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Im Zoo entdeckt Der schnellste Schwamm der Welt

Wissenschaftler haben im Stuttgarter Zoo eine neue Tierart entdeckt. Der kugelrunde kleine Organismus ist etwas ganz Besonderes: Er ist der schnellste Schwamm der Welt, ohne auch nur einen einzigen Muskel zu besitzen.

"Wenn sich jemand auskennt und genau hinsieht, findet er in der Natur immer etwas Neues", sagt Michael Nickel, Mitentdecker der neuen Spezies. "Im Zoo", räumt der Stuttgarter Forscher ein, "ist das natürlich schon seltener." Deshalb sehe man dort auch nicht immer so genau hin. Erst jetzt sei ihm aufgefallen, dass der weiße und bis zu vier Zentimeter dicke Schwamm schon 1985 auf einem Foto des tropischen Beckens zu erkennen gewesen sei.

Nickel und sein Kollege Franz Brümmer von der Uni Stuttgart tauften die neue Art nach ihrem Fundort, dem zoologisch-botanischen Garten Wilhelma. Tethya wilhelma aber ist laut Nickel noch aus anderen Gründen außergewöhnlich: Er ist der schnellste Schwamm der Welt, und seine Art der Fortbewegung ist mit nichts im Tierreich vergleichbar.

"Nur 0,1 Prozent aller Schwamm-Arten sind überhaupt in der Lage, sich nennenswert zu rühren", sagt Nickel. Unter dieser kleinen Minderheit ist Tethya wilhelma nach Beobachtungen der Stuttgarter Zoologen der Allerschnellste: Auf stattliche zwei Millimeter pro Stunde bringt er es. Damit absolviert der runde Renner die Hundert-Meter-Distanz in fünf Jahren und 258 Tagen - Weltrekord für einen Schwamm.

Sein Körper ist - im Gegensatz zu denen der meisten anderen Weltrekordler - muskellos statt muskulös: "Der Schwamm bewegt sich fort, indem er Zellen innerhalb seines Körpers verschiebt", sagt Nickel. "Er fließt vorwärts." Mit menschlichen Spitzensportlern verbindet den Schwamm rein gar nichts: Muskeln hat er nicht, Nerven auch nicht, schwammig ist er sowieso. Und dann vermehrt er sich auch noch asexuell.

"Die Fortpflanzung geschieht durch Zellteilung", so Nickel. "Im Grunde klont sich der Schwamm ständig selbst." Dass seine Geschwindigkeit, wiewohl unter Schwämmen Spitzenklasse, nach menschlichen Maßstäben eher betulich ausfällt, braucht ihn deshalb nicht zu stören: Der Schwamm hat Zeit. Viel Zeit. "Wenn man so will", sagt Nickel, "ist er unsterblich."