Mein kleiner Sonnenschein

(Erstveröffentlichung am 02. Dezember 2010)

Ich stieß vor kurzem auf einen Song, den ich einst für eine Frau schrieb. Das Lied heißt „My little sunshine“, weil ich sie „mein kleiner Sonnenschein“ nannte.

Dieser kleine Sonnenschein fing bei meinem damaligen Arbeitgeber neu an und kam zu uns alten Hasen ins Büro. Ich wusste vorher schon ein paar Fakten über sie wie Name, Alter und Familienstand. Sie war ein bisschen jünger als ich und hatte einen Freund. Er war damals beim Bund und nur am Wochenende da. Von daher hab ich mich einfach auf eine neue Kollegin gefreut und nicht auf eine potenzielle Freundin. Ich fand sie sehr nett. Mehr war da auch nicht, denn ich wusste um ihren Freund.

Bei gelegentlichen Raucherpausen haben wir uns dann etwas ausgetauscht und uns gleich sehr gut verstanden. Wir gingen dann im klassischen Feierabendtrubel öfter was trinken, mal mit Kollegen, mal nur zu zweit. Meine Gefühle wurden immer stärker und ich vermutete, dass es ihr genauso ging. Aber ich wollte kein Risiko eingehen, denn erstens bin ich ein Weltmeister in Fehleinschätzungen was die Zeichen von Frauen angeht und zweitens hatte sie ja einen Freund und schien glücklich zu sein.

Irgendwann sagte sie mir, dass sie sehr froh sei, dass ich da wäre. Sie fühle sich so wohl bei mir wie schon lange nicht mehr. Wir schickten uns abends SMSen wie schön der Tag doch wieder gewesen sei und wie wir die Nähe des anderen doch genössen.

Eines abends, als ich sie nach Hause brachte, haben wir uns zum Abschied umarmt. Nicht wie sonst kurz in den Arm genommen und ein schnelles Küsschen auf die Wange. Dieses mal haben wir uns eine gefühlte Ewigkeit lang umarmt, fest, immer fester. Alles was fehlte, war ein Kuss. Dann wäre der Abend perfekt gewesen. Als ich zuhause war, schrieb ich ihr eine SMS, dass ich sie vorhin gern geküsst hätte. Sie antwortete gleich darauf, dass auch sie mich am liebsten geküsst hätte. Ich war ohnmächtig vor Glück!

Dieses berühmte Knistern lag ständig in der Luft. Wir machten uns gegenseitig Komplimente, schickten uns Liebesbotschaften. Und eines abends war es dann endlich soweit.

Ich nahm sie zu einem spontanen Ausflug mit. Auf der Hin- und Rückfahrt hielten wir Händchen wie zwei verliebte Teenager. Vor ihrem Haus saßen wir dann noch eine Weile da und dann haben wir uns endlich geküsst. Es war wie ein Silvesterfeuerwerk! Den Rest der Welt vergessend, gaben wir uns unserer nie enden wollenden Leidenschaft hin. Nein, den einfachen Rückbank-Quickie haben wir nicht gemacht. Es sollte keine billige Nummer wie mit einer Diskobekanntschaft sein. Es war mehr, es war viel mehr als das. Und es dauerte Stunden. Aber was ist schon Zeit, wenn man sich so liebt.

Wir trafen uns immer wieder, mal um einen Film anzuschauen und auch, um einfach aneinander gekuschelt da zu liegen. Ohne irgendwelche Zwänge, wohlbehütet aber doch frei. Irgendwann kam es dann soweit, dass aus dem Kuscheln und Küssen mehr wurde.

Doch ihr schlechtes Gewissen ihrem Freund gegenüber kam immer stärker durch. Ich habe ihr offen und ehrlich gesagt, dass ich der Mann an ihrer Seite sein will, aber nur sie eine Entscheidung treffen kann. Sie schien hin und her gerissen zwischen ihrem Freund und mir.

