St.-Andreas-Hospital

 Quelle:  Stadt Offenburg

Die Kapelle


Die Kapelle ist vom Fischmarkt aus zugänglich. Über der beschlagenen Eingangstür mit einfachem Schnitzwerk aus dem Anfang des 18. Jhs. weist die Zahl 1701 auf das Entstehungsjahr hin.

 

Die Kirche ist einschiffig mit gotischem Chor und einer Empore an der Westseite. Das Innere beeindruckt durch seine schlichte Ausgestaltung. An der Südseite stehen Barockfiguren von Jesus mit den zwölf Aposteln, rechts neben dem Chor in einem Bildkasten Christus am Kreuz mit Johannes und Maria Magdalena, links eine Marienfigur mit dem strebenden Jesus. Das Kruzifix an der hinteren Südseite zeigt Christus mit flatterndem Lendentuch, wie es durch Martin Schongauer in der kirchlichen Kunst eingeführt wurde. An der Rückwand sehen wir zwei Holzreliefs mit biblischen Szenen, die der letzte Respizent des St.-Andreas-Hospitals, Karl Otto Schimpf, der Kirche zum Geschenk gemacht hatte. An den Holzbänken sind vier Prozessionsstangen der Bäckerzunft (1750) befestigt. Die Fenster im Chor stammen aus der ehemals bekannten Offenburger Glasmalerei von Eugen Börner dem Älteren.

 

Bei der letzten Renovierung 1966 erhielt das Kirchlein eine Heizung, neue Bänke und einen neuen Fußboden.

 

Die alten Wandgemälde mit den Themen "Marias Krönung", "Heiliger Andreas", "Margareta", "Erasmus" und "Heilige Elisabeth", 1867 vom Offenburger Maler Emil von Heimburg geschaffen und nach 1904 durch den Offenburger Kunstmaler Augustin Kolb aufgefrischt, sind in den Dreißiger Jahren übermalt worden und nicht mehr zu sehen.

 

Das ist bedauerlich, denn der Maler hatte darauf - wie auf vielen seiner Werke - Offenburger Bürger festgehalten. So sah man auf dem Bild der Krönung Marias Kinder von Frau Dr. Karl Schmitt aus der Gerberstraße und zwei Kinder von Rechtsanwalt Joseph Friedrich Hißmaier. Frau Dr. Schmitt selbst erschien auf dem Gemälde der Heiligen Magarete. Zum Heiligen Andreas hatte Gerbermeister Franz Fischer Modell gestanden.

 

Die Außenseite der Spitalkirche musste im Jahre 1929 geringfügig verändert werden, als man die Ecke am Durchgang der Steinstraße zum Fischmarkt abschrägte, um den Fußgängern eine "gewissen Schutz gegen den Fuhrverkehr" zu gewähren.


Der Spitalbau


Den eigentlichen Spitalbau betritt man durch ein Barockportal von der Spitalstraße aus. Vom durchbrochenen Volutengiebel grüßt der Heilige Andreas.

Rechts neben dem großen Portal zum Andreaskeller mit den Jahreszahlen 1763 - 1939 bewacht der Heilige St Urban, Schutzpatron der Winzer, den Zugang zu den Weinvorräten.

 

Im Innenhof warten die Reste eines Brunnenstokkes aus dem Jahre 1411 darauf, zusamengesetzt und aufgebaut zu werden.

 

Die alte Weintrotte gelangte, in Einzelteile zerlegt, in das Weingut des St.-Andreas-Hospitals nach Käfersberg, wo sie vor dem Haupteingang einen neuen Standort fand.


Das St.-Andreas-Hospital


Wahrscheinlich wurde das St.-Andreas-Hospital als Stiftung für die Armen und Kranken um 1300 von Offenburger Bürgern gegründet. Über die Entstehung und die Aufgaben des Spitals geben uns drei Urkunden vom Anfang des 14. Jahrhunderts Auskunft. Eine Urkunde von 1301 berichtet über die ersten Abgaben von Offenburger Bürgern.

 

Eine Urkunde von 1306 legt den Zweck des Spitals als "hospitale infirmorum et pauperum" (Kranken- und Armenhospital) und seine Anerkennung als gemeinnützige Einrichtung fest. Diese Anerkennung war für die Zukunft des Spitals von Bedeutung, denn sie berechtigte zum Sammeln von Kollekten und zum Empfang von Spenden in Form von Haus- und Grundbesitz oder übertragenen Renten.

 

Aus dem Jahre 1310 schließlich stammt die wichtigste Urkunde. Sie regelte die Rechtsverhältnisse des Spitals: Rechtsträger waren gemeinsam einmal Schultheiß, Rat und Gemeinde von Offenburg, dann der Landvogt der Ortenau als Vertreter des Kaiers und schließlich der Bischof von Straßburg.

