Therapie


Therapie von Angst und Angststörungen

Angststörungen können therapeutisch behandelt werden und haben eine gute Prognose. Studien zeigen jedoch auch, dass unbehandelte Angststörungen zur Chronifizierung und dauernden Anwesenheit von Angstsymptomen führen können (siehe negative Spirale der Angst). Es gibt viele Menschen, die unnötig lange erfolglos gegen eine Angststörung ankämpfen. Je früher Angststörungen behandelt werden, desto mehr unnötiges Leiden kann vermieden werden. Zudem ist eine Behandlung in der Anfangsphase meist einfacher.

In bestimmten Fällen kann auch eine medikamentöse Unterstützung hilfreich sein. Angst lösende Medikamente können die Symptome lindern und die Betroffenen entlasten. Ohne gleichzeitige Therapie kehren die Symptome in der Regel nach dem Absetzen der Medikamente wieder zurück oder verstärken sich sogar.



Wahl der Therapie

Es gibt verschiedene psychotherapeutische Schulen. Diese vertreten teilweise recht unterschiedliche Erklärungen über die Gründe und Entstehung von Angststörungen. Auf der Basis dieser Erklärungsmodelle haben die Schulen therapeutische Vorgehensweisen entwickelt, die sich teilweise stark voneinander unterscheiden. Grosse Unterschiede gibt es auch in der durchschnittlichen Behandlungsdauer, bzw. der Anzahl der durchschnittlich notwendigen Sitzungen.

Bei Angststörungen hat sich in wissenschaftlichen Studien die strategisch-lösungsorientierte Therapie durch eine hohe Effektivität ausgezeichnet (Nardone 1997 S. 98/99 pdf). D.h. mit wenigen Sitzungen konnten gemäss dieser Studien überdurchschnittlich gute und anhaltende Resultate erzielt werden. Bei dieser Methode wird wenig Zeit darauf verwendet, in der Vergangenheit nach möglichen Gründen zu suchen. Vielmehr wird von der ersten Sitzung an untersucht, wie die Störung beim Betroffenen „funktioniert“ und welche konkreten Faktoren dabei eine wesentliche Rolle spielen. Aufgrund dieser Erkenntnisse können individuelle Lösungsstrategien entwickelt und gezielte Hilfestellungen geleistet werden. Auch verhaltenstherapeutische Methoden, besonders in Verbindung mit Entspannungstechniken, haben sich bewährt.

Es gibt leider keine Wundermethode, welche die unangenehmen Angstzustände ohne das Zutun der Betroffenen wegzaubert. Alle erfolgreichen Therapiemethoden zielen darauf ab, den Kreislauf der Angst zu unterbrechen, und unterstützen die Betroffenen darin, angstauslösende Situationen nicht mehr zu vermeiden. Dies setzt in der Therapie eine gute Kooperationsbereitschaft und Vertrauen in den gewählten Therapeuten und die Methode voraus.



Tipps für den Hausgebrauch

Die nachstehende Auswahl von Tipps ist als Unterstützung für Betroffene gedacht. Es sei hier aber ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die aufgeführten Vorschläge nur dann empfehlenswert sind, wenn das Problem nicht so kompliziert oder hartnäckig ist, dass die Hilfe eines Experten benötigt wird. Sollten Sie diesbezüglich unsicher sein gilt es, nicht unnötig lange zuzuwarten und sich an einen professionellen Therapeuten zu wenden. Die aufgeführten Vorschläge sind eine Auswahl von Strategien, die vielen Menschen geholfen haben. Die Reihenfolge ist zufällig. Überlegen sie sich, welcher Tipp sie weiter bringt und welches Vorgehen Ihnen am effektivsten helfen könnte. Wagen Sie dann einen Versuch und entscheiden Sie danach, ob der Effekt ein Schritt in die Richtung ihres Zieles ist.


