Beausoleil

Wenn man dort lebt, wo andere Urlaub machen, weiß man vielleicht viel mehr über die Gegend als die Touristen, aber man sieht in der Regel viel weniger davon als sie. Nicht nur, weil man denkt, das könne man sich locker alles irgendwann mal später ansehen, sondern vor allem, weil der Alltag überhand nimmt. Wenn man mit einem hier ansässigen Franzosen verheiratet ist, der in seiner Jugend hier “alles” schon gesehen hat, kommt man gleich gar nirgends mehr hin. Früher war alles besser, klar.

Nach Beausoleil kamen wir, weil die medizinische Versorgung in Monaco und Umgebung, so scheint es zumindest, besser ist, als in Cannes. Ein halbes Jahr zu warten, um bei einem Gastroenterologen einen Termin zu bekommen, wenn man vermutet, dass ein bösartiger Tumor vorliegt, ist nicht akzeptabel. Wir machten also Medizintourismus. Nur hat man mit den belastenden Gedanken im Kopf natürlich keine große Lust auf einen Tagesausflug und Besichtigungen, es ist schon aufregend genug, mit der Sorge um eventuelle Wucherungen im Bauch in unvertrauter Gegend die Arztpraxis und einen Parkplatz zu finden, danach setzt man sich ins Wartezimmer, trinkt allenfalls davor oder danach noch einen Kaffee, anschließend fährt man wieder zurück.

So habe ich beim ersten Besuch nicht viel von Beausoleil gesehen, aber die Treppe, die sich bis hoch hinauf zu einem beeindruckenden Gebäude erstreckt, hat mich sofort fasziniert. Gestern sollte es in Beausoleil die endgültigen Ergebnisse geben, es war weniger aufregend als beim ersten Mal und den Weg kannten wir nun auch schon, aber der Arzt hatte eine Dreiviertelstunde Verspätung, in der Praxis gab es lärmende Bauarbeiten – wir möchten doch besser noch in aller Ruhe einen Kaffee trinken gehen, empfahl uns die Arztsekretärin. Das taten wir. Die Etablissements in der Nähe, in denen man etwas konsumieren konnte, sahen auch dieses Mal nicht sehr einladend aus, der Kaffee im Pappbecher war aber nicht schlecht. Dann ließ ich Monsieur dort im Schatten sitzen, um mir nur mal schnell diese Treppe aus der Nähe anzusehen.

Und da sie zweigeteilt ist, in eine Rolltreppe und eine klassische Treppe nämlich, fuhr ich schwupps eine Etage noch oben.

Und noch eine.

Und noch eine. Irgendwann drehte ich mich um. Boah!

Und dann wollte ich natürlich auch noch die letzten Stufen bis ganz nach oben laufen, obwohl es keine Rolltreppe mehr gab. Es wurde erstaunlicherweise, je höher man kam, umso ärmlicher.

Der Blick in die andere Richtung allerdings wurde immer schöner.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist K800_DSC04591-1-rotated.jpg

Meine Zeit aber war limitiert. Ganz hinauf und bis zum Riviera Palace bin ich also leider nicht gekommen.

Das ehemalige Luxushotel wurde von der Compagnie Internationale des Wagons-Lits, der Eisenbahngesellschaft, die Luxuszüge wie den Orient-Express betrieb, gebaut, und es war damals ebenso mit einem eigenen Zug mit dem Spielcasino in Monaco verbunden, sodass die sehr betuchten Gäste sich dort bequem hinbegeben konnten. Während des Ersten Weltkriegs wurde das Hotel, wie so viele andere, als Lazarett genutzt und später in eine luxuriöse Appartementanlage umgewandelt. Bis heute gibt es dort einen enormen Wintergarten, der vermutlich hohe Nebenkosten verursacht, aber die Eigentümer werden die nötigen Mittel haben.

Bergab gibt es keine Rolltreppe und auch keinen Aufzug, so viele Treppen sind für meine Knie nicht gerade ein Vergnügen. Aber mit dem Blick aufs Meer ist alles erträglich.

So kam ich wieder nach unten in die Stadt. Beausoleil heißt “schöne Sonne” und auf den Gewegsteinen lachen uns fröhliche (wenn auch grau verschmutzte) Sonnen an.

Beausoleil läge wie ein Amphitheater über Monaco, habe ich gelesen, das stimmt zumindest für den Teil, der sich am Hang hinaufzieht, ansonsten hat es vor allem die Besonderheit, mit Monaco geradezu zu verschmelzen. Es gibt Straßen, da gehört die eine Straßenseite zu Beausoleil, also zu Frankreich, die andere hingegen zu Monte Carlo, also Monaco.

Links: Beausoleil. Rechts: Monte Carlo.

Man hat auch immer den Blick auf das sich etwas obszön inszenierende Hochhaus, nein, ich meine nicht den (noch höheren und derzeit wohl luxuriösesten) Turm Odeon, an dem fuhr ich zwar auch vorbei, fand aber leider keine Möglichkeit anzuhalten, um ihn aus nächster Nähe zu fotografieren, die Straßen von Monaco sind eng und gewunden, man hat immer einen drängelnden Porsche oder einen gewichtigen Rolls Royce hinter sich oder fette Motorräder, und schwupps ist man schon wieder in einem gigantischen Tunnel verschwunden, es ist echt verrückt. Zurück zum Hochhaus, es ist der Turm Millefiori, tausend Blumen, wenn ich das mit meinen rudimentären Italienischkenntnissen richtig übersetze, sein Name macht ihn nicht schöner, der steht da seit den sechziger Jahren. Der Blick aus dem Hochhaus ist bestimmt toll, ein nicht mal besonders hoch gelegenes aber zugegeben großes Einzimmerapartment kostet auch nur etwa knapp drei Millionen Euro, und achso, er befindet sich, genau wie der noch obszönere Turm Odeon (hier werden Immobilienpreise nur auf Anfrage mitgeteilt) auf der Grenze zu Monaco.

Verglichen damit sind die derzeit zu erwerbenden Appartments im Riviera Palace geradezu ein Schnäppchen, zwei Zimmer für nur 640.000 Euro, allerdings ohne Balkon oder Terrasse, und natürlich haben Sie nicht den Steuervorteil von Monaco und zu ihren Füßen liegt das eher proletarische Beausoleil.

Beausoleil ist nämlich gerade mal etwas mehr als hundert Jahre alt, hier war vorher gar nichts, aber Mitte des Neunzehnten Jahrhunderts haben sich zigtausend Italiener aus dem verarmten Piemont angesiedelt, um das luxuriöse Monaco, das Spielcasino, die Villen, das Hotel de Paris und allerhand große Gebäude zu errichten. Es war eine gigantische Baustelle. Sie selbst haben aber hier unter prekären Bedingungen gehaust, eine “Bidonville” sei es gewesen, habe ich mehrfach gelesen, eine Hüttensiedlung ohne fließend Wasser und ohne Kanalisation. Heute hat Beausoleil eine sehr große protugiesischstämmige Bevölkerung und scheint weiterhin der Wohnbezirk der in Monaco arbeitenden DienstleisterInnen und Bauarbeiter zu sein. Zunächst hätte Beausoleil auch “Monte Carlo superieur” heißen sollen, aber als die Stadt dann offiziell 1904 gegründet wurde, entschied man sich für “Beausoleil” und das Wappen der Stadt verspricht “Lucet Omnibus”, Sonne für alle. Und wenn man nicht gerade im Schatten der monegassischen Hochhäuser wohnt, und es nicht gerade wieder regnet, so wie heute, hallo! dies ist die Côte d’Azur! möchte man empört rufen, hat man hier Blick und Sonne satt.

Ich breche meine Erkundung von Beausoleil für den Termin in der Arztpraxis ab. Die Ergebnisse, die wir erhalten haben, waren und sind eine absolute Erleichterung. Die Knötchen, die der Arzt entfernt hat, so sehr sie Monsieur auch Probleme bereitet haben, waren nicht bösartig. Hurrah! So erleichtert, konnte ich Monsieur überreden, noch richtig nach Monaco zu fahren, um die historische Ferrari-Sammlung Seiner Fürstlichen Hoheit, die just heute früh in der Zeitung angekündigt worden war, zu besichtigen.

Als Belohnung sozusagen. Ich interessiere mich eigentlich nicht für Autos, Monsieur schon, aber historische Ferraris schaue selbst ich mir gerne mal an, dachte ich und werfe im Vorübergehen einen Blick auf Monaco. Was ich nicht bedacht hatte: Während in Cannes das Filmfestival stattfindet, wird in Monaco alles für die Formel 1 vorbereitet. Aber dazu gibt es einen eigenen Eintrag. Bleiben Sie dran :D

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , , , , | 3 Kommentare

12 von 12 im Mai 2024

Heute gibts wieder 12 Fotos von meinem Tag. Sie kennen es schon. Wenn nicht, finden Sie die Erklärung hier.

