Falsche und wahre Anbetung
Von Hans-Werner Deppe
|
Anbetung ist unsere höchste Berufung. Evangelisation
und Gemeindebau dient letztlich nur dazu, Anbeter für Gott
zu gewinnen. Gerechtigkeit besteht nur, wenn Gott über alle
Maßen angebetet wird - alles andere ist ungerecht.
Die Bibel ist das Handbuch zur wahren Anbetung. Von der ersten
bis zur letzten Seite geht es um die Verherrlichung Gottes. Wir
können hier kein umfassendes Bibelstudium zum Thema Anbetung
bringen, das Thema nur kurz anreißen.
Kann der wahre Gott falsch angebetet werden?
Ist es nicht egal wie, Hauptsache man betet irgendwie aus dem
Herzen an? Wir wollen anhand der Bibel sehen:
1.) Beispiele für falsche Anbetung aus dem
Alten Testament
2.) Was ist wahre "Anbetung in Geist und Wahrheit"?
1.) Beispiele für falsche Anbetung im AT
Eine typische, häufige Sünde im AT
ist interessanterweise falsche Anbetung. Das AT ist voller Beispiele
dafür. Einige seien hier erwähnt und kurz analysiert:
a) Kain
Gleich auf den ersten Seiten der Bibel (1. Mose 4,3ff) wird deutlich,
dass Gott nicht jede Art von Anbetung annimmt. Sicher wollte Kain
aufrichtig und von Herzen anbeten, aber seine Aufrichtigkeit verbesserte
nicht den Inhalt - das Opfer - seiner Anbetung.
Abels Opfer war Gott wohlgefällig, denn
es entsprach dem Opfer des Herrn Jesus: ein Lamm wurde blutend
getötet, der stellvertretende Opfertod, die Erlösung
aus Gnade, ist darin angedeutet. Kains Opfer hingegen betont seine
eigene Leistung: die unter "Schweiß" (vgl. 1Mo
3,19) erarbeitete Frucht des Erdbodens. Anbetung darf nicht auf
eigenen Leistungen beruhen (z.B. Selbstkasteiung, "schau,
das tue ICH für Gott ...")
Außerdem wissen wir aus Hebräer 11,4,
dass Abel sein Opfer im "Glauben" darbrachte. Glaube
erfordert eine Offenbarung von Gott, ein Wort Gottes. Abel muss
also eine göttliche Anweisung oder Überlieferung (evtl.
von Adam) gehabt haben. Wenn er sich das Opfer ausgedacht hätte,
wäre es nicht aus Glauben, sondern aus Eigensinn. Kain handelte
offenbar nicht nach einer solchen Vorgabe von Gottes Wort. Anbetung
darf nicht auf selbst ausgedachten Ideen beruhen. Beispiel: Choreografischer
Tanz als Anbetung, obwohl die Bibel dies nicht lehrt.
Was bleibt dann übrig? Anbetung ist, Gott
von dem zurückzugeben, was er uns gegeben hat - in Dankbarkeit
und Ehrerweisung. Alles was wir sind und haben, haben wir IHM
zu verdanken.
b) Saul
Sauls Hauptsünde war ein zweimaliges Versagen in Bezug auf
Anbetung: 1. Samuel 13 und 15.
Saul opfert in 1. Samuel 13,8ff unerlaubterweise
selbst, aus fleischlicher Ungeduld, nicht im Vertrauen auf Gott,
sondern im Vertrauen auf die vermutete Nützlichkeit seines
eigenen Handelns (1. Samuel 15,11). Anwendung auf heute: "Wenn
wir diesen Stil von Anbetung einführen, werden viele junge
Leute in die Gemeinde kommen ..."
Saul durfte gar nicht opfern, weil er kein Priester war. Er maßt
sich etwas an, was Gott ihm nicht gegeben hat. Vgl. Ussija in
2. Chronik 26,16. Anwendung auf heute: Menschliche "Anbetungsleiter",
unbekehrte "Worship-Konzertbesucher", leichtfertiger,
respektloser Umgang mit Anbetung.