Das Vermeiden vermeiden

Wir neigen dazu, unangenehme Erfahrungen zu vermeiden. Bei Angststörungen gilt, dass es zwei Dinge gibt, vor denen Sie sich wirklich fürchten sollten:

  1. 1.Das Vermeiden von Angst auslösenden Situationen. Denn durch die Hintertür führt es dazu, dass sich Ihre Angst vergrössert.

  2. 2.Andere Menschen zu bitten, gefürchtete Tätigkeiten für Sie zu übernehmen. Dies führt Sie in eine Abhängigkeit und verstärkt ihre Gefühle der Machtlosigkeit und Minderwertigkeit.

Hier ist noch anzufügen, dass es auch Menschen mit Angststörungen gibt, die versuchen ihre Angst zu bewältigen indem sie sich dauernd mit Mutproben konfrontieren. Sie machen dies nicht selten indem sie sich immer wieder in gefährliche Situationen begeben. Abgesehen von der Gefahr, denen sich diese Menschen aussetzen, schaffen sie sich einen belastenden Dauerstress.


Bisherige Lösungen erkennen

Wir neigen dazu, eingespielte Lösungsstrategien zu wiederholen, auch wenn sie nicht funktionieren. Überlegen Sie sich, wie Sie in der Vergangenheit versucht haben Ihr Angstproblem zu lösen und machen Sie eine Liste mit allen Lösungsversuchen, die sie ausprobiert haben. Nehmen Sie sich dazu genügend Zeit und beachten Sie auch ungewöhnliche oder zufällige Lösungsversuche und Zeiten, wo die Angst nicht aufgetreten ist. Welche Strategien haben Ihnen damals geholfen? Welche haben nicht geholfen? Was haben Sie immer wieder gemacht, obwohl es nicht geholfen hat? Welche hilfreichen Lösungsstrategien können Sie vielleicht wieder anwenden? Und auf welche neuen Ideen bringt sie das? (Beachten Sie bitte, dass Vermeidung bei Angst- und Panikstörungen in der Regel keine hilfreiche Lösung ist.)


Neue Lösungen entwickeln und erproben

Wählen Sie eine konkrete Situation, wo sich Ihr Problem zeigt und notieren Sie Ihre bisherigen Lösungsstrategien. Nun erfinden Sie mindestens fünf weitere Lösungsmöglichkeiten. Wenn Ihnen nach drei Lösungsmöglichkeiten nichts mehr einfällt, ist es oft hilfreich sich zu überlegen, wie andere Menschen dieses Problem lösen würden. Scheuen Sie auch nicht davor zurück besonders kreative Lösungen in Erwägung zu ziehen. Sobald Sie mindestens fünf realisierbare Strategien gefunden haben, wenden Sie sofort die erste Strategie an und beobachten, welchen Effekt sie hat. Wenn sie nicht innerhalb nützlicher Frist Wirkung zeigt, oder wenn sie unerwünschte Konsequenzen mit sich bringt, ersetzen Sie die erste Strategie durch die zweite, und so weiter.

Es gibt viele Menschen, die mit dieser Technik zu aussergewöhnlichen und für ihr Problem sehr effektiven Lösungen gefunden haben. Eine Frau berichtete beispielsweise, dass Sie in dem Moment, in dem sie erste Angstgefühle bemerkte, immer sofort jemandem per SMS ein unerwartetes Kompliment geschrieben hat. Dies erforderte von ihr so viel Konzentration, dass sich die Angst, bis sie mit dem SMS fertig war, jeweils aufgelöst hatte. Später musste sie sich nur noch vergewissern, dass sie ihr Mobiltelefon bei sich hatte, damit die Angstgefühle ganz ausblieben. Oder der Mann, der bevor er eine Sitzung mit seinem gefürchteten Chef hatte, in seinem Büro zehn Kniebeugen machte, was ihm ein anderes Körpergefühl ermöglichte und erstaunlicherweise seine Angst vertrieb (siehe dazu auch „Sport“).


