Muldenkipper

Es wird immer weiter gearbeitet!!!!


Es gab mal eine Zeit, da gehörten die schmalspurigen Feldbahnen untrennbar zum Baubetrieb dazu. Es ist mir ein Anliegen, an diese Epoche der Bautechnik zu erinnern und diese Erinnerung mit Bildern und Zeichnungen lebendig zu erhalten. Da ich selbst mal so angefangen habe, ist es mir besonders wichtig, die Modellbauer zu unterstützen und entsprechende Unterlagen zur Verfügung zu stellen. Es gibt zwar schon viele Feldbahn-Modelle, aber vielen sieht man leider auch eine recht freie Interpretation eines möglichen Vorbildes an. Mal sehen, ob diese Dienstleistung auch angenommen wird.

Liebe Modellbaukollegen! Seit 1918 steht die Bezeichnung DIN im industriellen und gewerblichen Bereich für technische Empfehlungen, die den erprobten Stand der Technik darstellen. Ob nun "Deutsche Industrie-Norm" oder "Das Ist Norm", auch im Bauwesen wurde der Standardisierung und der damit zu erwartendenden Kosteneinsparung früh Bedeutung beigemessen. Feldbahn-Altmeister Paule Roloff schreibt in seinem Buch "Feldbahnen": "Die Feldbahnindustrie hat von vornherein der Schaffung von Einheitsgeräten zugestimmt, bahnbrechende Arbeit geleistet und sie auch bereits bei den Muldenkippern 600mm Spur abgeschlossen. Sie hat damit der Bauwirtschaft große Dienste geleistet. Die genormten Muldenkipper sind schwerer in der Ausführung und teurer in der Beschaffung, aber durch ihre erheblich längere Lebensdauer wesentlich wirtschaftlicher als die früheren." Nun ja, ob man sich nun unter einem "bahnbrechenden" Muldenkipper eher ein destruktives Gerät vorstellen sollte, sollten die feldbahnfahrenden Germanistikstudenten unter uns diskutieren.

Da Normen bis heute nur den Charakter einer Empfehlung haben, gab es natürlich damals immer auch den Neubau von Kipploren nach "Art des Hauses", besonders für den Export. Aber das kommt später dran. Wer sich außer für die Muldenkipper noch für andere Feldbahnteile interessiert, hier gibt es eine recht vollständige Aufstellung der DIN-Normen, die größtenteils aber schon längst zurückgezogen sind: http://www.febalok.de/500822986e0876c35/index.html Folgende DIN-Normen finden sich im Spind des wahren 600mm-Lorenbahners:

Allen DIN-Muldenkippern ist gemeinsam, dass -die Mulde über einen gebogenem Winkel auf einer sog. Wiege abrollt -die Muldenstirnwände konisch nach unten zulaufen -die Feststeller der Mulde ein Arretieren in angekippter Stellung zulassen, um Handbeladung zu erleichtern Für die Darstellung der detaillierten Zeichnungen mußte ich eine waagerechte Auflösung von 1280 pixel wählen, eine kleinere Darstellung hat keinen Zweck.

Muldenkipper 0,75cbm leicht DIN5961 Muldenkipper 0,75cbm leicht DIN5961 O&K D28670 Muldenkipper 0,75cbm leicht DIN5961 mit Bremse vollständige Bremsvorrichtung MBA Fig17909 Muldenkipper 0,75cbm leicht DIN5961 Dolberg Muldenkipper 0,75cbm leicht DIN5961 O&K Werkfoto No160 Anwendung Bremsknüppel O&K Fig16508

Der leichte 0,75 cbm-Muldenkipper DIN 5961war sicher immer noch schwerer als die meisten vorherigen Kipper gleichen Inhalts. Im Gegensatz zu den dickeren Brüdern besitzt hier die Mulde nur zwei Feststeller, diagonal angeordnet. Das führt nach langer Einsatzzeit zu einer dauerhaften Verwindung der Mulde, die man auch auf Fotos gut gebrauchter Muldenkipper meist klar erkennen kann. Hier sind die Zeichnungen ohne und mit Bremse: DIN 0,75 leicht mit u. ohne Bremse

Wer sich mit technischen Zeichnungen nicht so gut auskennt, dem kann ich auch eine etwas vereinfachte Zeichnung des schweren 0,75 cbm-Kippers aus dem Hause O&K anbieten: O&K D28670 Zeichnung 0,75 cbm leicht

Und für die ganze Bremsenmimik gibt es für Normalmenschen auch noch eine 3D-Darstellung aus dunkler Zeit zwischen 1940 und 1945, in der O&K als MBA firmieren mußte. vollständige Bremsvorrichtung MBA

Eine gute Kurzbeschreibung findet sich in einem Dolberg-Werbeblatt, auf eine vergrößerte Wiedergabe der Zeichnung verzichte ich aber. Im Gegensatz zu den anderen Zeichnungen fehlen der Mulde hier die Anschlagleisten, die beim Kippen auf dem Lorenrahmen aufsetzen. Wer jetzt fragt, warum auf diesem Prospektblatt die Norm DIN 5970 benannt ist, hat genau gelesen und kennt genau wie ich nicht den Grund dafür. Vielleicht war es mal ein Normentwurf als Nachfolger von DIN 5961, der wieder zurückgezogen wurde. Dolberg genormter Muki 0,75 leicht

