Dermatologie

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Textur gesunder menschlicher Haut

Die Dermatologie (von altgriechisch δέρμα dérma, deutsch ‚Haut‘,[1] und „-logie“, von λόγος) ist ein Teilgebiet der Medizin, das sich mit dem Aufbau und den Funktionen der Haut sowie der Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen der Haut befasst. Ein Mediziner, der sich mit Hauterkrankungen befasst, ist ein Dermatologe.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Melanom.

Dermatologische Kenntnisse sind bei den Sumerern 2000 v. Chr. vorhanden gewesen. Schriftliche Zeugnisse der antiken Hautheilkunde liefern Texte der Babylonier, Assyrer, Ägypter sowie biblische Texte.[2] Im 14. Jahrhundert befasste sich der byzantinischen Mediziner Johannes Aktuarios mit dermatologischen Themen.[3]

Fortschritte bei Erforschung der Hautkrankheiten im 19. Jahrhundert beruhen insbesondere auf der als Zellularpathologie bezeichneten Lehre Rudolf Virchows.[4]

Spezialgebiete der modernen Dermatologie, die 1777 erstmals im Werk De morbis cutaneis des Pariser Arztes Anne Charles Lorry (1726–1783) umfangreich und präzise dargestellt wurde[5] und als deren Begründer der Engländer Robert Willan (1757–1812) und der Österreicher Joseph Jakob Plenck (1735–1807) gelten, umfassen unter anderem Hauttumore (Dermatoonkologie), insbesondere das maligne Melanom, Basalzellkarzinom sowie das Spinozelluläre Karzinom, Erkrankungen der Übergangsschleimhäute und Hautanhangsgebilde (z. B. Trichologie), die Dermatoallergologie, die Dermatochirurgie, Andrologie, physikalische Therapien wie Ultraviolett-Bestrahlung z. B. PUVA, Photodynamische Therapie und Lasertherapie, die Dermatohistologie, die Phlebologie, Venerologie, Proktologie, Psychosomatische Dermatologie[6] und die kosmetische Dermatotherapie.

Durch Ferdinand Hebra wurde 1845 die pathologisch-anatomische Erfassung der Dermatologie begründet.[7]

Das erste amerikanische Lehrbuch der Dermatologie (Practical treatise on diseases of the skin) verfasste Louis Adolphe Duhring aus Philadelphia 1877.[8]

Mit der Venerologie, mit deren Geschichte sich zum Beispiel Ende des 19. Jahrhunderts der Wiener Chirurg Johann Karl Proksch[9] beschäftigte, deckt die Dermatologie bzw. Dermatovenerologie auch die sexuell übertragbaren Krankheiten ab inklusive der eigentlichen Geschlechtskrankheiten (Venerea) und befasst sich somit mit Haut- und Geschlechtskrankheiten. Im Jahr 1899 fand in Brüssel der erste Internationale Kongress zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten[10] statt.

Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde die dermatologische Therapie durch die Lichtbehandlung (etwa durch Joakim Nikolai Lindholm (1832–1907), Johan Christoffer Svendsen (1865–1899) und Niels Ryberg Finsen) grundlegend erweitert. Auch Röntgenstrahlen kamen zur Anwendung, erstmals durch Leopold Freund, des Weiteren durch Tage Sjögren (1859–1939) und Thor Steinbeck (1864–1914).[11]

Weiterbildungscurriculum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Weiterbildung zum Facharzt dauert 60 Monate. Das Weiterbildungscurriculum zum Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten umfasst nachfolgende Teilgebiete:[12]

Allgemeine Dermatologie, operative Chirurgie, Dermato-Onkologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stationäre Behandlung von Patienten auf dem Gebiet der allgemeinen Dermatologie, der operativen Chirurgie sowie der Dermato-Onkologie:

  • Bösartige Melanome der Haut
  • Nicht-Melanozytäre bösartige Hauttumoren
    • Mikrographisch, histologisch kontrollierte Exzision und plastische Defektrekonstruktion
  • Operative Dermatologie
    • Chirurgie gutartiger und bösartiger Hauttumoren
    • Oberflächenchirurgie (Dermabrasion, Shaving, Laser)
    • Feigwarzen (Condylomata acuminata)
    • Plastische und korrektive Chirurgie (z. B. Axillenabsaugung, Liposuktion)
    • Ulcuschirurgie
  • Dermatologische Phlebologie

Allgemeine Dermatologie, Allergologie, Autoimmundermatosen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stationäre Behandlung von Patienten aus allen Gebieten der allgemeinen Dermatologie, Allergologie sowie Autoimmundermatosen.

Untersuchungsverfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur optischen Untersuchung wird gelegentlich die Diaskopie mit Glasspatel zur Beurteilung extravasaler Infiltrate bei Entzündungen verwendet. Ein anderes optisches Verfahren, das häufig u. a. für Hautkrebsvorsorgeuntersuchungen eingesetzt wird, ist die Dermatoskopie bzw. Auflichtmikroskopie zur detaillierteren Untersuchung insbesondere oberflächlicher Neubildungen der Haut. Ein einfacher klinischer Test bei Verdacht auf Mastozytose, Urticaria factitia und Atopie ist die Prüfung des Dermographismus. Infolge etablierter serologischer Verfahren sind die Prüfung des Nikolski-Phänomens und der Tzanck-Test nur noch selten eingesetzte klinische Untersuchungsverfahren.

Anzahl der Hautärzte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 2010 gab es nach Angaben der Bundesärztekammer 5.314 Fachärzte für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Deutschland.

Facharztbezeichnung Ende 2007 Ende 2008 Ende 2010 Veränderung 2007→2010
Haut- und Geschlechtskrankheiten 5.114 5.180 5.314 + 3,9 %

Berufsvertretung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft e. V. (DDG) ist eine wissenschaftliche Fachgesellschaft für Dermatologie in Deutschland. Sie ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Die 1998 gegründete Deutsche Dermatologische Akademie (DDA) ermöglicht und überwacht die qualitätsgesicherte und effektive wissenschaftliche Weiterbildung der Hautärzte. Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD) ist der Zusammenschluss der deutschen niedergelassenen Hautärzte zur Vertretung ihrer wirtschaftlichen und sozialpolitischen Interessen.[13] Mit seiner „AG JuDerm“ – Junge Dermatologen[14] hat der BVDD Anfang 2013 eine eigene Interessenvertretung der Studenten und Weiterbildungsassistenten zur Nachwuchsförderung und Unterstützung der niedergelassenen Dermatologen ins Leben gerufen.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Aktuelle Leitlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG)
  • Peter Altmeyer, Thomas Dirschka, Roland Hartwig: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer bei Elsevier, 2002, ISBN 3-437-22300-3.
  • Peter Altmeyer, Klaus Hoffmann: Basiswissen Dermatologie – Eine vorlesungsorientierte Darstellung. W3L Verlag, Herdecke/Bochum 2006, ISBN 3-937137-95-5.
  • André Basset, René Burgun: Geschichte der Dermatologie. In: Illustrierte Geschichte der Medizin. Deutsche Bearbeitung von Richard Toellner u. a., Sonderauflage in sechs Bänden, 1986, Band III, S. 1512–1539.
  • Otto Braun-Falco, Gerd Plewig, Helmut H. Wolff: Dermatologie und Venerologie. Springer Verlag, Berlin/Heidelberg 2005, ISBN 3-540-40525-9.
  • Peter Fritsch: Dermatologie und Venerologie. 2. Auflage. Springer Verlag, 2004, ISBN 3-540-00332-0.
  • Beate M. Henz, Helmut Kerl, Thomas Rosenbach: Dermatologie und Venerologie (De Gruyter Lehrbuch). 2. Auflage. De Gruyter, 2007, ISBN 3-11-015123-5.
  • Jean Hewitt, Pierre Huard, Michael Jänner: Dermatologie gestern und heute, mit Abbildungen aus der Zeit von Jean-Louise Alibert (1768–1837). Bad Oldesloe 1979.
  • Günter W. Korting: Praxis der Dermatologie. Ein Lehrbuch für die Aus- und Weiterbildung. Stuttgart 1982.