Es ist Sonntag und es ist Muttertag, zumindest in Deutschland, in Frankreich wird er erst am 26. Mai gefeiert. Ich denke daran, weil ich Mirja von (klick –>) @seiten.verkehrt auf Instagram folge, die mit großem Eifer die verschiedenen Werbeanzeigen für Veranstaltungen und Geschenke sammelt, die zum Vatertag versus Muttertag vorgeschlagen werden Ich sage nur Hornhautcreme. Das kann man auch lustig, schräg und vor allem schrecklich finden, wenn man keine Mutter ist.

Der Tag beginnt mit dem obligatorischen Blick aus dem Fenster. Blauer Himmel und eine beschnittene Mimose.

Kaffee in der Küche. Seit dem großartigen Fest, zu dem wir kürzlich eingeladen waren und dort mit der wunderbaren Corinne Douarre auch sangen, liegt dieser Liedtext dort. Er ist schon voller Kaffee- und Fettflecken, aber ich summe jeden Tag, wenn ich in der Küche bin “und später sagte ich noch, ich möcht’ nicht allein sein und doch frei sein” oder eine andere Liedzeile.

Ich freue mich an meinen schmetterlingsgleich aussehenden Blumen, deren Namen ich lange im Internet gesucht habe, ich vermute, sie sind eine Variante der Nachtkerze, onagre, auf Französisch. Falls Sie es besser wissen, nur her mit den Informationen!

Ich will heute eigentlich schwimmen gehen, falls ich es aber doch nicht schaffe, dann trete ich vorsichtshalber zwanzig Minuten in die Pedale …

… und höre das zweite Kapitel von Yport zu Ende. Ein dankenswerter Tipp von Rainer W.

Mittagessen, es gab eine Mini-Artischocke für mich, es war ein bisschen wie Puppen-Mittagessen. Danach (nicht im Bild) normal große Fish and Chips, grüner Salat, Erdbeeren mit Vanilleeis. Die Eissaison ist eröffnet.

Das Handy ploppt auf, ich lese den Blogeintrag von Croco. Dann höre ich mir im Internet erstmals Slimane an, der Frankreich beim Eurovision Song Contest vertreten hat, der mit schöner Regelmäßigkeit ungegehört und ungesehen an mir vorbeigeht. Etwas später läuft jemand hinter unserer Hofmauer vorbei und singt ebenfalls Slimanes “je t’aiiiihaiiiihaiiiime”. Was ich auch mit Neid und Staunen sehe sind die Polarlichter, die in Deutschland und sogar in Frankreich zu sehen waren.

Sieste. Ohne Foto.

Später gehe ich Schwimmen.

Danach ein Kaffee in der Nachmittagssonne gegenüber der Tennisplätze. Die Tennissbälle machen ein friedliches Ploppgeräusch.

Müde vom Schwimmen hänge ich zuhause auf dem Sofa. Zunächst höre ich den dritten Teil von Yport. Ich komme ebenso zu dem Schluss, dass Guy de Maupassant ein Kotzbrocken war. Ich höre auch noch das interessante Gespräch mit Stefanie Jacobs, der kompetent und sympathisch rüberkommenden Übersetzerin von Lauren Groff. Dann verbringe ich einen Moment mit Simona auf Kreta.

Ich raffe mich auf und pflanze das Basilikum in mehrere Töpfe um. Vereinzelung soll ihm gut tun! Es geht überraschend schnell.

Nebenbei entdecke ich, dass der seit Monaten tot aussehende Ast des kleinen Olivenbaums ausschlägt und Blättchen bekommt! Das macht mich sehr glücklich!

Von den abgeschnittenen Basilikumblättern mache ich Pesto. Seitdem ich meine zwanzig Jahre alte Küchenmaschine durch einen Stabmixer ersetzt habe, der tut, was sein Name besagt, ist es eine Freude, Dinge zu mixen: Zum Abendessen gibt es dann auch Spaghetti mit Pesto. Hmmm.

Das 12. Foto ist ein bisschen gemogelt und wird ein Video. Allen Müttern und Nichtmüttern zum Muttertag und allen, denen dieser Tag weh tut oder die aus irgendeinem Grund mit dem Muttertag nichts anfangen können, hier ein paar Rosen!

Kleine Info-Zugabe: The Zweiflers, Sie erinnern sich, diese Serie, die ich kürzlich bei Cannes Series gesehen habe, die hier mit Preisen überhäuft und in den deutschen Feuilletons gefeiert wird, kamen heimlich, still und leise im Spätprogramm der ARD, wir wollen ja niemanden schockieren. Sie können sie, falls Sie sie verpasst haben, zumindest in Ihrem Land auch in der ARD Mediathek bis nächstes Jahr um diese Zeit anschauen, nicht aber in meinem Land, das betrübt mich wirklich sehr.

Herzlichen Dank fürs Lesen und Schauen! Jetzt reihe ich mich bei Caro Kännchen und den anderen 12von12ern ein.

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , , , , , | 7 Kommentare

Prokuration oder Freitags auf der Mülldeponie

“Bitte kommen Sie mit einem Ausweisdokument” ruft man mich streng zum Eingangshäuschen, nachdem ich dreimal vergeblich versucht habe die Schranke mit meiner Zugangskarte zu öffnen. Stolz wedele ich mit meiner nagelneuen nur Scheckkartengroßen Carte d’identité, mit der ich endlich nicht mehr das Familienstammbuch mitschleppen muss, um zu beweisen, dass ich mit Monsieur verheiratet bin. Auf der Carte d’identité stehen beide Namen, mein “Mädchenname” und der “Ehename”. Außerdem ist damit bewiesen, dass ich Französin bin und hier lebe und nicht deutsche Touristin, wie immer vermutet wurde, wenn ich meinen deutschen Pass vorlegte. Das nützt mir jetzt aber überhaupt nichts. “Hat Ihr Mann Ihnen eine Prokuration erteilt?” fragt mich der Mann am Fenster streng. Zerberus gleich bewacht er den Zugang zur Mülldeponie und verwehrt mir, dort mein mit Müll vollgeladenes kleines Auto zu leeren. “Bitte? Eine Prokuration? Für die Mülldeponie?” Aber hallo! Die Karte für die Mülldeponie ist heilig und nicht übertragbar, da brauche ich entweder den Gatten oder eine Vollmacht, aber auch wenn der Gatte dabei gewesen wäre, wären wir heute nicht mehr reingekommen, denn es ist der Moment für eine “obligatorische Aktualisierung” unseres Mülldeponie-Kontos und wir müssen allerhand Papierkram vorweisen, den natürlich auf dem Weg zur Mülldeponie kein Mensch dabeihat. “Und Sie lassen mich jetzt nicht wenigstens den Müll abladen?” frage ich fassungslos. Auf keinen Fall, da fehlt ja schon die Prokuration! Er lässt mich nur durchfahren, damit ich umgehend auf der anderen Seite wieder rausfahren kann, was er persönlich überwacht. Er drückt mir einen Zettel in die Hand, ich kann die Aktualisierung auch im Internet machen. “Merci!” sagt er mit autoritärer Genugtuung. “Je vous en prie”, antworte ich patzig aber vollendet höflich. Als ich wütend davonfahre, verstehe ich zum ersten Mal, dass man das Bedürfnis haben kann, illegal Müll abzuladen. Nein. Mache ich nicht. Ich bin super resilient und fahre umgehend zum nahen Bioladen und gebe für Rumpsteak, frische Ravioli, Spargel, Erdbeeren, Blumen und noch ein bisschen Gemüse 73 Euro aus. Dann fahre ich wieder nach Hause und finde im ganzen Viertel auch nach der dritten Umrundung keinen Parkplatz. Erst jetzt schreie ich ein bisschen, aber ganz alleine im Auto und niemand kommt zu Schaden.

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , | 11 Kommentare

Everything is connected

Alles ist miteinander verbunden. Dies ist einer der vielen Sätze, den ich sofort aufschreiben musste, als ich heute Morgen in aller Frühe die Arte Doku über Paul Auster angesehen habe. Das war eine Empfehlung von Herrn Buddenbohm, das wissen Sie vielleicht schon. Vermutlich haben Sie auch von seinen New-York-Sehnsüchten gelesen, die ich auch habe, nur hat er New York tatsächlich schon einmal gesehen. Neid! Auch ich würde gerne mit dem Schiff nach New York fahren, wie so viele Auswanderer damals und heute Touristen.

Als mich Monsieur am frühen 1. Mai zum Flughafen fuhr, kam im Radio eine Sendung über Paul Auster. Die Begeisterung der zugeschalteten JournalistInnen und Büchermenschen die sich über ihn äußerten, ließ mich spüren, dass Paul Auster gestorben sein musste. So war es auch. Ob ich etwas von Paul Auster gelesen habe, fragte mich Monsieur. Das hatte ich. Die “New York Trilogie” und “Leviathan”, vielleicht auch noch etwas anderes, ich erinnere mich nicht mehr so richtig, ich weiß, dass ich damals sehr begeistert war, daran, dass in den Geschichten immer andere Geschichten auftauchten, die mindestens ebenso spannend gewesen wären, weiter erzählt zu werden, das mir das aber auch irgendwann zu viel wurde. So etwa die Geschichte des Zigarettenverkäufers aus dem Tabakladen an der Ecke, Auggie Wren, der jeden Tag zur selben Zeit denselben Ausschnitt der Straße fotografiert und mit diesen Fotos Alben gefüllt hat. Dies wurde meines Erachtens auch mit Harvey Keitel verfilmt, und ja, gerade gegoogelt, es ist ein Auschnitt des Films Smoke!