Leider hatte sich diese so wunderschöne Romanze, die in keinem noch so schnulzigen Liebesroman oder –film auch nur annähernd hätte so wiedergegeben werden können, urplötzlich erledigt.

Irgendwie bekam ihr „Soldat“ Wind von unserer Zuneigung. Es gab einen heftigen Zoff zwischen den Beiden, sie haben sich versöhnt und ich war raus.

Ich habe versucht mir nichts anmerken zu lassen. Aber das fiel mir sehr schwer. Ich war mir so sicher, dass sie perfekt für mich gewesen wäre.

Sie hatte alles. Unglaubliche Augen, die mich anstrahlten, in denen ich versinken konnte. Der Blickkontakt mit ihr ging mir jedes Mal durch Mark und Bein. Sie verkörperte alle Eigenschaften, die ich mir von einer Frau wünschte. Ich fühlte mich wohl, glücklich, befreit, eine Rolle spielen zu müssen. Frei, mein Glück einfach genießen zu können. Sie verlieh mir ein Gefühl der Stärke, als sei ich unverwundbar und unsterblich. Diese tiefe Verbundenheit, das nie dagewesene Gefühl des Vertrauens. Wir konnten uns einfach alles sagen, wir fühlten oft gleich und in den unterschiedlichsten Situationen hatten wir exakt denselben Gedanken. Oft war es auch so, dass wir uns fast zeitlich eine SMS oder E-Mail schickten. Weil wir wieder zur gleichen Zeit aneinander dachten.

Es war einmalig. Einmalig schön. Perfekt. Aber vorbei.

Leider kenne ich keine Worte, die meine damaligen Emotionen auch nur annähernd beschreiben können.

Das Ganze ist schon eine Weile her. Aber als ich das Lied wieder entdeckte, kamen alle Erinnerungen hoch. Die Gefühle, die ich damals empfand. Das Glück.

So negativ wie dieser real gewordene Traum auch für mich ausging.

Es war eine Erfahrung. Ein positive Erfahrung. Vielleicht sogar die beste Erfahrung, die ich je machen durfte. Und dafür bin ich sehr dankbar!

Ich frage mich, ob ich irgendetwas hätte anders machen sollen, um sie doch zu erobern, oder ob ich von Anfang an keine echte Chance hatte. Ich wurde damals von Freunden gewarnt. Auch meine besten Freundin, die mir in solchen Dingen immer mit Rat und Tat zur Seite stand, hatte mich zuerst gewarnt. Meinte aber dann nach meinen Erzählungen: „Das passt wie Arsch auf Eimer!“

Ich hatte mich damals entgegen aller Warnungen entschieden, es trotzdem zu versuchen, weil mein kleiner Sonnenschein es einfach wert war. Sie war genau das, was ich wollte. Eine Frau, die mich von morgens bis abends glücklich machen konnte, einfach nur durch ein Lächeln. Ein Blick von ihr war mir mehr Wert als alles andere. Und diese kleinen, wunderbaren Augenblicke, die wir hatten, waren so unglaublich schön, so einzigartig, so intensiv, dass ich es damals einfach als größte Sünde empfand, diese auszulassen.

Also hab ich alles versucht, um sie für mich zu gewinnen.

Es hat leider nicht geklappt, aber die Magie, die sie mit ihrem Lächeln und ihrem Blick versprühte, ist unerreicht.

Was ist wohl aus ihr geworden? Ist sie immer noch mit ihrem Freund zusammen? Strahlt sie immer noch mit der Sonne um die Wette?

Warum eigentlich „mein kleiner Sonnenschein“? Ganz einfach, weil sie mein Leben erhellte. Sie war die Sonne, die eine Blume wieder blühen ließ, die Wärme verbreitete und mein Leben erhellte. Die Sonne, Spenderin von Leben und Lebensfreude.

Mein kleiner Sonnenschein, wo auch immer Du jetzt bist, ich hoffe Du bist glücklich und strahlst weiter.

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