Grosse Dinge bestehen aus vielen kleinen Dingen

Angesichts eines Problems fühlt man sich oft machtlos, weil es als zu kompliziert und unüberschaubar erscheint. In solchen Fällen sollte man daran denken, dass auch die grössten Dinge aus vielen kleinen Dingen bestehen. Darüber hinaus ist es eine Gesetzmässigkeit, dass gerade in komplexen Gebilden schon kleinste Veränderungen eine Kettenreaktion nach sich ziehen, die ein neues Gleichgewicht erfordern. Folglich tun Sie gut daran, sich auf eine kleine aber konkrete Veränderung zu konzentrieren und diese konsequent durchzuführen. Danach wählen sie eine weitere kleine Veränderung, usw. bis die Summe der kleinen Veränderungen zur grossen Veränderung führt.


Vom Ziel zur Lösung

Oft sind wir so sehr mit einem lästigen Problem beschäftigt, dass wir vor lauter Bäumen den Wald, die Umgebung und den Weg nicht mehr erkennen. In diesem Zustand irren wir von Baum zu Baum und fühlen uns wie ein Schiff, das ohne Kompass ziellos auf dem offenen Meer treibt.

Wenn man ein komplexes Problem zu lösen hat und eine wirksame Strategie entwickeln muss, ist es ratsam, mit der Planung beim erwünschten Ziel anzufangen. Dort beginnen Sie, sich die letzte Wegstrecke vor dem Ziel vorzustellen, dann die zweitletzte, und so weiter. Bis der Ausgangspunkt in der Gegenwart erreicht ist. Am besten gelingt dies aus der Vogelperspektive mit ausreichender Distanz, so dass Sie die ganze Landschaft wie auf einer Landkarte überblicken können. Versuchen Sie in einem zweiten Schritt zu erkennen, welche besonderen Schwierigkeiten in den einzelnen Etappen allenfalls bewältigt werden müssen. Beachten Sie, welche Fähigkeiten Ihnen helfen werden, diese Schwierigkeiten erfolgreich zu überwinden; welche Abkürzungen und Umwege hilfreich sind; wo sie langsam und vorsichtig vorgehen müssen und wo es gute Gelegenheiten gibt, um sich zu erholen und seine Kräfte aufzutanken.


Sport

Treiben Sie regelmässig Ausdauersport. Es ist erwiesen, dass dies bei Menschen mit Angststörungen hilfreich ist. Hierfür gibt es zwar nur spekulative Erklärungen. Es ist jedoch unbestritten, dass ein leistungsfähiger Körper das Selbstvertrauen stärkt, das Körpergefühl verbessert und den Stoffwechsel wichtiger Botenstoffe im Gehirn, die bei Angstzuständen aktiv sind, positiv beeinflusst.


Tipps für Angehörige

Für viele Nicht-Betroffene sind die unerklärlichen Beschwerden oder die übermässigen Angst- und Panikreaktionen der Betroffenen beängstigend und unverständlich. Dies wird dadurch begünstigt, dass es oft Monate oder Jahre dauert, bis eine Angststörung als solche erkannt und diagnostiziert werden kann.

Für Nicht-Bertroffene ist es wichtig zu verstehen, dass die erlebten Symptome real sind und dass die Panikattacken nicht vorgespielt werden um Ihre Aufmerksamkeit oder Zuwendung zu gewinnen.

Sie können die Betroffenen dadurch unterstützen, dass Sie ihnen Ihre Loyalität zeigen. Unterstützen Sie die Betroffenen dadurch, dass Sie ihnen in Angst auslösenden Situationen beistehen, das Vermeidungsverhalten der Betroffenen aber nicht unnötig fördern. Und schliesslich können Sie während einer Angstattacke die beste Hilfe, wenn es Ihnen gelingt möglichst ruhig und klar zu bleiben.


Diese Informationen 
als pdf-DateiTherapie_von_Angststorungen,_loesungsorientierte_Psychotherapie,_Systemtherapie_files/Info_Angst-und_Paniksto%CC%88rungen_2010_04.pdf

„Beherzt ist nicht, wer keine Angst kennt,
beherzt ist, wer die Angst kennt und sie überwindet.“
(Kalil Gibran)

 

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