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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 03/2015
Unheilvolle Entwicklung

 
 
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Mermaid
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 143

Pokapro 2015


Beitrag23.03.2015 16:18

von Mermaid
Antworten mit Zitat

rieka hat Folgendes geschrieben:
... denn es hat einen Grund, dass ich so geschrieben habe, wie ich es tat. Es passiert mir nicht zum ersten Mal bei solchen Texten, in denen es tragisch zugeht.  Es ist sowas wie ein Stil von mir, aus einer Haltung heraus, die ich auflösen muss, will ich nicht weiter in dieser Sackgasse landen.


Hallo Rieka,

kann es daran liegen, dass der Erzähler - und damit ich als Leserin - nur aus der Ferne zuschaut, wie Dein Protagonist leidet? Das verhindert das Mit-Fühlen, das Mit-Leiden. Ich fürchte, wenn Du Mit-Leiden erreichen willst, musst Du Dich dem als Autorin stellen, auch wenn es Dir wehtut, auch wenn es eine tragische Geschichte ist. Denn dieses Wehtun ist es doch wahrscheinlich, was Du transportieren willst?

Deine Geschichte könnte eine viel stärkere Wirkung haben, wenn sie in der Ich-Form erzählt wäre. Vielleicht hast Du Lust, das zu Übungszwecken mal zu probieren. Wenn Dir die Ich-Form nicht liegt, kannst Du die Geschichte ja dann wieder in die Er-Form "übersetzen". Aber näher dran bist Du dann bestimmt auf jeden Fall.

Zu meiner Anmerkung "Warum tut er dann nichts?" Ich glaube, auch das kannst Du erklären, wenn Du näher an ihm dran bist: Weil er nicht kann. Weil er nicht weiß, wie und was er tun könnte. Weil er den Boden unter den Füßen verloren hat ...

Lass Dich nicht unterkriegen!

Meergrüße,
Mermaid
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Ithanea
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 34
Beiträge: 1062

Ei 3 Pokapro 2017


Beitrag23.03.2015 21:38

von Ithanea
Antworten mit Zitat

rieka hat Folgendes geschrieben:

und Einige fragten direkt oder indirekt, um welche Aussage es eigentlich geht:  (Hier liegt der Hund begraben)

Zitat:
Constantine schrieb:
Etwas zu viel für deinen kurzen Text, der ziemlich simpel und unglaubwürdig ist und insgesamt in dieser Form für mich nicht funktioniert.

Mermaid schrieb:
Warum tut er dann nichts?
Für mich ist das Ganze nicht in sich schlüssig.

Firstoffertio schrieb:
Die Idee hinter diesem Text sehe ich, glaube ich. Aber sie wurde mir etwas zu einfach hinein gestrickt.

Gießkanne schrieb:
Was ich mir noch gewünscht hätte ist, dass du mir den Sinn der Story deutlich vor Augen hältst

Ithanea schrieb:
Mir fehlt bei deiner Geschichte ein bisschen das Besondere daran, oder der Grund, warum sie erzählt wird, wird mir nicht ganz ersichtlich.


Ich lasse das Ganze noch ein wenig sacken und dann schau ich, ob ich die Geschichte neu ausrichte.
LG rieka


Hallo rieka,
Ich bin froh, das du selbst aus meiner viel zu beiläufig dahingerotzten Kritik etwas mitnehmen kannst (ich ärgere mich, dass ich bei den Wettbewerben immer nur so kurze und wenig differenzierte Kommentare geben kann, aber es fällt mir echt schwer, mich auf so viele Texte richtig einzulassen. Naja, kennst du ja selber, wahrscheinlich).
Dass du so direkt drauf eingehst, freut mich, und ich versuche das nochmal zu präzisieren.
Ich kann natürlich schon den Grund, warum man diese Geschichte erzählen möchte, darin sehen, dass man den Finger auf das legen möchte, was da da abläuft: Ein Mann erlebt eine furchtbar schlimme Sache und verbittert darüber. Er hat kein Ventil und keinen Ansprechpartner, sieht keine Möglichkeit für sich, damit zurechtzukommen, außer in Wutausbrüchen etwas von dem Druck gehen zu lassen, und zu allem Überfluss nehmen ihn seine Freunde nicht ernst. Am Ende gibt es keinen Ausweg als die eigene Zerstörung. Ich nehme an, das ist eine Geschichte für alle Freunde, denen es nicht gut geht und dafür, ein Auge aufeinander zu haben, füreinander da zu sein und einander ernst zu nehmen.
Das wäre zumindest das, was ich aus dieser Geschichte lesen würde.
Dazu ist sie mir - dieser Kritikpunkt kam schon häufig - zu distanziert von seinem (oder eines anderen) Erleben. Ich weiß nicht, was er denkt, wenn er ausbricht, was da in ihm brodelt, gegen was oder wen der Zorn sich richtet, was er eigentlich macht in so einem Wutausbruch, wie die Freunde das erleben oder was genau sie an ihm merken. Ich sehe aber nicht nur die Möglichkeit, näher an den Prota hinzugehen, das wäre das eine, was man machen könnte, was aber auch schwer werden dürfte, da der ja schon am Abdriften ist und daher für uns als Leser auch etwas fremd/entrückt/distanziert bleiben muss. Vielleicht wäre es auch eine Chance, stärker an die Freunde heranzugehen, die ungläubig berichten, wie der Prota immer eigenartiger wird und selbstgerecht davon sprechen, was sie schon alles überwunden haben. Und einen leisen Zweifel zurücklassen, ob wirklich das getan wurde, was ein guter Freund machen würde und die Frage, was das überhaupt ist.

Soweit mal, was mir im Moment dazu einfällt. Mich würde aber noch interessieren, wenn du es erzählen magst, was denn der Grund dafür ist, dass du berichtend geschrieben hast und wenn ich noch neugieriger werden darf, warum du es ändern willst/musst, wenn es sowas wie dein Stil zu sein scheint oder deiner werden könnte?
rieka hat Folgendes geschrieben:
Natürlich grübele ich jetzt, denn es hat einen Grund, dass ich so geschrieben habe, wie ich es tat. Es passiert mir nicht zum ersten Mal bei solchen Texten, in denen es tragisch zugeht.  Es ist sowas wie ein Stil von mir, aus einer Haltung heraus, die ich auflösen muss, will ich nicht weiter in dieser Sackgasse landen.


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rieka
Geschlecht:weiblichSucher und Seiteneinsteiger


Beiträge: 816



Beitrag24.03.2015 21:20

von rieka
Antworten mit Zitat

@mermaid und @ Ithanea
Erst einmal vielen Dank, dass ihr noch einmal Zeit aufgebracht habt, auf das von mir Geschriebene einzugehen, habt ihr doch selbst im Moment auch mit einer Menge Stoff zu tun.


 @mermaid
Ja, das Mit-Fühlen und Mit-Leiden zu formulieren fällt mir schwer, weil mir die Grenze zwischen peinlichem Jammern und authentischem Erleben zu verwischen droht.
Darum den Text in der Ich-Form zu üben, ist eine gute Idee.
Außerdem, hätte ich in der Ich-Form geschrieben, oder es auch nur im ICH durchdacht, wäre mir viel eher klar gewesen, dass in meinem Kopf eine andere Suche steckt.
Eine Suche, die in einem anderen Text mir schon einmal dazwischen gefahren ist, aber erst jetzt durch den Umgang mit euren Kritiken für mich Gestalt bekommt.

Zitat:
Mermaid schrieb:
Lass Dich nicht unterkriegen!
Danke, du stärkst mir den Rücken.


