Mesopotamien – Die Wiege der Zivilisation

Mesopotamien: griechisch, Bedeutung Zweistromland. Der Assyrische Begriff für Mesopotamien ist „Bethnahrin“.

Das Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris gilt als die Wiege der Zivilisation. Der Garten Eden soll sich dort befunden haben, ebenso die Geburtsstätte Abrahams.

Anfänge

Um das Jahr 10 000 v. Chr. geben die Menschen im Zweistromland das Nomadenleben auf, werden Bauern und fangen an, sich zu spezialisieren. Jeder kann seine Fähigkeiten gezielt einsetzen – zum Wohl der Gemeinschaft wie zu seinem eigenen Nutzen. Erfindungen und Errungenschaften bringen die Menschheit in dieser Zeit weit voran. Statt sich nur von der Jagd und von gesammelten Früchten zu ernähren, zähmen sie Büffel und Pferde und bestellen den Boden.

Erfindung – Das Rad

Erfindung - Das Rad

Erfindung - Das Rad

Etwa 3200 v. Chr. erfinden die Sumerer das Rad. Damit braucht man keine Schlitten mehr, um schwere Lasten mühsam zu bewegen. Als Töpferscheibe genutzt, lassen sich Tonwaren nun gleichmäßiger und schneller herstellen. In den Königsgräbern von Ur wurde die älteste bekannte Töpferscheibe der Welt gefunden.

Schrift und Sprache

Keilschrift

Die Keilschrift ist eins der ältesten bekannten Schriftsysteme der Welt

Vor dem 4. Jahrtausend verwendeten die Bewohner des Zweistromlandes so genannte Zählsteine für die Rechenaufgaben des Alltags.

Der sich ausweitende Handel führte im 3. Jahrtausend zur Entwicklung der Schrift. Mit Griffeln wurden die ersten Zeichen auf Tontafeln geritzt.

Der Schreiber wurde zu einer angesehenen Person in der Gesellschaft. Da viele Menschen nicht schreiben konnten, benötigten sie auch die Dienste der Schreiber für ihre Privatschreiben.

Zunächst bestand die Schrift aus Bildsymbolen, später wurde sie abstrakter.

Aramäische Inschrift

Aramäische Inschrift

Zuerst zog man auf der Tontafel senkrechte und waagerechte Linien und trug die Symbole in die entstandenden Kästchen.

Gelesen wurde von links nach rechts. Die Zeichen wurden jetzt in die weiche Tontafel eingedrückt. Die so genannte Keilschrift erreichte um 2700 v. Chr. ihre Vollendung.

Bei den Sumerern standen die einzelnen Zeichen für ganze Worte, die auch mehrere Bedeutungen haben konnten. Man kombinierte auch Zeichen, um z.B. Handlungen darzustellen. So wurde der Begriff “Essen” durch die Symbole “Mund” und “Brot” dargestellt.

Die Bilderschrift erlaubte es den Menschen, das Alltagsleben zu verwalten. Die Schrift wurde komplexer, Symbole konnten jetzt auch Laute bzw. ganze Sätze darstellen. Das war die Geburt der geschriebenen Literatur.

Syrische Schrift

Syrische Schrift

Die Keilschrift wurde über 2500 Jahre in Mesopotamien angewandt, auch in Syrien und bei den Hethitern.

Vor dem 2. Jahrtausend herrschte im Zweistromland keine Sprache vor. Es wurde gleichberechtigt das Sumerische und das Akkadische gesprochen.

Mit der Einwanderung der Amurriter wurde im Süden Mesopotamiens hauptsächlich Akkadisch gesprochen.

Die sumerische Sprache blieb aber bis zur Zeitenwende die Sprache der Gebildeten, ähnlich wie es Latein im Mittelalter war.

Obwohl immer wieder neue Völker einwanderten, blieb die akkadische Sprache die Umgangsprache.

Mit den Aramäern erschien die Silbenschrift, die von den Phöniziern übernommen wurde. Hier wurden nur die Konsonanten geschrieben, die Vokale fehlten. Geschrieben wurde jetzt auf Papyrus und Pergament.

Das Leben in Mesopotamien

Leben in Mesopotamien

Ein Bildnis, das das Leben in Mesopotamien darstellt

Aus spärlichen archäologischen Überresten und vielfältigen Hinweisen in der Keilschriftliteratur kann man sich ganz gut einen Einblick in die Lebenssituation der Menschen im Alten Orient verschaffen. Wir wissen beispielsweise, dass im 3. Jahrtausend v. Chr. Männer und Frauen, die miteinander verheiratet waren, in verschiedenen Tempeln oder gar Regionen ihrer Arbeit nachgingen und trotzdem irgendwie die Gelegenheit fanden, zusammen Kinder zu bekommen. Normalerweise lebte jedoch eine Familie unter einem Dach.

