Dass für die Ortsmitte in Fischerhäuser eine Lösung gefunden werden muss, darüber bestand vor der Gemeinderatssitzung am Donnerstag weitreichende Einigkeit. Dennoch wollte es dem Gremium nicht gelingen, endlich eine konkretere Planung für ein Zentrum des nördlichen Ismaninger Ortsteils auf den Weg zu bringen: Nach langer Diskussion wurde der Beschluss, einen Bebauungsplan für das entsprechende Gebiet aufzustellen, mit knapper Mehrheit vertagt.
Nicht nur die rege Auseinandersetzung vor gefüllten Zuschauerreihen zeigt, wie das Thema Ortsmitte die Gemüter erregt. Seit 15 Jahren diskutiert die Gemeinde darüber ohne zu einer Lösung zu kommen. Ein Strukturkonzept, das die Kommune im Jahr 2000 hatte erstellen lassen, war schließlich an der Ablehnung der Anlieger gescheitert. "Die Ortsmitte beschäftigt schon Generationen von Gemeinderäten", fasste Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) zusammen. "Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, sich noch einmal Gedanken zu machen", bekräftigte Helgard Aldinger von der gemeindlichen Bauabteilung.
Nach 15 Jahren drängt die Kommune nun auf eine Entscheidung, weil sie ihre Chancen, das Projekt irgendwann noch einmal zu verwirklichen, zerrinnen sieht. Drei der vier Anlieger, deren Grundstücke von einer Ortsmitte betroffen wären, hätten sich "bauwillig" gezeigt, berichtete Bürgermeister Greulich. Der Bauverwaltung liegt eine Bauvoranfrage für ein neues Wohnhaus von einem Anlieger westlich der Freisinger Straße vor. Außerdem hat die Eigentümerin des Grundstücks östlich der Freisinger Straße beantragt, den bestehenden Vorbescheid für zwei neue Wohnhäuser von 1990 zu verlängern. Hinzu kommen Anfragen für ein weiteres Grundstück im Umgriff.
Will die Gemeinde ihre städtebaulichen Entwicklungspläne in Fischerhäuser weiterverfolgen, sei dies vermutlich die "letztmalige Möglichkeit", betonte Greulich. Er warb darum dafür, dass der Gemeinderat einen Bebauungsplan für das Gebiet beschließen solle - inklusive einer Veränderungssperre. Es gehe ihm nicht darum, "den Antragstellern die rote Karte zu zeigen", betonte der Bürgermeister; sondern um die Frage von Recht und Verpflichtung der Kommune, das Ortsbild zu gestalten. Im vergangenen Wahljahr sei bei verschiedenen Fraktionen deutlich herauszuhören gewesen, dass die Ortsmitte gewünscht sei.
Die SPD unterstützte den Vorschlag, Johanna Hagn sah "eine großartige Chance für den Ortsteil Fischerhäuser". Auch Volker Bäumer von den Grünen sprach sich für einen Bebauungsplan aus. Dieser könne auch für die Grundstückseigentümer Planungssicherheit schaffen, argumentierte er. Erst wenn die Gemeinde von ihrer Planungshoheit Gebrauch mache, habe sie ein Mittel, um mit dem Bezirk über die geltende Isartalschutzverordnung zu verhandeln, ergänzte Bruno Rimmelspacher (SPD). Diese stand bisherigen Bauvorhaben in dem Gebiet meist im Wege.
CSU und Freie Wähler überzeugte das nicht. Nach 15 Jahren ausgerechnet jetzt, wo eine Bauvoranfrage komme, einen solchen Beschluss zu fassen, erscheine ihm nicht fair, sagte Alexander Novakovic (CSU). Man müsse das Thema nochmal diskutieren "ohne das Damoklesschwert Veränderungssperre", ergänzte Peter Aurnhammer. "Wir werden keine Grundstücke bekommen für unsere Ortsmitte", mahnte Rudi Essigkrug (FWG). Der Plan sei nicht durchführbar, die Räte sollten deshalb lieber überlegen, "was wir aus dem machen, was wir haben". Rimmelspacher beendete die Diskussion schließlich: Sein Antrag, das Thema zu vertagen, fand eine - wenn auch knappe - Mehrheit.