Den Anfängen wehren!

 

Vorbeugende Maßnahmen am Beginn

 

Mobbing ist ein Phänomen der ständigen Grenzüberschreitung.

Wichtig ist es daher, rechtzeitig Grenzen setzen - im Vorfeld oder im Akutfall, so ich es noch nicht getan habe.

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten der Grenzüberschreitung.

Im Fall verbaler Grenzüberschreitung durch Beschimpfen, unnötiges Kritisieren etc. ist es wichtig, verbale übergriffe gleich zu stoppen - ich möchte nicht, dass zwischen uns so ein Ton herrscht, es verletzt mich wenn sie so schreien, ich glaube nicht, dass sich durch ihren Tonfall etwas an unserem Problem ändert, etc.

In den wenigsten Fällen ist ein übergehen oder Hinunterschlucken, so die Vorfälle schon länger dauern, zweckmäßig, vielmehr ist der Betreffende gleich zur Rede zu stellen.

Ein Nichtwehren oder Ignorieren wird häufig als Schwäche gedeutet und kann Kollegen/ Vorgesetzte nur zu weiteren Grenzüberschreitungen herausfordern. Mobber sind oft eher feige Menschen, die erst an der vermeintlichen Schwäche des anderen an Stärke gewinnen. Wehre ich mich nicht, fordere ich den Gegner geradezu heraus, da die Angriffe risikolos sind und ohne negative Konsequenzen bleiben.

Je mehr sich der Betroffene zurückzieht, je weniger er sich wehrt, umso härter werden die Attacken, desto mehr Grenzüberschreitungen passieren.

Zusätzlich läuft der Gemobbte Gefahr, in den Ruf eines Feiglings, Schwächlings oder Duckmäusers zu kommen, oder noch schlimmer - es entsteht der Eindruck, die Vorwürfe gegen ihn seien gerechtfertigt, sonst würde er doch Stellung beziehen oder sich wehren. Die Folge - Kollegen die zum Mitläufertum neigen, aus Bequemlichkeit, aus Angst vor der Mehrheit, aus unreflektierten Vorurteilen gegenüber dem Betroffenen, fällt es leichter sich dem Mobbing anzuschließen, es in ihren Augen zu rechtfertigen mit dem Argument, dass an den Anwürfen ja wohl etwas dran sein müsse, wenn der Betroffene dieses Verhalten zeigt. Und - es erfordert auch keinen Mut, da Gegenwehr und somit Konsequenzen nicht zu befürchten sind.

Eine andere Falle besteht darin, sich ständig neue Arbeiten aufbürden zu lassen. Aus falsch verstandener Kollegialität, in der Hoffnung an den Beziehungen etwas zu verbessern, aus falschem Pflichtgefühl.

Wenn ich Dinge einmal übernommen habe, ist es im Fall der überlastung sehr schwierig sie wieder loszuwerden.

Im mobbingpositiven Klima führt übernehmen von Arbeit häufig dazu, noch mehr aufgebürdet zu bekommen, nach dem Motto " der Kollege wirds schon machen" (gedacht wird - er hat sich ja noch nicht beschwert oder er traut sich ohnehin nicht nein zu sagen).

Zusätzliche Arbeiten zu übernehmen nur um wieder ein besseres Klima herzustellen, führt ohne begleitende Maßnahmen nur zum hemmungslosen Ausnützen des Betroffenen, ohne dass sich sein sozialer Status verändert. Im Gegenteil, es kann seinem Image noch zusätzlichen Schaden bringen - Weichei, Feigling, Schleimer, etc.

Wird es eines Tages dann allerdings wirklich zuviel, sodass nur noch ein Zurücklegen oder Zurückweisen von Aufgaben vor dem Zusammenbruch retten kann, verweigert er die Annahme oder beklagt sich, wird dies sofort als Waffe gegen ihn verwendet. Argumente finden sich dann wie faul, unkollegial, unfähig er ist, bis dahin dass der Vorgesetze Arbeitsverweigerung konstatiert, ein guter Ausgangspunkt um eine fristlose Kündigung zu erreichen.

