Kaninchenzucht
Krankheiten in der Kaninchenzucht - Ursachen und Gegenmaßnahmen
Krankheit | Ursache und Überträger | Anzeichen | Gegenmaßnahmen |
RHD | Virus Wird vom Wildkaninchen übertragen |
Bluten aus Nase und Mund. Blutungen in der Lunge und anderen Organen (Leber,Milz,Magen) | Befallene Tiere können nicht behandelt werden,
Nottötung erforderlich. Impfung gesunder Tiere.Impfschutz nach gut einer Woche
erreicht.Impfung sollte jährlich wiederholt werden. Meldeplichtige Seuche |
VHD-Hämorrhalgische Viruskrankheit |
Virus Wird vom Wildkanichen eingeschleppt oder von anderen Kaninchenbeständen. |
Betroffene Kaninchen bluten aus Nase und Mund. | Notimpfung nicht erkrankter Kaninchen
empfohlen. Meldeplichtige Seuche |
Myxomatose | Virus Krankheit wird durch stechende Insekten vom Wildkaninchen übertragen. |
Schwellungen an der Haut , Augen , Kopf und Ohren | Schutzimpfung Meldeplichtige Seuche |
Feuchte Augen | Bindehautentzündung
örtliche Infektion |
Tiere habe feuchte Augen mit Sekretaustritt und Rötung der Bindehaut | Behandlung mit antibakteriellen Lösungen und Salben |
Lidbindehautentzündung | bakterielle Infektion | eitriges weißes Sekret in den Augenwinkeln mit Schleimhautrötung | Behandlung mit antibakteriellen Lösungen und Salben |
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Befall durch Myxomatose Viren | Anschwellen der Augenlider | Krankheit ist unheilbar |
Magenblähungen | Gasbildung durch Futtergährung | Magen ist stark erweitert. Tiere zeigen Benommenheit, Atemnot und Lähmungserscheinungen. Ursache ist meist das Füttern von feuchtem Grünfutter | Die Gase können durch eine Schlundsonde
abgeleitet werden
|
Milbenbefall | Erreger ist die Räudemilbe | Schuppenbildung an den Lidern | Behandlung mit Akariziden |
Schnupfen | Virus | Eitrige Entzündung der Nasenschleimhaut und Nasennebenhöhlen | Antibiotika |
Mein Tipp
Blähungen bei Kaninchen kommen vor und können nicht immer vermieden werden. Bei meinen Hasen hat sich das Füttern von Petersilie bestens bewährt. Schon drei, vier Stängel dieses Zauberkrautes wirken Wunder. Selbst ein Kaninchen, das durch Durchfall und Magenblähungen so geschwächt war, das es selbst nicht mehr fressen konnte, habe ich durch Zwangsernährung gerettet. Die Petersilie wird zerkleinert und mit wenig Wasser in eine Infusionsspritze aufgezogen und dann dem Kaninchen verabreicht. Nach zwei Tagen war das Kaninchen wieder fit, obwohl langgediehnte Kaninchenzüchter die Tötung dieses Tieres vorgeschlagen hatten. Bis heute habe ich noch kein Kaninchen wegen Durchfall und Magenblähungen verlohre.
Krankheiten und Tierhygiene
Kokzidiose
- Für Jungtiere besonders gefährlich ! -
Auch in diesem Jahr werden wieder viele Kaninchenzüchter einen
Kokzidienbefall bei ihren Jungtieren feststellen müssen und bedauerlicherweise Verluste
davontragen.
Die Kokzidienkrankheit (Kokzidiose) wird durch kleine, einzellige Sporentierchen
(Kokzidien) verursacht, welche sowohl den Darm (Darmkokzidiose), als auch die Leber
(Leberkokzidiose) befallen können.
Fast 90 % aller Hauskaninchen sind Kokzidienträger (Wirtstiere). Diese latent infizierten
Tiere zeigen zwar selbst keine Krankheitssymptome, scheiden aber dennoch die Erreger
(Oozysten) im Kot aus und übertragen diese auf ihre Artgenossen. Deshalb kommt es in
vielen Zuchtbeständen immer wieder zu schweren Verlusten.
Ansteckung und Übertragungswege
Besonders bei den Jungtieren ist die Gefahr der Ansteckung mit
Kokzidiose sehr hoch. Wenn sie nämlich nach ca. 18 Tagen ihr schützendes Nest verlassen
und ihre Umgebung erkunden, kommen sie unter anderem auch mit dem mütterlichen Kot in
Berührung und nehmen dabei die gefährlichen Krankheitserreger auf. Die Ansteckung kann
jedoch auch über das Futter, das Trinkwasser oder das Einstreu erfolgen, wenn die reifen
Oozysten bereits darin enthalten sind.
