21.08.2014 New York – Die alte Dame löscht Feuer, transportiert Kranke, versorgt Soldaten, liefert Hilfsgüter, sucht Schiffbrüchige und begibt sich mitten in die dicksten Stürme – und das mit 60. Die C-130 «Hercules» ist das erfolgreichste Transportflugzeug der Luftfahrtgeschichte. Während Technik immer schnelllebiger wird, fliegt in einem Drittel der Staaten der Welt ein Transportflugzeug, dass […]

21.08.2014

New York – Die alte Dame löscht Feuer, transportiert Kranke, versorgt Soldaten, liefert Hilfsgüter, sucht Schiffbrüchige und begibt sich mitten in die dicksten Stürme – und das mit 60. Die C-130 «Hercules» ist das erfolgreichste Transportflugzeug der Luftfahrtgeschichte. Während Technik immer schnelllebiger wird, fliegt in einem Drittel der Staaten der Welt ein Transportflugzeug, dass zu Beginn der fünfziger Jahre konzipiert wurde. Und die «Hercules» soll noch lange weiterfliegen. Vor 60 Jahren (23. August 1954) hatte sie ihren Erstflug.

Viele Amerikaner haben deutsche Vorfahren, auch die «Hercules». Als die USA im Koreakrieg merkten, dass sie keinen modernen Transporter hatten, forderten sie von einem Dutzend Firmen Vorschläge an. Zwölf Meter lang sollte der Frachtraum sein und eine «Trapoklappe» haben. Eine Heckklappe, die runtergeklappt zur Rampe für Fahrzeuge wird, ist heute Standard, damals war das neu. Die Amerikaner kopierten die von den deutschen JU-252 und JU-352, die 1943 die ersten «Trapoklappen» hatten. Der Beiname der JU-352 in der Luftwaffe: «Herkules».

Die «Hercules» mit «c» hatte aber den Startvorteil, dass gerade die Turboprob-Motoren auf den Markt gekommen waren. Fast 600 Kilometer in der Stunde fliegen, das hatten ein Jahrzehnt vorher nur Jagdflugzeuge geschafft – die hatten aber nicht 20 Tonnen Fracht dabei. Die Air Force war begeistert und mit ihr auch die australische Luftwaffe.

«Das Erfolgsgeheimnis ist, dass die «Hercules» ein sehr zuverlässiges und flexibles Flugzeug ist», sagt Wing Commander (Oberstleutnant) Ben Poxon von der Royal Australian Air Force. Der 35-Jährige fliegt seit elf Jahren die C-130. «Sie kann auch in den Bergen fliegen, auf unebenen Pisten landen, Menschen genau so aufnehmen wie Fracht und ist dabei noch extrem verlässlich. Wir Piloten lieben sie.» Mögen die großen Transporter mit Düsen fliegen: «Die Propeller geben uns einfach die Flexibilität, nahezu überall zu fliegen.»

Es gibt nur zwei ältere Militärflugzeuge, die heute noch im Dienst sind: die amerikanische B-52 (April 1952) und die russische TU-95 (November 1952). Doch beide werden seit Jahrzehnten nicht mehr gebaut und führen ein Schattendasein. Die «Hercules» ist hingegen aus vier der fünf Teilstreitkräfte der USA, inklusive der Küstenwache, nicht wegzudenken. In mehr als 60 Ländern fliegt die «Hercules», und in vielen ist sie der Standardtransporter.

Dabei transportiert sie nicht nur Panzer oder Hilfsgüter, sondern ist zuweilen fliegendes Krankenhaus oder sucht im Ozean nach Vermissten – notfalls im Sturm. In Stürme fliegen auch die C-130, die Einsatzbasen für Tornadoforscher sind. Und die Variante «Gunship» ist mit Kanonen und Mörsern vollgestopft, einschließlich einer 105-Millimeter- Haubitze – das gleiche Kaliber hat der Kampfpanzer «Leopard I».

Mit einer Spezialversion sollten 1980 Geiseln aus dem Iran geholt werden. Raketen sorgten dafür, dass der 60-Tonner mit nur gut 100 statt 600 Metern Startbahn auskam. So sollte die Maschine aus einem Stadion in Teheran starten. Damit sie da auch landen konnte, bekam das Flugzeug auch Raketen nach vorn. Doch bei einem Test zündete die Crew die Bremsraketen zu früh und die «Hercules» verwandelte sich in einen Feuerball. Wie durch ein Wunder entkam die Mannschaft.

Auch wenn Dutzende C-130 abgestürzt sind, zumeist abgeschossen, gilt sie als zuverlässig. «Im Cockpit erinnert nichts mehr an 1954 und die Motoren sind viel besser», sagt Poxon. «Aber die «Hercules» ist immer noch genug echtes Flugzeug, dass das Fliegen richtig Spaß macht.»

Chris Melzer, dpa