Benediktbeuern:Was wirklich wichtig ist

Das Familienprogramm des Zentrums für Umwelt und Kultur in Benediktbeuern setzt auf das einfache Leben

Von Petra Schneider, Benediktbeuern

Das Kloster Benediktbeuern ist nicht nur ein spiritueller Ort, sondern seit mehr als 25 Jahren auch ein lebendiges "Zentrum für Umwelt und Kultur" (ZUK). Dass es dem eigenen Anspruch gerecht wird, zeigt das diesjährige Bildungsprogramm, das unter dem Schwerpunktthema "Einfach gut leben" steht. Die zahlreichen Veranstaltungen sollen Impulse geben, das eigene Konsumverhalten kritisch zu hinterfragen: "Wie viel ist genug, und was sind die Dinge, die ich wirklich brauche"? wie Umweltpädagoge Martin Malkmus bei der Präsentation am Donnerstag sagte. Schwerpunkte des Programms seien Ernährung und Klimaschutz. Kinder und Jugendliche hätten immer weniger Bezug zur Natur und, bedingt durch die sozialen Medien, immer seltener persönliche Kontakte. Dagegen setzt das ZUK offene Angebote wie "Waldläufer und Fährtensucher - erste Schritte in die Wildnis". Oder "Spaß und Überleben am Rande der Zivilisation". Brot und Marmelade selbst herstellen, erkunden, welche Arzneien und Kräuter die Natur bereithält, Abenteuer bei einer Floßfahrt erleben - das sind nur einige Beispiele aus dem Kinder- und Jugendprogramm. Auch bei den offenen Familienangeboten ist das ZUK dem einfachen Leben auf der Spur: Auf der Kohlstattalm unterhalb der Benediktenwand kann man erfahren, wie man sich selbst versorgt, Feuer macht, Brot und Käse herstellt. Bei den Veranstaltungen für Erwachsene geht es um Themen wie Pilgern, alternative Wohnformen oder klimafreundliche Ernährung.

Auch die Fortbildungsangebote für pädagogische Fachkräfte stehen im Zeichen der Nachhaltigkeit: Wertschätzung von Lebensmitteln, Outdoor und Wildnisküche, Energiewende und Klimaschutz in der Grundschule lauten einige Themen. Daneben bietet das ZUK Angebote für Schulklassen sowie für Kinder- und Jugendgruppen: "Abenteuerwochen", "Umweltwochen", oder eine "Klimawerkstatt", bei der die Kinder einen Solarofen oder einen Stromgenerator bauen können.

ZUK Kloster Benediktbeuern, Vorstellung Bildungsprogramm 2015/2016

Die Kunst des Feuermachens zählt zu den Programmangeboten, mit denen sich das ZUK im Kloster Benediktbeuern an Familien wendet.

(Foto: Manfred Neubauer)

Das Kulturprogramm des ZUK ist in einem eigenen Flyer zusammengefasst: Klassische Konzerte, Open-air-Veranstaltungen und das Rieder Kindertheater, das Rektor Pater Karl Geißinger besonders am Herzen liegt, weil es eine Art "ganzheitlicher Theaterworkshop" sei. Kinder und Jugendliche erarbeiten das Stück "Die wunderbare Reise des Nils Holgersson mit den Wildgänsen", sie spielen selbst, kümmern sich um Kostüme und Requisiten. Wegen der großen Nachfrage wird es im August zum zweiten Mal das Angebot "Orff ganz nah" geben, an dem zuletzt 107 Kinder und Erwachsene teilgenommen haben. In einem einwöchigen Workshop studiert Andrea Feßmann Letzing wieder die Carmina Burana ein, die dann im kleinen Klosterinnenhof aufgeführt wird. 19 000 Kinder und Jugendliche und 5000 Erwachsene haben 2014 die Angebote des ZUK genutzt, rund 90 Umweltwochen für Schulklassen wurden gebucht. Laut Pater Geißinger kommen Zwei Drittel der Teilnehmer aus dem Landkreis. "Was gut ankommt, sind die Angebote zur Energiepädagogik, die so keine andere Bildungseinrichtung anbietet", sagte Geißinger. Das ZUK wolle die Verwurzelung der Menschen in der Region, ökologisches und soziales Lernen fördern. Die Entfremdung von der Natur nehme immer mehr zu, parallel dazu stiegen Ängste und Hilflosigkeit. "Es darf nicht sein, dass Kinder nicht mehr den Sternenhimmel sehen können, weil sie Angst im Dunkeln haben."

Infos und Anmeldung unter Telefon 08857/88759 oder www.zuk-bb.de

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