Oozysten sind sehr widerstandsfähig und können in feuchter Stalleinstreu, auf schattigen
Wiesen oder im Ackerboden über Jahre hinweg ansteckungsfähig bleiben. Nur durch
Erhitzung (bis ca. 80 °C) können die Parasiten wirksam und in Minutenschnelle abgetötet
werden.
Beachtet bitte auch, dass die Ansteckungsgefahr erheblich steigt, wenn mehrere Kaninchen in zu kleinen Ställen gehalten werden, wenn nur selten ausgemistet wird und wenn die Fütterung direkt vom Stallboden aus erfolgt. Die Parasiten häufen sich in diesen Fällen rasch an und werden mit jeder Körperpassage in immer größerer Zahl ausgeschieden.
Symptome und Krankheitsverlauf
Die Darmkokzidien dringen in die Darmschleimhaut ein und
verursachen Verdauungsstörungen, die zu ruhrartigem Durchfall und Appetitlosigkeit
führen. Die Darmschleimhaut ist geschwollen und entzündet, was dazu führt, dass die
Nahrung nicht mehr verarbeitet werden kann. Der Kot ist deshalb wässrig, schleimig und
oftmals blutig. Die Tiere magern ab, werden apathisch und bekommen wässrigen Ausfluß in
Augen und Nase. Durch den gestörten Verdauungsablauf kommt es zur Gasbildung im Körper
und das kranke Kaninchen bläht auf. Im Endstadium wird das Tier zusätzlich durch
Krämpfe und Lähmungen gequält, bis der Tod eintritt.
Bei der Leberkokzidiose bohrt sich der Parasit durch die Darmwand in die Blutgefäße und
wird dann mit dem Blut in die Leber transportiert. Von dort aus führen sie zu
Entzündungen und Erweiterungen der Gallengänge (Gallengangskokzidiose). Sowohl an der
Oberfläche, als auch im Inneren der Leber bilden sich Knötchen, die meist in einer Reihe
angeordnet sind. Die Leber schwillt an und es kommt zu ähnlichen Krankheitserscheinungen
wie bei der Darmkokzidiose.
Bei leichten Infektionen können die Entzündungen der Leber bzw. des Gallenganges nach
einiger Zeit wieder abklingen und Vernarbungen hinterlassen. Sollte es jedoch zu einem
sogenannten Massenbefall kommen, dann stirbt das erkrankte Tier nach 3 bis 6 Wochen.
Schutzmaßnahmen und Tierhygiene
Jeder Züchter sollte eine "kokzidienarme Aufzucht und
Haltung" seines Kaninchenbestandes anstreben. Da dies in Anbetracht der
Widerstandsfähigkeit der Parasiten äußerst schwierig ist, empfehlen wir die folgenden
Bekämpfungsmöglichkeiten:
A = Befragt Eueren Tierarzt zu erprobten und aktuellen Tierarzneimitteln, die Ihr Eueren
Zuchtkaninchen vorbeugend oder als Krankheitsbekämpfung verabreichen könnt ! Da die
Kokzidien im Kaninchen nicht vollständig ausgerottet werden können, entwickelen die
Wirtstiere nach einiger Zeit eine ausreichende Widerstandskraft und werden gegen das
aufgenommene Medikament resistent. Bei wiederholter Anwendung des gleichen
Kokzidiostatikums lässt die Wirkung nach einer gewissen Zeit nach und das Arzneimittel
ist unbedingt zu wechseln.
B = Achtet ständig auf die Sauberkeit der Stallanlage und der Futtergefäße! Bei
festgestellter Kokzidiose müssen alle Stallboxen unumgänglich gereinigt werden! Nach dem
Ausmisten können Ihr z.B. den Stall, besonders die Kotecken, mit kochendem Wasser
gründlich ausspülen. Das tötet die Oozysten mit Sicherheit ab. Ihr könnt auch heiße
Sodalösung zum Reinigen nehmen. Um die Aufnahme der Parasiten zu verhindern, solltet Ihr
die abgesetzten Jungtiere alle 2 Tage in erneut gereinigte Boxen umsetzen, da sich die
Kokzidien unter günstigen Umweltbedingungen (feucht und warm) nach etwa 2 bis 3 Tagen
explosionsartig vermehren.
RHD ( Rabbit Haemorrhagic Disease )
- Im Volksmund auch "Chinaseuche" genannt -
Die 1984 erstmals in China aufgetretene Hämorrhagische
Krankheit (RHD) ist heute eine sehr aktuelle und gefährliche Kaninchenseuche. Sie hat
bereits überall auf der Erde hohe Verluste gefordert. Trotzdem wissen viele Züchter
nicht, was sich hinter dieser Krankheit verbirgt.