 

 

Die Familie

Die Familie

Die Familie

Aus zahlreichen Hauskaufurkunden und Erbteilungen des 2. Jahrtausends v. Chr. sind wir gut darüber unterrichtet, dass eine Familie aus mehreren Kernfamilien bestand. Die Frau zog bei ihrer Verheiratung in das Haus des Mannes. Sie fand dort Schwiegereltern und Brüder des Mannes vor. Ihre eigenen Söhne blieben im Haushalt wohnen, wenn sich das einrichten liess. Verheirateten genügte oft ein einzelnes Zimmer, ebenso dem Ehepaar mit mehreren Kindern.Kinder zu bekommen wurde als grosser Segen angesehen. Ohne sonstige Altersabsicherung war man der Armut preisgegeben, wenn man keine Söhne hatte, die einen unterhalten konnten. Ausserdem konnte nur ein Sohn den Verstorbenen, und damit auch den Eltern, die angemessenen Totenopfer spenden. Ohne diese war das Los in der Unterwelt unerträglich: man war dann gezwungen, Staub zu essen und Brackwasser zu trinken.

Die Häuser im Alten Orient erbaute man, wie noch heute, aus ungebrannten, luftgetrockneten Lehmziegeln. Die Dächer waren flach und mit Pech gegen den Regen bestrichen.

Nur Paläste sind besser gebaut worden. Aus Ausgrabungen haben wir deshalb oft nur noch die Hausgrundrisse überliefert. Die anstehenden Wände sind häufig nur wenige Ziegellagen hoch erhalten. Man kann aus ihnen sehen, dass es palastartige Häuser gab mit einer Reihe von Zimmerfluchten, aber auch ganz bescheidene einräumige Gebäude. Keilschrifturkunden ergänzen das Bild. So weiss man, dass das Dach ein wichtiger Bestandteil des Hauses war, denn es konnte zum Schlafen oder Trocknen von Früchten benutzt werden.

Die Küche befand sich meist in dem offenen Hof, wodurch der Rauchabzug gewährleistet war. Gepflasterte Zimmer mit Wasserabfluss werden von den Archäologen gern als Badezimmer angesprochen. Für die Entwässerung sorgten Tonröhren, die ineinander gesteckt werden konnten.

In einem Haus lebten mehrere Generationen zusammen. Eine Grossfamilie bestand aus dem Familienoberhaupt mit allen seinen verheirateten und unverheirateten Kindern, den Enkeln und den Haussklaven.

Die Kleidung

Die Kleidung

Die Kleidung

Was trug man als normaler Sumerer, Babylonier oder Assyrer? Welche Stoffe und Farben waren bevorzugt?

Im 3. Jahrtausend v. Chr. gab es nur weisse, schwarze, gelbe und rote Wolle und Stoffe. Rote Wolle war sicherlich gefärbt und sehr kostbar. Sie war Königen und Göttern vorbehalten. Einmal ist auch ein lapislazuliblaues, d.h. dunkelblaues, Kleidungsstück bezeugt. Der von den Beterstatuetten her wohlbekannte Zottenrock war sicherlich die Nachbildung eines Schaffelles und wurde beim Dienst an den Göttern getragen.

 

 

Die Nahrung – Täglich Freibier?

Die Nahrung

Die Nahrung - Täglich Freibier?

Bier gehörte zu den Grundnahrungsmitteln. Schon im 3. Jahrtausend v. Chr. gibt es zahlreiche Verwaltungsurkunden, die die Lieferung von Gerste, Emmer und Gerstenmalz an die Bierbrauer festhielten. Die Gerste wurde vermälzt, der Emmer nur entspelzt.
Je nach dem Anteil dieser beiden Getreidesorten stellte der Bierbrauer Emmerbier oder Gerstenbier her.

Als Vorstufe des Bieres stellte man stark eingedickte, sehr zuckerhaltige Malzextrakte her. Der starke Zuckergehalt machte sie haltbar. Dieser „Bierhonig“ fand in der Küche als Süssungsmittel Verwertung.

Bier trank man in Schenken, wie beispielsweise aus folgendem altbabylonischen Brief (um 1700 v. Chr.) hervorgeht:

„Zu Ibni-Schamasch, Sin-iddinam, dem Handelsamt von Sippar und den Richtern von Sippar sprich! Folgendes sagt Abi-eschuch (1711-1684 v. Chr. König von Babylon, ein Enkel des berühmten Hammurabi): Botschafter und Wagen der Kassiten werden aus Babylon nach Sippar-Jachrurum gehen. Am 24. VII. werden sie bei Euch eintreffen. Sobald Ihr diesen meinen Brief seht, nehmt 300 Krüge Mischbier in den Schenken von Sippar-Amnanu, so dass sie zur Verfügung stehen. Wenn man Euch schreibt, schickt die Bierkrüge nach Sippar-Jachrurum. Was ferner die Lieferung von Gerste an die Schwankwirte betrifft, worüber Ihr mir geschrieben hattet, so ist soeben dazu Befehl erteilt worden. Man wird die Gerste in Sppar an die Schankwirte ausliefern.“

 

Quelle: Altbabylonische Briefe Bd. 2, Nr. 67