Tourismus: Steuerreform macht Hotels teurer

Touristen/ Schönbrunn
Touristen/ Schönbrunn(c) Clemens Fabry
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Obwohl ein Teil der Erhöhung weitergegeben wird, schätzen Experten, dass bald 90 Prozent der Hotels Verluste schreiben werden.

Die Steuerreform bringt für den österreichischen Tourismus einige Erschwernisse. Am unmittelbarsten wirkt sich die Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes auf Nächtigungen von zehn auf 13 Prozent aus. Aber was bedeutet das für die Hoteliers, und was für das Börserl des Urlaubsgastes? „Die Presse“ gibt Antworten.

1. Werden die Hotels die höhere Steuer auf die Gäste abwälzen?

Das wird nur zum Teil möglich sein. Vor allem in der Stadthotellerie herrscht schon jetzt wegen der zunehmenden Hoteldichte ein harter Preiskampf. Hotels, deren Auslastung zu wünschen übrig lässt, drücken den Preis. Im Ferientourismus werden die höheren Preise in der Wintersaison leichter durchzusetzen sein. Im Sommer hat der Gast mehr Alternativen. Steigen die Preise, werden mehr Gäste einen Strandurlaub in Erwägung ziehen. Bundesspartenobfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher schätzt, dass die Hotels etwa 60 Prozent (150 Mio. Euro) der steuerlichen Mehrbelastung auf den Gast abwälzen und 40 Prozent (100 Mio. Euro) selbst schlucken werden.

2. Um wie viel verteuern sich die Zimmerpreise konkret?

Wird die Steuererhöhung eins zu eins an den Kunden weitergegeben, dann erhöht sich der Netto-Zimmerpreis um drei Prozent. Bei einem Preis von 70 Euro bedeutet das etwa einen Aufschlag von 2,1Euro. Bei 150 Euro sind es 4,5 Euro.

3. Wann tritt die Erhöhung der Mehrwertsteuer in Kraft?

Sie wird erst im April 2016 wirksam, um den Hotels genug Spielraum für die Preisgestaltung zu geben. Bei bereits getätigten Buchungen kann der Preis nicht nachträglich erhöht werden.

4. Wie haben sich die Zimmerpreise vor der Steuererhöhung entwickelt?

Bei der Vier- und Fünfsternehotellerie ist der Zimmerpreis laut Informationen der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) pro Person und Nächtigung im Median von 45 Euro im Jahr 1995 auf 71 Euro 2013 gestiegen. Bei den Dreisternhotels stieg der Preis im selben Zeitraum von 30 auf 47 Euro an. Laut ÖHT-Geschäftsführer Franz Hartl sind die tatsächlichen Zimmerpreise viel zu niedrig, um die von den Hotels getätigten Investitionen wieder hereinzuspielen. Ein Gast müsste theoretisch ein Tausendstel vom Zimmer-Errichtungspreis zahlen, um die getätigten Investitionen hereinzuspielen. Das wären im Schnitt 80 Euro bei Dreisterne-, 200 Euro bei Viersternehotels.

5. Wird die erhöhte Steuer mehr Hotels in die Verlustzone treiben?

Definitiv ja. Schon jetzt ist die Ertragssituation der Hotels keine gute. Laut ÖHT liegt das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) der Vier- und Fünfsternebetriebe im Median bei zwei Prozent, bei Dreisternebetrieben bei fünf Prozent. Im Jahr 2013 hatten nur 55Prozent der österreichischen Hotels ein positives EGT. Hartl schätzt, dass durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer bereits 2016 nur mehr zehn bis 20 Prozent schwarze Zahlen schreiben werden.

6. Wie hoch sind die Steuersätze auf Nächtigungen im Rest der EU?

In 22 von 28 EU-Staaten ist der Mehrwertsteuersatz auf Logis laut Wirtschaftskammer niedriger als in Österreich. In Deutschland wurde der Mehrwertsteuersatz 2010 von 19 auf sieben Prozent reduziert. In der Schweiz beträgt er nur 3,8 Prozent, in Italien und in Frankreich zehn Prozent. Es gibt eine Empfehlung der EU bezüglich des Mehrwertsteuersatzes auf Logis: Er soll fünf Prozent nicht übersteigen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2015)

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