Veröffentlicht: 15.01.09
Maturanoten und Studienerfolg

Erfolgsfaktoren für ein ETH-Studium

Gute Maturanoten und ein tiefes Eintrittsalter: Dies sind die wesentlichen Faktoren für ein erfolgreiches Studium an der ETH Zürich. Eine Studie, die auf Daten von 5216 ETH-Studierenden mit Schweizer Maturität basiert, zeigt, dass die Wahl der Schwerpunktfächer am Gymnasium einen geringeren Einfluss hat.

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Gute Maturanoten sind eine gute Ausgangsposition für den Erfolg an der ETH.
Gute Maturanoten sind eine gute Ausgangsposition für den Erfolg an der ETH. (Grossbild)

Eine erste wichtige Hürde im akademischen Curriculum stellt die Basisprüfung (früher Vordiplom) am Ende des ersten Studienjahres dar. Wer diese Prüfung besteht, beendet erfahrungsgemäss auch das Masterstudium erfolgreich. Die ETH Zürich hat mit dem Pilotprojekt ACAP – Academic and Career Advisory Programme – ihre Anstrengungen verstärkt, um Studierende bereits in einem frühen Stadium zu beraten und zu betreuen.

Vor diesem Hintergrund ging man der Frage nach, ob es mit Blick auf die gymnasiale Vorbildung Faktoren gibt, welche die Chancen für ein erfolgreiches Absolvieren der Basisprüfung positiv beeinflussen. Ein externes Büro analysierte im Auftrag der ETH Zürich die Daten von total 5216 Personen, die in der Zeitspanne zwischen 2004 und 2007 in der Schweiz eine Maturität erlangt haben und zur Basisprüfung an der ETH Zürich angetreten sind. Die Resultate der Studie wurden nun im Rahmen eines Mediengesprächs in Zürich vorgestellt.

Gute Noten und tiefes Eintrittsalter

Ein erstes Resultat der Studie bestätigt die Vermutung: Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Gesamtdurchschnitt der Maturanoten und der Note bei der Basisprüfung. Das heisst, je besser die Leistung im Gymnasium, desto besser die durchschnittliche Note bei der Basisprüfung.

In Bezug auf das Eintrittsalter zeigt sich, dass die jüngsten Studierenden die besten Basisprüfungen ablegen. Es sind dies die Altersgruppen der 18- bis 20-jährigen. Statistisch deutlich schwächere Leistungen erzielen Studienanfänger ab 21 Jahren und darüber. Der Schluss liegt somit nahe, dass die „Übung“ im Umgang mit schulischen Prüfungsanforderungen durch die Distanz zwischen Maturität und Studienbeginn teilweise verloren geht und sich dies in schlechteren Prüfungsnoten niederschlägt.

Es gibt keinen Königsweg

Was die verschiedenen Maturitätsschwerpunkte betrifft, zeigt sich, dass Studierende mit den Schwerpunktfächern Physik und Angewandte Mathematik beziehungsweise Latein oder Griechisch die besten Noten bei der Basisprüfung erzielen. Studierende mit altsprachlichem Hintergrund (Latein oder Griechisch) meistern die erste Prüfungshürde an der ETH Zürich zum Beispiel besser als Studierende, die Biologie und Chemie als ihren Maturaschwerpunkt wählten. Am wenigsten gut schneiden Studierende ab, die am Gymnasium ihren Schwerpunkt auf Wirtschaft & Recht gelegt haben.

Es scheint, dass sich von den Maturandinnen und Maturanden mit altsprachlicher Ausrichtung nur die besten bei der ETH Zürich einschreiben und ihre allfälligen Wissenslücken in Mathematik nach Studienbeginn schnell schliessen können. «Insofern gibt es keinen Königsweg, vielmehr können verschiedene gymnasiale Vorbildungen zum Erfolg führen, wenn Leistung und Motivation stimmen», so die ETH-Rektorin Heidi Wunderli-Allenspach.

Regionale Unterschiede

Bei der Analyse der durchschnittlichen Basisprüfungsnoten der Studierenden wird ersichtlich, dass zwischen einzelnen Herkunftskantonen und Schulen Unterschiede bestehen. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass auch der Anteil der Maturandinnen und Maturanden, die ein ETH-Studium aufnehmen, je nach Kanton und Gymnasium beträchtlich variiert.

Aus dem Kanton Zürich stammen mit Abstand am meisten ETH-Studienanfänger (27%). Entsprechend grösser ist die Bandbreite bei den Prüfungsergebnissen als in kleineren Kantonen. So findet man unter den 17 Zürcher Maturitätsschulen einige in der Spitzengruppe, einige im Mittelfeld und einzelne im letzten Drittel. Die besten Prüfungsresultate im Beobachtungszeitraum lieferten Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Rychenberg in Winterthur, des Gymnasiums Liestal und der Kantonsschule Hohe Promenade in Zürich.

«Unsere Studie zeigt auf, dass die Chancen, in einem naturwissenschaftlich-technischen Studium der ETH Zürich zu reüssieren, unter anderem auch von der gymnasialen Herkunft abhängen», so die ETH-Rektorin. Die Studie ist allerdings keine Qualitätsbeurteilung der einzelnen Gymnasien, denn diese mögen sehr unterschiedliche Bildungsziele verfolgen. Es handelt sich hier um eine Bilanz aus dem Blickwinkel eines ETH-Studiums.