Der Virus
Ursache von RHD ist ein Virus, der sich in der
Kaninchenleber einnistet. Der RHD-Virus ist nur für Haus- und Wildkaninchen gefährlich,
aber nicht für den Menschen.
Symptome und Krankheitsverlauf
Sowohl der Infektionsdruck (Anzahl der verbreiteten Vieren)
als auch das Alter der Kaninchen können sich auf den Verlauf der Krankheit auswirken. Vom
Zeitpunkt der Ansteckung bis zum Krankheitsausbruch vergehen meist 1 bis 3 Tage, manchmal
auch 4 bis 5 Tage. Bisher unterscheiden die Tierärzte 3 Verlaufsformen:
- "perakute Form" - Das Tier stirbt ohne vorher erkennbare
Anzeichen einer Erkrankung, gelegentlich sogar unter Aufschreien.
- "akute Form" - Es treten Krankheitsanzeichen wie Freßunlust,
Mattigkeit, Durchfall, Fieber und/oder unkoordinierte Bewegungen auf. 1 bis 3 Tage nach
den ersten Anzeichen stirbt das Tier.
- "milde Verlaufsform" - In Regionen mit ausklingender
RHD-Seuche können bei einigen Tieren ebenfalls Krankheitssymptome wie Freßunlust,
Benommenheit und Unruhe festgestellt werden. Da sich viele dieser Tiere unter Umständen
wieder erholen, wird die RHD-Infektion hier nur selten erkannt.
Übertragungswege
Ansteckungsquellen und Übertragungsmechanismen bei RHD |
|
bereits erkrankte Kaninchen | Direktkontakt mit Kot, Urin, Körpersekreten |
verseuchtes Futter und Einstreu | über Verdauungswege (oral) |
Mensch (Kleidung, Hände) | Direktkontakt mit Körpersekret |
Trink- und Futtergefäße, Stallgeräte | über Verdauungswege |
Luftweg (aerogen) | über Atemwege, Tröpfcheninfektion |
Insekten | direkter Kontakt mit Körpersekret und Blut |
Empfänglichkeit und Resistenz
Nachkommen von geimpften Häsinnen besitzen
passiv vermittelte Abwehrstoffe gegen RHD (Altersresistenz) und erkranken deshalb nicht.
Dennoch können sie den Virus auf andere Artgenossen übertragen. Mit zunehmendem Alter
steigt dann die Empfänglichkeit der Jungtiere gegenüber der Erstinfektion. Bis zur 6.
Woche bauen sich die über die Muttermilch aufgenommenen Antikörper jedoch wieder ab.
Deshalb müssen die Jungtiere rechtzeitig geimpft werden.
Impfung
Die vorbeugende RHD-Impfung ist auf jeden Fall ratsam, da dies eine
sehr wichtige und erfolgreiche Schutzmaßnahme ist. Die Impfung sollte spätestens nach
der 6. Woche erfolgen. Besonders in infektionsgefährdeten Tierbeständen ist eine
Wiederholungsimpfung nach 3 bis 4 Wochen durchzuführen .
Achtung !
In ungeimpften Beständen
beträgt die Sterblichkeitsrate bei akutem oder perakutem Krankheitsverlauf zwischen 90
und 100%!
weitere vorbeugende Maßnahmen
Zugekaufte Tiere solltet Ihr lieber bis zu 4
Wochen in Quarantäne halten.
Kauft keine Tiere mit unbekannter Herkunft.
Desinfiziert alle Ställe und Stallgeräte, die mit erkrankten Kaninchen in Kontakt
gekommen sind.
Persönliche Erfahrungen eines befreundeten Züchters mit RHD im Mai 2000
Die Nachricht ging wie ein Lauffeuer durch unseren Ort -
"Überall sterben die Kaninchen". Als Züchter war ihm natürlich sofort klar,
dass es sich um die Chinaseuche, also RHD, handelt.
Er hat Tiere nicht sofort impfen lassen, da er nicht nur vor dem RHD-Virus, sondern auch
vor dem Tierarzt Angst hatte, der ihm in dieser akuten Situation möglicherweise den Virus
in den Bestand einschleppt. Als nach einer Woche plötzlich ein älteres Jungtier ohne
erkennbaren Grund tot im Stall lag, ließ er sofort den ganzen Bestand impfen. Es war
natürlich zu spät, er konnte in den darauffolgenden Tagen zusehen, wie sich ein Tier
nach dem anderen verabschiedete. In den ersten 4 Tagen nach der Impfung war es immer der
gleiche Ablauf, der sich innerhalb einer Stunde abspielte. Das Tier stellte die
Futteraufnahme ein, wurde zusehends immer schwächer und lag fast regungslos im Stall. Es
folgte ein ein kurzer Todeskampf und das Tier starb meist mit einem Aufschrei. Nach dem 4.
