Hummelhaus, Bauanleitung Hummelkasten

Das Wichtigste zum Hummelnistkasten von Dave Goulson:

Es gibt nur wenige Orte, an denen Hummeln niemals nisten – leider zählen dazu die in sämtlichen Gartencentern angebotenen Hummelnistkästen.

Hier sehen Sie gleich vier Hummelkästen (Foto J. Sturm), die alle mit Hummeln besetzt waren:

Eine schlechte Nachricht gleich zu Beginn

Hummeln sind zwar relativ anspruchslos und nutzen die unterschiedlichsten Nistkästen. Freiwillig wählen sie die Nistkästen aber kaum aus.

Verschiedene Studien zeigten aber, dass die überwiegende Mehrzahl der Nistkästen leer blieb – es sei denn, Hummeln kamen ohnehin gehäuft in dem Gebiet vor. Die größten Chancen auf eine Selbstbesiedlung mit 50% hatten Kästen, die 5 – 10cm unter der Erdoberfläche lagen und eine 30 – 80cm lange Eingangsröhre hatten.

Design des Hummelnistkastens?

  • Unterirdischer Hummelnistkasten: Ich empfehle käufliche Modelle aus stabilem Holzbeton.
    • Diese Version funktioniert aber auch: Einfache Nisthilfe, die man mit Kindern bauen kann und die funktioniert: Anleitung hier…
  • Oberirdische Kästen:
    • Holzkasten: Anleitung unten.

So sehen oberirdische Hummelkästen aus

Übermitteln Sie mir ein Foto von Ihrem Hummelnistkasten hier. Hier habe ich ein Album mit Fotos eingebettet, die ich bislang erhalten habe:

Bauplan „Marke Hummelhotel oberirdisch“

Material für Ihren Hummelnistkasten

  1. Pappkarton, z.B. von der Arbeit den Karton mitbringen, in dem das Kopierpapier geliefert wird. Maße etwa 200mm x 200mm x 200mm
  2. Pappröhre, z.B. von einer leeren Rolle Klarsichtfolie, Alufolie etc. In der Mitte halbieren.
  3. Kleintierstreu (Drogerie) / Sägespäne
  4. Moos aus dem Rasen (vorher trocknen!) oder Polsterwolle (In den gelben Seiten nach Polstereien suchen, aber keine synthetische Polsterwolle verwenden, weil sich die Hummeln darin verheddern) oder Kapok
  5. Eine einfache Holzkiste, Hummeln sind eben nicht wählerisch. Die Größe sollte mind. 30 x 30 cm betragen. Bohren Sie in die Vorderseite ein Loch (Durchmesser etwa 3cm). Wer eine Holzkiste mit einem solchen Loch hat, liest direkt bei „Inneneinrichtung“ weiter.Wer aber keine Holzkiste auftreiben kann:Platten: Aus dem Baumarkt. Verwenden Sie Sperrholz oder Multiplex-Platten, Dicke bis zu 20mm.
    Sie können sich die Platten häufig im Baumarkt schon zurecht schneiden lassen:
    • 4 x eine quadratische Platte mit den Kantenlängen 30cm (bis zu 40cm, also z.B. 400mm x 400mm.In den Beispiel und den Skizzen wird mit der max. Größe gearbeitet. Es reicht aber auch jeweils 10cm kleiner, also 300mm x 300mm). Eine Platte wird die Vorderseite, eine die Rückwand und zwei die Seiten.
      Seiten und Bodenplatten des Hummelnistkasten
    • Bodenplatte: ein Rechteck. Maße: Hier rechnen Sie kurz, damit der Kasten besser passt: Verdoppeln Sie die Dicke der Platten und ziehen Sie das Ergebnis von „Ihrer“ jeweiligen Kantenlänge ab. Beispiel: Sie kaufen Sperrholzplatten mit einer Dicke von 15mm. 15 x 2 = 30. 400 – 30 = 370. Sie brauchen dann eine Bodenplatte mit den Maßen 400mm x 370mm.
      Bodenplatte des Hummelnistkasten
    • Dach: Das Dach muss für den Regenschutz an allen Seiten überstehen. Maße: 500mm x 550mm
      Dach des Hummelkasten
    • Lack o. ä. zum Imprägnieren des Holz
    • Gaze oder Pfannen-Spritzschutz aus Metall (Spritzschutz gibt es oft in „99 Cent-Läden“)
    • Optional: schmale Holzreste / Holzriemchen zum Fixieren des Dachs
    • Optional: Dachpappe (oder gut imprägniertes Holz)
    • Schrauben und entsprechende Werkzeuge
  6. Optional: Material für das Flugbrett.

