Mit einer Achillessehnenreizung ist nicht zu spaßen!

Die Achillessehne als stärkste Sehne des menschlichen Körpers bildet mit der Wadenmuskulatur und dem Fersenbein eine funktionelle Einheit, die für das Steh-, Lauf- und Sprungvermögen von ausschlaggebender Bedeutung ist. Die damit verbundenen hohen mechanischen Belastungen können die Ursache von Reiz-zuständen durch Fehlbelastungen beim Sport sein.

 

Ein schlechter Trainingszustand, Koordinationsstörungen, zu kurze Regenerationsphasen nach extremen Belastungen, Infekte, aber auch ungeeigneter Bodenbelag (bei Trainierten eher zu harter Boden, bei Untrainierten eher zu weicher Boden) und Schuhe (schlechte Dämpfung, für Fußtyp ungeeignete Schuhe) können zu einer Reizung der Achillessehne führen, was sich durch Schmerzen, Verdickung und Überwärmung der Achillessehne bemerkbar machen kann.

 

Die Schmerzen bei Belastung treten meist schleichend und eher selten urplötzlich auf. Typisch in der Anfangsphase ist ein Anlaufschmerz (zu Belastungsbeginn, aber auch morgens beim Aufstehen), der jedoch bei fortdauernder Belastung zunächst noch abnimmt. In der Folge geht dies im Laufe der Zeit meist in einen anhaltenden Schmerz über, der sich mit zunehmender Belastung noch weiter ausprägt.

 

Schmerzen in Ruhe können hingegen bei Dehnung und Anspannung gegen Widerstand auftreten. Am häufigsten ist der Übergang zwischen mittlerem und oberem Drittel von lokalen Druckschmerzen betroffen, gelegentlich aber auch der Sehnenansatz am Fersenbein. Typisch für die Anfangphasen ist der Schmerz, den man mit einem kräftigen Griff in den Muskel-Sehnen-Übergang auslösen kann.

Sind zusätzlich Strukturen des die Achillessehne umgebenden Gewebes betroffen (Paratendonitis/ Peritendinitis), äußert sich das durch fühlbare Aufrauungen bis hin zu knarrenden „Reibegeräuschen“ sowohl bei aktiver wie passiver Bewegung.

 

Folgende Empfehlungen sollten bei aufgetretenen Reizzuständen beachtet werden:

  • zunächst schonende Belastungsgestaltung, d.h. Ausweichen auf Sportarten, die die betroffene Sehne nicht bzw. weniger belasten, z. B. Radfahren, Schwimmen, Aqua-Jogging, gegebenenfalls auch eine Sportpause
  • lokale Kältebehandlung (Wärme sollte bei einer akuten Achillessehnenreizung vermieden werden)
  • Fingerspitzenreibungen (Friktionen) im Bereich der Achillessehne und im Übergang zum Muskelgewebe
  • durch exzentrisches Krafttraining können nachhaltige Therapieerfolge erzielt werden: dazu stellt man sich mit den Zehen auf eine Stufe oder Absatz, geht für 2 sec in den Zehenstand, senkt dann die Ferse unter das Standniveau zu Boden in die maximale Dehnung, hält dieses ebenfalls 2 sec und geht wieder in den Zehenstand. Dies führt man mit 3 x 15 Wiederholungen pro Tag und Bein je einmal morgens und abends mit leicht gebeugtem Kniegelenk durch. Wichtig ist das tägliche Trainieren über mindestens 12 Wochen! So kann häufig eine Schmerzreduktion von 40 – 50% erzielt werden.

 

Bei weiterhin bestehenden Beschwerden können angewendet werden:

  • entzündungshemmende Salben, funktionelle Verbände (Tape) auch in Kombination
  • Physiotherapie: Elektrotherapie, Ultraschalltherapie, Krankengymnastik (zur Tonisierung; Dehnung und Kräftigung wird ausschließlich im schmerzfreien Zustand durchgeführt)
  • der Arzt kann entzündungshemmende / schmerzstillende Medikamente verordnen oder ein Lokalanästhetikum injizieren
  • eventuell kann eine Absatzerhöhung (nur vorübergehend!) oder ein Fersenkissen günstig sein,

 

Bei erreichter Schmerzfreiheit ist der schrittweise Belastungsaufbau entscheidend:

 Die sportartspezifische Belastung oder Teilbelastung kann erst erfolgen, wenn sie unter Schmerzfreiheit möglich ist. Unvollständige Ausheilung fördert die Neigung zu Rezidiven und langwierigen chronisch-entzündlichen Reizungen. Gefürchtete Komplikation ist dann die Ruptur, also der Riss der Achillessehne.

 

Daher sollten vorbeugende Maßnahmen im breiten Umfang durchgeführt werden:

  • passendes Schuhwerk: geeignete Schuhe sind für die Stabilität und die Vermeidung von Druck und Reibung auf die Ferse unerlässlich 
  • Gewöhnung an den Untergrund: allmähliche Gewöhnung und nicht zu große Umfänge auf sehr hartem bzw. rückfedernden Untergrund wie Asphalt oder Tartanbahn 
  • ausreichend Aufwärmen: sorgfältige Vor- und Nachbereitung des Trainings insbesondere Erwärmung, mobilisierende gymnastische Übungen, Kälteschutz am besten durch Schafwollsocken
  • Fehlstellungen ausgleichen: Senkfuß, Knickfuß, Plattfuß, Hohlfuß und andere Krankheitsbilder sollten beachtet und durch entsprechende Gegenmaßnahmen behandelt werden, z.B. durch Einlagen oder Fußgymnastik
  • regelmäßiges aktives Dehnen der Wadenmuskulatur

 

Dipl. Med. Gudrun Heinz

Fachärztin für Sportmedizin

Newsletter abonnieren
Jetzt registrieren
Finde uns auf
Facebook
Suche

Werbeanzeige

Banner