Schindler, Cosmus (1860-1950), Textilindustrieller

Schindler Cosmus, Textilindustrieller. * Ennenda, Kt. Glarus (Schweiz), 14. 2. 1860; † Zürich (Schweiz), 16. 6. 1950. Aus protestant. Familie (HB); Urenkel des Unternehmers Samuel S., Enkel des Textilfabrikanten Fridolin S. (beide s. d.), Sohn des Textilfabrikanten und Malers Samuel S. (s. unter Fridolin S.), Bruder des Textilfabrikanten und Erfinders Friedrich Wilhelm S. (s. d.), Onkel der Bildhauerin Anna Margaretha S. (s. d.); wurde nach Schulbesuch in St. Gallen und Lausanne (beide Schweiz) in Livorno (Italien) kaufmänn. ausgebildet und trat 1882 in das Familienunternehmen, die Spinnerei Kennelbach (Vorarlberg), ein, ab 1888 gem. mit seinem Bruder und seinem Onkel Cosmus Jenny (s. unter Melchior Jenny) Gesellschafter der neuprotokollierten Fa. Jenny & Schindler. Jenny war die treibende Kraft bei der Ausweitung der Betriebe auf Tirol durch Angliederung von Baumwollspinnereien und einer Weberei in Telfs (1887) und Imst (1892). 1894 wurde noch die Weberei Mittenbrunnen bei Dornbirn (Vorarlberg) erworben. 1899 sogar eine Baumwollspinnerei bei Moskau gegründet. Das Zentralbüro der Fa. verblieb in Kennelbach, geleitet von S., der sich vor allem, gem. mit seinem Onkel, um die Einrichtung der neuen Tiroler Betriebe verdient machte, während sich sein Bruder fast ausschließlich dem Ausbau der Elektrizität widmete und sich 1909 aus Krankheitsgründen gänzlich zurückziehen mußte. Ab 1900 war S. auch Verwaltungsratspräs. der Schweizer Spinnerei AG Murg. 1910/11 wurde eine völlige Modernisierung des Betriebes in Kennelbach durchgeführt; bes. finanzielle Aufwendungen leistete die Fa. auch für Uferschutzbauten an der Bregenzer Ache. Während die Jenny & Schindler-Fabriken in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg mit 83.596 Spindeln und 1387 Webstühlen zu den größten Baumwollproduzenten der Österr.-ung. Monarchie gehörten, bereiteten Krieg und wirtschaftliche Umwälzungen danach große Probleme, die S. 1920 sogar den Augsburger Textilfachmann Conrad Lembert als Gesellschafter aufnehmen ließen; 1924 trat Dr. Friedrich Peter (Fritz) S. ( * 4. 5. 1895; † 25. 8. 1969), der Sohn Friedrich Wilhelm S.s, in die Fa. ein. 1927 wurde der Ges.Vertrag gelöst und S. übernahm 1928, unterstützt von seinem Sohn, Willy S. ( * 1904), die Fabriken in Telfs und Imst unter der Firmenbezeichnung Jenny & Schindler (als solche bestanden sie bis 1985), während Fritz S. mit seinen Geschwistern die Vorarlberger Betriebe unter dem Firmennamen Textilwerke Schindler & Cie. (die Produktion wurde 1968 eingestellt) übernahm. 1935, nach wechselnden wirtschaftlichen Erfolgen, laufenden Ausgestaltungen und Modernisierungen wurde die Ges.Form der Fa. Jenny & Schindler in eine offene Handelsges, geändert, deren Gesellschafter und Geschäftsführer S. war. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg übersiedelte er nach Zürich, blieb jedoch weiterhin dem Firmengeschehen verbunden. Für sein Wirken wurde er mehrmals von der RepublikÖsterr. ausgezeichnet und war Ehrenbürger von Telfs.

L.: Vorarlberger Volksbl. vom 26. 6. 1950; Großind. Österr. 4, S. 246ff., Erg.Bd. 3, S. 30ff.; J. Winteler, Landammann D. Schindler. Seine Vorfahren und Nachkommen, 1932, passim: R. Gf. v. Sarnthein, Denkwürdigkeiten aus 100 Jahren der Spinnerei Kennelbach, 1938, passim; K. Paulin, 125 Jahre Jenny & Schindler 1825–1950, (1950), passim (mit Bild); E. Sinz, Kennelbach. Die Geschichte einer Ind.Gemeinde, (1987), passim; F.Mathis, Big Business in Österr., 1987, s. Reg.; Mitt. K. Plitzner, Bregenz.
(Red.)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 47, 1991), S. 147f.
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