Tag sollte nach der Meinung des Tierarztes das Sterben aufhören, was leider nicht
eingetroffen ist. Von dieser Zeit an verlängerte sich nur der Zeitpunkt vom Auftreten der
Krankheitssymptome bis zum Tod, das schien für diese Tiere besonders grausam zu sein. Am
12. Tag nach der Impfung starben die letzten Tiere an RHD, erst danach schien der
Impfschutz zu stehen.
Die Bilanz: Von 37 Jungtieren starben 20. Die ältesten Jungtiere waren wesendlich
stärker betroffen, als die jüngeren. Offenbar sind die Jungtiere entsprechend der
Erbanlage unterschiedlich anfällig oder profitieren auch nach einem Viertel Jahr noch vom
Impfschutz des Muttertieres. Diese Meinung vertritt er deshalb, weil zwei unterschiedliche
Würfe von einer Häsin noch vollständig erhalten sind und zwei Würfe einer anderen
Häsin komplett gestorben sind, obwohl die Tiere alle seit längerer Zeit allein oder in
Zweiergruppen steckten und deren Ställe in der gesamten Stallanlage verteilt waren. Beide
Muttertiere waren im Vorjahr am selben Tag geimpft worden, stammen aber aus verschiedenen
Linien, die voneinander völlig blutfremd sind. Es würde ihn und mich sehr interessieren,
ob andere Zuchtfreunde eine ähnliche Erfahrung gemacht haben, denn wenn seine Theorie,
dass die Anfälligkeit etwas mit der Erbinformation zu tun hat, stimmt, könnte das ein
interessanter Ansatz für die Forschung sein.
Verdauungsstörungen - immer wieder im Spätherbst
Wer seinen Kaninchen Pellets als Alleinfutter ganzjährig
füttert, wird dieses Problem möglicherweise gar nicht kennen. Aber alle Zuchtfreunde,
die Ihre Tiere auf die klassische Art, also im Sommer vorwiegend mit Grünfutter und im
Winter mit Hackfrüchten, Heu und eventuell etwas Getreide als Kraftfutter ernähren,
haben es schon öfter erlebt. Etwa 2-4 Wochen nach der Futterumstellung im Herbst lassen
vorwiegend die Jungtiere das Futter liegen und verkriechen sich anteilnahmslos in eine
Ecke. Sie haben offenbar Probleme mit der Verdauung. Man hört es in den Därmen gluckern
und auch am Geruch merkt man, dass etwas nicht stimmt. Das ist besonders in dieser Zeit
sehr ärgerlich, weil man davon ausgegangen ist, dass die Tiere die allmähliche
Futterumstellung gut verkraftet haben und die Ausstellungssaison in vollem Gange ist. So
muss nun das eine oder andere Tier wegen Krankheit oder Gewichtsverlust umgemeldet werden
und die schöne Sammlung ist zerstört. Ich habe mehrere Tierärzte nach den Ursachen, der
Bezeichnung und der Behandlung dieser Form der Trommelsucht befragt, aber keine eindeutige
Antwort bekommen. Offenbar spielen hier mehrere Faktoren wie Futterumstellung, Mangel an
Nährstoffen und Vitaminen und auch das Wetter eine Rolle. Wird nichts gegen die Krankheit
unternommen magern einige Tiere stark ab, werden aber in den meisten Fällen wieder
gesund. Besonders aufgeblähte Tiere können auch an der Krankheit sterben.
Nach Verabreichung der vom Tierarzt empfohlenen Medikamente sollten aber nicht sofort
besondere Leckerbissen oder blähende Futtermittel wie z.B. Kohl gefüttert werden, denn
es dauert noch ein paar Tage, bis sich die Verdauung normalisiert hat. Wichtig ist, dass
den Tieren genügend Heu und Wasser gegeben wird. Erst wenn die Kotballen wieder die
normale Form haben, kann in gewohnter Weise gefüttert werden und die Tiere haben die
Krankheit entgültig überstanden.
Tipp zur Eingabe von Medikamenten
Zur oralen Eingabe von flüssigen Medikamenten benutze ich eine Fertigspritze von 0,2ml ohne Nadel. Die Spritze wird in den Mundwinkel des Kaninchens eingeführt und man kann das Medikament genau dosiert verabreichen.