In 1. Samuel 15 unterlässt Saul es, das
erbeutete Vieh der Amalekiter zu töten und somit den Bann
zu vollstrecken. Seine Ausrede: Die "besten" Tiere wurden
"verschont, um sie dem Herrn zu opfern". Aber in den
Augen Gottes waren es nicht die "besten", sondern heidnische
Tiere. Er wollte zu seinem eigenen Genuss die gebannten, verbotenen
Dinge der Welt und schob in heuchlerischer Weise als Ausrede obendrein
noch "Anbetung" als Ausrede vor. Anwendung: Nach menschlichen
Maßstäben künstlerisch "wertvolles",
was aber vom Feind stammt, ist nicht zur Anbetung geeignet, sondern
muss von uns "gebannt" werden, z.B. weltförmige
Musik. Viele Christen wollen Rockmusik im Gottesdienst "genießen"
und schieben heuchlerisch als Grund vor, dies diene der Anbetung.
In 1. Samuel 15 sehen wir, dass falsche Anbetung,
falsche Ambitionen der Anbetung, immer zu Götzendienst werden.
Samuel antwortet Saul: "Eigenwille ist wie Abgötterei
und Götzendienst" (Vers 23). Wenn wir aus den Erdichtungen
unseres eigenen Herzens heraus anbeten und aus der Lust unserer
fleischlichen Herzen, beten wir Götzen und uns selbst an.
Das sehen wir auch in Römer 1,18ff: Der Mensch, der Gott
nicht in seiner Offenbarung erkennt, verfällt in Torheit
und betetet nicht den wahren Gott an, sondern Menschen, Geschöpfe,
bis hin zu Mistkäfern. Auch der so genannte "Passionsfilm"
ist ein Beispiel für solchen Götzendienst: Die Filmemacher
haben sich in ihrem Herzen etwas erdichtet und einen sündigen
Menschen als Repräsentant des Sohnes Gottes kostümiert
- wie weit entfernt ist das von der wahren Anbetung!
c) Jerobeam
Jerobeam führte in 1. Könige 12,26ff einen falschen
Gottesdienst (Götzendienst) ein, als Alternative zum wahren
Anbetungsort Jerusalem. Durch die Reichsteilung war Jerobeams
Volk von Jerusalem getrennt. So stellte er Kälber im Norden
und Süden seines Landes auf und verfiel infolge dessen in
immer schlimmere Götzendienst-Ausartungen: Höhenheiligtümer,
falsche Priester, falsche Feste, Anmaßender Eigenwille usw.
Wenn man nicht am richtigen, von Gott verordneten "Ort"
anbetet, werden unbiblische, falsche Alternativen geschaffen.
Der richtige Ort ist dem NT zufolge "im Geist", d.h.
im Glauben an den Herrn Jesus, auf Grundlage des Wortes Gottes,
in lebendiger, erlöster Beziehung zu Gott. Alles andere sind
abgöttische Übungen.
Es ist tragisch, dass die Kirchen weitgehend getrennt vom wahren
Ort der Anbetung sind - weil sie sich vom wahren Evangelium verabschiedet
haben - und daher ihre eigenen "Anbetungskälber"
aufstellen müssen.
d) Weitere Beispiele und Hinweise aus dem AT:
- Nadab und Abihu, die Priestersöhne, brachten "fremdes
Feuer" dar und wurden mit sofortigem Tod bestraft (3Mo 10,1)
- das goldene Kalb am Sinai sollte ein Anlass für "ein
Fest für den Herrn" sein (2Mo 32,5)
- das Volk opferte dem Herrn oft auf den Höhen (1Kö
12,32; 22,44; 2Kö 12,3; 14,4; 15,4; 15,35; 16,4; 23,9 etc.
)
- In Amos 5,21-23 sagt Gott zum Volk: "Ich hasse, ich verschmähe
eure Feste ... Tue den Lärm deiner Lieder von mir hinweg"
- Maleachi (1,6-14) brandmarkt die unpassende Anbetung.