(Und nicht etwa Coffee and Cigarettes, was ich zuerst dachte, der ist von Jim Jarmusch). Heute könnte man sicherlich keine Filme mehr machen, in denen so viel geraucht wird, denke ich gerade.

Und wie es der Zufall (!) will, habe ich ein Büchlein von Paul Auster im Gepäck, das ich jemandem zurück geben will. Es ist genau diese Geschichte! Ha!

Im Hintergrund singt irgendwann Tom Waits, hach, meine Jugend.

Ich erinnere mich auch an eine verstörende Geschichte, wahrscheinlich aus der New York Trilogie, in der ein Detektiv (?) einem Mann durch die Straßen von New York folgt, der scheinbar wahllos Block um Block umrundet, aber am Ende, wenn man die Wege auf dem Stadtplan einzeichnet, kann man eine Botschaft lesen. Falls sich jemand von Ihnen erinnert, welche Geschichte es genau war, würde ich mich um Mitteilung freuen, die würde ich gerne noch einmal lesen.

Ein ps mitten im Text: ich habe später noch “Von der Hand in den Mund” gelesen, in dem Paul Auster darüber schreibt, wie er sich vor dem Erfolg ohne Geld und mit vielerlei Jobs durchgeschlagen hat, und dass er sich damals von sehr wenig, also von “der Hand in den Mund” ernährt hat. Da würde ich auch gerne nochmal reinlesen.

Und jetzt etwas, wofür ich mich heute schäme. Es geht um Siri Hustved. Wir jungen Studentinnen und Buchhändlerinnen waren alle in Paul Auster verliebt. Und dann tauchte Siri Hustved auf, die nicht nur mit ihm verheiratet war, sondern auch zu schreiben begann. Und ich weiß noch genau, wie verächtlich wir darüber waren! “Diese Plunze”, sagte eine damals beste Freundin voller Spott, “jetzt glaubt sie, schreiben zu können, nur weil sie mit Paul Auster verheiratet ist.” Und Hass wurde über Siri Hustved ausgegossen, zumindest in unserem kleinen Kreis von Studentinnen. Karrieresüchtig sei sie. Und hässlich auch noch. Jedenfalls hat es dazu geführt, dass ich bis heute keine Zeile von Siri Hustved gelesen habe. Shame over me.

Wie Sie vielleicht kürzlich gesehen haben, lese ich, wie so viele andere, “das” Buch über die Schriftstellerinnen der Gruppe 47. Dass es neben Ingeborg Bachmann noch andere Frauen gab, erstaunt mich. Ich habe die Gruppe 47 als literarischen (und wichtigen) “Männerverein” abgespeichert. Dass Nicole Seifert die “vergessenen” Schriftstellerinnen, die von den Männern bewusst nicht oder nur als schmückendes Beiwerk (zum Essen, Tanzen und Trallala) oder anekdotisch erwähnt wurden, nicht nur sichtbar macht, sondern auch zeigt, wie dieses von Männern (allen voran Hans Werner Richter) dominierte System funktionierte, ist ein großer Verdienst. Mir öffnet es die Augen, denn auch ich bin in einer männerdominierten Welt sozialisiert worden, und meine Verachtung für Siri Hustved speist sich aus einer männlichen Sicht.

In der Sendung kam auch François Busnel zu Wort, ein Literaturkritiker, der über vierzehn Jahre lang eine herausragende Büchersendung im französischen Fernsehen moderiert hatte, La grande librairie, jeden Mittwoch abend! Ich habe sie nicht oft genug gesehen, das sage ich heute mit Bedauern, sein Nachfolger, der alles, sogar seine Sprechweise nachahmt, ist für mich unerträglich.

In diesem Zusammenhang muss man auch den gerade verstorbenen Bernard Pivot erwähnen, das französische Pendant zu Marcel Reich Ranicki, wie es im Nachruf der FAZ heißt. Dass ich Ihnen diesen Nachruf verlinke hat damit zu tun, dass sich der der SZ hinter einer Paywall verbirgt. Ich würde mir ein etwas großzügigeres System wünschen, um an Artikel zu kommen. Ich würde gerne einzelne Artikel lesen, dafür auch etwas bezahlen, oder mir eine bestimmte Werbung anschauen, bevor ich zum Artikel komme (so ist es zum Beispiel bei Nice Matin), aber ich möchte nicht alle Zeitungen, die ich gelegentlich lese, abonnieren.

Bernard Pivot hat nicht nur die Zeitschrift “Lire” herausgegeben und ebenso die Literatursendung “Apostrophes” im Fernsehen moderiert (da sitzen auch vor allem Männer herum, rauchen und schwadronieren diskutieren), sondern auch einen Diktatwettbewerb, die “Dicos d’or” ins Leben gerufen, der wahnsinnig beliebt war und ist. Heute ist das natürlich ein Guiness-Buch-Ereignis: Letztes Jahr saßen etwa 1700 Menschen auf den Champs Elysées und schrieben ein Diktat.

aus dem verlinkten Artikel: Sortir à Paris, ohne Angabe der/des FotografIn

So viel für heute! Schönen Feiertag!

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , , , , , | 4 Kommentare

Dies und das am Feiertag

Feiertag? Was ist nochmal am 8. Mai? Christi Himmelfahrt? Nee, das ist erst morgen, und die Anreihung von zwei Feiertagen in einer Woche macht hier alle ArbeitnehmerInnen glücklich. Mit nur einem Brückentag hat man fünf Tage frei oder mit drei Brückentagen sogar neun! Wenn das nichts ist. Was ist also nochmal heute? Gute Frage, während schon wieder PolitikerInnen und WahlplakatkleberInnen wie einst in finsteren Zeiten von der SA gewalttätigen Gruppen zusammengeschlagen werden, gedenken wir, zumindest in Frankreich und in ein paar anderen Ländern, dem Ende des 2. Weltkriegs: 79 Jahre ist es her, nächstes Jahr werden es 80 Jahre sein.

Heute kommt auch die olympische Fackel in Marseille an, im Moment wird sie noch auf dem historischem Dreimaster Belem (den habe ich auch schon einmal aus der Nähe gesehen) spazierengefahren, denn zu allem Elend, ich meine natürlich zu aller Freude, richtet Frankreich dieses Jahr auch noch die Olympischen Spiele aus. Die Gewerkschaften der öffentlichen Verkehrsmittel haben bereits Streiks angekündigt, und die Stadt Paris hat ihre Einwohner, die im Sommer noch da sein sollten, gebeten, lieber von zu Hause aus zu arbeiten, um die Metro zu entlasten. Aber es werden fröhliche Spiele sein, ganz klar. Niemand hat Angst vor Chaos oder Attentaten. Zunächst aber wird die Fackel einmal rund um und durch Frankreich getragen, Korsika und die Überseegebiete eingeschlossen, in Cannes wird sie wohl am 18. Juni über den roten Teppich getragen werden. Doch dann sind die Filmfestspiele schon vorbei. Dazu gleich mehr.

Es hat hier große Diskussionen gegeben, Sie haben es vielleicht mitbekommen, es war sogar in der deutschen Presse, weil zur Eröffnung der Olympischen Spiele eventuell Aya Nakamura singen soll – ob ein Chanson von Edith Piaf oder etwas anderes, steht noch in den Sternen. Das gefällt natürlich nicht allen, Aya Nakamura bekam heftigen Gegenwind von Rechts, sie würde irgendeine afrikanische Fantasiesprache stammeln, das sei doch kein Französisch, und man sei auch nicht auf einem Markt in Bamako. Ich bin vielleicht auch kein Fan ihrer Musik, was vor allem an meinem Alter liegt, aber an “Djadja” kommt man weltweit nicht vorbei.