@ Ithanea
Zitat:
Ithanea schrieb:
Ich bin froh, dass du selbst aus meiner viel zu beiläufig dahingerotzten Kritik etwas mitnehmen kannst (ich ärgere mich, dass ich bei den Wettbewerben immer nur so kurze und wenig differenzierte Kommentare geben kann, aber es fällt mir echt schwer, mich auf so viele Texte richtig einzulassen. Naja, kennst du ja selber, wahrscheinlich).
Oh ja, das kenne ich nur zu gut, bzw. ich wünschte, ich könnte in meinen Kritiken schon annähernd so viele Aspekte differenziert erfassen, wie ich sie von euch bekommen habe.
Ich schrieb ja, dass ich aus allen den oben erwähnten Zitaten Hinweise bekommen habe. Die Art, wie ein Text verstanden wird oder nicht verstanden wird, sagt mir eine Menge.

Die Kritiker, die mir keine Hilfestellung boten, habe ich nicht erwähnt.

Zum Text. Du drückst meine unklare Absicht mit anderen Worten fast ins Schwarze treffend aus:
Zitat:
Ithanea schrieb:
Ich kann natürlich schon den Grund, warum man diese Geschichte erzählen möchte, darin sehen, dass man den Finger auf das legen möchte, was da abläuft:
Ithanea schrieb:
Ein Mann erlebt eine furchtbar schlimme Sache und verbittert darüber. Er hat kein Ventil und keinen Ansprechpartner, sieht keine Möglichkeit für sich, damit zurechtzukommen, außer in Wutausbrüchen etwas von dem Druck gehen zu lassen, und zu allem Überfluss nehmen ihn seine Freunde nicht ernst. Am Ende gibt es keinen Ausweg als die eigene Zerstörung. Ich nehme an, das ist eine Geschichte für alle Freunde, denen es nicht gut geht und dafür, ein Auge aufeinander zu haben, füreinander da zu sein und einander ernst zu nehmen.
Ich kann jetzt meinen eigentlichen Konflikt etwas spezifizieren.
Es trifft nicht ganz das Kassandra-Motiv, aber es geht in diese Richtung:
Menschen nehmen vage, eher unbewusst wahr, dass irgendetwas „Unheilvolles“ geschieht, realisieren es aber nicht so recht, bleiben unbestimmt in ihrem Verhalten dem Problem und dem Problemträger gegenüber. Vielleicht aus dieser Undeutlichkeit oder aber aus der Unsicherheit und Hilflosigkeit heraus, was mit diesem schwer erkennbaren  Geschehen anzufangen ist.

Versuche ich die Prozesse dieser Unbestimmtheit und Hilflosigkeit in Worte zu fassen, ist es keine Unbestimmtheit und auch keine Hilflosigkeit mehr. Es trifft es also nicht.
Bleibe ich aber in unbestimmter und hilfloser Beschreibung, versteht kein Mensch, was ich meine. Der Leser und ich selbst sind frustriert. Das  will ich auch nicht.


Hier wird dann auch der Konflikt (mein mir nicht klar gemachter Konflikt) deutlich. Es ist wohl ein Fehler des Plots, wenn ich den Begriff Plot hier im Forum richtig verstanden habe.

Gehe ich in die Haut des „ER“ wird die Tragik seines Schicksals deutlich.
Gehe ich in die Haut derer, die den „ER“ bewusst begleiten, also mit ihren Sorgen, Befürchtungen und Bemühungen, werden Freundschaftsbeziehungen deutlich.
Beides sind interessante und ebenfalls nicht unbedingt einfach darzustellende Themen.

Aber nein! Rolling Eyes
In meinem Kopf tickt das Phänomen des ‚unbestimmten Spürens‘, des Ahnens und doch nicht Wissens. Vielleicht auch des schuldlos schuldig Werdens.
Ein Thema, mit dem ich mich maßlos übernehme.
Mir stehen (noch?) nicht die fein geschliffenen Bilder zur Verfügung, die ich bei den Könnern hier immer wieder finde. Die würden diese Problematik vermutlich locker lösen.

Und trotzdem werde ich, verbissen wie ich bin Twisted Evil , nicht locker lassen und zumindest für mich selbst weiter darum herum brüten, ob ich einen Weg zu DIESER Geschichte finde.


Auch wenn dieser Text in diesem Wettbewerb mehr oder weniger in den Sand gesetzt ist, die  Auseinandersetzung damit machte die Teilnahme lohnend. Cool
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Ithanea
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 34
Beiträge: 1062

Ei 3 Pokapro 2017


Beitrag24.03.2015 21:40

von Ithanea
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rieka hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht auch des schuldlos schuldig Werdens.

Das ist so das, was mir jetzt auch nachhing von deiner Geschichte. Darum könnte es gehen.

Viel Erfolg bei der Überarbeitung! Da kommst du schon noch dahinter, wie du es lösen kannst.


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Mermaid
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 143

Pokapro 2015


Beitrag24.03.2015 22:50

von Mermaid
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Zitat:
Vielleicht auch des schuldlos schuldig Werdens.


Aha. Das geht nun ein bisschen in eine andere Richtung als ich dachte, wobei das Problem des Alleingelassen-Werdens natürlich während des Lesens beim Wettbewerb schon mitschwang.

Sieht so aus, als hättest Du Deine Geschichte jetzt gefunden. Dann schreib sie, wenn Du so weit bist. Wink
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rieka
Geschlecht:weiblichSucher und Seiteneinsteiger


Beiträge: 816



Beitrag02.04.2015 23:13

von rieka
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Meine Geschichte funktionierte nicht, das Ziel blieb verworren. Auch wenn der Wettbewerb abgeschlossen ist, möchte ich die Geschichte einigermaßen rund beenden. Deshalb habe ich sie neu aufgebaut.  
Sie ist eine deutlich veränderte Geschichte, aber sie kommt meiner ursprünglichen gedachten Absicht oder Aussage näher, das Grundthema bleibt.   
Einen Weg, das Phänomen des ‚unbestimmten Spürens‘, des Ahnens und doch nicht Wissens in der Gegenwart auszudrücken ist mir nicht gelungen. Stattdessen halten Freunde Rückschau.



„Was du nur hast!“ Robert warf die Zeitung auf den Tisch. „Man kann nun mal nicht in einen anderen Menschen hineinsehen.“
Sandra schwieg. Mit dem Finger zeichnete sie gedankenverloren langsam wirbelnde Spiralen auf die Tischplatte.
Sandras Finger verfolgend fuhr Robert fort: „Und was soll dieses ‚er glitt darauf zu‘?“
 „Er hat doch nie irgendwas gesagt“, murmelte er nach einer Pause.
Sandra unterbrach ihre imaginäre Malerei. Sie sah Robert an. „Gesagt nicht.“
„Aber?“ Roberts Stimme wurde schärfer.
Sandra zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht - ich weiß ja auch nicht.“
Sie setzte mehrmals zum Sprechen an.
„Weißt du noch, wie offen er früher war? Er veränderte sich. Ganz allmählich.“ Sandra blickte Robert direkt ins Gesicht. „Verbissener ist er geworden und verschlossener.“
„Solche Phasen hat doch jeder einmal.“ Robert schüttelte unwillig den Kopf. „Denk an unseren Vereinsausflug letzten Mai? Herrgott war er gut drauf.“ Die Erinnerung entlockte Robert ein Grinsen.
Sandra nickte und lachte leise. “Ganz schön angeheitert waren wir, alle miteinander.“
 „Er verhielt sich zeitweilig schon seltsam, unangenehm gereizt.“ Jetzt war es Robert, der grübelte. „Die Wuttirade, die er an unserm Grillabend letzten Sommer von sich gab, fand ich irritierend.“ Robert lehnte sich zurück: „Aber es war doch nur ein einmaliger Vorfall - kann ja mal vorkommen.“
Sein Blick richtete sich fragend auf Sandra. „Zuletzt war er doch ganz unauffällig.“
„Zu unauffällig.“ Sandra schoss diese Worte fast aus der Hüfte. „So unauffällig, dass er schon fast nicht mehr da war. Und dann blieb er ganz weg.“
„Du meinst, er …. Verdammt nochmal, wenn du das gesehen hast, warum hast du nichts gesagt.“
Sandra trat ans Fenster, blickte in die Dunkelheit. Es dauerte eine ganze Weile bis sie antwortete.
„Ich habe gesehen, aber nicht verstanden. - Ein Gefühl halt.“ Sie flüsterte fast.
Robert griff nach der Tageszeitung und las die Überschrift zum zigsten Mal:
‚45jähriger Mann durch Gasexplosion getötet. Ursache noch unklar.‘
„Es kann doch ein Unfall gewesen sein. Man weiß es ja nicht.“
Robert wirkte auf einmal sehr müde.
„Ja.“ Sandra drückte ihre Stirn an die kalte Scheibe.
„Was weiß man schon. Was weiß man schon vom Anderen oder von sich.“
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag04.04.2015 03:01