Der Aufbau

  • Bohren Sie in die Vorderwand ein Loch für den Eingangskanal. Das Loch soll einen Durchmesser von 1,8 bis (besser) 3,2cm haben. Setzen Sie das Loch etwas unterhalb der Mitte an:
    Markierung des Einflugloch am Hummelkasten
  • Bohren Sie jeweils zwei bis drei Entlüftungslöcher in die beiden Seitenteile. Die Löcher haben einen Durchmesser von 3 bis 4cm. Zerschneiden Sie den Draht-Spritzschutz in Quadrate (alternativ: Gaze), die Sie auf die Löcher kleben. So ist gleichzeitig die Klimaregulierung gewährleistet, andererseits kommen keine Parasiten herein.
    Lüftungslöcher am Hummelhotel
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  • Schrauben Sie die Seitenwände, Boden, Rückenwand und Vorderseite zusammen.
  • Optional: Kleben / schrauben Sie die Holzriemchen auf das Dach, so dass es nach hinten und zu beiden Seiten je 5cm übersteht. Nach vorne ragt es dann 10cm hervor. Befestigen Sie die Dachpappe auf dem Dach.

Fertiges Hummelhotel
Fertiger Hummelnistkasten
  • Streichen Sie den Kasten mit dem Lack
  • Inneneinrichtung

    Tipp: Schauen Sie sich in der Galerie Fotos des Innenlebens an…

    • Schneiden Sie in den Karton ein Loch, von der Höhe her etwas unterhalb des Einfluglochs, so dass die Pappröhre zur Verbindung ein Gefälle aufweist (ruhig auch „steiles“ Gefälle).
    • Stellen Sie den Karton in den Kasten und verbinden Sie Einfluglochloch und Karton mit der Pappröhre.
    • Füllen Sie den Karton bis knapp unter das Loch mit Streu.
    • Formen Sie kurz hinter dem Eingang des Kartons eine Nistmulde.
    • Zerzupfen Sie etwas Polsterwolle, in die Sie eine Höhle formen und legen Sie diese direkt an das Ende des Laufgangs in die Mulde.

    Aufstellung des HummelKastens

    • Den Nistkasten nie direkt auf den Boden stellen, sondern beispielsweise auf vier alte Blumentöpfe (Belüftung! Schimmelabwehr!). Im Idealfall sind die vier Füße nicht exakt gleich hoch, dass das Dach eine kleine Neigung erhält und der Regen nach hinten abläuft.
    • Der Nistkasten halbschattig aufgestellt werden. Am besten so, dass er von der Morgensonne erwärmt wird und dann aber im Schatten steht, um eine zu starke Erwärmung zu verhindern.
    • Man sollte beim Aufstellen bedenken, dass es sinnvoll ist, den Nistkasten zu kontrollieren. Er sollte darum gut zugänglich stehen.
    • Der Nistkasten darf nach der Besiedlung nicht mehr verstellt werden.
    • Ab Ende Februar geht es los: Dann muss der Kasten fertig sein und im Garten stehen.

    Ansiedlung von Hummelköniginnen

    Selbstbesiedlung

    Ein Hummelnistkasten wird in etwa einem Viertel der Fälle von selbst besiedelt. Drei Aspekte beeinflussen erheblich die Chancen einer Selbstbesiedlung:

    • Der Hummelnistkasten war bereits im letzten Jahr besetzt: In vielen Fällen kehren die Nachkommen zurück und besiedeln den Kasten erneut. Sie sollten dann nichts unternehmen und abwarten.
    • Blütenangebot: Eine englische Studie erklärt, dass Hummeln freiwillig nur dort vorkommen, wo gleichzeitig gute Bedingungen für einen Nistplatz und für Nahrung vorhanden sind. Blüht es also nicht in Ihrem Garten, werden Sie kaum eine Hummel in den Kasten locken können.
    • Hummeln suchen in Bodennähe nach dunklen Löchern. Dies kann man ausnutzen:
      • Da Ihr Nistkasten erhöht steht und die Hummel das Loch gar nicht entdeckt, ist es sinnvoll, eine schräg bis zum Loch ansteigende Platte an den Kasten zu lehnen. Die Hummel fliegt dann knapp über dem Brett immer höher, bis sie das Loch entdeckt.In der Galerie finden Sie erfolgreiche Beispiele dafür.
      • Eine andere Idee ist, den langen Gang eines unterirdischen Mäusenests zu simulieren. Dazu verbindet man das Einflugloch mit einem schwarzen Pumpenschlauch einer Teichpumpe (dann muss das Loch einen Durchmesser von 2,5cm haben). Der Schlauch ist max. 1m lang, sein Ende ist mit Moos umrandet. Funktioniert!

    Einsetzen der Hummelkönigin

    Die Königin wird kurz gefangen und an den Nistkasten gesetzt. Hier muss je nach Region eine Genehmigung der zuständigen Naturschutzbehörde eingeholt werden, da die Tiere „der Natur nicht entnommen werden dürfen“ – das kurze Fangen könnte man als Entnahme interpretieren.

    Spritze mit Isolierschlauch von Heizungsrohren. Er passt genau auf die Spritze und dunkelt sie ab.
    • Eine nestsuchende Königin kann man (relativ leicht) an ihrem Zick-Zack Flug dicht über der Erde erkennen. Immer wieder landet sie, untersucht dunkle Stellen und hebt wieder ab. Sie interessiert sich nicht für Blumen!
    • Sobald sie gelandet ist fängt man sie und bietet ihr den Nistkasten an. Hierzu hat wohl jeder Hummelbegeisterte eine eigene wirkungsvolle Methode entwickelt. Allen ist jedoch gemeinsam, dass die Hummel auf keinen Fall nervös gemacht oder gereizt werden darf. Hier eine erprobte und erfolgreiche Methode: Sobald sich die Hummel gesetzt hat fängt man sie mit einer vorne abgesägten, also offenen, großen und mit Pappe (oder Isolierschlauch, Foto) ummantelten Spritze. Die Spritze wird an das Einflugloch gesetzt und langsam der Stempel gedrückt. Machen Sie sich vorher eine Markierung außen am Stempel wie weit sie drücken können. Ähnlich wie eine Spritze lässt sich auch eine Pappröhre einsetzen, die an beiden Seiten mit den Händen zugehalten wird. Man hört und spürt dann das Hineinkrabbeln der Hummel.
    • Das Einflugloch wird nach dem Einsetzen noch etwa 30s zugehalten, dann sofort mit etwas Moos verschlossen. Dabei muss sehr schnell gearbeitet werden, da kein Licht in den Kasten einfallen soll.Letztlich soll die Hummel motiviert werden, wirklich in den Nistkasten zu laufen und ihn zu inspizieren.
    • Kommt die Hummel rasch heraus und fliegt zielstrebig weg, hat sie den Kasten nicht angenommen. Andernfalls bleibt sie etwas länger und führt einen typischen Orientierungsflug durch. Dabei pendelt sie im Flug zuerst direkt vor dem Loch, dann immer weiter davon entfernt hin und her oder dreht später Kreise um den Kasten. Das ist ein sehr sicheres Zeichen für eine Besiedlung.
    • Das Fangen der Königin wird etwas erleichtert, wenn man die Königin anlockt. Dazu rammt man einen Besenstiel in den Boden und schafft dadurch Löcher, in die die Hummel sofort hineinkrabbelt. In der Zwischenzeit kann man die Spritze über das Loch halten, warten bis die Hummel hineingekrabbelt ist und dann die Spritze mit der Hand verschließen.

    Häufige Fehler

    • Die Hummel sucht gar nicht nach einem Nest: Hummeln, die an Blüten gefangen werden, sammeln für die eigene Brut und haben schon ein Nest gegründet. Sie nehmen den Kasten nicht an – egal wie schön er ist. Versuchen Sie es gar nicht erst.
    • Die Hummelkönigin muss in der direkten Nachbarschaft gefangen worden sein. Langes Gefangenhalten ist nicht nur mit dem Schutzgedanken nicht zu rechtfertigen, sondern macht die Hummel auch so nervös, dass sie den Kasten nicht mehr annimmt. Sie müssen rasch arbeiten.
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