Langfassung:

 

Förderung des Zugangs zu Wild- und Honigbienen für Kinder und Jugendliche

 

Wenn sie nicht gerade einen Imker in der Familie haben, so haben Kinder und Jugendliche nur selten die Möglichkeit, den einheimischen Wild- und Honigbienen intensiv zu begegnen. Meist beschränkt sich auch dann die Begegnung auf einen einmaligen Besuch. Bienen werden oft auch im Unterricht zum Thema gemacht, aber auch dort werden die Bienen meist nur auf dem Papier behandelt, gelegentlich ein einmaliger Besuch beim Imker. Nur wenige Lehrkräfte sind in der Lage, sich einen Schaukausten ins Schulzimmer zu holen oder gar ein Bienenvolk auf dem Schulgelände zu halten, weil der Aufwand dafür viel zu gross und das Know-How nicht vorhanden ist. Dabei liessen sich gerade an Bienen entscheidende Dinge lernen: Genaues Beobachten, Respektvollen Umgang mit Tieren, vertiefende Erkenntnisse in der Zoologie und Biologie, Einsicht in ökologische Zusammenhänge und Wechselwirkungen, ökonomische Einsichten. Wir möchten es Kindern und Jugendlichen mit verschiedenen Vereinsaktivitäten ermöglichen, in die faszinierende Welt der Bienen einzutauchen.

 

Aufbau und Betrieb einer von Kindern und Jugendlichen geführten Imkerei mit Schweizer Honigbienen nach biologisch-dynamischen Richtlinien.

 

In einem ersten Schritt wollen wir zusammen mit einer Schule im Grossraum Bern ab August 2010 eine biologisch-dynamisch betriebene Imkerei aufbauen, in der die Kinder die Möglichkeit haben, Bienenvölker über ein ganzes oder gar mehrere Schuljahre hinweg zu betreuen. Dabei erlernen sie nicht nur den Umgang mit den Bienen selbst, sondern führen auch alle mit einer Imkerei verbundenen Arbeiten aus wie putzen, malen, Rähmchen drahten, Futter zubereiten und hoffentlich auch Honig ernten und vermarkten.
Hauptziel dabei ist, dass die Kinder nicht nur einen flüchtigen Einblick als Beobachter in die Bienen erhalten, sondern wirklich das ganze Handwerk selbst tun können. So lernen sie nebst dem imkerlichen Handwerk viel über die Natur, über ökologische und ökonomische Zusammenhänge und die Probleme, die sich heute der Imkerei stellen. Ganz wichtig ist uns, die Imkerei partizipativ zu organisieren. Wir wollen die Kinder an allen Arbeiten und auch an alle Prozessen und Entscheidungen rund um ihre Imkerei beteiligen. Da eine Imkerei ein kleines Unternehmen ist und auch unternehmerisches Denken und Handeln verlangt, wollen wir dieses „Unternehmen“ zusammen mit den Kindern führen. Wir sind bereits mit einer Schule im Gespräch.  Die Schulleitung zeigt grosses Interesse und will die Imkerei für das kommende Schuljahr als fakultatives Schulfach anbieten. Es handelt sich dabei um die Primarschule Uettligen.

 

Bau und „Betrieb“ von Wildbienenhäusern mit Kindern.

 

Etwa 600 Wildbienenarten leben in der Schweiz. Sie sind im Gegensatz zu den Honigbienen nicht Staatenbildende Bienen sondern Solitärbienen und haben sich oft auf eine ökologische Nische spezialisiert. Wir wollen mit den Kindern nicht nur Honigbienen halten, sondern auch Nistplätze für verschiedene Wildbienenarten bauen und aufstellen. Dies ist etwas, was die Kinder im Gegensatz zur Honigbienenhaltung dann auch auf ihrem Balkon oder im eigenen Garten tun können.

 

Öffentlichkeitsarbeit via Medien und Aufbau und Betreuung einer Internetplattform von und für Kinder und Jugendliche zum Thema Bienen.

 

