Eidgenössische Feste sind in der Schweiz nationale Feste, die beim Aufbau der Willensnation Schweiz eine große Bedeutung hatten und noch bis heute sehr populär sind. Diese Feste drücken die Verbundenheit aller Teilnehmer aus, auch wenn diese unterschiedlichen kulturellen und sprachlichen Gruppen angehören. Eines der größten dieser Feste ist auch gleichzeitig der größte polysportive Sportanlass der Schweiz: das Eidgenössische Turnfest. Das erste Turnfest fand am 24.April 1832 in Aarau statt, welches zur Gründung des Schweizerischen Turnverbandes abgehalten wurde. Damals nahmen gerade einmal ein paar Dutzend Sportler teil, aber schnell entstand ein Ereignis, welches Zehntausende und später Hunderttausende begeisterte.
Der Austragungsturnus
Zu Beginn fanden die Turnfeste jährlich statt. Das änderte sich aber erst 1867, als man sich zunächst auf einen zweijährigen Turnus einigte. Ab 1888 verlängerte man die Pause zwischen den Ereignissen auf drei Jahre und ab 1947 auf vier Jahre. Seit 1972 würde der Turnus auf 6 Jahre erweitert, diese Regelung besteht bis heute – das nächste Eidgenössische Turnfest wird 2019 ausgetragen werden. Aufgrund der Kriegsjahre und damit verbundenen Schwierigkeiten fanden zwischen 1912 und 1922 sowie zwischen 1936 und 1947 keine Feste statt.
Die Allgemeinen Übungen
Bis 1984 waren die sogenannten Allgemeinen Übungen ein fester Bestandteil des Turnfestes. Von 1838 bis 1849 turnte ein Vorturner spontan Übungen vor, die die freiwilligen Teilnehmer aber nur mehr schlecht als recht nachturnen konnten – sehr zur Erheiterung der Zuschauer. Ab 1865 turnten dann nicht weniger als 250 Teilnehmer zum Takt von Musik. Zum 100-jährigen Jubiläum, welches wieder in Aarau stattfand, nahmen schon ganze 16.000 Menschen teil.
Einführung des Sektionsturnens
Das Vereinsturnen ist eine schweizerische Spezialität und entwickelte sich aus dem Riegenturnen. Beim ETF 1859 in Zürich wurden zum ersten Mal simultane Übungen an Geräten durchgeführt und seit 1871 wurde auch die Anzahl der Turner einer Sektion mit in der Wertung berücksichtigt. Noch bis heute wird der Siegesverein der ersten Stärkeklasse Turnierfestsieger.
Die ersten Frauenturntage
Die Turnfeste waren wie alle Eidgenössischen im 19. Jahrhundert die Feste des liberalen Bürgertums, Frauen waren von den Ereignissen daher lange Zeit ausgeschlossen. Erst zum Hundertjährigen Jubiläum in Aarau fanden die ersten Frauenturntage statt. Diese waren allerdings noch von den Männern getrennt und wurden eine Woche vorher abgehalten. Nachdem 1972 auch das Stimmwahlrecht für Frauen eingeführt wurde, wurden erstmals auch Frauenwettkämpfe mit offiziellen Ranglisten und Siegern ausgetragen. Erst seit 1991 turnen Frauen und Männer zusammen auf dem ETF.
Das ETF 2007
Im Jahre 2007 fand das ETF in Frauenfeld statt. Das Ereignis vom 14. bis 24. Juni galt dabei als “das Fest der kurzen Wege”, da das Festgeländer, die Unterkünfte und die Wettkampfstätten bequem zu Fuß oder per Bus erreicht werden konnten. Insgesamt nahmen 56.000 Turner aus 1848 Vereinen teil und es wurden 36 Turnfestsieger und 14 Schweizer Meister-Titel ausgespielt. Insgesamt verfolgten rund 100.000 Zuschauer die Wettkämpfe. Gleichzeitig wurde ein neuer Weltrekord für den längsten Turnerbändel aufgestellt. Rund 8000 Teilnehmer nähten ein Bändel von einer Länge von 837 Metern zusammen. Der ETF war auch finanziell ein Erfolg, die Veranstalter konnten einen Gewinn von 900.000 Franken erwirtschaften.
Das ETF 2013
Das letzte Turnfest wurde vom 13. bis 23. Juni 2013 in Biel/Bienne und Magglingen ausgetragen und stand unter dem Motto “Gymnastique fantastique”. Von den 60.000 Teilnehmern waren davon 17.000 Kinder und Jugendliche. Auch bei diesem Ereignis fanden sich 100.000 Zuschauer ein. Leider wurde die Veranstaltung durch extreme Wetterereignisse behindert. Am 21.Juni verwüstete sogar ein Gewittersturm das Festgelände, wobei über 80 Menschen verletzt wurden. Im Nachhinein gab es dafür viel Kritik am Veranstalter und dessen Krisenmanagement.
Das ETF2019
Das Zweihundertjährige Jubiläum ist zwar noch ein paar Jahre hin, aber das nächste Eidgenössische Turnfest wird wieder in seiner Geburtsstätte Aarau abgehalten. Damit gastieren die Spiele schon zum siebenten Mal in der Aargauer Kleinstadt. Wettkämpfe wird es wieder in den Bereichen Aerobic, Geräteturnen, Gymnastik, Leichtathletik, Nationalturnen, Kunstturnen, Rhythmische Gymnastik, Trampolin, Turnwettkampf, aber auch Spiele wie Faustball, Indiaca oder Korbball und Behindertensportwettkämpfe (Plusport) geben.