von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo rieka,

kurze Rückmeldung zu deiner Überarbeitung:
Ich finde sie eine Verbesserung zur Wettbewerbsfassung, der Dialog und das Herantasten der beiden Protagonisten an "Anzeichen der Veränderung" kommt für mich besser rüber. Ganz rund erscheint er mir noch nicht.

Zum Text einige Anmerkungen:
rieka hat Folgendes geschrieben:
„Was du nur hast!“ Robert warf die Zeitung auf den Tisch. „Man kann nun mal nicht in einen anderen Menschen hineinsehen.“
Sandra schwieg. Mit dem Finger zeichnete sie gedankenverloren langsam wirbelnde <-- das kann ich mir nicht vorstellen, wie man "langsam wirbelnde" Spiralen mit dem Finger zeichnet. So wie es da steht, beziehe ich das langsam wirbelnde auf die Spiralen und nicht auf den langsam zeichnenden Finger. Vielleicht den Satz umformulieren oder auf das "langsam wirbelnde" verzichten. "Gedankenverloren" würde ich an den Satzanfang stellen. Als Vorschlag: Gedankenverloren zeichnete sie mit dem Finger Spiralen auf die Tischplatte. Spiralen auf die Tischplatte.
Sandras Finger verfolgend fuhr Robert fort: „Und was soll dieses ‚er glitt darauf zu‘?“
 „Er hat doch nie irgendwas gesagt“, murmelte er nach einer Pause.
Sandra unterbrach ihre imaginäre Malerei. Sie sah Robert an. „Gesagt nicht.“
„Aber?“ Roberts Stimme wurde klang schärfer.
Sandra zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht - ich weiß ja auch nicht.“
Sie setzte mehrmals zum Sprechen an.
„Weißt du noch, wie offen er früher war? Er veränderte sich. Ganz allmählich. <-- über diese Sätze bin ich unschlüssig. Irgendwie empfinde ich sie unpassend. Zu früh eingestreut.“ Sandra blickte Robert direkt ins Gesicht. „Verbissener ist er geworden und verschlossener.“ <-- für mich ist "verschlossener" unnötig, weil mit der Anfangsfrage, "wie offen er früher war" impliziere ich im Umkehrschluss, dass er es jetzt nicht mehr war/ist. Somit finde ich geht dieses "verschlossener" in Richtung inhaltliche Wiederholung und kann weg, da ersichtlich.
„Solche Phasen hat doch jeder einmal.“ Robert schüttelte unwillig den Kopf. „Denk an unseren Vereinsausflug letzten Mai? Herrgott war er gut drauf.“ Die Erinnerung entlockte Robert ein Grinsen.
Sandra nickte und lachte leise. <-- Anführungszeichen checken. Ganz schön angeheitert waren wir, alle miteinander.“
 „Er verhielt sich zeitweilig schon seltsam, unangenehm gereizt.“ Jetzt war es Robert, der grübelte. „Die Wuttirade, die er an unserm Grillabend letzten Sommer von sich gab, fand ich irritierend.“ Robert lehnte sich zurück: „Aber es war doch nur ein einmaliger Vorfall - kann ja mal vorkommen.“
Sein Blick richtete sich fragend auf Sandra. „Zuletzt war er doch ganz unauffällig.“
„Zu unauffällig.“ Sandra schoss diese Worte fast aus der Hüfte. „So unauffällig, dass er schon fast nicht mehr da war. Und dann blieb er ganz weg.“<-- Für mich die Krux. Hier ist mMn der Kern und hier vermisse ich etwas. Mir ist das zu schwammig, zu distanziert von den beiden und hier ist mir dein Dialog zu unentschlossen und unmotiviert. Etwas weiter oben erinnern sie sich an Grillabende und Vereinsausflüge, hier nun sehr Nichtssagendes. Für mein Empfinden fände ich passender, hier diese allmähliche Veränderung einzubringen, z.B. sagte der Tote Einladungen ab oder erschien nicht zu Einladungen? Vielleicht ist er auch aus dem Verein ausgeschieden, hat die Mitgliedschaft gekündigt? Ich vermisse Aktivität der beiden Protas, sich mit dem Toten treffen zu wollen, und die "Passivität" des Toten, diese in letzter Zeit gehäuft abzusagen. Absagen zu Einladungen empfinde ich unauffälliger, als wenn man wortlos einfach fern bleibt und sich nicht mehr blicken lässt. Den beiden Protagonisten war das kein Grund sich Sorgen zu machen und nachzufragen, warum er nicht kommt/gekommen ist?
„Du meinst, er …. Verdammt nochmal, wenn du das gesehen hast, warum hast du nichts gesagt.“
Sandra trat ans Fenster, blickte in die Dunkelheit. Es dauerte eine ganze Weile bis sie antwortete.
„Ich habe gesehen, aber nicht verstanden. - Ein Gefühl halt.“ Sie flüsterte fast.
Robert griff nach der Tageszeitung und las die Überschrift zum zigsten Mal:
‚45jähriger Mann durch Gasexplosion getötet bei Gasexplosion umgekommen. Ursache noch unklar.‘
„Es kann doch ein Unfall gewesen sein. Man weiß es ja nicht.“
Robert wirkte auf einmal sehr müde.
„Ja.“ Sandra drückte ihre Stirn an die kalte Scheibe.
„Was weiß man schon. Was weiß man schon vom Anderen oder von sich.“


Vielleicht ist etwas Hilfreiches dabei.

LG,
Constantine
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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag04.04.2015 11:57

von Rainer Zufall
Antworten mit Zitat

Liebe Rieka,
viel viel viel viel besser. Gefällt mir gut.
Das Thema deiner Geschichte ist nämlich klar. Ich finde immer, das ist neben so Sachen wie den Charakterstiken und der Spannung eines der wichtigsten Dinge, dass man sich nicht zerfranst, sondern sich wirklich klar wird, worüber die Geschichte denn nun handeln soll.
Ich finde es auch nicht schlimm, dass die Überlegung, wie es ihn hat reinziehen können, durch Freunde geschieht.
Das Spiralenthema ist jetzt natürlich nicht mehr so im Vordergrund. Aber das finde ich auch okay. Es steckt nur in der Malerei auf der Tischplatte und in den sehr leichten Andeutungen der beiden, dass der Freund sich selbst verloren und verändert hat. Die würde ich noch ein fltzerlbisschen verstärken, da hat der Constantine Recht. Nur ein bisschen, aber das eben doch.

Zitat:
Was du nur hast!“ Robert warf die Zeitung auf den Tisch. „Man kann nun mal nicht in einen anderen Menschen hineinsehen.“
Sandra schwieg. Mit dem Finger zeichnete sie gedankenverloren langsam wirbelnde Spiralen auf die Tischplatte.

