, auch wenn der nachlassende Euro aktuell für eine kleine Honorarerhöhung sorgt.
Da ich aber die Stock-Geschichten nur nebenbei mache, wenn gerade mal nichts anderes anliegt, ist das für mich auch nicht die einzige Einnahmequelle. Die Micros dürften für mich jedenfalls erst wieder interessant werden, wenn meine Macros mein Bildmaterial in einigen Jahren entsorgen.
Ah, langsam verstehe ich die Differenz. Die Analyse habe ich ja nicht deshalb gemacht, um zu sehen, wo ICH als Fotograf Geld verdienen könnte, sondern wie generell WELCHE Bildagenturen von WELCHEN Bildagenturen genutzt werden. Da kommt wohl meine journalistische Vorgeschichte zum Tragen. Dass die Analyse kaum wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, dessen bin ich mir bewußt und das ist eben auch eine Zeit- und Geldfrage.
Ah, ok – und versuchst du’s jetzt bei getty? 😉
Hallo,
könntest Du mir mal den Unterschied zwieschen Micro- und Makrostockagenturen erläutern, bzw. mal einige typische Macroagenturen nennen. Vielen Dank. THOMAS
@Thomas: Deine Frage wird in diesem Blog-Artikel von mir beantwortet:
http://www.alltageinesfotoproduzenten.de/2009/04/08/was-macrostock-bildagenturen-von-microstock-unterscheidet/
OK und Danke, ich hatte den Bericht übersehen.
@Werner: Ich werde in paar Wochen sicher einen Artikel zum Thema „Zwei Jahre Microstock“ posten und auch paar Umsatzzahlen nennen. Dann kann jeder selbst entscheiden, ob sich das lohnt.
na dann ich mal gespannt. und deine recherchen finde ich gut, ob das nun wissenschaftlich standhält oder nicht ist egal, solange du einen nutzen daraus ziehen kannst. wurden die zeitschriften mit einem tools bearbeitet oder von „hand“?
@Domenikus: Das war alles Handarbeit.
Ihre Analyse ist hoch interessant und ich bin Ihnen sehr dankbar dafür. Möchte allerdings betonen, dass action press eine wie Mauritius eine rein deutsche Agentur ist.
Mit freundlichen Grüßen
Joachim Meinke