Die 77. Filmfestspiele stehen vor der Tür und aus aktuellem Anlass verlinke ich noch einmal den Artikel vom letzten Jahr. Die Frage, wie man an Karten kommt, wird mir jedes Jahr aufs Neue gestellt. “Gar nicht”, lautet die ganz kurze Antwort, die Karten sind nicht zu kaufen. Es ist eine Messe für Filmschaffende. Ein Kartenkontingent, das lange Zeit nach einem aufwändigen Bewerbungsverfahren an “cinéphiles” Publikum zugeteilt wurde, wurde letztes Jahr schon gekürzt, und für dieses Jahr erneut zusammengestrichen, was für viel Unmut sorgte. Was möglich ist: Man kann die Eröffnungszeremonie in einem der Kinos von Cannes miterleben! Und bekommt an diesem Abend auch den Eröffnungsfilm zu sehen. Möglich ist auch, sich das Open-Air Kino am Strand zu geben. Es ist kostenlos, man muss nur rechtzeitig da sein. Gezeigt werden aber in der Regel Klassiker. Habe ich letztes Jahr zum ersten Mal gemacht.

vorher

Was gibt es sonst noch? Wir haben gestern unseren neuen Tisch (und neue Stühle) bekommen, er ist sehr modern (“gefällt mir nicht”, nörgelte Monsieur sofort, als er stand, “vorher wars gemütlicher”), wir können aber noch nicht daran essen, weil Monsieur ihn sofort in Beschlag genommen hat um seine Steuererklärung zu machen (“praktisch ist er schon”, knurrt er). Monsieur ist ein klassischer Papierversion-Steuererklärer. Ich habe meine Erklärung bei der Sozialversicherung auch heute gemacht, aber wie es sich für moderne junge Leute gehört, brav im Internet, nicht wahr, und nach dem Abschicken bekam ich die Mitteilung, dass meine Sitzung abgelaufen sei, ich möge mich bitte neu einloggen. Und natürlich hat das System nichts gespeichert. Ich hasse es.

nachher

Dann erstmal Mittagessen. Es gab im Ofen gegarten grünen Spargel zur Vorspeise, Loup de mer auf Kartoffelstampf, dazu Sauce Vierge. Sauce Vierge ist mein neuer Liebling, das Rezept habe ich von Simon Auscher, einem jungen Stern am Kochhimmel. Sauce vierge meint, ungekochte Sauce, in diesem Fall werden eine halbe kleine Zwiebel (bei mir Echalotte), getrocknete Tomaten (bei mir frische), schwarze Oliven, Zitronenfilets, Petersilie kleingeschnitten, bei mir kam noch ein Teelöffel entsalzene Kapern dazu, weil ich welche habe und sie mag, das Ganze mit bestem Olivenöl (ich habe gerade ein sehr gutes italienisches Olivenöl) vermischt. Fertig! So lecker!

Sauce vierge

Danach gabs Gariguette-Erdbeeren. Reif und halbwegs süß. Jetzt einen Kaffee, dann nochmal die Sozialversicherung. Ich bin übrigens wieder ziemlich gesund, danke für Ihre Wünsche, aber jetzt ist der Gatte malade. Man teilt ja alles. Getrennte Schlafzimmer im Krankheitsfall könnten hilfreich sein. Passen Sie auf sich auf!

à bientôt!

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , , , | 4 Kommentare

WmdedgT 05/2024

Sie kennen diese Überschrift schon, was ich eigentlich so den ganzen Tag mache, fragt seit Jahr und Tag Frau Brüllen an jedem 5. des Monats in der Blogwelt. Nun, heute liege ich im Bett. Und das wird wohl auch den ganzen Tag so bleiben, ich bin nämlich kränkelnd von meinem kleinen Deutschland-Ausflug zurückgekommen, wäre am liebsten gestern schon den ganzen Tag im Bett geblieben, aber da musste ich noch Autofahren und später kilometerlang zum buchstäblich allerletzten Gate der Fluggesellschaft laufen und hörte mir dann matt und zunehmend unwillig Bel Ami an. Freundlicherweise holte mich Monsieur vom Flughafen ab, aber dann kam ich zuhause kaum noch die Treppe hoch. Nase, Hals, Kopf, müde und matt. Bett.

Mittelprächtig geschlafen. Früh wach, weiterhin angeschlagen. Trinke dann auch zunächst zwei sprudelnde Aspirin, anschließend Kräutertee (Ingwer-Zitrone) mit Honig statt Kaffee, und ich esse ein weiches Stückchen Rührkuchen. Dazu lese ich Nils Minkmar, dessen Newsletter schon in aller Frühe eingetrudelt ist, er wurde gerade mit dem silbernen Blogger ausgezeichnet, und ich klicke mich durch ein paar Links zu neuen und weniger neuen Blogs des diesjährigen Bloggerawards und lese hier und da rein. Das, was früher Blogs waren (und sind), sind heute zunehmend Instagram-Storys oder Reels, fragen Sie mich nicht, was der Unterschied (zwischen Story und Reel) ist, ich liefere nach wie vor überwiegend geschriebenen Text. Und so gerne ich Insta-Stories ansehe, btw. haben Sie eine Vorstellung davon, wieviele Radfahrer und auch Radfahrerinnen derzeit alleine in der weitern Welt unterwegs sind und darüber berichten? Ich folge alleine vier Jungens, darunter Daniel, @thegreathans, den hatte ich kürzlich schonmal verlinkt, der gerade durch Afghanistan gefahren ist. Unfassbar. Mir aber will es nicht leichtfallen, auf Insta Stories und anderes zu machen, Instagram kam einfach etwas zu spät in mein Leben.

Ich trinke einen zweiten Kräutertee (Ingwer-Zitrone) mit Honig und esse ein weiteres Stückchen Rührkuchen, dann dämmere ich weg.

Das Telefon klingelt, man benötigt Monsieur für den Bridgenachmittag, nur halbherzig sagt er zu, er ist auch nicht wirklich en forme, das war er aber auch schon nicht, bevor ich mit meinen Erkältungsviren hier herumgewirbelt habe (ich schlief extra brav mit Maske, die fand sich heute morgen aber dennoch unter meinem Kinn). Das Wetter ist ja hier weiterhin durchwachsen, grau, nass und kalt, wenig Sonne, man weiß nicht so recht, wie man sich anziehen soll und schwitzt und friert, und schwupps ist man erkältet.

Ich bin wach und denke mir, den Tag dösend, lesend und hörend (Bel Ami will ich bald mal beenden) zu verbringen. Es gibt Schlimmeres. Also beginne ich mit Bel Ami. Dieser opportunistische Emporkömmling nervt mich so derart, dass ich das Buch nicht so richtig gern höre. Guy de Maupassant war auch kein wirklich sympathischer Typ, seine eigene sexuelle Aktivität gab er wohl dem Helden mit, schön und gut, aber dass Maupassant im echten Leben seine Geschlechtskrankheit, die er sich dabei eingefangen hat, großzügig an Prostituierte weitergab, macht mich wütend. Immerhin starb er selbst daran und auch recht früh.

Schon ist es Mittagszeit, Monsieur schlägt mir Nudeln mit einer Scheibe Schinken vor, das leichte Krankenessen, während er sich ein Fertig-Couscous zubereitet. Ich wähle aber etwas Weißbrot mit Mortadella und einen Fertiggriesbrei. Danach kleine Sieste, aus der ich erst gegen 15 Uhr wieder erwache, dass Monsieur in der Zwischenzeit zum Bridge gegangen ist, habe ich nicht mal mitbekommen.

Das Telefon klingelt, es ist ein Möbelhändler, der gerne heute mal schauen würde, wo er demnächst den Tisch hinliefern soll. In einem Familienunternehmen arbeitet man eben auch sonntags. Ich sage, dass ich erkältet bin, und er mir nur die Zeit lassen soll, aus dem Nachthemd und in eine “anständige” Kleidung zu hüpfen. Ich öffne auch die Fenster, um meine Viren aus der Wohnung zu lassen. Jetzt warte ich.

Vor dem Fenster trillert ein Vogel, aber jedes Mal, wenn ich mich mit der Birdwatch-App nähere, um es aufzunehmen, schweigt er oder die vorbeifahrenden Autos sind zu laut.

Ich gönne mir gegen das Halsweh den Rest des Vanilleeises, das aus der letzten Saison noch in der Tiefkühlschublade herumlungert, danach ist das Halsweh vorübergehend besser, mir aber ist kalt und ich mache mir eine Wärmflasche und lege mich wieder ins Bett.

Wartend höre ich immerhin Bel Ami zu Ende. Was mich an den Hörbüchern stört ist, dass ich nicht schnell mal vorblättern und hier und da reinschauen kann (das schnelle Querlesen der Buchhändlerin, für ewig verdorben). Es gibt bei klassischen Büchern aus Papier auch immer einen Punkt, bei dem ich das Ende lese. Manchmal reicht es mir dann mit dem Buch, manchmal lese ich es danach noch richtig. Bel Ami aber habe ich brav langsam von vorne bis hinten und über zwölf Stunden lang gehört. Ok. Guy de Maupassant hat einen tollen, realitätsnahen Roman über die französische Gesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts geschrieben, es gibt antisemitische Spitzen (das war ja lange Zeit gesellschaftsfähig) und misogyne Bemerkungen (auch das war ja lange Zeit gesellschaftsfähig), und mit dem schönen Georges Duroy, genannt Bel Ami, hat er einen gerissenen, intriganten und skrupellosen Kerl (“famos” wird er gerne genannt) beschrieben, der vor allem die ihm verfallenen Frauen nutzt, um gesellschaftlich aufzusteigen. Sein Schwiegervater wider Willen weiß, dass Bel Ami in der Politik landen und Macht haben wird. Er sei ein Mann der Zukunft, prophezeit er ihm. Oh ja. Wenn man sich die “Zukunft” so ansieht, in der wir gelandet sind, es ist nicht besser geworden.

Um 18 Uhr kommt der Möbelhändler und vermisst mit geschultem Auge Treppenhaus und Räume. Am Dienstag nachmittag bekommen wir den neuen Esstisch geliefert! Hurrah! Eigentlich müsste ich dem anderen Tisch noch eine Abschiedshommage widmen. Mal sehen, ob ich das schaffe.