  • Roland Niedner, Yael Adler: Hautkrankheiten im Blick für die Kitteltasche. Wissenschaftliche Verlagsges., 2004, ISBN 3-8047-2045-5.
  • Albin Proppe: Die geschichtliche Entwicklung der Dermatologie im Spiegel der Universitäts-Hautklinik Kiel (= Schriftenreihe der Nordwestdeutschen Dermatologischen Gesellschaft. Heft 2). Lipsius und Tischer, Kiel 1951.´
  • Paul Richter: Geschichte der Dermatologie. In: Josef Jadassohn: Handbuch der Haut- und Geschlechtskrankheiten. Band XIV, 2. Teil, Berlin 1928, S. 1–252.[15]
  • Walther Schönfeld: Zur Geschichte der Dermatologie. In: Heinrich Adolf Gottron, W. Schönfeld (Hrsg.): Dermatologie und Venerologie. I, 1. Stuttgart 1961, S. 1–41.
  • Josef Smolle, Frank Mader: Beratungsproblematik Haut. Diagnostik, Therapie und Pflege im Praxisalltag. Springer Verlag, 2002, ISBN 3-540-41706-0.
  • Gustav Wagner: Der Beitrag der Königlich-Hannoverschen Hof- u. Leibärzte zur Entwicklung der Dermatologie im 18. und 19. Jahrhundert (= Schriftenreihe der Nordwestdeutschen Dermatologischen Gesellschaft. Heft 5).
  • Klaus Wolff: Synopsis und Atlas der Klinischen Dermatologie. 1. Auflage (1993), McGraw-Hill, Stuttgart, 2. Auflage (1994), 3. Auflage (1997), McGraw-Hill International (UK), ISBN 3-89028-411-6, ISBN 978-3-89028-411-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dermatologie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Dermatologie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • DermIS.net umfangreicher Dermatologie-Informationsdienst in Kooperation der Abteilung für Klinische Sozialmedizin (Universität Heidelberg) und der Hautklinik Erlangen (Universität Erlangen-Nürnberg)
  • Helmut Schöfer, Susan Baur-Beger (Hrsg.): Derma-Net-Online 2007. Aktuelle Dermatologie für Dermatologen und dermatologisch Interessierte; jährlich aktualisiertes Online-Lehrbuch

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gemoll: Griechisch-deutsches Schul- und Handwörterbuch.
  2. Benedikt Ignatzek: Dermatologie. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 293 f.; hier: S. 293.
  3. Johann Stur: Die Dermatologie des Johannes Aktuarios. In: Archiv für Dermatologie und Syphilis. Band 159, 1930, Nr. 3, S. 650–662.
  4. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 44.
  5. Axel W. Bauer: Lorry, Anne Charles. In: Enzyklopädie Medizingeschichte. 2005, S. 865.
  6. Wolfgang Harth, Uwe Gieler: Psychosomatische Dermatologie. Springer, Berlin 2006, ISBN 978-3-540-24890-3
  7. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 40.
  8. Barbara I. Tshisuaka: Duhring, Louis Adolphe. In: Enzyklopädie Medizingeschichte. 2005, S. 326.
  9. Werner E. Gerabek: Proksch, Johann Karl. In: Enzyklopädie Medizingeschichte. 2005, S. 1184.
  10. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 52.
  11. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 52.
  12. Uniklinik Leipzig, Dermatologie, Weiterbildungscurriculum (Memento vom 9. September 2012 im Internet Archive)
  13. Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD)
  14. Junge Dermatologen (JuDerm)
  15. Vgl. Walther Schönfeld: Paul Richter. Dermatologe und Medizinhistoriker, der Verfasser der „Geschichte der Dermatologie“ in Jadassohn’s Handbuch XIV, 2, 1928. In: Dermatologische Wochenschrift. Band 132, 1955, S. 1149 ff.