- Viele Vorschrift waren zu beobachten, daher konnte sehr viel
falsch gemacht werden
Kain:
1.
Mose 4,3ff
|
Anbetung
mit eigener Leistung
|
Kain:
Hebräer 11,4
|
Anbetung
nicht aus Glauben
|
Saul:
1. Samuel 13,5ff
(vgl. Ussija 2Chr 26,16)
|
Anbetung
aus Pragmatismus
Anbetung aus Anmaßung
|
Saul:
1. Samuel 15,15
|
Anbetung
mit dem Gebannten der Welt
Anbetung wird zu Götzendienst
|
Jerobeam:
1. Könige 12,26ff
|
Anbetung
am falschen Ort (nicht im Geist)
|
2.) Was ist wahre "Anbetung in Geist
und Wahrheit"?
2. Was ist "Anbetung in Geist und Wahrheit?"
"Beten im Geist" kommt mehrmals im NT vor: Joh 4,23-24;
Eph 6,18; Jud 1,20
a) Johannes 4 ist eine evangelistische Situation
Die Frau am Brunnen versuchte durch ihren Themenwechsel (Joh 4,20)
von ihrem sündigen Zustand abzulenken. Der Herr wendet dieses
evangelistisch auf sie an: Ihr fehlt sowohl Geist als auch Wahrheit.
Die Wahrheit, das Wort Gottes, war nicht den Samaritern, sondern
den Juden anvertraut. Aber der Geist fehlte beiden Volksangehörigen,
wenn sie nicht von neuem geboren waren. Alle mussten aus Geist
neu geboren werden (vgl. Kapitel 3 - Interessanterweise sprach
der Herr nicht mit dem Theologen Nikodemus über das Thema
Anbetung, sondern mit einer heidnischen Sünderin!).
"Im Geist" ist ungleich im Fleisch, kein natürlicher
Mensch kann etwas "im Geist" tun. Dazu muss man Gott
erkannt haben und geistlich auferstanden sein. Dies geschieht
durch das Wort vom Kreuz, durch das Evangelium, Gottes Kraft zum
Heil jedem Glaubenden. Wer glaubt, ist im Geist. Echter Glaube
bedeutet im Geist zu sein. Unser Glaube ist der Sieg, der die
Welt überwindet; Glaube, Wiedergeburt und "im Geist"
gehören im NT untrennbar zusammen. Glaube bedeutet hier natürlich
Glaube an den Herrn Jesus Christus, ein völliges Vertrauen
und existentielles Sich-Stützen auf Ihn. Glaube ist die Identifikation
mit dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus. Wenn wir
glaubend in Ihm und seinem Wort alles finden, können wir
wahre Anbeter sein.
Der Inhalt des Glaubens ist die "Wahrheit". Der Herr
Jesus selbst ist "die Wahrheit" und "Gottes Wort
ist die Wahrheit" (Joh 17,17). Wenn wir glaubend die Bibel
verinnerlichen und darin Gottes unbegreifliche Reichtümer
der Erlösung immer mehr erkennen und ergreifen, werden wir
Ihn dafür in Geist und Wahrheit anbeten - Ihm danken und
loben für seine Erlösung (vgl. Offb 5,9-14).
b.) Neutestamentliche Lektion aus dem AT
In Vers 24 wiederholt der Herr seine Aussage
von der Anbetung "in Geist und Wahrheit" und begründet
dies mit "Gott ist Geist" - "Geist" ist also
eine Eigenschaft Gottes.
Anbetung muss also den Eigenschaften Gottes entsprechen - so wie
Gott selbst ist, so muss auch die Anbetung sein: Heilig, wahrhaftig,
sanftmütig usw.
"Geist" meint hier aber besonders die Eigenschaft der
Unsichtbarkeit und damit Unvergänglichkeit (vgl. 2Kor 4,18;
1Tim 1,17). Somit steht "Anbetung im Geist" im Gegensatz
zur sichtbaren (Tempel, Opfer usw.), ortsgebundenen (Jerusalem)
Anbetung im AT bzw. Judentum zur Zeit Jesu.
