"Die Glasmacherkunst ist eine der schönsten und edelsten unter den Künsten; und die Wunder, die sie in ihrer Materie und Struktur einschließt, ebenso wie in den verschiedenen Farben, die man bei ihr verwenden kann, erscheinen uns so schön und so seltsam, dass sie in uns das Verlangen weckten, ihre Grundlagen zu studieren und ihre verborgensten Geheimnisse zu ergründen."
Handicquer de Blancourt (6)
Er zeigt das Minimum an Grundausstattung, welches zum Perlenmachen erforderlich ist.
Im Laufe der Zeit sammeln sich immer mehr Glasstäbe in den verschiedensten Farben an. Hier ist auch die Abzugsanlage zu sehen. Dieser Brenner ist ein HotHead. Es ist ein Eingasbrenner und wird - wie auch das Baumarktmodell - ausschließlich mit Propangas betrieben, ist aber auf die speziellen Anforderungen der Perlenmacher zugeschnitten. So lassen sich zum Beispiel viele Farben deutlich besser verarbeiten.
Die Herstellung von Glasperlen und auch Glasmurmeln habe ich im → WerkII in Leipzig bei dem erfahrenen Glasbläser Otto Lattermann gelernt, der mich dazu an seinem Ilmenauer Brenner arbeiten ließ. Dafür und für die vielen Tipps und Tricks möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei ihm bedanken.
Bevor man mit dem Wickeln der Perle anfangen kann, werden Edelstahlstäbe ("Dorne") mit einem speziellen Trennmittel beschichtet, damit sich die fertige Perle wieder lösen lässt und keine untrennbare Verbindung mit dem Metall eingeht. (Sollte das dennoch passieren, kann man das "Gesamtkunstwerk " nur noch als Dekoration für den Blumentopf verwenden.)
Die Glasstäbe werden auf bis zu 1000ºC erhitzt, bis das Glas zu schmelzen beginnt, dann wird die zähflüssige Masse um den vorbereiteten Dorn gewickelt. Durch langsames und gleichmäßiges Drehen erhält man mit viel Übung die runde Form.
Die Perle kann mit verschiedenen Mitteln und Techniken gestaltet werden, zum Beispiel:
Es ist nicht ungewöhnlich, wenn die Anfertigung einer aufwändigen Perle eine Stunde (oder auch länger) dauert.
Ist die Perle fertig, wird sie sehr langsam und unter gleichmässigem Drehen im hinteren Teil der Flamme − wo "nur " etwa 500°C herrschen − abgekühlt.
Dadurch wird verhindert, dass sich Spannungen bilden, welche zum Springen der fertigen Perle führen würden.
Anschließend werden die Glasperlen bis zum völligen Abkühlen in - möglichst vorgewärmtes - Vermiculit (Isoliermaterial) gesteckt. Das ist die traditionelle Methode,
welche für kleinere runde Perlen völlig ausreichend ist.
Die Dauer des erforderlichen "Aufenthalts" im Vermiculit ist stark größenabhängig:
von etwa einer Stunde für Spacer bis über Nacht.
Und nicht neugierig sein! Ein verfrühter Blick auf das Ergebnis und man hat nur noch zwei halbe Perlen!
Bei größeren und unregelmäßig geformten Perlen werden die Dorne mit den Perlen statt in Vermiculit in einem speziellen digital gesteuerten
Temperofen ("Kühlofen") gelagert, wo sie weiter kontrolliert bis auf Raumtemperatur heruntergekühlt (getempert) werden.
Auch ein späteres "Batch-Cooling" ist möglich, bei dem bereits in Vermiculit abgekühlte Glasperlen später / gesammelt
noch einmal langsam erwärmt und dann getempert werden.
Der Dorn mit der ausgekühlten Perle wird jetzt eingeweicht, um das Trennmittel zu lösen und die Perle vom Dorn ziehen zu können. Die Dauer der Einweichzeit ist unter anderem vor allem vom gewählten Trennmittel abhängig :
Dieses muss einerseits fest genug sein, um das heiße Glas zum Teil ziemlich stark zu manipulieren, ohne dass es (das Trennmittel) abreißt.
Andererseits möchte man die fertig abgekühlte Perle möglicht leicht und ohne Schaden ablösen können. Aber auch mit viel Erfahrung lässt sich der Einsatz eines Hammers (tatsächlich) nicht immer vermeiden. Dabei wird allerdings nur auf den Dorn geschlagen, um die Perle zu lösen - nur als letzter Akt der Verzweiflung erfolgt der Schlag auf die Perle, um wenigstens den Dorn zu retten.
Dabei kann man feststellen, wie erstaunlich widerstandfähig gut getemperte Perlen sein können - manchmal sind mehrere heftige Schläge mit dem Hammer nötig, um sie zu zertrümmern. (Bei eigenen Versuchen Vorsicht: Tuch darum wickeln, sonst fliegen scharfkantige Glasgeschosse durch die Gegend, und Schutzbrille nicht vergessen !)
Es kann eine Weile dauern, bis ma n das persönlich bevorzugte und jeweils geeignete Trennmittel gefunden hat - bis dahin hat man einige Verluste einzuplanen.
Ich behandle sie anschließend gern mit einem Ultraschallgerät − dies lockert das Trennmittel und dient gleichzeitig als Qualitätskontrolle.
Nun werden die Perlenkanäle mit einem elektrischen Schleifgerät unter Wasser −zur Kühlung, da ansonsten die entstehende Reibungswärme die Perle zum Platzen bringen könnte − von anhaftenden Trennmittelresten befreit. Bei besonders
Soll ein mattes, seidiges Finish erzielt werden, wird noch ein mildes Ätzmittel angewandt und gut abgespült.
Dieser Schritt ist nicht unbedingt erforderlich und auch nicht allgemein üblich: Um eine glatte Oberfläche der Perlenkanäle zu erreichen − diese sind normalerweise etwas rauh und matt- verwende ich bei einigen Perlen einen speziellen Emaillelack (nur innen!). Dadurch wird einerseits das Fädelmatrial (insbesondere Leder- oder Baumwollbänder) geschont, andererseits erhält man bei transparenten Perlen so den "vollen Durchblick".
Nachdem der Lack im Kanal getrocknet ist, ist die Perle fertig. Sorgfältig hergestellte Perlen sind sehr widerstandsfähig und sollten ein langes Leben vor sich haben − was jahrtausendealte Perlenfunde bestätigen.