Anfang gefällt mir. Aber die langsam wirbelnden Spiralen weg. Das klingt, als hätten die sich verselbständigt.

Zitat:
Sandras Finger verfolgend fuhr Robert fort: „Und was soll dieses ‚er glitt darauf zu‘?“
 „Er hat doch nie irgendwas gesagt“, murmelte er nach einer Pause.
Sandra unterbrach ihre imaginäre Malerei. Sie sah Robert an. „Gesagt nicht.“

imaginäre auch weg.
Und der Robert setzt seine Rede ja fort. Entweder du unterbrichst für irgendeine nachdenklich Handlung Roberts, was ich am besten fände, oder du musst die Anführungszeichen korrigieren.

Zitat:
„Aber?“ Roberts Stimme wurde schärfer.

Gut, da noch ein bisschen Stress zwischen den beiden reinzubringen. Könntst du von mir aus sogar noch verstärken, dass er von der Spiralenkritzelei genervt ist, also genervt darauf guckt. oder eine entsprechende Bemerkung macht. Hast ja jetzt keine Beschränkung an Zeichen mehr.

Zitat:
Sandra zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht - ich weiß ja auch nicht.“
Sie setzte mehrmals zum Sprechen an.

Schön.

Zitat:
„Weißt du noch, wie offen er früher war? Er veränderte sich. Ganz allmählich.“ Sandra blickte Robert direkt ins Gesicht. „Verbissener ist er geworden und verschlossener.“

Das Schwarze weg. Und zwar ganz besonders das g"anz allmählich und er veränderte sich". Da nimmst du ja alles vorweg. Das verschlossner finde ich nicht so schlimm, aber ist halt auch eine Art Wiederholung durch den Beginn mit dem "wie offen er früher war".

Zitat:
Sein Blick richtete sich fragend auf Sandra. „Zuletzt war er doch ganz unauffällig.“
„Zu unauffällig.“ Sandra schoss diese Worte fast aus der Hüfte. „So unauffällig, dass er schon fast nicht mehr da war. Und dann blieb er ganz weg.“

Das ist die Stelle. Einen Satz oder so mehr darüber, was ihr denn nun aufgefallen ist. Das Absagen von Verabredungen, das Stillwerden vorher. Irgendwas, das ihr im Nachhinein an seinem Gesicht aufgefallen ist. Sowas halt. Dann das Wegbleiben.

Zitat:
Sandra trat ans Fenster, blickte in die Dunkelheit. Es dauerte eine ganze Weile bis sie antwortete.
„Ich habe gesehen, aber nicht verstanden. - Ein Gefühl halt.“ Sie flüsterte fast.

Das finde ich gut hier. Man spürt ihr schlechtes Gewissen. Es ist nur eine Andeutung, Gefällt mir viel besser, als würde sie da irgendwelche Tränen rauspressen oder eine Schlechtesgewissenrede halten. Es wirkt berührend, wenn ihr da die Stimme fast wegbliebt.

Vielleicht sollte in der Zeitung noch eine kurze Notiz stehen, dass Selbstmord nicht ausgeschlossen werden kann. Oder die Frau müsste es andeuten so mit einem halben Satz. Ich fürchte nämlich ohne einen solchen Hinweis fragt man sich, wieso die beiden in dieser Weise über den Robert reden. Wenn man sich eine Zeit nicht gesehen hat, dann würde man doch eher auf einen Unfall tippen, wenn lediglich von einer Gasexplosion die Rede ist. Dann wären die Überlegungen der beiden aber unsinnig.
Die wären schockiert, aber anders als mit dem Hntergrundwissen, dass er womöglich sich so verändert hat, dass er den Tod gesucht hat.
Ja, mir gefällt deine kleine Geschicht, die einen nachdenklich zurücklässt über das was mit dem Freund Robert wohl war. Und das, was die beiden Hauptfiguren aus ihrem unruhigen Gefühl wohl mitnehmen werden.

Viele Grüße von Zufall
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag04.04.2015 16:32

von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo rieka,

kurz Rückmeldung von mir die Selbstmordthematik betreffend:

rieke hat Folgendes geschrieben:
Robert griff nach der Tageszeitung und las die Überschrift zum zigsten Mal:
‚45jähriger Mann durch Gasexplosion getötet. Ursache noch unklar.‘
„Es kann doch ein Unfall gewesen sein. Man weiß es ja nicht.
Robert wirkte auf einmal sehr müde.
„Ja.“ Sandra drückte ihre Stirn an die kalte Scheibe.
Was weiß man schon. Was weiß man schon vom Anderen oder von sich.


Für mich ist dein Ende gelungen und winkt mir nicht zu sehr mit dem Zaunpfahl, was die Selbstmordthematik angeht. Ob eine Zeitung gleich nach einer Gasexplosion in einem Haus von möglichem Selbstmord spricht, anstelle erstmal ein Gasleck als Möglichkeit anzusehen, wäre mMn zu übereilt. (Man nehme das aktuelle Beispiel mit der German Wings-Maschine und wie lange es gedauert hat, bis die Ermittler den Background des Co-Piloten durchleuchtet haben.)
Im Mittelteil werden Veränderung des Freundes erwähnt und dass die beiden Protagonisten im Schlussteil einen möglichen Selbstmord ahnen, wird für mich ausreichend impliziert. Insgeheim wünschen sie sich, dass es ein Unfall war und hoffen, dass die nachfolgenden Recherchen der Polizei den Tod des Freundes in Richtung Unfall klären. Über den beiden schwebt die Befürchtung, dass es Selbstmord war, die beiden hatten im Nachhinein haben die beiden Protas Wesensänderungen im Freund beobachtet, aber nicht als Alarmsignale gewertet.

LG,
Constantine
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rieka
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Beiträge: 816



Beitrag04.04.2015 19:58

von rieka
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Puhh, grade habe ich mal eine Lücke Zeit. Deswegen antworte ich auf die Schnelle.

Lieber Constantine, du bist ein Schatz!

Und du, Frau Zufall, ohnehin Exclamation Exclamation

Lieb von euch, dass ihr geantwortet habt, obwohl der Wettbewerb längst vorbei ist.  
 love
Ein Grund an dem Wettbewerb teilzunehmen war für mich ältere und trotzdem blutige Anfängerin in der Schreiberzunft, dass ich breite Rückmeldung bekomme und Anregungen zur Bewältigung meiner Schwachstellen.

Ja, eure Kritik ist mir hilfreich.
Sehr. smile extra
Ausführlich antworte ich euch später.

Bis dahin
Frohe Ostern
rieka

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rieka
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Beiträge: 816



Beitrag05.04.2015 13:04

von rieka
Antworten mit Zitat

Hallo Constantine, ich schreibe mit GRÜN in deine Anregungen.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Hallo rieka,

kurze Rückmeldung zu deiner Überarbeitung:
Ich finde sie eine Verbesserung zur Wettbewerbsfassung, der Dialog und das Herantasten der beiden Protagonisten an "Anzeichen der Veränderung" kommt für mich besser rüber. Ganz rund erscheint er mir noch nicht.

Zum Text einige Anmerkungen:
 „Was du nur hast!“ Robert warf die Zeitung auf den Tisch. „Man kann nun mal nicht in einen anderen Menschen hineinsehen.“
Sandra schwieg. Mit dem Finger zeichnete sie gedankenverloren langsam wirbelnde <-- das kann ich mir nicht vorstellen, wie man "langsam wirbelnde" Spiralen mit dem Finger zeichnet. So wie es da steht, beziehe ich das langsam wirbelnde auf die Spiralen und nicht auf den langsam zeichnenden Finger. Vielleicht den Satz umformulieren oder auf das "langsam wirbelnde" verzichten. "Gedankenverloren" würde ich an den Satzanfang stellen. Als Vorschlag: Gedankenverloren zeichnete sie mit dem Finger Spiralen auf die Tischplatte. Spiralen auf die Tischplatte.
 
