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Typhoon - Wie entsteht eine Achterbahn: Aufbau im Bobbejaanland

Links: Der Montageplatz im Überblick: Das Aufbauteam startete mit der Station, dann folgte die erste Helix und man arbeitete sich sukzessive zur gegenüberliegenden Seite vor

Ein gut geführter Lagerplatz ist die Grundlage für eine zügige Abwicklung der Montage

Die Aufgabe war klar definiert: Binnen vier Wochen sollte auf dem Betonfundament im Bobbejaanland die Achterbahn Typhoon aufgestellt werden, Verkabelung, Inbetriebnahme und Abnahme durch den DNV inklusive. Die vorausgegangenen Justierarbeiten, Testfahrten und die TÜV-Abnahmeim Werk sollten diesen engen Zeitplan möglich machen. Anfang März 2004 startete das Aufbauteam von Gerstlauer im Bobbejaanland mit den umfangreichen Arbeiten.

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"Jeder Aufbau einer Achterbahn ist ein logistisches Meisterstück", sagt Erwin Haider. 280 Tonnen Gesamtgewicht werden für Typhoon nach Belgien transportiert. Auf dem Transportweg zwischen Münsterhausen und Lichtaart erhalten die Schienen und Stützen in einer Lackiererei in Belgien ihren finalen Farbanstrich. "Die Herausforderung im Bobbejaanland lag vor allem an den engen Platzverhältnissen um das Betonfundament", erläutert Erwin Haider die Situation. An der Nordseite der Achterbahn blockierte alleine der mobile Kran sämtliche Zufahrtsmöglichkeiten. Daher wurden die angelieferten Schienen- und Stützenelemente auf einem angrenzenden Parkplatz abgeladen, zwischengelagert und je nach Bedarf mit einem Sattelschlepper oder Stapler zum Bauort gebracht.

Für den Nachschub sorgte das Spezialistenteam der Firma RCS, welche mit einem eigenen Kran die Transporte ablud und just in time die Stahlelemente dem Aufbauteam von Gerstlauer direkt an der Achterbahn übergab. In diesem Transportkarussell entpuppte sich die Lackiererei in Belgien als regelrechter Flaschenhals: Trotz minutiös ausgearbeiteten Auslieferungsplänen wurden beispielsweise die falschen Elemente geliefert, sodass zwar die Schienen für den abschließenden Bauabschnitt bereits vor Ort waren, das Aufbauteam aber durchaus Stunden, wenn nicht Tage, an einigen Teilabschnitten der Achterbahn auf die nächsten Teile warten und notgedrungen pausieren musste. "Just in time Installationen sind immer eine besondere Herausforderung," resümiert Erwin Haider. Hatte man anfangs ein kleines Team auf der Baustelle, wurde in den letzten Montagetagen aufgestockt. Pünktlichkeit ist im Vergnügungsgewerbe eine entscheidende Erfolgskomponente.

Millimeterarbeit bei der Montage der Schienen

Der Ablauf des Aufbaus war durch die aus mehreren Ebenen bestehende Struktur der Bahn nebst der relevanten Systemschienen vorgegeben: Erst wurde der Stationsbereich fertiggestellt, um mit dem elektrischen Anschluss der Reibradmotoren beginnen zu können, dann folgten die Schlussbremse und die Helix am Fuße der Station. Anschließend arbeitete sich das Gerstlauer Team in Richtung der beiden Blockbremsen am gegenüberliegenden Ende der Anlage vor und komplettierte den Liftturm nebst Vertikallooping.

Die Montagearbeit lässt sich dabei prinzipiell in drei voneinander getrennte Abschnitte gliedern, die parallel zueinander ablaufen können: Erst wird die Sohle gelegt, dann die Stützen und Schienen stückweise miteinander verschraubt und schließlich folgt das Finish der Schienenstöße nebst dem Anschluss und Testen der mechanischen und elektrischen Komponenten.

Der Montageabschnitt der Stützen und Schienen nahm rund drei Wochen in Anspruch: Durch die engen Platzverhältnisse wurden die einzelnen Komponenten auf einem Sattelschlepper vom Parkplatz zum Navigationsbereich des Krans gebracht. Die größeren Stützelemente wie zum Beispiel die A-Böcke (eine Kombination aus einer vertikalen und einer schrägen Stütze) werden untereinander am Boden verschraubt. Anschließend wird die einzelne Stütze oder der gesamte Stützenbock auf der Sohle montiert. Um die Lackierung nicht zu beschädigen, werden die Stahlemente mit Hölzern unterlegt. Trotzdem lassen sich kleine Schäden am Lack nicht gänzlich vermeiden. Das sogenannte "Touch Up Painting" am Ende der Installation behebt diese Lackschäden wieder.