Ich lese schon wieder in Instagram herum, bis mein rechtes Auge tränt und ich Kopfschmerzen habe. Ich nieße und schniefe, nehme erneut zwei Aspririn. Um 19 Uhr kommt Monsieur vom Bridge zurück. Es sieht so aus, als sei ich für das Abendessen zuständig. Es werden sicherlich in der Tat nur zwei Spiegeleier, Brot und etwas Mortadella. Nachtisch Joghurt (ich) und Banane (Monsieur).

Viel mehr passiert heute nicht mehr. Vielleicht etwas TV, habe das Programm noch nicht gecheckt.

Danke fürs Lesen dieses etwas unspektakulären Sonntags. Die anderen Tagebuchblogger finden Sie wie gehabt hier, am Ende von Frau Brüllens eigenem WmdedgT-Post, den Sie natürlich auch lesen, n’est-ce pas. Auch in der Schweiz ist man erkältet. Wir wünschen gute Besserung!

Ich bin echt bematscht. Ich wollte Ihnen doch noch dieses Liedchen mitgeben. Diese Version vielleicht.

Oder diese noch.

Oh, und gerade entdeckt, mit Starbesetzung, würde ich mir glatt ansehen.

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , , | 10 Kommentare

Ein Fest, Musik, Lesetipps und ein Link

Das Wetter ist hier im Süden immer noch durchwachsen. Wolken, Wind, Regen. Dessen ungeachtet wurde und wird hier immer noch ein großes, mehrtägiges Fest gefeiert, zu dem wir eingeladen sind. Einer der wundervollen Orte, wo wir uns abendlich einfinden, ist die fantastisch schöne und sehr besondere (Achtung, könnte ein Geheimtipp sein!) Villa Belle Rive in Cannes.

Gestern Abend haben wir dort unter anderem Corinne Douarre gelauscht.

Danach werde ich ein paar Tage unterwegs sein, daher kein aktueller Content, dafür fehlt mir die Zeit, aber ein paar Lesetipps zur Anregung.

Über die Bücher können wir bei Gelegenheit sprechen, in die meisten habe ich bislang nur kurz hineingelesen. Und ich höre immer noch (mit großen Pausen) Bel Ami.

Sonntags ist Newslettertag und ich lese auch immer den von Petra Reski. Er ist meistens, trotz des ironisch-amüsanten Tons, nur schwer zu ertragen. Overtourism ist das Stichwort. Wenn Sie einen Blick auf die Situation in Venedig werfen wollen, wo man jetzt Eintritt zahlt, um die Stadt mit zigtausend anderen wie Disneyland zu besichtigen, dann hier entlang.

Ein Abschiedsblick von der Villa. Südfrankreich, nur echt mit Stromleitung im Bild.

à bientôt!

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , , , | 11 Kommentare

Vom Verschwinden der Regenschirme

Haben Sie einen Regenschirm? Wirklich? Schauen Sie mal nach, ob er noch da ist. Schirme sind sehr freiheitsliebende Wesen und sehr flüchtig. Und meistens sind sie weg. Es regnet. Ich will meinen orangefarbenen gute-Laune-trotz-Regen-Schirm nehmen und er ist nicht da. So viele Aufbewahrungsorte für Regenschirme gibt es in unserer Wohnung nicht. Es hat keinen Sinn Monsieur danach zu fragen, ich habe keine Lust wieder eine Tirade über verschusselte Gegenstände über mich ergehen zu lassen. Mein orangefarbener Schirm ist weg. Ich besaß ihn nur einen Nachmittag lang. Stattdessen finde ich ein komisches schwarzes Gerippe, das aussieht wie eine riesige traurige Fledermaus, und in den Tiefen einer Reisetasche finde ich einen weinroten Automatik-Faltschirm mit großem schwarzen Kugelschreiberfleck, dessen Automatik sich verweigert. Warum ist der einzige Schirm, den ich dauerhaft besitze, immer ein sperriger Stockschirm mit verbogener Spitze, grottenhässlich und mindesten an einer Stelle abgeknickt? Er und ich, wir sind uns treu, und ihn schleppe ich immer wieder mit nach Hause. Alle schönen Schirme, die ich im Laufe meines Lebens besessen habe, haben mich früher oder später verlassen. Ich glaube nicht, dass ich jemals einen Schirm durch jahrelanges Laufen durch den Regen abgenutzt habe. Ich erinnere mich an einen tief heruntergezogenen durchsichtigen Plastikschirm, einen mohnroten Blütenschirm, an grasgrüne und rotweißgestreifte Werbeschirme mit Aufdrucken für Banken oder Leihwagen, an schottenkaromusterstrenge schwere Stoffschirme mit Horngriff, große regenbogenfarbige Schirme, Taschenschirme in hellen, dunklen oder Signalfarben, klitzekleine Minifaltschirme mit Blümchenmuster oder Streifen mit einfacher oder doppelter Falttechnik: mal billig, die sich schon beim Öffnen verheddern und beim ersten Windstoß umstülpen; mal markenbewusst teuer und etwas stabiler, und immer wieder hatte ich klassische schwarze Herrenschirme. Vergessen habe ich sie alle irgendwo. In der Straßenbahn, in der Stadtbücherei, beim Tierarzt, auf der Kaufhaustoilette, an der Supermarktkasse, in der Kneipe – das vermute ich, denn, wenn ich es wüsste, hätte ich sie wahrscheinlich noch. Niemals habe ich einen meiner schönen Schirme wiedergefunden. Niemals habe ich bei Regen irgendwo einen herrenlosen Schirm gefunden, der mir hätte aushelfen können. Ich kaufe also einen neuen Schirm, diesmal einen billigen, denn ich vergesse ihn sowieso – oder einen so teuren, dass ich an nichts anderes als an meinen Schirm denken kann. Hab ich ihn noch? Schirm? Aber irgendwann ist er auch weg. Aus der Hand geklaut? Ich weiß es nicht. Weg.

Manchmal glaube ich, dass Schirme eine Seele haben, und es kränkt sie, dass wir ihnen nur so wenig und unregelmäßig Wertschätzung entgegenbringen, so dass sie uns unbemerkt und leise verlassen und zu ihren Brüdern und Schwestern ins Regenschirmland gehen, wo es immer leicht nieselt und sie das Gefühl haben, geliebt und gebraucht zu werden. Vielleicht sollte ich meinem nächsten Regenschirm einen Namen geben.

Dieser Text ist eine leicht veränderte Fassung meiner Kolumne “Das Leben eben”, die in der Zeitschrift Avanti erschienen ist, lang ist es her, ich vermute irgendwann im Herbst 2010. Durch den gestrigen Kommentar von Gundula, dass mein blauer Regenschirm vielleicht lieber Sonnenschirm geworden wäre, ist er mir wieder eingefallen.

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , , , | 14 Kommentare

Cannes im April: 9 Grad, Wind und Regen

Ist das ein Altersding, dass man ständig übers Wetter redet? Heute war es echt scheußlich. Kalt vor allem. Dabei kommen wir gerade aus den Bergen und fühlten uns abgehärtet. Aber wir haben die Heizung schnell wieder angeschaltet. Ich war unterwegs und hatte glücklicherweise einen Schirm im Auto, aber die Qualität des Schirms war unteridisch, ein böiger Windstoß und schon war er kaputt, aber was soll man auch von einem Schirm erwarten, der behauptet, dass es in Cannes niemals regnet? Ich habe also unter dem halben Schirm tapfer ein paar Aufnahmen gemacht.

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , | 2 Kommentare

Von hier bis ans Meer

Samstag:

Um vier Uhr war definitiv die Nacht zu Ende. Ich versuche noch ein paar Einschlafmeditationen, darunter wieder “die Ruhe des Bergs”, die mich mittags so schön wegdösen ließ und eine namenlose “Wieder-Einschlafen-Meditation”, mit einem ganz sanften Sprecher, habe mir zwei weitere Melatonin-Gummibärchen eingeworfen (ist das in Deutschland auch gerade der Hit?), aber alles umsonst, um halb fünf stehe ich auf und schreibe meine Morgenzeilen, oft hilft es mir, alles aufzuschreiben, was mir durch den Kopf geht, manchmal kann ich danach sogar wieder einschlafen, heute nicht. Also lese ich im Internet herum, immer wieder erstaunt, wieviele Menschen Vögel beobachten, unterscheiden und Vogelstimmen erkennen können. Ich kann das nicht. Ich kenne den Amselpapa, der in Cannes sehr wichtig im Vorgarten herumhüpft und jetzt nicht mehr schimpfen muss, weil keine Katze mehr auf der Fußmatte döst. Ich kenne das schuhschuuuhende Turteltaubenpärchen, dem ich Nestbauversuche auf der Fensterbank untersagt habe, ich kenne die keifenden grünen Papageien, die sich wohl in der ganzen Welt ausbreiten, ein paar Elstern und die Seemöwen. Andere Vögeln besuchen uns eher selten, da war die Katze, und ich habe aus diesem Grund auch keine Vögel gefüttert. In Cannes ist ja auch ganzjährig Futter zu finden, so what. Ehrlich gesagt bin ich auch selten so früh wach, dass ich die Vöglein zwitschern hören könnte. Wenn ich aufwache sind die Audi-Hundert-Weibchen und die knatternden Scooter-Männchen schon unterwegs. Aber heute bin ich in aller Frühe wach und höre in der Stille ein sehr lautes, geradezu durchdringendes Vogelgezwitscher, das mich dazu bringt eine Vogelstimmen-App zu öffnen, und mir Vogelstimmen anzuhören. Ok, “deutsche Vogelstimmen” ist ein bisschen lustig, die französischen klingen ganz genauso. Ich höre mich so durch, denke, vielleicht ist es die Nachtigall und nicht die Lerche, aber nein, es ist ganz eindeutig die Kohlmeise https://www.deutsche-vogelstimmen.de/kohlmeise/ und siehe da, schon sitzt sie auf der Fensterbank und schaut neugierig und mit schief gelegtem Köpfchen zu mir hinein, vermutlich hat sie meine Vogelstimme aus dem Internet gehört. Ich bin ganz entzückt. Aber da ich ihr nichts weiter zuzwitschere, fliegt sie schnell wieder davon, hin zu echten Kohlmeisen. Damit ist meine Vogelbeobachtung für heute schon beendet. Der Kuckuck kuckuckt den lieben langen Tag, jedoch, ohne sich blicken zu lassen. So ungefähr weiß ich wohl, wie er aussieht, aber Kuckucke finde ich aufgrund ihrer schmarotzerhaften Art, anderen Vögeln ihre Kinder unterzuschieben, nicht sehr sympathisch.