Zitat:
Stimmt, da habe ich die Bewegung des Fingers mit dem Wirbel der Spirale vermischt.
Deine Veränderung:
Gedankenverloren zeichnete sie mit dem Finger Spiralen auf die Tischplatte.
Kann ich gut übernehmen.
Dass sie aus der Gedankenverlorenheit langsam, fast schleppend zeichnet, könnte ich in die Beobachtung von Robert einbauen. Aber schon bei der Überlegung, wie ich das formulieren könnte merke ich, es wäre nur Gewurschtel und für die Aussage in dieser Szene nicht nötig.


Sandras Finger verfolgend fuhr Robert fort: „Und was soll dieses ‚er glitt darauf zu‘?“
 „Er hat doch nie irgendwas gesagt“, murmelte er nach einer Pause.
Sandra unterbrach ihre imaginäre Malerei. Sie sah Robert an. „Gesagt nicht.“
„Aber?“ Roberts Stimme wurde klang schärfer.
Zitat:
Das hier ist die Sache mit den Hilfsverben, nicht wahr? So ganz klar ist mir das hier nicht:
Für mein Sprachgefühlt ist beim WURDE  etwas aus dem Vorherigen kommend in das Spätere im Fluss, während  ich es bei KLANG als statisch empfinde. Es ist allerdings ein Empfinden und kein Wissen.
Wie erlebst du das?


Sandra zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht - ich weiß ja auch nicht.“
Sie setzte mehrmals zum Sprechen an.
„Weißt du noch, wie offen er früher war? Er veränderte sich. Ganz allmählich. <-- über diese Sätze bin ich unschlüssig. Irgendwie empfinde ich sie unpassend. Zu früh eingestreut.“ Sandra blickte Robert direkt ins Gesicht. „Verbissener ist er geworden und verschlossener.“ <-- für mich ist "verschlossener" unnötig, weil mit der Anfangsfrage, "wie offen er früher war" impliziere ich im Umkehrschluss, dass er es jetzt nicht mehr war/ist. Somit finde ich geht dieses "verschlossener" in Richtung inhaltliche Wiederholung und kann weg, da ersichtlich.
Zitat:
Danke für die Erklärung, das leuchtet mir ein.

„Solche Phasen hat doch jeder einmal.“ Robert schüttelte unwillig den Kopf. „Denk an unseren Vereinsausflug letzten Mai? Herrgott war er gut drauf.“ Die Erinnerung entlockte Robert ein Grinsen.
Sandra nickte und lachte leise. <-- Anführungszeichen checken. Ganz schön angeheitert waren wir, alle miteinander.“
Zitat:
Nu aber. Anführungszeichen oben. Am Anfang des Satzes?? Wie ist denn das passiert?

 „Er verhielt sich zeitweilig schon seltsam, unangenehm gereizt.“ Jetzt war es Robert, der grübelte. „Die Wuttirade, die er an unserm Grillabend letzten Sommer von sich gab, fand ich irritierend.“ Robert lehnte sich zurück: „Aber es war doch nur ein einmaliger Vorfall - kann ja mal vorkommen.“
Sein Blick richtete sich fragend auf Sandra. „Zuletzt war er doch ganz unauffällig.“
„Zu unauffällig.“ Sandra schoss diese Worte fast aus der Hüfte. „So unauffällig, dass er schon fast nicht mehr da war. Und dann blieb er ganz weg.“<-- Für mich die Krux. Hier ist mMn der Kern und hier vermisse ich etwas. Mir ist das zu schwammig, zu distanziert von den beiden und hier ist mir dein Dialog zu unentschlossen und unmotiviert. Etwas weiter oben erinnern sie sich an Grillabende und Vereinsausflüge, hier nun sehr Nichtssagendes. Für mein Empfinden fände ich passender, hier diese allmähliche Veränderung einzubringen, z.B. sagte der Tote Einladungen ab oder erschien nicht zu Einladungen? Vielleicht ist er auch aus dem Verein ausgeschieden, hat die Mitgliedschaft gekündigt? Ich vermisse Aktivität der beiden Protas, sich mit dem Toten treffen zu wollen, und die "Passivität" des Toten, diese in letzter Zeit gehäuft abzusagen. Absagen zu Einladungen empfinde ich unauffälliger, als wenn man wortlos einfach fern bleibt und sich nicht mehr blicken lässt. Den beiden Protagonisten war das kein Grund sich Sorgen zu machen und nachzufragen, warum er nicht kommt/gekommen ist?
Zitat:
Jetzt, wo du den Finger drauf hältst, sehe ich das. Das sollte wohl deutlicher werden, oder?
Dass ich dies nicht vertieft habe, liegt daran, dass ich versucht habe, weiter in der vorgegebenen Anzahl der Worte zu bleiben. Daran brauche ich mich allerdings jetzt nicht mehr zu halten.
Eine Rolle spielt aber auch, dass der Gedanke, dass das Paar dieses Abrutschen ihres Bekannten nicht wirklich wahrgenommen hat, dass es ihnen erst jetzt in ihrer Bedeutung bewusst wird, bei der Formulierung aktiv in mir war/ist.
Ich brüte noch einmal darüber.  

„Du meinst, er …. Verdammt nochmal, wenn du das gesehen hast, warum hast du nichts gesagt.“
Sandra trat ans Fenster, blickte in die Dunkelheit. Es dauerte eine ganze Weile bis sie antwortete.
„Ich habe gesehen, aber nicht verstanden. - Ein Gefühl halt.“ Sie flüsterte fast.
Robert griff nach der Tageszeitung und las die Überschrift zum zigsten Mal:
‚45jähriger Mann durch Gasexplosion getötet bei Gasexplosion umgekommen. Ursache noch unklar.‘
Zitat:
Das ist sauberere Amtssprache, nicht wahr?
Wird übernommen.

„Es kann doch ein Unfall gewesen sein. Man weiß es ja nicht.“
Robert wirkte auf einmal sehr müde.
„Ja.“ Sandra drückte ihre Stirn an die kalte Scheibe.
„Was weiß man schon. Was weiß man schon vom Anderen oder von sich.“

Vielleicht ist etwas Hilfreiches dabei.

LG,
Constantine


Ja, Constantine, da ist eine Menge hilfreiches dabei. Nicht nur für diesen Text.
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rieka
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Beiträge: 816



Beitrag05.04.2015 13:57

von rieka
Antworten mit Zitat

Liebe Frau Zufall, auch hier schreibe ich in GRÜN zwischen deinen Text.


Ach ja - das trage ich jetzt noch nach.
Ich habe einen Bock geschossen, indem ich meine Antwort in QUOTE gesetzt habe. Oben bei Constantine habe ich das auch schon gemacht.
Wundert euch also nicht.
Ich will nicht alles noch mal schreiben.
Ich hoffe mein Text ist trotzdem erkennbar.


Rainer Zufall hat Folgendes geschrieben:
Liebe Rieka,
viel viel viel viel besser. Gefällt mir gut.
Zitat:
Na, dann war die Geschichte wohl wirklich viel, viel, viel, viel zu konfus und eine korrigierende Neufassung sehr, sehr, sehr, sehr nötig.

Das Thema deiner Geschichte ist nämlich klar. Ich finde immer, das ist neben so Sachen wie den Charakterstiken und der Spannung eines der wichtigsten Dinge, dass man sich nicht zerfranst, sondern sich wirklich klar wird, worüber die Geschichte denn nun handeln soll.
Zitat:
Hach ja, und wie lange brauche ich bloß, um das mitzubekommen, zu verinnerlichen und dann auch innerhalb meiner geplanten Geschichte umzusetzen? Was kann ich dafür tun?
Mir dämmert, dass ich bisher immer nur eine Geschichte erzählen wollte, mir aber die Aussage, die sie transportieren soll, nicht bewusst gemacht habe. Manchmal klappte es, manchmal nicht.