Jedes Stahlteil ist nummeriert und üblicherweise mit der Fahrtrichtung gekennzeichnet. So lassen sich falsch platzierte Stützen vermeiden, denn die Flanschanschlüsse sind derart vorgefertigt, dass Schiene und Stütze nur in einer ganz bestimmten Ausrichtung zueinander gefügt werden können. Die Verbindungsstelle ist als Flansch mit zwei ebenen Flächen nebst einem miteinander korrespondierenden Bohrbild ausgelegt.

Links: Die Nordseite der Bahn war schwer zugänglich

Dabei müssen die Verbindungsflächen passgenau gefügt werden. Klaffende Lücken an den Flanschen würden sich negativ auf die Kraftübertragung auswirken. "Es kann schon einmal vorkommen, dass der im Raum auszurichtende Stützenkopf falsch im Werk geschweisst wurde," sagt Erwin Haider. Für derartige Eventualitäten ist man jedoch vorbereitet: Falsch geschweißte Stützenköpfe werden am Rohr getrennt, neu ausgerichtet und wieder festgeschweißt.

Nachdem die Stütze provisorisch auf der Sohle befestigt wurde, kann das 2-3 Tonnen schwere Zweigurtelement montiert werden. Dazu wird die Schiene mit Kettenzügen derart austariert, dass diese für den Einbau am Schienenstoß in luftiger Höhe korrekt ausgerichtet ist. Dieser wichtige, iterative Prozess findet am Boden statt und ist der Schlüsselvorgang für eine schnelle und einfache Installation der Schiene.

Anschließend wird die Schiene an die Position gehoben, wo sie mit Muskelkraft von den Arbeitern auf der fertigen Struktur und im Korb sowie von Zugseilen am Boden aus millimetergenau ausgerichtet wird. Die Schienenverbindungen, die sogenannten Schienenstöße, bestehen aus einem Lochbild nebst zwei in den beiden Schienenrohren eingebrachten Steckverbindungen, welche den Montagevorgang durch ihre Zentriereigenschaft erleichtern. Das eine Schienenrohr besitzt ein zylindrisches Steckerelement, während das Schienengegenstück eine Vertiefung aufweist. Nach Ausrichtung der am Kranhacken hängenden Schiene werden die Verbindungselemente miteinander gefügt. Dabei werden der glatte Übergang der Laufflächen geprüft und anschließend die bis zu 25 Zentimeter langen hochfesten Schrauben festgezogen. Jede Schiene weist dazu an den Stoßstellen eingeschweißte Büchsen auf, durch welche die Schrauben gesteckt und die Muttern mit hohen Drehmoment angezogen werden. Besonderes Augenmerk wird vor allem dem Übergang von Schienenrohr zu Schienenrohr gewidmet, entscheidet dieser schließlich über spätere Fahrqualitäten. Knicke oder ein Versatz sind beim Schienenstoß zu vermeiden. Zwar wurden die Schienenübergänge bei der Fertigung und dem Probeaufbau geschliffen, doch Montagetoleranzen erfordern durchaus geringfügige Nacharbeiten. Schleifmaschine und Flex gehören dabei zur Ausstattung der Arbeiter.

Arbeiten gegen die Uhr

Die aufwendige Liftmechanik will vor der Inbetriebnahme montiert, justiert und geschmiert werden

Schon beim Zusammenbau der Stahlteile begannen die Gerstlauer Mechaniker mit der Montage der Elektrokabel, Luftschläuche und dem Einschmieren der mechanischen Verschleißteile. Die Bremssegmente waren vom Werk aus komplett vormontiert, sodass die Montage vor Ort entfallen konnte. War anfangs nur ein vierköpfiges Team im Einsatz, wurde dieses über die nächsten vier Wochen verdoppelt, sodass die Bahn zum anvisierten Eröffnungstermin Anfang April betriebsbereit hätte sein können. "Nur der Treppenabschnitt zur Bremse oberhalb des Stationsdaches fehlte noch", sagt Erwin Haider von der Firma Gerstlauer. "Aufgrund des noch nicht installierten Stationsdaches musste dessen Montage noch warten." Lieferung und Aufbau "Just in time" und doch keine pünktliche Eröffnung. Das vom Bobbejaanland zu komplettierende Stationsdach ließ etwas auf sich warten. Daher präsentierte sich der Einstiegsbereich bei der Publikumnspremiere am 10. April 2006 eher provisorisch..

Für das Bobbejaanland lag die Eröffnung trotzdem noch vollkommen im Zeitplan, konnte Typhoon doch weit vor der Hauptsaison in Betrieb genommen werden. Seitdem beeindruckt die Loopigbahn Parkgäste und die konkurrierenden Mitbewerber, welche sich einen kleinen Abstecher nach Lichtaart nicht entgehen ließen.

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