Das Ende ist bekanntlich der Anfang von etwas Neuem, und das ist gut so. Die Zeit als Chef de Bar in meiner Zürcher Lieblingsbar, der Widder Bar, war für Markus Blattner nach rund 13 Jahren zu Ende. Doch nicht etwa ausspannen stand auf dem Programm, sondern eine neue Bar, seine eigene, die er zusammen mit seiner Frau Petra und Ivan Paszti führt. Welcome to the Old Crow Bar.

Wer einen Clone der Widder Bar an der Schwanengasse 4 in Zürich erwartet, wird enttäuscht. In der Old Crow Bar sitzt man auf Stühlen und fläzt nicht in fetten Ledersesseln. Klar gibt es bequemere Sitzgelegenheiten im hinteren Teil der Bar, und hier spielt die Location schon eine Trumpfkarte aus. Unter einem rustikalen Torbogen durch, an der Garderobe vorbei kommt man in einen etwas separaten Teil, ausstaffiert mit zwei gepolsterten Sofaecken. Die Old Crow Bar soll ein Ort der Ruhe und Entspannung sein. Eine Rückzugsgelegenheit von der Zürcher Hektik.

Dabei hilft natürlich ein Schluck aus der grosszügig bestückten Bar mit gut 700 Flaschen, die nicht selten aus der Privatsammlung von Markus Blattner stammen. Geteilte Freude ist doppelte Freude scheint hier das Motto zu sein. Das Schwergewicht liegt wie schon in der Widder Bar in Blattners Feld der Expertise, den Whiskys. Mehr als die Hälfte der 42 Seiten umfassenden Bar-Karte ist dem schottischen Brand und seinen internationalen Verwandten gewidmet.

Doch Blattner, der schon an der Komposition des Schweizer Tonics Gents mitgewirkt hat, beweist sein sensorisches Können auch bei der Kreation des Gin 27, dem bis dato besten Schweizer Gin, der subtil und dennoch würzig auftritt. Der frisch gemixte Dry Martini mit Gin 27, begleitet von einem Schälchen mit Oliven, mundet hervorragend.

Aber auch für einen unverbesserlichen Dry-Martini-Geniesser wie mich steht fest, dass mal etwas Neues ausprobiert werden soll und die Old Crow Bar mit ihrem üppigen Sortiment an Raritäten, Spirituosen und mixed Drinks – schliesslich ist auch Ivan Paszti kein Nobody in der Schweizer Barszene und ein innovativer Geist –  ist der perfekte Ort dafür. Doch ein Ende meiner Dry-Martini-Liebe wird es nicht sein, vielleicht aber der Anfang eines weiteren Vergnügens.