Ich finde es auch nicht schlimm, dass die Überlegung, wie es ihn hat reinziehen können, durch Freunde geschieht.
Zitat:
Da hast du Recht. Vor allem, da es damit dann gelingen kann, diesen in mir wabernden Gedanken rüberzubringen.
Durch diese Überlegungen zu diesem Problem habe ich mich allerdings gefragt, ob es überhaupt gelingen kann, solche ungewisse Wahrnehmungen zu beschreiben, grade weil sie (noch) nicht fassbar sind. Sind sie fassbar, also in Worte gefasst, sind sie nicht mehr ungewiss.  
Ich vermute, wenn überhaupt, gelingt das nur Könnern in einem viel größeren und weiteren Gesamtzusammenhang.
Eigentlich würde ich gerne mal eine in der Art geschriebene kurze oder längere Geschichte lesen.


Das Spiralenthema ist jetzt natürlich nicht mehr so im Vordergrund.
Zitat:
Ja, das ist mir beim Neuaufbau auch bewusst geworden.
Aber, da der Wettbewerb ohnehin vorbei ist, kam es mir mehr darauf an, aus der nicht funktionierenden Geschichte eine Funktionierende hin zu bekommen.
Um es nicht ganz raus zu lassen, hatte ich dann die Fingerbewegung eingebaut. Auch die Anzahl der Worte habe ich versucht zu beachten.
Wenn ich allerdings die Anzahl der Wörter nicht mehr beachten würde, ließe sich im Gespräch vielleicht wieder eine Spirale in der „Unheilvollen Entwicklung“ herstellen.

Aber das finde ich auch okay. Es steckt nur in der Malerei auf der Tischplatte und in den sehr leichten Andeutungen der beiden, dass der Freund sich selbst verloren und verändert hat. Die würde ich noch ein fltzerlbisschen verstärken, da hat der Constantine Recht. Nur ein bisschen, aber das eben doch.
Zitat:
Ja, hier würde es dann reinpassen.

Zitat:
Was du nur hast!“ Robert warf die Zeitung auf den Tisch. „Man kann nun mal nicht in einen anderen Menschen hineinsehen.“
Sandra schwieg. Mit dem Finger zeichnete sie gedankenverloren langsam wirbelnde Spiralen auf die Tischplatte.

Anfang gefällt mir. Aber die langsam wirbelnden Spiralen weg. Das klingt, als hätten die sich verselbständigt.
Zitat:
Das ist Constantine auch schon aufgefallen.
Mir ist die Bild= Bewegung des Fingers in das Bild= Spirale geraten.


Zitat:
Sandras Finger verfolgend fuhr Robert fort: „Und was soll dieses ‚er glitt darauf zu‘?“
 „Er hat doch nie irgendwas gesagt“, murmelte er nach einer Pause.
Sandra unterbrach ihre imaginäre Malerei. Sie sah Robert an. „Gesagt nicht.“

imaginäre auch weg.
Zitat:
Ja.

Und der Robert setzt seine Rede ja fort. Entweder du unterbrichst für irgendeine nachdenklich Handlung Roberts, was ich am besten fände, oder du musst die Anführungszeichen korrigieren.
Zitat:
Daran hatte ich tatsächlich herumgebrütet. Ich wollte, dass man zwischen seinem ersten Satz und seinem zweiten Satz ein Innehalten spürt.
Ich kann den Satz rumdrehen.
Sandras Finger verfolgend fuhr Robert fort: „Und was soll dieses ‚er glitt darauf zu‘?“
Nach einer kleinen Pause murmelte er: „Er hat doch nie irgendwas gesagt“.

Aber das kommt mir wieder zu unterbrochen vor. Ich überlege mir noch was.


Zitat:
„Aber?“ Roberts Stimme wurde schärfer.

Gut, da noch ein bisschen Stress zwischen den beiden reinzubringen. Könntst du von mir aus sogar noch verstärken, dass er von der Spiralenkritzelei genervt ist, also genervt darauf guckt. oder eine entsprechende Bemerkung macht. Hast ja jetzt keine Beschränkung an Zeichen mehr.
Zitat:
Das durchdenke ich noch mal.

Zitat:
Sandra zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht - ich weiß ja auch nicht.“
Sie setzte mehrmals zum Sprechen an.

Schön.

Zitat:
„Weißt du noch, wie offen er früher war? Er veränderte sich. Ganz allmählich.“ Sandra blickte Robert direkt ins Gesicht. „Verbissener ist er geworden und verschlossener.“

Das Schwarze weg. Und zwar ganz besonders das g"anz allmählich und er veränderte sich". Da nimmst du ja alles vorweg. Das verschlossner finde ich nicht so schlimm, aber ist halt auch eine Art Wiederholung durch den Beginn mit dem "wie offen er früher war".
Zitat:
Danke für die Erklärung. Das ist, glaube ich, dieses Doppelgemoppel von dem du mal sprachst

Zitat:
Sein Blick richtete sich fragend auf Sandra. „Zuletzt war er doch ganz unauffällig.“
„Zu unauffällig.“ Sandra schoss diese Worte fast aus der Hüfte. „So unauffällig, dass er schon fast nicht mehr da war. Und dann blieb er ganz weg.“

Das ist die Stelle. Einen Satz oder so mehr darüber, was ihr denn nun aufgefallen ist. Das Absagen von Verabredungen, das Stillwerden vorher. Irgendwas, das ihr im Nachhinein an seinem Gesicht aufgefallen ist. Sowas halt. Dann das Wegbleiben.
Zitat:
Das durchdenke ich noch mal.

Zitat:
Sandra trat ans Fenster, blickte in die Dunkelheit. Es dauerte eine ganze Weile bis sie antwortete.
„Ich habe gesehen, aber nicht verstanden. - Ein Gefühl halt.“ Sie flüsterte fast.

Das finde ich gut hier. Man spürt ihr schlechtes Gewissen. Es ist nur eine Andeutung, Gefällt mir viel besser, als würde sie da irgendwelche Tränen rauspressen oder eine Schlechtesgewissenrede halten. Es wirkt berührend, wenn ihr da die Stimme fast wegbliebt.

Vielleicht sollte in der Zeitung noch eine kurze Notiz stehen, dass Selbstmord nicht ausgeschlossen werden kann. Oder die Frau müsste es andeuten so mit einem halben Satz. Ich fürchte nämlich ohne einen solchen Hinweis fragt man sich, wieso die beiden in dieser Weise über den Robert reden. Wenn man sich eine Zeit nicht gesehen hat, dann würde man doch eher auf einen Unfall tippen, wenn lediglich von einer Gasexplosion die Rede ist. Dann wären die Überlegungen der beiden aber unsinnig.
Die wären schockiert, aber anders als mit dem Hntergrundwissen, dass er womöglich sich so verändert hat, dass er den Tod gesucht hat.
Zitat:
Auch das durchdenke ich noch mal.
Diese Formulierungen hängen sicher auch von evtl. Veränderungen weiter oben ab. Dazu brauche ich noch etwas Zeit.


Ja, mir gefällt deine kleine Geschicht, die einen nachdenklich zurücklässt über das was mit dem Freund Robert wohl war. Und das, was die beiden Hauptfiguren aus ihrem unruhigen Gefühl wohl mitnehmen werden.
Zitat:
Danke dir.