Wir möchten den vielen negativen Nachrichten der letzten Jahre rund um die Imkerei mal wieder „Good News“ entgegensetzen und zeigen, dass die Bienenhaltung Freude bereiten kann, ökologisch wertvoll ist und persönlich sinnstiftend sein kann. Wir werden alle unsere Aktivitäten in der Schweizerischen Bienenzeitung dokumentieren, weitere Print-Medien und auch das Fernsehen nutzen, um mit dieser Botschaft an die Öffentlichkeit zu treten.
Mit www.bienenclub.ch planen wir zudem eine Internetplattform, die wir ebenfalls zusammen mit den Kindern aufbauen wollen. Darin werden sich Informationen rund um Wild- und Honigbienen finden, die die Kinder im Laufe ihrer Arbeit „verstanden“ haben und nun für andere Kinder aufbereiten und zugänglich machen. Es soll Platz für eigenen Ideen geben – auch hier möchten wir die Seite zusammen mit den Kindern ausgestalten.
Ebenfalls auf dieser Seite werden wir die Imkerei dokumentieren. Zusätzlich planen wir Informationen und Kontaktmöglichkeiten für Lehrkräfte, die Wild- und Honigbienen im Unterricht behandeln wollen.
Die Seite soll auch dem Networking dienen und Vernetzung und Austausch zwischen Imkerschaft und Lehrkräften erleichtern.
Wir möchten uns möglichst gut vernetzen und werden deshalb Kollektivmitglied des VDRB (Verband der deutschweizer und rätoromanischen Imker), des VBBV (Verband der Berner Bienen Vereine), der AGNI (Arbeitsgemeinschaft für naturgemässe Imkerei). Wir möchten uns ebenfalls zusammenschliessen mit ökologischen Interessengruppen und Vereinen.

 

Support für Lehrkräfte bei der Planung und Umsetzung von Unterrichtseinheiten zum Thema Bienen.

 

Wir wollen Lehrkräfte ermutigen, Bienen in ihre Jahresplanung aufzunehmen und im NMM-Unterricht zum Thema zu machen. Dafür möchten wir sie mit folgenden Angeboten möglichst gut unterstützen:

    1. Hinweise und ev. Ausleihe geeigneter Literatur und Medien.
    2. Hinweise und ev. Ausleihe geeigneter Lehrmittel für Kinder verschiedener Altersklassen.
    3. Ausleihe eines bevölkerten Schaukastens für das Klassenzimmer, mit dem während 6 bis 8 Wochen ein kleines Bienenvolk bei all seinen Aktivitäten beobachtet werden kann.
    4. Ermöglichung eines Besuchs in einer Imkerei.

Entwicklung von Lehrmitteln über Wild- und Honigbienen, die die Qualitäts-Standards für Lehrmittel erfüllen.

 

Die meisten uns bis anhin bekannten Lehrmittel über Bienen sind von magerer Qualität. Oft fokussieren sie nur die biologischen Grundlagen und beschränken sich auf das Auswendiglernen des Körperbaus der Bienen so wie einiger Zahlen und Fakten, die dann für einen Test einfach abgeprüft werden können. So erlischt die Neugier und Freude auch bei interessierten Kindern garantiert.
Wir möchten einfache Lehrmittel und Unterrichtshilfen entwickeln, die den Anforderungen guten NMM-Unterrichts genügen. Sie sollen das aktive Entdecken der Kinder in den Mittelpunkt stellen, so zum Beispiel Beobachtungsaufgaben am Schaukasten. Der Unterricht soll des weiteren individuell konstruktivistisch und dialogisch kooperativ gestaltet sein, auf Deutsch: Lernen auf eigenen Wegen alleine oder zusammen und im Austausch mit anderen. Der Vereinspäsident Stephan Wehrli ist nicht nur passionierter Imker sondern auch  Primarlehrer, Praxislehrkraft und Reflexionsgruppenleiter an der Pädagogischen Hochschule und Bern. Er kennt die Anforderungen an guten Unterricht von praktischer wie auch theoretischer Seite.

 

Planung und Durchführung von Projekten im Bereich der Bienenhaltung mit Kindern.

 

Wenn man Kinder wirklich ernst nimmt und sie an der Arbeit und den Entscheiden beteiligt, so können schnell weitere Projekte entstehen, die die Kinder umsetzen wollen. Dies kann von einem Kerzenziehen für die Dorfbewohner über die Neugestaltung einer bienenfreundlichen Bepflanzung des Dorfplatzes bis hin zur Gründung weiterer Imkereien reichen – wer weiss. Wir möchten solche Projekte betreuen und unterstützen können.

 

Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit zu insektenfreundlicher Bepflanzung von Gärten und Grünzonen.

 

Bienen leiden zurzeit an akutem Nahrungsmangel und sind permanent den Giftattacken der Landwirtschaft mit ihren Insektiziden, Pestiziden und Fungiziden ausgesetzt – vor allem diese beiden Gründe sind wohl mitverantwortlich für das dramatische Bienensterben der letzten Jahre. Die Bienen sind geschwächt und anfällig für Krankheiten.

Wir möchten wo immer möglich Öffentlichkeitsarbeit leisten für eine insektenfreundliche Bepflanzung von Gärten und Grünzonen und auf lokaler Ebene Einfluss nehmen auf Entscheide rund um die Gestaltung von Grünzonen. Vielleicht können wir ebenfalls einen kleinen Beitrag leisten zum Dialog mit der Landwirtschaft.