"Geist" bezieht sich also auch auf eine völlig
neue Ordnung des Gottesdienstes. Der Hebräerbrief macht deutlich,
dass das alte jüdische System mit dem Kommen Jesu erfüllt,
überholt und hinfällig geworden ist. Gleichzeitig erklärt
der Hebräerbrief, dass das alttestamentliche, sichtbare Gottesdienstsystem
ein "Abbild und Schatten" (Hebr 8,5) der geistlichen,
himmlischen Anbetung war. Wir Christen sollen also das AT-System
nicht einfach verwerfen und vergessen, sondern die geistlichen
Lektionen daraus lernen. Aus der alttestamentlichen Anbetung der
Stiftshütte bzw. des Tempels lernen wir z.B.:
Ein Absondern zu
Gott hin ist erforderlich, ein Herannahen zu Gott in Ehrfurcht
und Vollkommenheit (Hebr 7,25; 10,1; Jak 4,8). Trennung bzw. Absonderung
von der Welt zu Gott hin ist nötig. Die Stiftshütte
war umgeben von einem hohen Zaun aus weißen Leinen, der
die Heiligkeit dieses Ortes ausdrückte. Nur Israeliten durften
durch die Pforte hinein, und zwar nur mit einem Opfer (siehe unten).
Ins Heiligtums selbst durften nur Priester, und zwar nur zum Dienst,
und ins innere Heiligtum, ins Zentrum der Gegenwart Gottes, nur
der Hohepriester einmal jährlich, und zwar nur mit Opferblut.
Verstöße gegen diese Trennungs- und Absonderungsprinzipien
hätten Schändung des Heiligtums bedeutet.
Opfer und Blut sind
erforderlich. Die ganze Anbetung drehte sich um die verschiedenen
Opfer, vor allem um Brand- und Sündopfer. Diese Opfertiere
waren Vorbilder auf Jesus Christus, der sich am Kreuz als das
wahre Opfer darbrachte. Mit diesem Opfer hat er Sünden stellvertretend
bezahlt, die Erlösung erworben und Gott verherrlicht. So
wie man im AT nur mit einem Opfertier zur Anbetung kommen konnte,
so kann heute nur der anbeten, der sich mit dem Gekreuzigten identifiziert,
der durch Jesu vergossenes Blut von Sünde erlöst ist
und der Christus dafür Dank und Anbetung bringt.
Eine Priesterschaft
ist erforderlich. Im AT durften nur die Priester den eigentlichen
Gottesdienst durchführen, d.h. die Opfer schlachten, das
Blut versprengen und die Geräte im Heiligtum bedienen. Nach
dem Neuen Testamen ist jeder wahre Christ ein Priester und hat
Zugang zu Gott, um ihm zu dienen und ihn anzubeten. Aber ein Christ
ist um nichts weniger Priester und die geistlichen Priester-Kennzeichen
gelten auch für ihn: Die unauflösliche Beziehung zum
Hohenpriester - damals Aaron, heute Jesus Christus - ist maßgeblich
notwendig, und praktische Heiligung ist die Voraussetzung für
diesen Priesterdienst der Anbetung (studiere dazu z.B. 2Mo 29
oder besser 2Mo 19 - 3Mo).
Mit der Wiedergeburt vollziehen sich diese drei
oben genannten Punkte am Gläubigen: Er wird durch den Glauben
(1) für Gott abgesondert von der Welt, (2) durch den Glauben
wird das Opfer Jesu auf ihn angewendet und an ihm wirksam, und
(3) durch die Salbung des Wortes Gottes wird er zu einem "Priester"
gesalbt. So ist er befähigt zum "Wandel im Geist",
zur Nachfolge Jesu, zu wahrer Anbetung und kann "neutestamentliche
Opfer" bringen:
Der eigene Leib (Röm 12,1)
Opfer des Lobes (Hebr 13,15)
Opfer des Wohltuns und Mitteilens (Hebr 13,16)
Materielle, finanzielle Opfer (Phil 4,18)
Frucht der Evangelisation (Röm 15,16)
|
|