 

Die öffentlich-rechtliche Stellung war im wesentlichen folgende:


- Das Spital war wie andere Gotteshäuser gestellt, d.h. es bezahlte keine Abgaben und besaß die besonderen Privilegien aller Gotteshäuser.
- Dennoch behielten alle Personen das volle Bürgerrecht. Die Obhut der Stadt über das Spital blieb erhalten.
- Es musste keine Umsatzsteuer und keinen Zoll bezahlen, woraus sich schließen ließ, dass es regen Handel betrieben hat.

Seinen Unterhalt bestritt das Hospital vom 14. bis 16. Jahrhundert vor allem aus Ankäufen und Schenkungen von Grundstücken. Dazu kamen laufend Zuwendungen an Geld und Naturalien (Gülten).

 

Während es sich auch im 17. Jahrhundert ausschließlich der Pflege von Kranken und Armen widmete, nahm im 18. Jahrhundert das Pfründnerwesen immer mehr zu. Dabei erkauften sich Offenburger Bürger durch Abschluss eines Vertrags (Pfründbrief) das Recht, ihren Lebensabend gegen Entgelt im St.-Andreas-Hospital zu verbringen. Der Einkaufspreis richtete sich nach Alter, Gesundheitszustand und Versorgung der Bewerber. Manche erwarben ihre Pfründe durch Abgabe von Grundstücken. Bei allen ging nach dem Tod das gesamte Vermögen in die Hände des Hospitals über.

 

Nach dem Jahr 1689, in dem auch das Spital völlig zerstört wurde, ging der Wiederaufbau verhältnismäßig rasch voran, wie die Zahl 1701 am Portal der St.-Andreas-Kirche zeigt.

1812 weilten im Hospital 19 Pfründner. Arme fanden wegen Raummangels keinen Platz mehr.

 

Bereits 1752 war an der Straße nach Bühl auf der Außenseite der Stadtmauer das Gutleuthaus für die Aussätzigen und Siechen und 1780 an der Okenstraße Nr. 25 ein Armenhaus entstanden. 1846 kam ein Waisenhaus in der Okenstraße 4 und 1847 eine Suppenanstalt zur Versorgung armer Leute mit Nahrung hinzu. Das Hospital versorgte alle Einrichtungen mit Geld und Lebensmitteln. Als das Wirtshaus zum "Ochsen" in der Okenstraße 25 zum Verkauf stand, griff der Stiftungsvorstand zu, kaufte das Gebäude für 17 000 Gulden und richtete darin 1850 das Krankenhaus ein. Es diente allerdings bis zum Jahre 1852 als Militärlazarett und wurde erst nach dem Abzug der Garnison im gleichen Jahre städtisches Kranken- und Pfründerhaus, was es bis 1912 (Bau des neuen Krankenhauses am Ebertplatz) blieb. Das Haus Webergasse 23 - bis zu diesem Zeitpunkt Armen- und Krankenhaus - beherbergte von da na nur nich die Armenzöglinge.

 

Im Laufe des 19. Jahrhunderts konnte das Hospital die Armenpflege nur noch schwer bewältigen. Obwohl es die Bürgerschaft ständig zu Stiftungen aufrief, reichte das Geld nicht mehr aus. 1858 kam der Vereinigte Armenfonds, zu dem auch das Krankenhaus gehörte, zum Hospitalfonds. Ab 1. Januar 1866 musste das Krankenhaus eine eigene Rechnung führen.

 

Im Jahre 1870 übernahm der "Besondere Stiftungsrat" das Hospital gemäß dem "Gesetz, die Rechtsverhältnisse und die Verwaltung die Stiftungen betreffend" (Gesetz Nr. 33 vom 5. Mai 1870, veröffentlicht am 14. Mai 1870 im Gesetzes- und Verordnungsblatt für das Großherzogtum Baden). An der Spitze stand Bürgermeister Bernhard Schaible. 1888 wurde der "Besondere Stiftungsrat" aufgelöst. Von diesem Zeitpunkt an verwaltete der Gemeinderat die Stiftung zusammen mit dem Gemeindevermögen.

 

Das Pfründnerwesen übernahm, entsprechend einem Vertrag von 1886, zum Teil das Vincentiushaus mit der Aufnahme von zunächst vier Pfründnerinnen.

 

Am 16. April 1940 erklärte das Finanzamt den Hospitalfonds mit seinen Einkünften für steuerpflichtig. Am 31. März 1943 wurde der Fonds als Stiftung aufgehoben. Das Vermögen ging auf die Stadt über mit der Maßgabe, dass die Erträge künftig für Zwecke des Städtischen Krankenhauses Verwendung finden sollten.