Sonntag:

Als ich heute morgen im Bad das Fenster zum Lüften (!) öffne, höre ich ein zwitscheriges Trillern, noch mit dem Handtuch auf dem Kopf eile ich zum PC und klicke auf gut Glück “Rotkehlchen” an. Und hurrah, das ist es! Ein Rotkehlchen zwitschert also in den Bergen ums Haus. Gesehen aber habe ich es nicht. Gesehen hab ich hingegen auf dem Kamin des Nachbarhauses eine Elster. Die kenne ich und ihren ratschigen Vogelruf erkenne ich auch, wir haben viele davon in Cannes.

Das ist dann auch schon die Überleitung, denn wir fahren heute wieder nach Cannes. Von hier bis ans Meer sozusagen. Womit ich mir erlaube, für eines meiner Bücher zu werben. Nur für den Fall, dass Sie es noch nicht kennen sollten. Gestern Abend habe ich Bel Ami weitergehört, die Übersetzung des Textes, der der Hörbuchfassung zugrunde liegt, stammt, das habe ich gestern gefunden, von Paul Wiegler, der zwar nicht mehr aus der Generation Maupassants stammt, aber aus einer anderen Zeit. Warum er, der aus Frankfurt am Main stammt, hin und wieder österreichische Worte wählte (übersiedeln), erkläre ich mir damit, dass das Österreichische viel charmanter und altmodischer klingt als das nüchterne Deutsche. Zumindest finde ich das, und vielleicht ist es ihm auch so vorgekommen. Georges Duroy, alias Bel Ami war gestern nach Cannes gereist, um den sterbenden Freund zu besuchen (und um seine zukünftige Witwe zu trösten). Man logiert in der Villa Jolie. Ich habe gestern tatsächlich nachgeschaut, ob es in La Californie, denn die Wegbeschreibung passt auf dieses Viertel, eine Villa Jolie gibt. Aber nein, die Villa, die zum Vorbild wurde, wenn sie es denn wirklich gab oder noch gibt, hat einen anderen Namen. Irritiert bin ich allerdings über die beschriebenen “dichten Fichtenwälder”. Ich vermute, dass der Übersetzer, anders als Guy de Maupassant, sich nicht bis nach Cannes begeben hat, um die Flora und Fauna zu überprüfen. In Cannes gab und gibt es keine Fichtenwälder. Es gibt Pinienwälder. Pinien gehören zur Familie der Kiefern. Wenn man “Kiefernwälder” übersetzt hätte, wäre ich nicht schockiert gewesen. Aber Fichten! Pinien, um das auch noch zu sagen, vor allem die großen Schirmpinien gehören hier zur heimischen Flora. Palmen hingegen, auch wenn hier immer mehr gepflanzt werden, und sich sogar schon wieder eine selbst in unserem Vorgarten ausgesät hat und sich sichtlich wohl fühlt, wurden irgendwann importiert.

Auf einer Stadtansicht von Cannes, die vermutlich aus dem Jahr 1860 stammt, ist weit und breit noch keine einzige Palme zu sehen.

Es waren die Engländer, die Ende des 19. Jahrhunderts die Mimose aus Australien und die Palmen aus ihren subtropischen Kolonien mitgebracht haben. Heute sind die Palmen aus Cannes nicht mehr wegzudenken, das Stadtwappen ziert ein Palmwedel und nicht zuletzt wird hier alljährlich während der Filmfestspiele die Goldene Palme verliehen. Und wenn das keine schöne Überleitung ist, ich zeige Ihnen hier nämlich das neue Plakat der diesjährigen Filmfestspiele.

L’image est extraite du film “Rhapsodie en août” d’Akira Kurosawa (1991) © Shochiku Co., Ltd. / Kurosawa prod. / Création graphique © Hartland Villa

So viel für heute! Bonne soirée!

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , , , | 8 Kommentare

Freud und Leid des Berglebens

Diese Woche sind wir im Bergdorf, das eine Woche vor den Ferien wie ausgestorben ist. Nur der entretien espace vert, das ist der “Dorfgärtner”, der aber im Winter auch den Schnee räumt, der läuft mit seiner débroussailleuse, einer Motorsense, durchs Dorf und macht knatternden Lärm. Nein natürlich macht er sauber, je fais propre, sagt er, ob man das nicht sieht? Natürlich sieht man das, versichere ich ihm. Er mäht die dorfeigenen Wiesenstücke, das hohe Gras rund um die Parkplätze, ein Stück des zugewucherten Wanderwegs und die Straßenränder, damit es hier nicht wild aussieht, sondern eben sauber, zivilisiert. Vor langer Zeit war das mal mein Job hier in der Mairie, ich erinnere mich noch wie schwer die débroussailleuse war und wie ich sie einmal bis zur Mühle unten am Fluss tragen musste, um die Wiese für das Mühlenfest abzumähen. Abends kam ich kaum noch den Berg hinauf, irgendjemand kam mir mit einem Geländewagen entgegen und nahm mir das schwere Ding freundlicherweise ab, vielleicht durfte ich auch mitfahren, ich weiß es nicht mehr. Was ich alles gemacht habe vor noch fünfzehn Jahren, unfassbar. Heute hab ich Knie und Rücken. Vielleicht ist das auch kein Wunder. Egal, das wollte ich gar nicht erzählen, sondern vielmehr, dass wir bei schönstem Frühlingswetter in die Berge gefahren sind, unterwegs zum ersten Mal Halt in einem anderen Dorf gemacht haben, das sehr malerisch auf einem Berg liegt, und insbesondere die Schule ist dort sehr exponiert. Damals habe ich manchmal das kleine Mädchen vom Hof dorthin zur Schule gefahren, morgens und abends eine Dreiviertelstunde. Einige Familien im Tal wollten, dass diese kleine Schule erhalten bleibt, und dafür brauchte es, glaube ich, mindestens acht Kinder für die Einklassenschule, so dass manche Eltern eben den Weg dorthin in Kauf genommen haben. Wir hatten ja neulich diesen Schulfilm gesehen, Louise Violet, Sie erinnern sich, und Monsieurs Großmutter war später, nachdem die Schule in Les Tourres geschlossen wurde, als Lehrerin in diesem Dorf angestellt. Monsieur wollte die Schule und das Dorf sehen, er war noch nie dort gewesen, also fuhren wir diesmal nicht daran vorbei, sondern hinauf. In der Schule war aber noch Unterricht und das Tor verschlossen. Aber den Blick von da oben hatten wir trotzdem. Der Rosmarin blüht und der wilde Thymian wächst und blüht wie verrückt an den kahlen Felsen. Und es summte und brummte von Bienchen und der Kuckuck kuckuckte.

Es blüht überhaupt so lieblich unterwegs, ich freue mich so über die Apfel- und die Quittenblüte, über den Flieder, die Schlüsselblumen und die Traubenhyazinthen als ob es in Cannes nicht das ganze Jahr exotisch blühen würde.