Viele Grüße von Zufall




Danke für die Hilfe, jetzt werde ich mich ans Überarbeiten machen.
Dir wünsche ich noch entspannende freie Tage.
LG
rieka
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Constantine
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Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag05.04.2015 15:15

von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo rieka,
freu mich, wenn dir meine Anmerkungen hilfreich waren.
Nur kurz von mir was in cyan zu einigen deiner Anmerkungen hinzugefügt:

rieka hat Folgendes geschrieben:
Hallo Constantine, ich schreibe mit GRÜN in deine Anregungen.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Hallo rieka,

kurze Rückmeldung zu deiner Überarbeitung:
Ich finde sie eine Verbesserung zur Wettbewerbsfassung, der Dialog und das Herantasten der beiden Protagonisten an "Anzeichen der Veränderung" kommt für mich besser rüber. Ganz rund erscheint er mir noch nicht.

Zum Text einige Anmerkungen:
 „Was du nur hast!“ Robert warf die Zeitung auf den Tisch. „Man kann nun mal nicht in einen anderen Menschen hineinsehen.“
Sandra schwieg. Mit dem Finger zeichnete sie gedankenverloren langsam wirbelnde <-- das kann ich mir nicht vorstellen, wie man "langsam wirbelnde" Spiralen mit dem Finger zeichnet. So wie es da steht, beziehe ich das langsam wirbelnde auf die Spiralen und nicht auf den langsam zeichnenden Finger. Vielleicht den Satz umformulieren oder auf das "langsam wirbelnde" verzichten. "Gedankenverloren" würde ich an den Satzanfang stellen. Als Vorschlag: Gedankenverloren zeichnete sie mit dem Finger Spiralen auf die Tischplatte. Spiralen auf die Tischplatte.
 
Zitat:
Stimmt, da habe ich die Bewegung des Fingers mit dem Wirbel der Spirale vermischt.
Deine Veränderung:
Gedankenverloren zeichnete sie mit dem Finger Spiralen auf die Tischplatte.
Kann ich gut übernehmen.
Dass sie aus der Gedankenverlorenheit langsam, fast schleppend zeichnet, könnte ich in die Beobachtung von Robert einbauen. Aber schon bei der Überlegung, wie ich das formulieren könnte merke ich, es wäre nur Gewurschtel und für die Aussage in dieser Szene nicht nötig.


Sandras Finger verfolgend fuhr Robert fort: „Und was soll dieses ‚er glitt darauf zu‘?“
 „Er hat doch nie irgendwas gesagt“, murmelte er nach einer Pause.
Sandra unterbrach ihre imaginäre Malerei. Sie sah Robert an. „Gesagt nicht.“
„Aber?“ Roberts Stimme wurde klang schärfer.
Zitat:
Das hier ist die Sache mit den Hilfsverben, nicht wahr? So ganz klar ist mir das hier nicht:
Für mein Sprachgefühlt ist beim WURDE  etwas aus dem Vorherigen kommend in das Spätere im Fluss, während  ich es bei KLANG als statisch empfinde. Es ist allerdings ein Empfinden und kein Wissen.
Wie erlebst du das?

Die Hilfsverbenthematik ist nicht unbedingt mein Primär-Ansporn gewesen, dir ein "klang" vorzuschlagen. Ich empfand es in dieser Situation, wo Roberts Stimme plötzlich wechselt, direkter formuliert, wodurch für mich die Wahrnehmung seiner Stimme durch die Protagonistin an Intensität zunimmt. Dein "wurde schärfer" ist mir persönlich, an dieser Stelle und auch insgesamt im Dialog, der mich als Leser an einer sehr intimen Situation teilhaben lässt, zu allgemein und zu fern. Mit dem "klang schärfer" schwingt bei mir eine Präzisierung/Charakterisierung der Stimmveränderung Roberts und eine körperliche Komponente mit, (direktere Assoziationen zu Ohren und zum Kopf der Protagonistin, wenn man so will, die den Stimmwechsel schärfer wahrnimmt.) Es ist mein Empfinden an dieser Stelle, dass mir ein "klang" passender erschiene.


Sandra zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht - ich weiß ja auch nicht.“
Sie setzte mehrmals zum Sprechen an.
„Weißt du noch, wie offen er früher war? Er veränderte sich. Ganz allmählich. <-- über diese Sätze bin ich unschlüssig. Irgendwie empfinde ich sie unpassend. Zu früh eingestreut.“ Sandra blickte Robert direkt ins Gesicht. „Verbissener ist er geworden und verschlossener.“ <-- für mich ist "verschlossener" unnötig, weil mit der Anfangsfrage, "wie offen er früher war" impliziere ich im Umkehrschluss, dass er es jetzt nicht mehr war/ist. Somit finde ich geht dieses "verschlossener" in Richtung inhaltliche Wiederholung und kann weg, da ersichtlich.
Zitat:
Danke für die Erklärung, das leuchtet mir ein.

„Solche Phasen hat doch jeder einmal.“ Robert schüttelte unwillig den Kopf. „Denk an unseren Vereinsausflug letzten Mai? Herrgott war er gut drauf.“ Die Erinnerung entlockte Robert ein Grinsen.
Sandra nickte und lachte leise. <-- Anführungszeichen checken. Ganz schön angeheitert waren wir, alle miteinander.“
Zitat:
Nu aber. Anführungszeichen oben. Am Anfang des Satzes?? Wie ist denn das passiert?

 „Er verhielt sich zeitweilig schon seltsam, unangenehm gereizt.“ Jetzt war es Robert, der grübelte. „Die Wuttirade, die er an unserm Grillabend letzten Sommer von sich gab, fand ich irritierend.“ Robert lehnte sich zurück: „Aber es war doch nur ein einmaliger Vorfall - kann ja mal vorkommen.“
Sein Blick richtete sich fragend auf Sandra. „Zuletzt war er doch ganz unauffällig.“
„Zu unauffällig.“ Sandra schoss diese Worte fast aus der Hüfte. „So unauffällig, dass er schon fast nicht mehr da war. Und dann blieb er ganz weg.“<-- Für mich die Krux. Hier ist mMn der Kern und hier vermisse ich etwas. Mir ist das zu schwammig, zu distanziert von den beiden und hier ist mir dein Dialog zu unentschlossen und unmotiviert. Etwas weiter oben erinnern sie sich an Grillabende und Vereinsausflüge, hier nun sehr Nichtssagendes. Für mein Empfinden fände ich passender, hier diese allmähliche Veränderung einzubringen, z.B. sagte der Tote Einladungen ab oder erschien nicht zu Einladungen? Vielleicht ist er auch aus dem Verein ausgeschieden, hat die Mitgliedschaft gekündigt? Ich vermisse Aktivität der beiden Protas, sich mit dem Toten treffen zu wollen, und die "Passivität" des Toten, diese in letzter Zeit gehäuft abzusagen. Absagen zu Einladungen empfinde ich unauffälliger, als wenn man wortlos einfach fern bleibt und sich nicht mehr blicken lässt. Den beiden Protagonisten war das kein Grund sich Sorgen zu machen und nachzufragen, warum er nicht kommt/gekommen ist?
Zitat:
Jetzt, wo du den Finger drauf hältst, sehe ich das. Das sollte wohl deutlicher werden, oder?
Dass ich dies nicht vertieft habe, liegt daran, dass ich versucht habe, weiter in der vorgegebenen Anzahl der Worte zu bleiben. Daran brauche ich mich allerdings jetzt nicht mehr zu halten.
Eine Rolle spielt aber auch, dass der Gedanke, dass das Paar dieses Abrutschen ihres Bekannten nicht wirklich wahrgenommen hat, dass es ihnen erst jetzt in ihrer Bedeutung bewusst wird, bei der Formulierung aktiv in mir war/ist.
Ich brüte noch einmal darüber.  

