Naturalismus
- Definition:
Versuchen einer möglichst genaue Darstellung der Wirklichkeit
- sog. "literarische Revolution"
- Literaturströmung der Moderne zwischen 1870 und 1900
- Anfänge in Frankreich (Vertreter: Brüder Edmont und Jules Gomcourt, Émile
Zola, Guy de Maupassant)
und Skandinavien(Henrik Ibsen, August Strindberg)
- Ideen des Naturalismus wurden in Zeitschriften verbreitet (z.B.
"Kritischen Waffengänge", "Die Gesellschaft")
Naturalismus in Deutschland:
- zur letzten Regierungszeit von Bismarck und des Regentschaftsbeginns Wilhelm
II.
- überragender Vertreter war Gerhart Hauptmann
- Voraussetzung für die Entwicklung des Naturalismus ist die verspätete
Industrialisierung
- dies führte zu vermehrten Klassengegensätze und politischen Konflikte
- Gesellschaftstheorie von Auguste Cometes
- Charles Darwin: Überleben eines Stärkeren
- Prägungsfaktoren des Menschen wurden Erbe (Rasse), Umwelt (Milieu) und
geschichtlicher Kontext bestimmt
- Merkmale des naturalistisches Dramas:
- Aufnahme neuer, bisher tabuisierter Themen
- ausführliche Regieanweisungen
- häufiges Vorkommen analytischer Dramen, da ein in der Vergangenheit
angelegtes
Verhängnis sich im Verlauf des Dramas entfaltet
- Hinwendung zur sozialen Umwelt(vor allem der ärmeren
Bevölkerungsschichten)
- die Darstellung sozialer Not äußert sich weniger als sozialpolitischer
Kampf mit parteipolitischer
Bindung, sondern eher als eine Art soziales Mitgefühl am
Beispiel gesellschaftlicher Außenseiter im Geflecht von Großstadt
(Anonymität, Entindividualisierung) oder moderner Technik.
- Charakter und Schicksal des Menschen werden durch das physische und
das psychische Erbgut determiniert gesehen
- Erzählweise:
* Sekundenstil (volle Deckungsgleichheit von Erzählzeit und
erzählter Zeit)
Die kleinsten Bewegungen, Geräusche und optischen Eindrücke
werden sekundenweise registriert
* naturalistische Darstellungsmittel:
Räumlichkeit, Körperlichkeit, Stofflichkeit, zeichnerische
Richtigkeit, anatomische
Richtigkeit, farbliche Richtigkeit
wichtigste Vertreter:
Arno Holz, Johannes Schlaf, Gerhard Hauptmann, Karl Bleibtreu, Helene Böhlau,
Max Halbe,
Georg Hirschfeld, Otto Erich Hartleben, Hermann Sudermann, Detlev von
Liliencron
Noras Rolle in Bezug auf Helmer:
- Demonstrations -und Prestigeobjekt
"ist sie nicht reizend"
"die Hauptsache ist, sie hat stürmischen Beifall"
- Besitz:
"mein teuerstes Gut"
"du willst nicht- bin ich nicht dein Mann?"
- Kontrollobjekt:
"nicht eine Minute länger"
"so war es verabredet"
- erotisches Objekt:
"verführerisch"
"meine heimliche Geliebte"
"zarte, jugendliche Schultern"
"erbebende junge Schönheit"
"da kochte mein Blut"
Quellen:
Henrik Ibsen – Nora oder ein Puppenheim (Lektüre)
Katharina Pletsch