Bei uns oben angekommen, öffne ich vergnügt Fenster und Türen, gehe in den Keller, um die Gasflasche aufzudrehen und mich trifft der Schlag, denn alles ist nass. Klitschnass. Als hätten wir ein Natursteinschwimmbad, na gut, es ist ein bisschen übertrieben, aber eine Wand ist nass, der gesamte Boden ist klitschnass, die unteren Stufen sind nass. Alles, was auf dem Boden stand und nicht in Plastik eingepackt war, ist entweder nass und verschimmelt, oder verrostet – konkret ist das Brennholz nass, dass wir extra zum trocknen reingeholt haben, die alten Gartenwerkzeuge sind verrostet. Es tropft leise und beständig aus einem Rohr-Verbindungsstück, was weiß ich wie das heißt, es hängt mit dem Cumulus zusammen, dem Warmwasserspeicher. Ich suche als erstes einen Eimer und drehe einen Lappen um das Rohr, von wo es plitscht und platscht, so dass es nicht mehr als erstes in die Wand fließt, sondern in den Eimer. Schöne Sache, nach knapp drei Stunden ist der Eimer voll. Ich rufe den Plombier an, hinterlasse, wie könnte es anders sein, eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter, mache ein Video, dass ich dann dank des schwachen Internets nicht verschicken kann und schicke stattdessen eine Handvoll Fotos. Er meldet sich nicht. Es war zu erwarten, ich kenne ihn ja. Anderntags rufe ich erneut an, ich bin ein bisschen dringlicher auf dem Anrufbeantworter, denn in der Nacht war der Eimer übergelaufen, obwohl ich extra den größten, eigentlich ein dekorativer Kaminzubehör-Aufbewahrungseimer genommen habe, der dann so voll und schwer ist, dass ich ihn nicht mehr bewegen kann und das Wasser in die kleineren Eimer umfüllen musste, um es dann draußen auszuschütten. In der nächsten Nacht stelle ich den Eimer in den Wäschekorb, den ich mit einer Plastikfolie zusätzlich abdichte. Das klappte ganz gut, nur beim Ausleeren verschütte ich das Wasser wieder im Keller. Egal, es ist sowieso schon überall nass. Jeden Tag rufe ich den Plombier an, schicke erneut Fotos, beteure, dass ich nicht übertreibe, und er meldet sich nicht. Heute, am Donnerstag rufe ich rechtzeitig zum Arbeitsbeginn um zwei Minuten vor Acht an : Anrufbeantworter. Ich rufe zum Beginn der Mittagspause um zwei Minuten nach zwölf an: Anrufbeantworter. Ich versuche weiterhin freundlich aber dringlich rüberzukommen. Würde ich meinem Ärger mit deutscher Direktheit Luft machen, käme er gar nicht erst.

Gestern habe ich mich auf Instagram mit einer jungen Deutschen, auf Insta unter @claudia.in.kanada zu finden (ich habe sie gefragt, bevor ich sie verlinkte), die vor drei Jahren nach Kanada ausgewandert ist, genau darüber ausgetauscht. Sie vermisst neben deutschen Freundinnen und ihrer Familie, vor allem die deutsche Direktheit. Man muss doch mal was ansprechen können, nur mit Höflichkeit und Komplimenten kommt man doch nicht weiter, ist ihre Ansicht. Nach fast zwanzig Jahren weiß ich, dass man mit deutscher Direktheit, zumindest in Frankreich, nirgendwohin kommt. Unsere deutsche Direktheit erinnert die Franzosen an den deutschen Kasernenton der ehemaligen Besatzer und der ist nach wie vor verpönt. Ich vergewissere mich bei solchen Reklamationsfällen immer bei Monsieur, was ich sagen soll, wenn ich es ihm nicht gleich selbst überlasse. Der Gatte findet diesmal, ich müsse lernen, solche Dinge selbst zu regeln, für alle Fälle, nicht wahr. “Was soll ich denn noch machen?” frage ich heute vormittag dann verzweifelt. “Versuche P. anzurufen”, schlägt Monsieur vor, “vielleicht ist er noch da.” P., ein junger Mann aus dem Nachbardorf, für den ich neulich etwas für die deutsche Handwerkskammer übersetzt habe, weil er sich nämlich in Deutschland als Plombier und Elektriker selbständig machen will. P. ist nett und antwortet auch sofort, was für ein Glück, aber er ist bereits in Deutschland, und kann nicht mal eben vorbeikommen. Er schickt mir aber die Nummer eines Freundes, der vielleicht helfen kann. “Soll ich das machen?” frage ich Monsieur. Die französische Handwerker-Etikette ist ja so heikel. “Warte noch”, empfiehlt Monsieur mit seiner langjährigen Handwerkererfahrung. “Vielleicht morgen, wenn J. sich bis dahin nicht gemeldet hat.” “Aber morgen ist schon Freitag”, mache ich mir Sorgen, “dann ist Wochenende, dann kommt niemand mehr!” Aber es geschehen noch Zeichen und Wunder, um halb zwei schickt der Plombier J. eine SMS, dass er in einer Stunde da sei. Hurrah! Er ist dann auch wirklich da, ich bin überglücklich und erleichtert und sage auch, “wie toll, dass Sie da sind!” und nicht etwa, “Wurde aber auch Zeit!” oder “Rufen Sie doch mal zurück, Herrgott noch mal”. Er besieht sich den Schaden. Ich lasse ihn in Ruhe schrauben und machen und dies und das. Es ist wohl wirklich nur dieser kleine Dichtungsring gewesen, der nicht mehr dicht halten wollte. Uff!

Gestern war es hier noch wunderbar sonnig, wenn auch deutlich kühler als an der Küste, heute bewölkt und neun Grad. Schnee ist angesagt, man mag es nicht glauben, aber der Berg gegenüber ist auch schon nicht mehr zu sehen. Wenn es jetzt auf die Quitten- und Apfelblüte schneit, dann haben wir später im Jahr keine Quitten oder Äpfel, oder nur sehr wenige. Diesen Zusammenhang habe ich auf dem Hof zum ersten Mal so richtig verstanden, früher war das für mich sehr abstrakt mit dem Obst und dem Gemüse und auch mit dem, was wann Saison hat. Ich habe auch nicht gewusst, dass es mehrere Sorten Kartoffeln gibt, oder sagen wir, irgendwie wusste ich das schon, aber dass es so viele Sorten gibt! Und was die einzelnen Sorten, jenseits von fest- und mehligkochend ausmacht, das war mir zu hoch. Aber welch schöne Namen sie alle haben! Ich habe damals, als ich noch in der Cooperative gearbeitet habe und wir Saatkartoffeln bekommen haben, das Schaufenster bunt mit all den Frauennamen der Kartoffelsorten bemalt und schrieb: “Welche Freude, Amandine, Annabelle, Mona Lisa, Agate, Rosabelle und Charlotte sind da!” Ich fand das so charmant, aber im Dorf verstand man meine Kartoffelpoesie nicht. “Saatkartoffeln sind da” hätte genügt.

Gegen 19 Uhr schneit es tatsächlich. Der Wind wirbelt ein paar Flöckchen hin und her, sie werden dicker und dichter vor den noch zarten und hellgrünen Blättchen der Laubbäume, während ich nach draußen schaue, mal sehen, was daraus wird, und ob der Schnee liegenbleibt. Ob der Kuckuck auch bei Schnee kuckuckt? Monsieur hat das Auto nach unten an die Straße gefahren, damit wir im Zweifelsfall nicht blockiert sind. Ich mache Feuer im Kaminofen an, koche uns Tee, im Brotkasten habe ich noch einen kleinen Dresdner Christstollen gefunden, er schmeckt wie am ersten Tag und passt hervorragend zum Tee und zum Wetter. Der Wind bewegt die Bäume und lärmt, ein dunkles Brummen. Ansonsten ist es draußen jetzt still. Die debroussailleuse schweigt bei diesem Wetter, wir haben hier oben weder Radio noch Fernseher, Monsieur heimwerkt gerade mal nicht, sondern liest, und nur in meinem Kopf ist es noch laut, aber ich spüre, dass die äußere Stille auch dieses ewige Geratter im Kopf beruhigt. Heute habe ich eine Meditation gehört, die hieß “Die Stille des Berges”. Sie hat mir so gut getan, dass ich dabei eingeschlafen bin.

Jetzt ist es 22 Uhr, es stürmt wie verrückt, eben gerade Stromausfall und kein Internet. Der PC blieb hängen und nach dem Neustart sieht hier alles irgendwie anders aus. Upsi.

Im Zusammenhang mit der Dorfschule ist mir der Film “Etre et Avoir” wieder eingefallen, ich weiß nicht, ob Sie ihn kennen? Ich habe ihn komplett aber (nur) mit englischen Untertiteln gefunden, ich weiß nicht, ob er in Ihrem Land zugelassen ist? So ähnlich ist das hier bei uns, das Ländliche und die Schule, nur dass es keinen Schulbus gibt, und alle Eltern ihre Kinder (manchmal mit Fahrgemeinschaften) zur Schule fahren. (Die ersten Szenen mit Sturm und Schnee, hören und fühlen sich genauso an, wie es hier gestern Abend war!)

So viel für heute. Jetzt gehe ich ins Bett. Mal schauen wie es hier morgen früh aussieht. Bonne nuit!

Nachtrag: Heute ist es kalt aber sonnig und kein Lüftlein regt sich. Schnee liegt nur auf den Gipfeln. Der Kuckuck kuckuckt! Foto folgt, wenn die Sonne kein Gegenlicht mehr verursacht.