Ich finde, dein Ehepaar ist bereits an einen Punkt angekommen, dass sie dieses Abrutschen ihres Bekannten ein wenig konkreter fassen könnten, z.B. in abgesagten Treffen, auch wenn Treffen absagen an sich kein Warnsignal ist, aber jetzt im Zusammenhang mit dem Tod des Freundes könnten "banale" Beobachtungen oder Begebenheiten plötzlich eine andere/neue Bedeutung bekommen. Für mich müsstest du auch nicht all zu weit ausholen und ich selbst sehe keine "Gefahr", dass du die Wortbegrenzung überschreiten müsstest, damit es deutlicher wird. Ob du dich an die Wortbegrenzung halten möchtest oder nicht, ist dir überlassen. Spannender und herausfordernder fände ich, wenn du es tust.


„Du meinst, er …. Verdammt nochmal, wenn du das gesehen hast, warum hast du nichts gesagt.“
Sandra trat ans Fenster, blickte in die Dunkelheit. Es dauerte eine ganze Weile bis sie antwortete.
„Ich habe gesehen, aber nicht verstanden. - Ein Gefühl halt.“ Sie flüsterte fast.
Robert griff nach der Tageszeitung und las die Überschrift zum zigsten Mal:
‚45jähriger Mann durch Gasexplosion getötet bei Gasexplosion umgekommen. Ursache noch unklar.‘
Zitat:
Das ist sauberere Amtssprache, nicht wahr?
Wird übernommen.

Es kommt auf die Zeitung darauf an, an die man sich orientiert. Vielleicht ist es eher Geschmackssache. Für mich entspricht die vorgeschlagene Korrektur eher einer Schlagzeile.


„Es kann doch ein Unfall gewesen sein. Man weiß es ja nicht.“
Robert wirkte auf einmal sehr müde.
„Ja.“ Sandra drückte ihre Stirn an die kalte Scheibe.
„Was weiß man schon. Was weiß man schon vom Anderen oder von sich.“

Vielleicht ist etwas Hilfreiches dabei.

LG,
Constantine


Ja, Constantine, da ist eine Menge hilfreiches dabei. Nicht nur für diesen Text.


LG,
Constantine
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anderswolf
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Beitrag21.04.2015 15:39

von anderswolf
Antworten mit Zitat

Eben sehe ich, dass Du Deine Geschichte überarbeitet hast. Insofern im Fogenden eine Erklärung nur für meine Nichtvergabe von Punkten an Deinen Wettbewerbsbeitrag. ich gebe zu, ich habe keine der anderen Kritiken gelesen, ich habe auch Deine möglichen Antworten darauf nicht gelesen, um meinen Leseeindruck nicht zu verwässern. Vielleicht ist es aber auch schon zu lange her alles. Vielleicht komme ich noch dazu, die neue Version zu lesen.

Ja, die Vorgabe verlangt einen gedrängten Text, aber so sehr nur zu erzählen, ohne auch nur zu versuchen, eine Emotion beim Leser zu wecken: Nein, das gefällt nicht. So realistisch das Szenario an sich sein mag, dass sich jemand von seiner Depression aus dem Leben sprengen lässt, so viele Ansatzpunkte für eine Nahaufnahme ergeben sich auch. Ja, man will Stimmen von Freunden und Bekannten haben, die vielleicht eine Antwort geben könnten, die der Verstorbene ja nicht mehr geben kann. Aber so abstrakt, so kalt, so hakelig, das macht keine Lust aufs Lesen oder Mitfühlen.
Die inhaltliche Berichterstattung setzt sich sprachlich fort. Auch hier wirkt alles grobgeschnitzt und knochig: "unschöne Starre, verkniffen sah es dann aus", "unkontrolliert hervorgestoßener Defätismus", "ein alter, lebenserfahrener Kumpel ", "Dann kam er nicht mehr zu ihnen", "in einer Explosion pulverisiert" .
Am Schlimmsten aber ist die Begründung für den Selbstmord: ohne überhaupt jemandem geschadet zu haben (außer sich selbst vielleicht), erkennt er in sich eine Gefahr für andere und beschließt "in einem lichten Moment", sich in die Luft zu jagen. Das klingt nicht nur unlogisch, sondern ist es auch.
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rieka
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Beitrag07.05.2015 12:56

von rieka
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Hallo anderswolf,
ich hätte dir schon längst antworten sollen.
Du hast dir die Mühe gemacht, deine Ablehnung des Textes zu erklären. Das ist für mich wertvoll, unabhängig davon, ob ich mit dem Text noch etwas anfangen möchte. Deshalb hole ich es nach.

Inzwischen ist mir das Thema des Textes selbst zuwider. Die versuchte Verbesserung der misslungenen Wettbewerbsgeschichte  ist zuletzt beim Einstieg in die Einfühlung des Selbstmörders hängen geblieben. Sie ist in die Zeit dieses katastrophalen Flugzeugabsturzes  hineingeraten. Das hat mir inhaltlich den Rest gegeben.  

Ich verbuche den Text mit den vorhandenen hilfreichen Korrekturen, auch deinen Hinweisen, als Lernstück eines noch suchenden Anfängers. Danke also.
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Christof Lais Sperl
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Beitrag13.07.2015 10:26
Jonglieren
von Christof Lais Sperl
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Rieka, sag nicht, du könntest nicht mit Sprache jonglieren. Der Test ins vom Feinsten.

LG CLS


_________________
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rieka
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Beitrag13.07.2015 14:04
Re: Jonglieren
von rieka
Antworten mit Zitat

Christof Lais Sperl hat Folgendes geschrieben:
Rieka, sag nicht, du könntest nicht mit Sprache jonglieren. Der Test ins vom Feinsten.
LG CLS

Hallo CLS,
Naja, darüber gehen die Meinungen doch sehr auseinander.
Schau mal:
Zitat:
Nihil schrieb:
Hallo Unbekannt,
leider beschreibst du durchgehend so abstrakt und unkonkret, dass es schon ein Euphemismus wäre, deinen Plot als beliebig zu beschreiben. Keine Motive, keine Tatbeschreibung, keine nachvollziehbare Entwicklung, nicht einmal eine richtige Beschreibung lieferst du. Nur die beinah obligatorischen „PC-Gewaltspiele“ werden als ein Eckpunkt genannt. Entschuldige die flapsige Bemerkung, aber das ist ja, als hätte ich Suppe bestellt und bekomme heißes Wasser mit Salz. Da kann ich leider weiter nichts Positives sagen.
cry
Zitat:
Und fancy meinte:
mich reizt es, auf diese Geschichte zu antworten: "Ja, ja, die Welt besteht aus schwarz und weiß."
Nicht jeder, der am Computer spielt wird automatisch zu einer Gefahr für andere.
Nicht jeder, der einen (oder mehrere) geliebte Menschen verliert, wird trübsinnig.
Nicht jeder, der sich als Gefahr erkennt, löscht sein Leben aus.
Mit ist das zu Platt.
cry
Ich bin inzwischen ein paar Forumserfahrungswochen weiter und beginne zu unterscheiden und zu erfassen, worin ich einigermaßen gut bin und wo es bei mir noch kräftig holpert. Der unreflektierte Eintopf beginnt sich in seine Zutaten zu zerlegen. smile extra   

Wenn du schreibst, dass du Gutes an dem Text findest,
Zitat:
CLS schreibt: mit Sprache jonglieren
beziehst du dich vermutlich auf meinen Sprachfundus und meine Ausdrucksfähigkeit.

Gewaltig holpern tut es noch im Aufbau von Geschichten. Mit den Begriffen Plot, auktorial, personal, Perspektive, etc. kann ich inzwischen etwas anfangen. Das und die Fähigkeit mich in den Leser zu versetzen und zu erahnen, wie mein Geschriebenes bei ihm ankommt, das alles ist noch mächtig ausbaufähig.

Aber trotzdem, oder gerade deswegen,  Danke.
Was du schreibst zeigt mir, dass du, wie einige wenige Andere Kommentatoren hier im Thread mit diesem Text mit all seinem Unausgegorenen etwas anfangen konntest.
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