Darum kann man den Co-Piloten atmen hören

Publiziert

StimmenrekorderDarum kann man den Co-Piloten atmen hören

Der Stimmenrekorder im Cockpit der Germanwings-Maschine konnte das ruhige Atmen des Co-Piloten aufzeichnen. Wie funktioniert das hochsensible Gerät?

kle
von
kle

Die Daten des Stimmenrekorders von Flug 4U9525 haben eine erschreckende Erkenntnis zutage gefördert: Der 27-jährige Andreas Lubitz steuerte den Airbus offenbar vorsätzlich in die Katastrophe. Die Gründe dafür bleiben offen, doch eines wissen die Ermittler mit Sicherheit: Der Co-Pilot «atmete ruhig» bis zum Aufschlag der Maschine.

Der Stimmenrekorder im Cockpit hat alles registriert. In den ersten 20 Minuten nach dem Start in Barcelona hatten sich die Piloten «normal», «heiter», «höflich» miteinander unterhalten, erklärte Staatsanwalt Brice Robin in Marseille. Dann habe der Flugkapitän den Co-Piloten gebeten, das Kommando über die Maschine zu übernehmen, und habe das Cockpit verlassen.

Wenig später höre man auf dem Aufnahmen, wie Lubitz den Sinkflug des A320 einleitet. Danach hört man die mehrfachen — vergeblichen — Bitten des Flugkapitäns, wieder in das Cockpit gelassen zu werden. Am Schluss vernimmt man die Schreie der Passagiere.

Drei Mikrofone zeichnen alles auf

Dass die letzten Minuten des Flugs so genau rekonstruiert werden konnten, haben die Experten allein dem Stimmenrekorder zu verdanken, denn der Flugdatenschreiber ist bis jetzt noch nicht gefunden worden.

Im Cockpit sind mindestens drei Mikrofone verbaut, die Geräusche aufnehmen, erklärt ein Bericht der «Faz». Einerseits werden die Gespräche der Piloten über deren Headsets aufgezeichnet. Im Zentrum des Raums registriert ein zweites Mikrofon Geräusche wie das Drücken von Knöpfen oder das Betätigen von Hebeln. Zuletzt werden die Geräusche der Triebwerke aufgenommen.

Von der Digitalisierung bis zur Blackbox

Die Daten werden digitalisiert und als verschlüsselte Datei auf einer SSD-Speicherkarte (auch Flash-Karte genannt) in der Blackbox abgelegt. Die SSD-Karte sei weniger anfällig für Stösse als gebräuchliche Festplatten, so der «Faz»-Bericht weiter. Das sei der Grund wieso, obwohl die Blackbox des Germanwings-Fliegers schwer beschädigt wurde, die Daten auf der Karte intakt geblieben waren.

Die Audiodaten des Stimmenrekorders werden zuerst mit die des Flugdatenschreibers in der Flight-Data Acquisation Unit (FDAU) gesammelt. Schliesslich wird alles in die Blackbox übertragen, die sich im Heck des Fliegers befindet.

Der Stimmenrekorder nimmt rund zwei Stunden Audiodaten auf. Dauert ein Flug länger, überschreiben die neuen Daten die alten. Das Ziel der Flugzeughersteller ist, dass immer die letzten 30 Minuten eines Fluges auf der Karte gespeichert sind.

Deine Meinung