Für Betroffene folgt daraus - übernehmen von Arbeiten von Kollegen nur wenn es unbedingt notwendig ist und wenn es im Rahmen der eigenen Möglichkeiten steht.

Keine Arbeiten aufhalsen lassen - hinterfragen warum man gerade derjenige ist, der die Arbeit übernehmen soll. Kollegen ansprechen, warum sie die Arbeit nicht selber erledigen können.

übernehmen von Arbeit nicht zur Selbstverständlichkeit werden lassen - der Dank bleibt mit Sicherheit aus.

Wenn der Chef Aufgabe um Aufgabe fordert, rechtzeitig Halt sagen. Rechtzeitig dokumentieren, dass man mit seiner eigentlichen Arbeitsaufgabe und eventuell bereits zusätzlich übernommenem ausgelastet ist. Dem Vorgesetzen klar und bestimmt vermitteln, dass keine zusätzlichen Erledigungen möglich und sinnvoll sind.

Mittels Zeitplan die Unmöglichkeit der fristgerechten Erledigung dokumentieren. Klarmachen dass, wenn zusätzliche Aufgaben erledigt werden sollen, andere Dinge auf der Strecke bleiben werden. Den Vorgesetzten nach Prioritäten fragen. Welche Bereiche sollen zuerst erledigt werden, welche haben noch Zeit. Diese Anordnungen unbedingt schriftlich geben lassen oder selber schriftlich festhalten (in strittigen Fällen auch unter Angabe eines Zeugen so vorhanden). Kommt es zu keiner schriftlichen Festlegung können später die nicht erledigten Aufgaben als Vorwand für Beschuldigungen herangezogen werden. Es wird bestritten, dass diese Anweisung gegeben wurde, etc. Der Vorgesetzte kann somit einen neuen schwarzen Punkt auf die Liste setzen.

Dem Vorgesetzten Vorschläge liefern, wie die Arbeit effizienter organisiert werden könnte,

Leerläufe aufdecken.

 

Das heißt auf alle Bereiche bezogen - sich nicht zum Mistkübel der Abteilung machen lassen. Rechtzeitig Grenzen ziehen um Grenzenlosigkeit zu vermeiden.

Jemand der im Ruf steht "stark" zu sein, Widerstand zu leisten, nicht alles hinzunehmen, ist zwar vor Mobbingattacken nicht grundsätzlich gefeit, wird aber weniger leicht zum Opfer werden, da er sich

1. nicht so leicht zum Opfer machen lässt

2. nicht wehrlos ist

3. der Angreifer mit Gegenwehr rechnen muss und die Angriffe daher nicht gefahrlos sind

 

Mobbingattacken gegen solche Personen finden dann eher nicht auf der Ebene der direkten Konfrontation, der direkten Grenzüberschreitung statt, sondern auf indirektem Weg. Der Mobber stellt sich nicht Auge in Auge mit seinem Kontrahenten (das erfordert ja auch eine Portion Mut, birgt das Risiko, dass es zum eigenen Nachteil ausgehen könnte), sondern wird häufig versuchen, dem Betroffenen hinterrücks Schaden zuzufügen. Etwa durch das Ausstreuen von Gerüchten (Spielsucht, Alkoholproblem, etc.), Verleumdungen (geht im Krankenstand spazieren) oder Anschwärzen beim Chef (hält seine Zeit nicht ein, arbeitet schlampig,...).

Er bedient sich also solcher Mittel, die der Betroffene nicht sofort sondern nur über Umwege, manchmal sogar sehr spät mitbekommt und auf die er daher auch nicht sofort reagieren kann. Dazu kommt noch, dass gerade in Konflikten, wo die Ursachen eigentlich nur von einer Seite gesehen werden, dem Betroffenen oft auch der Verursacher nicht explizit bekannt ist. Er merkt nur - da läuft etwas gegen mich, hat aber am Beginn vielleicht noch keine Idee wer dahinter stecken könnte.

 

 
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