Zumindest eine Werksaufnahme von Orenstein&Koppel kann ich beisteuern. Da die zugehörige Zeichnung auf das Jahr 1949 datiert ist, müßte das Foto auch aus der Zeit stammen: O&K No. 160

Noch ein Detail: in der Mitte des Rahmens sieht man auf beiden Seiten einen kleinen angeschweißten Stahlwinkel. Dieser dient zum Unterhaken eines Bremsknüppels, wenn es für Lore samt Baufachkraft mal bergab geht, so wie es prinzipiell das folgende Bild aus einem O&K-Katalog zeigt (allerdings nicht mit einer DIN-Lore, sondern mit einer leichten 0,6 cbm Version): Fig. 16508 aus O&K Katalog

Im nächsten Beitrag kriegen wir dann die nächste DIN und den nächsten Muldenkipper.


DIN-Loren Teil2: Liebe Modellbaukollegen, nach einer kurzen Pause gehts jetzt weiter mit modellbautauglichen) Unterlagen! Hinweis: Allgemeine Angaben zu den DIN-Muldenkippern finden sich im ersten Beitrag dieser Reihe über den leichten 0,75-cbm-Muldenkipper DIN 5961. Der schwere 0,75 cbm-Muldenkipper DIN 5962 unterscheidet sich im Wesentlichen durch Räder mit größerem Durchmesser, kreuzförmige Aussteifung des Rahmens in Längs- und Querrichtung sowie eine verstärkte Abstützung der Abrollwiegen, um Stoßbelastungen beim Aufeinanderprallen der beladenen Loren besser abfangen zu können. Wie beim leichten Typ gibt es aber nur zwei diagonal angeordnete Feststeller für die Mulde:

Muldenkipper 0,75cbm schwer DIN5962 Werkfoto O&K No161 Muldenkipper 0,75cbm schwer DIN5962 Muldenkipper 0,75cbm schwer DIN5962 Muldenkipper 0,75cbm schwer DIN5962 Dolberg Muldenkipper 0,75cbm schwer DIN5962 Muldenkipper 0,75cbm schwer DIN5962 mit Bremse Muldenkipper 0,75cbm schwer Ziegelei Lage

Die Zeichnungen stammen wie zuvor schon aus dem Roloff-Feldbahnbuch.

Eine gute Kurzbeschreibung findet sich in einem Dolberg-Werbeblatt, auf eine vergrößerte Wiedergabe der Zeichnung verzichte ich aber.

Im Jahr 1987 (wer fotografierte da schon Muldenkipper???) nahm ich im Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen einen der kleinen 0,75-cbm-Muldenkipper DIN 5962 mit Bremse auf, der sicherlich sehr selten ist. Ob der Kipper heute noch dort steht, weiß ich allerdings nicht. Ungebremste schwere 0,75 cbm-Loren sind noch häufig zu finden, ein Bildbeispiel zeigt ein solches Fahrzeug im Beschickerhaus der Museumsziegelei Lage - unter die Mulde sind allerdings Aufnahmetaschen für Gabelstapler geschweißt worden.


Beim Muldenkipper mit 1 cbm Inhalt nach DIN5963 unterschied man dann nicht mehr zwischen einer leichten (Verschub von Hand oder mit Pferden) und schweren Ausführung (für Lokbetrieb). Ein Leergewicht von 770kg ist für den Verschub von Hand doch schon zu viel - die Beladung von Hand war dagegen durchaus in den 30er Jahren noch üblich. Und so stellt sich dieses Fahrzeug als sehr massiv gebauter Kipper dar. Die Mulde ist an allen 4 Ecken festgestellt, und gegen die Aufstoßkräfte sind die Abrollböcke gut abgestützt. Die 4 Feststeller erlauben es, die Mulde in halbgekippter Stellung zu arretieren, um die Handbeladung etwas zu vereinfachen. Der Mann an der Schippe wird sich gefreut haben, wenn er seine Kubikmeter nicht ganz so hoch werfen mußte.

Muldenkipper 1,0cbm DIN5963 Muldenkipper 1,0cbm DIN5963 mit Bremse Muldenkipper 1,0cbm DIN5963 Dolberg

Die Reihe der DIN-Blätter für eine Spurweite von 600mm schloß mit dem mächtigen 1,75 cbm fassenden Muldenkipper. Nehmen wir ein Schüttgewicht der Ladung von 1,7 t/cbm an, so befinden sich immerhin 3 Tonnen Ladung in der Mulde, die dann von Hand gekippt werden muß. Wenn da der Schwerpunkt nicht stimmt und die Mulde durch den Baggerfahrer einseitig beladen ist, braucht es schon mehrere Männer, um das Ding anzukippen. Kein Wunder, daß Fahrzeuge mit noch größeren Mulden dann immer Hilfsmittel wie z.B. Hebel zum Ankippen der Mulden hatten. Der 1,75 cbm-Muldenkipper auf 600mm-Spur war weitverbreitet und fand sich in Ostdeutschland noch bis in die 90er Jahre in Sandgruben im Betrieb. Es handelte sich dort zwar meist um Neubauten von Stahlbau-Unternehmen der DDR, aber die Konstruktion hielt sich immer noch sehr nahe an der alten DIN-Zeichnung: Zeichnung Muldenkipper 1,75 cbm cbm aus Roloff

Muldenkipper 1,75cbm DIN5964

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