Wieso hat sich Federico Marchetti „Andrea e Francy with me forever“ auf den Arm tätowieren lassen??
In den folgenden vier Jahren verlief Marchettis ohnehin turbulente Vita noch rasanter. Marchetti ist zwar immer noch kein Mann der großen Worte, doch am Sonntag im zweiten Gruppenspiel der Italiener gegen Neuseeland wird der einstige Autogrammjäger zur offiziellen Vertretung von „Supergigi“.
Buffons Rückenbeschwerden, die ihn seit bereits zwei Jahren plagen, könnten gar dessen vorzeitiges Turnieraus bedeuten. Nun müssen also die Arme von Marchetti Italien ins Achtelfinale verhelfen – und wer weiß, wohin sonst noch.
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Jene Arme, die Zeugnisse sind von der dramatischen Geschichte des 27-Jährigen. Auf den rechten ließ er sich einen Gebetstext tätowieren, nachdem er vor einigen Jahren beim Zusammenstoß mit einem Lkw um Haaresbreite dem Tod entgangen war. „Manchmal sehe ich heute noch die Flammen vor mir. Ich konnte mich im letzten Moment retten, weil ich das Fenster zerschmetterte„, sagt Marchetti.
Zwei seiner damaligen Teamkollegen hatten weniger Glück. Andrea Tagliaferri und Francesco Varrenti, ebenfalls Profifußballer und Marchettis beste Freunde abseits des Spielfeldes, kamen 2004 und 2006 bei Autounfällen ums Leben. Bei letzterer Tragödie saß auch Buffons Schwester Veronica im Wagen, sie kam mit leichten Verletzungen davon. „Andrea e Francy with me forever“ ließ sich Marchetti auf den linken Arm tätowieren – in Mexiko, das Land, das sich die drei als nächstes Ferienziel ausgesucht hatten, und wo lediglich Marchetti ankam. „Bisweilen glaubte ich, vom bösen Schicksal verfolgt zu sein. Doch ich bin mir sicher, dass die beiden jetzt von oben herabschauen und sich für mich freuen.“
Als wohl gesonnen erwies sich zunächst auch das sportliche Schicksal nicht. Sein Klub FC Turin wertete ihn 2004 als nicht zweitligareif und lieh Marchetti in die vierte Liga aus. Ein Jahr später stand er infolge der Turiner Insolvenz ohne Vertrag da. Es folgte eine weitere Saison in der Viertliga-Provinz des Calcio, wo Marchetti nur unregelmäßig Gehalt bezog.
Den ersten moderaten Applaus spendete Italien dem Torhüter 2007. Mittlerweile war Marchetti in der Serie B bei Albino Leffe angekommen und verdiente sich Komplimente, als er bei Juventus – dem im Zuge des Manipulationsskandals strafversetzten Klub – ein beachtliches 1:1 sicherte. Lob gab es damals auch von Marchettis Gegenüber, Gianluigi Buffon. Jener Buffon, der ihm nun mit kleinen Scherzen beim Training versucht, den Druck zu nehmen. Marchetti wurde 2009 zwar zum besten Keeper der Serie A gewählt und ist seit seinem Debüt für die Azzurri vor einem Jahr (bislang sechs Länderspiele) die gesetzte Nummer zwei bei Trainer Marcello Lippi. Doch internationale Erfahrung sammelte er bei seinem aktuellen Verein Cagliari keine.
Die Senatoren im Team zeigten sich in den vergangenen Tagen deshalb leicht verblüfft, dass Marchetti nicht den leisesten Anschein von Nervosität zeigte. „Vor fünf Jahren war ich arbeitslos – jetzt spiele ich bei einer Weltmeisterschaft. Eine unglaubliche Geschichte. Doch wenn man einmal dem Tod ins Auge geblickt hat, fürchtet man sich vor nichts mehr“, erklärte Marchetti seine Ruhe.
45 WM-Minuten gegen Paraguay hat er nun bereits hinter sich – ohne Gegentreffer. Die Endrunde startete für ihn im Regenguss von Kapstadt – wie seine Karriere als Torhüter überhaupt ebenfalls während eines Wolkenbruchs begann. „Das war bei einem Jugendspiel. Es goss wie aus Kübeln, und die meisten Mütter hatten ihre Kinder aus Sorge zu Hause behalten, darunter auch unsere Keeper. Also stellte der Trainer mich ins Tor und initiierte meine wahre Karriere.“ Von der heimischen Region Venetien über die Provinz bis nach Südafrika. Ab und zu vermisse Marchetti die Zeit als Feldspieler allerdings schon, „denn ich hatte aus der Distanz eine ganz schöne Granate“.
Bei eventueller Beschäftigungslosigkeit gegen Neuseeland könnte er den Azzurri damit vielleicht auch vorne aushelfen. Dem amtierenden Weltmeister gelangen in den letzten elf Partien nur 13 Tore.
(von der Frankfurter Rundschau geklaut)