Helfen in Zeiten der Not

Helfen in Zeiten der Not – Ein Brief von Jörn Schoenebeck

Honduras? Wo liegt das eigentlich ?

Auch wenn gerade selbst meine Gedanken um die eigene Karriere kreisen, möchte ich etwas zurückgeben. So wie diesem gerade wieder in aller Munde halb korrekt ausgesprochenem Land und vielen seiner Bewohner geht es auch mir. Nach einem Burnout gesundheitlich angeschlagen, hatte ich mir bereits zuvor fest vorgenommen etwas zurückzugeben.

Zeit! Denen, die mich jahrelang stützen – durch den Erfahrungsschatz, den ich durch sie gewonnen habe.

Ich möchte etwas verändern – und wenn es nur wie ein Tropfen auf den heißen Stein erscheint.

Helfen in Zeiten der NotIch habe vor 15 Jahren meinen Zivildienst als „anderen Dienst“ im Ausland über eine Hamburger Stiftung namens Acción Humana in Lateinamerika, genauer in Honduras geleistet – damals noch als Wehrersatzdienst und ohne Facebook. Dieses Land schafft es, wie damals nach Hurricane Mich 1998, kurz in unsere Köpfe und wird dann wieder vergessen. Damals sind viele zu Waisen geworden. Nur durch seine Katastrophen, wie es jetzt diese Kinder des Hurricanes als Flüchtlingswelle gen USA zeigen, schaffen sie es sich bei uns und Ihren Nachbarn Gehör zu verschaffen. Wir sehen sonst nur fair gehandelten Kaffee, Dole Bananen und leckere Zigarren unseren Konsum bereichern. Das andere Ende wollen weder Trump noch wir sehen. Aber Wellen und Untergang hat dieses Land schon viele gesehen – bereits Christopher Columbus als „eurozentristischer“ Wiederentdecker hat es nur beiläufig Honduras (deutsch: Tiefen) benannt und ist weitergezogen. Er dachte noch das wäre Indien. Die Schätze dieses Landes, seine Schönheit in Mensch und Natur wurde seither meistens von Europäern und später amerikanischen Großkonzernen wie der United Fruit Company zu unserem Wohlstand ausgepresst wie eine Ananas. Feudale Strukturen ohne eigenen Landbesitz treiben die Menschen als Tagelöhner in die Plantagen oder Machilas – große Nähereien, wo die amerikanischen Feuerwehrmänner und wohl auch Grenzschutzpatroullien ihre Uniformen beziehen. Der Gewinn geht hier, wie beim leergefischten Karibikparadies und dem bisschen Tourismus mit seinen wunderschönen Bay Islands wie Roatan und Utila, wieder nach Übersee, genauer gesagt meist nach Südkorea und Europa. So war es zumindest 2003 als ich zum ersten Mal mein Herz an dieses Land verlor. Noch vor meinem steinigen Medizinstudium und anderen Tiefen, die mir mein eigenes Leben bot. Nun 15 Jahre später schließt sich ein Kreis. Den Waisenkindern, die ich damals betreute, heute bereits Väter und Mütter mit eigenen Kindern, möchte ich etwas zurückgeben. Kinder, welche ich als deutscher Akademiker wohl nie biologisch haben werde erhalten etwas zurück.

Zeit! Und meine durch sie gereifte Erfahrung!

Ich würde mir wünschen, wenn wieder mehr Menschen nicht nur aus Angst ihren eigenen Wohlstand bedroht sehen und sich abschotten – lasst uns unsere Erfahrung und unseren Wohlstand teilen – sonst gibt es bald nicht mal mehr Kartoffeln.

Danke Christopher Columbus – Danke für die Kartoffel und die Ananas!

 

Jörn Schoenebeck