Der Organisator der 10. Social Media Marketing Konferenz Reto Hartinger staunte selbst: «Eigentlich sollte das Thema gegessen sein, doch dem ist nicht so.» Es ändert sich ständig Vieles und so es gibt stets Neues.
German Ramirez lästert in seinem Eröffnungsreferat «10 Social Media Mythen – Was ist neu?», dass er die 10 Regeln und die Do’s and Don’ts zu Facebook nicht mehr lesen könne. So geht es vielen, die sich regelmässig in den Sozialen Medien tummeln. Was ist wirklich neu in den Sozialen Medien? Sein wortgewandter und mit Witz durchsetzter Vortrag konnte Insidern auch nichts Neues zeigen. Das liess mich schmunzeln. Jedem Experten geht es so. Das ist in einer Konferenz nicht anders. Den Unternehmen gibt Ramirez Empfehlungen ab, wie «Vergesst Euer Brand Management» oder «Wartet nicht, denn die Liste an neuen Technologien, die zu integrieren sind, wird immer länger.» Wohl wahr, doch wende ich mich hier den Praxisbeispielen zu, um zu sehen, was sich auf dem realen Social Media Markt denn tut.
Baselland Transport AG (BLT): Social Media mit wenig Aufwand betreiben war das Ziel
Es gehe auch mit sehr wenig Stellenprozenten. Aber nein, das wollte Jean-Daniel Roth als Berater eigentlich nicht sagen. Doch die Baselland Transport AG (BLT) wollte mit dem minimalsten Aufwand in den Sozialen Medien fahren (Anmerkung: Gut, dass dem in Real Live anders ist). Mission impossible, habe sich Roth gedacht. Er machte sich trotzdem an die Arbeit. Er analysierte die Branche, die Inhalte der Konkurrenten und erstellte eine Content-Hitparade, die ihm zeigte, welche Inhalte bisher am besten ankamen. Dann ging es an die Strategische Ausrichtung. Zuerst die «unveränderlichen» Werte, dann Story, dann die Kanäle. Das Sichtbarmachen der Werte, der DNS des Unternehmens, entstand aus einer Diskussion mit dem Management. Die Key Assets der BLT (Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Sauberkeit) sind darauf erkennbar. Die Themenfindung wurde mit einem Mindmap entwickelt und dargestellt. Anhand eines Beispielposts zeigt Roth auf, was attraktive und relevante Inhalte ausmachen. Dazu nimmt er die journalistisischen Kriterien wie Aktualität, Nähe, Bedeutung des Ereignisses, Dynamik, Identifikation und emotionale Nähe zur Hand. Wer liefert die vielen Inhalte die gebraucht werden? Zum Beispiel überzeugte Botschafter, Mitarbeitende, Fahrgäste, Bahnfans. Bahnfans sind eine sehr aktive und begeisterte Community, wenn man sie zu integrieren weiss. Nichts Neues. Es erstaunte jedoch einige Social Media Manager mit einem 100 Prozent Pensum oder einem mehrköpfigen Team, mit wie wenig Aufwand die BLT auskommt: Keine 5 Stellenprozente! Dieses Ziel haben sie erreicht … (Anmerkung: Denselben geringen Aufwand nachdem die Strategie mal erstellt ist, nennt mir Michael Kistler der RhB. Die Abgrenzung der Tätigkeiten sei jedoch ein Problem, erklärt Kistler).
Eine Strategie erlaubt es, relevante Inhalte schneller zu erkennen und zu verbreiten.
Jean-Daniel Roth
Weitere Links zur Social Media Marketing Konferenz:
Am Ende des Tages
Erstaunt hat mich, dass im 10. Jahr der Durchführung die Praxisbeispiele bei Reto Hartinger nicht Schlange stehen. Es präsentierten einige der gleichen Social Media Experten, die schon vor Jahren ihr Debüt hatten, ihre – wohlgemerkt sehr interessanten Updates der internen und externen Entwicklungen. Aber – mit Ausnahme der Praxisbeispiele von TCS, BLT und Mammut fanden keine neue Praxisbeispiele den Weg auf die Bühne. Haben Sie ein gelungenes oder ein misslungenes Praxisbeispiel für die Social Media Marketing Konferenz? Dann schreiben Sie es auf diese Plattform.
Sind Sie unsicher ob sie Ihr Beispiel veröffentlichen sollen? Dann melden Sie sich einfach mal bei Reto Hartinger. Er freut sich auf Ihren Anruf.
Tweets zum Post
@BisCulm Linkschleuder? Ja. Fanpage? Vielleicht. Echte Interaktion? Keine Chance!
— Marco (מרקו) Tedaldi (@zeitungsjunge) March 26, 2015
Links dieser Artikelserie
- Social Media integrieren: Ist weniger Aufwand wirklich mehr? Das Interview (2)
- Social Media integrieren. Wie macht es der Regionalverkehr Bern-Solotorn? Praxisbeispiel (3)
- Social Media integrieren Wie macht es die Rhätische Bahn (RhB)? Praxisbeispiel (4)
- Social Media im Dienst der Kunden: Mehr ist mehr, nicht nur beim öffentlichen Verkehr (5)
Ich betreibe als Social-Media-Manager die Kanäle eines recht grossen Gymnasiums (mit weniger als 5%). Zwei Bemerkungen: Das ist nur an der richtigen Position im Unternehmen mit der nötigen Erfahrung sowohl im Betrieb als auch auf SoMe denkbar.
Auf der Strecke bleiben Entwicklungsprojekte, neue Möglichkeiten testen.
Herzlichen Dank für deinen Kommentar. Ich bin mit dir einig, dass die benötigten Stellenprozente abhängig von der Erfahrung der Planenden wie der Ausführenden sind. Zudem sind sie abhängig vom Ziel, das ein Unternehmen erreichen will. Die Erstellung einer Strategie war sicher ein entscheidender Vorteil. Ohne Strategie, so wie viele KMUs loslegen, ist es schwieriger, sich auf die relevanten Inhalte zu fokussieren und somit auch, Zeit einzusparen.
Sehr guter Artikel. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass konzeptionelle Vorarbeit den operativen Betrieb massiv erleichtert. Diese Vorarbeit ist jedoch nicht zu unterschätzen. Für ein 7-Personen KMU gelten einfach nicht die gleichen Regeln wie für Firmen mit Tausenden Angestellten. Das Referat an der #SMM15 hat mir sehr gut gefallen – Jean-Daniel Roth weiss ganz genau, was er warum tut. Je besser die Prozesse definiert sind und auch gelebt werden, desto weniger echten Aufwand hat man. Ein gutes SoMe-Konzept lässt keine Fragen offen und beschreibt woher welche Inhalte zu welchem Zweck kommen, was damit getan werden soll und wie mit Interaktion/Feedback umgegangen wird. Dann ist die Frage, wie viele Stellenprozente man einsetzen soll, ziemlich leicht zu beantworten.