Interview Luzerner Rundschau
«Paris hat tolle Secondhand-Läden»
Franziska Portmann Steger ist Textildesignerin. Die gebürtige Thurgauerin lebt seit sieben Jahren in Luzern. Unter anderem gestaltet sie Schmuck aus reiner, japanischer Seide. Wir haben mit der 29-Jährigen gesprochen, die im November zum ersten Mal Mami wird.
Franziska Portmann Steger empfängt uns in ihrem Atelier an der Neustadtstrasse. Ihre Nähmaschine steht momentan im Dauereinsatz. Aktuell produziert die Textildesignerin Rundschals aus Jersey, Seide und Spitze, die sie im Kleiderladen Früh’ling an der Alpenstrasse verkauft, wo sie auch in einem 50 Prozent-Pensum im Verkauf arbeitet.
Franziska Portmann Steger, auf welches Kleidungsstück oder Accessoire könnten Sie niemals verzichten?
Auf Schals und Tücher, die ich auch selber produziere. Ich besitze eine Menge davon und schätze sie deshalb, weil sie nicht an saisonale Modeströmungen gebunden sind, typgerecht eingesetzt werden können und auch als Schmuck wunderschön sind. Ich mag es, verschiedene Strukturen und Materialien auf der Haut zu spüren. Die Stoffe für meine Schals kaufe ich vornehmlich in der Ostschweiz, weil mich da Auswahl und Qualität überzeugen.
Wie muss eine Frau angezogen sein, damit sie bei Ihnen einen Wow-Effekt auslöst?
Auf jeden Fall typgerecht. Nicht obertrendy, sondern mit ihrem individuellen Touch. Und ich mag sehr gerne schöne Muster.
Können Sie von Ihrer Arbeit als Textildesignerin leben?
Nein, momentan noch nicht. Es ist aber natürlich mein Ziel. Mein 50 Prozent-Pensum im Verkauf möchte ich nach der Babypause wieder aufnehmen, weil mir der Kontakt zur Kundschaft Spass macht und mir der Grundlohn eine gewisse Sicherheit gibt.
Ihre Polaroidreihe heisst «the souvenir project». Dabei bedrucken Sie T-Shirts mit bekannten und weniger bekannt Luzerner-Motiven, die Sie im Kleiderladen Früh’ling und im Young Designers Market verkaufen. Wer sind Ihre Kunden?
Die T-Shirt-Produktion ist eher ein kleines Projekt. Von den fünf Sujets KKL, Pilatus, Pädagogische Hochschule, Allmendhochhäuser und Zentral- und Hochschulbibliothek habe ich je 10 T-Shirts bedruckt. Sie werden jedoch kaum von Touristen, sondern vielmehr von Einheimischen und Auslandschweizern gekauft, die ihren Freunden ein nicht alltägliches Souvenir aus Luzern mitbringen möchten.
Sie fertigen Schmuck aus japanischen Seidenfäden. Wie muss man sich das vorstellen?
Ich fertige vor allem Fingerringe an. Die japanische Seidenfäden-Technik habe ich mir selber beigebracht, nachdem ich mich im Internet schlaugemacht habe. Jeder Faden muss genau berechnet werden, eine unglaubliche Präzisionsarbeit. Im Gegensatz zu den Schals, wo ich mehr oder weniger geradeaus nähen kann, ist die Arbeit mit Seidenfäden eine Art meditativer Akt. Wenn ich etwas unbedingt will, lege ich sehr viel Ehrgeiz an den Tag.
Woher nehmen Sie Ihre Inspirationen?
Die Ideen kommen mir auf Reisen, beim Shoppen, wenn ich Fachmessen besuche oder auf Modedesignblogs surfe.
Können Sie einige nennen?
Da sind zum Beispiel die Marktplätze für junges Produktedesign monoqi.com und selekkt.com und die deutsche Verkaufsplattform für Jungdesigner «DaWanda».
Welche ist Ihre modische Lieblingsshoppingstadt?
Ich mag Paris und Berlin. In Paris hat es supertolle Secondhandläden. Ich mag diese Art Läden, weil sie erschwingliche, zeitlose Mode von hoher Qualität verkaufen, was auch mit Nachhaltigkeit zu tun hat.
Wollten Sie bereits als Kind Textildesignerin werden?
Ich habe bereits als kleines Mädchen gerne gebastelt und genäht, bin aber auch sehr gerne ins Werken gegangen. Das Hantieren mit Holz und anderen Materialien hat mich immer fasziniert.
In welcher Mode-Epoche hätten Sie gerne gelebt?
In den 20er und 30er Jahren. Und in den 50ern. All jene Zeiten, in denen man aus wenig mehr gemacht hat, sind die interessantesten.
Neben verschiedenen Produktdesignprojekten haben Sie die Kostüme für Theaterproduktionen der Zwischenbühne Horw, Aeternam und Tropfstei Ruswil verwirklicht.
Ja, das Anfertigen von Theaterkostümen ist eines meiner Hobbys. Angefangen hat es mit der Zwischenbühne Horw, die alle zwei Jahre ein Märchen aufführt. Daraus haben sich weitere Projekte ergeben. Für den Aufbau meines Netzwerkes als Textildesignerin ist dieses recht zeitaufwendige Hobby nur von Vorteil und es macht unglaublich Spass, sich dabei kreativ auszutoben.
Interview: Jeannette Voltz
Luzerner Rundschau vom Freitag, 25. Oktober 2013, Seite 19 (8 Views)