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , , , , , | 21 Kommentare

Frida Kahlo in Baden Baden

Ich hatte gesehen, dass es in Baden Baden, das auf unserem Weg lag, eine Frida Kahlo-Ausstellung gab. Das Navi führte uns in ein abgelegenes Industriegebiet, hier sollte das Kunstmuseum Gehrke-Remund sein. Immerhin gab es einen Parkplatz für “Frida Kahlo” und an einer Tür des alten Industriegebäudes hing ein Plakat, sonst hätte ich geglaubt, wir hätten uns verirrt.

Im ersten Stock lief in einem improvisierten Kino ein sehr schöner und informativer etwa einstündiger Film über das Leben und die Kunst von Frida Kahlo, dank dem ich zum ersten Mal auch die für mich weniger zugänglichen Selbstporträts verstand. So eingestimmt, öffneten wir die Tür zur Ausstellung und fanden uns plötzlich in Mexiko wieder.

Wir entdeckten Fridas bunte und lebendige Welt – in einer Fabriketage ist das Innere ihres mexikanischen blauen Hauses nachempfunden. Ihre Zimmer, ihr Bett, der Garten, die Staffelei – dazwischen Kleider, Schmuck, Geschirr, Bücher … man wandelt durch ihre Haus, sieht, hört, staunt: Die Wände sind bedeckt mit Fotografien und mit ihren Bildern, etwa 130 sind es, es dauerte einen Moment, bis ich es verstand, ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass man die Originale von Frida Kahlo hier sehen kann, so ungesichert in diesem etwas alternativen Rahmen, aber natürlich sind alles Kopien, “Repliken” werden sie hier genannt (falls Sie sich für den Unterschied von Kopien, Repliken oder Faksimilie interessieren, dann finden Sie das hier, bitte gerne): mit den gleichen Materialen auf dem gleichen Untergrund und in der Originalgröße gemalt von ausgewählten chinesischen Künstlern.

Aus Frida Kahlos Votivbilder-Sammlung

Hätten wir vor dem Film oder zumindest zwischen Film und Ausstellung gemütlich einen Kaffee und vielleicht auch ein Stück Kuchen zu uns nehmen können (ich hatte mir ein “klassisches” Museum mit angeschlossenem Museumscafé vorgestellt), hätten wir sicher mehr Zeit dort verbracht. So liefen wir etwas müde (von der Fahrt und vom Film) und auch hungrig durch die mexikanisch angehauchte Welt und entdeckten in gewisser Weise, was wir gerade im Film gesehen hatten. (Am Ende des Rundgangs hätte man eine Tasse Kaffee und einen Schokoriegel bekommen können, aber es war nicht so richtig das, was wir uns vorgestellt haben.)

Das ist nicht der Film, den wir gesehen haben, den habe ich leider nicht gefunden, aber er ist (auch) eine gute Einführung.

Kaffee und Kuchen nahmen wir dann später in einem Café am Kurpark von Baden Baden zu uns. Und mit uns gefühlt Tausende, die wie wir in die warme Nachmittagssonne blinzelten.

Damit ging der kleine Wochenendausflug zu Ende. Schön wars!

PS: Ich habe im letzten Zeit Magazin die Kolumne von Martenstein über Satzzeichen gelesen, darin geht es auch um seine persönliche Doppelpunktphase – in die ich jetzt, wie Sie vielleicht gemerkt haben, auch gerutscht bin. Wie konnte ich all die Jahre Texte ganz ohne Doppelpunkt schreiben?

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , , , | 6 Kommentare

Ein Wochenende in Straßburg

Der kleine Wochenendausflug nach Straßburg (ein Geburtstagsgeschenk für meine Mutter) ist zwar schon ein paar Wochen her, soll hier aber dennoch erwähnt werden, zur Erinnerung und auch, weil mir Straßburg so gut gefallen hat. Eigentlich kann ich es nicht glauben, dass ich selbst noch nie in Straßburg gewesen sein sollte, aber ich hatte keinerlei Erinnerungen an irgendwelche Besuche, und auch als wir dort waren, gab es keine “Flashbacks”, kein “ach doch!” oder “jetzt, ja!”. Straßburg wurde also komplett neu entdeckt. Zumindest von mir. Und um es vorweg zu nehmen, ich war sehr begeistert: eine junge Stadt, nette alternative Läden, sehr freundliche Menschen, nicht nur im Hotel, sondern auch unterwegs, die einem sogar ihr Lieblingsrestaurant nennen (naja, vielleicht muss man Französisch sprechen können) – gerne wieder!

Wir fuhren mit dem Auto, ich hatte einen niedlichen Fiat 500 gemietet und auch bekommen, das war gut so, denn damit war ich im fremden Stadt- und Straßenverkehr nicht überfordert. Die Altstadt von Straßburg ist zwar weitestgehend verkehrsberuhigt, aber zum kleinen Hotel durften wir vorfahren, wir kreisten allerdings, trotz Navi, mehrfach herum bis wir es fanden. Dabei liegt es gleich hinter der Kathedrale, absolut zentral und dennoch (fast) ruhig.

Ein kleines altes Haus mit Aufzug (ein paar Stufen gibt es aber dennoch zu überwinden), die Zimmer und Bäder sind für deutsche Verhältnisse winzig, für französische normal, das Frühstück im angeschlossenen Café ist hervorragend, es gab täglich einen fantastischen Gugelhupf, un kouglof in bestem Elsässisch, von einem besonderen Bäcker und Patissier, den ich dann auch mehrfach als Mitbringsel in den Süden Frankreichs importierte, nein, nicht den Bäcker, den kouglof natürlich. Am besten aber war der charmante und liebenswerte Service. Und das in einer touristischen Stadt, in der man nicht nur gefühlt den Touristen täglich alles zigfach erklären muss: die besten Restaurants (und hier bekommen Sie wirklich gute Tipps!), den Weg zum Parkhaus, und dies und das. Den Weg zum Straßburger Münster, das in Frankreich nur la cathédrale genannt wird, muss man nicht erklären, man sieht es bzw. sie von den Zimmern aus, es ist nur einen Steinwurf vom Hotel entfernt.

Vor und um die Kathedrale ist natürlich alles los: dünn bekleidete Mädchen tanzen vor einer Kamera eine Formation vermutlich für TikTok, Menschen stehen Schlange am Eingang zur Kathedrale, andere für den Aufstieg auf den Turm (Turmbesteigungen mit über hundert Stufen sind für mich leider nicht mehr drin), eine Blaskapelle spielte dort, und während des Wochenendes immer wieder, es dröhnte bis in unsere Zimmer, und ich war froh, dass ich mich nicht für das Hotel direkt gegenüber der Kathedrale entschieden habe.

Junggesellinenabschiedsgrüppchen sind unterwegs, ein paar Bettler hängen und liegen und das Touristenzüglein kurvt herum, und immer wieder marschiert eine Militärformation vorbei, junge Menschen mit unbewegtem, strengem Blick und Gewehr im Anschlag. Und alle anderen machen Fotos von der eintürmigen Kathedrale oder versuchen sich in Selfies davor.

Besonders schön waren die Seifenblasen, die ein Mann an der Seite der Kathedrale in den Wind blies.

Wir waren natürlich auch in der Kathedrale und haben uns auch die Astronomische Uhr angeschaut.

Am nächsten Tag schlenderten wir durch die schöne Altstadt, guckten Schaufenster, entdeckten einen Flohmarkt …

… und tranken Kaffee im Café Kammerzell, dem ältesten Haus am Platz, wo wir uns unter die Prominenten mischten (die Wände sind voll mit Fotos und Autogrammen von SchauspielerInnen, PolitikerInnen und anderen VIPs), die wahrscheinlich im Restaurant darüber die berühmte Choucroute aux Poissons (Sauerkraut mit Fisch!) gegessen haben.

Nachmittags besuchten wir das Palais Rohan, das heute drei Museen beherbergt, besichtigten das Kunstgewerbemuseum und die Räume, in denen einst der Fürstbischof von Straßburg residierte, und ließen uns in die Zeit der Monarchie zurückversetzen.

Abends waren wir doch ein bisschen müde gelaufen, aber das Licht war ganz wunderbar und es war gar nicht kalt, so dass wir vor dem Restaurant noch bis zur Ill gelaufen sind! Wie schön war es da! Und wurde mit jeder Minute schöner!

Überhaupt hatten wir Glück mit dem Wetter. Anfang März gab es einen Kälteeinbruch und Regen im Süden Frankreichs, aber in Straßburg war es sehr frühlingshaft!

Und schon ging es wieder zurück, aber unterwegs machten wir noch einen Halt in Baden-Baden, das wird aber ein eigener Artikel!

… wird fortgesetzt!

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , , , | 18 Kommentare

Anschwimmen!

Gestern war es endlich soweit! Wir waren zum ersten Mal in diesem Jahr im Meer schwimmen! Wir sind mit Pullover und Jacke, aber auch mit Badeanzug und Sonnencreme an den Strand gegangen. Pullover und Jacke waren sofort viel zu warm, und nach einer Viertelstunde in der Sonne war ich schon bereit, ins Meer zu springen. Immer wieder werde ich gefragt, ab wann das Meer Badetemperatur hat – ich antworte dann: “Kommt drauf an”. Theoretisch finde ich 15 Grad kühles Meerwasser auch nicht so verlockend, aber es fühlt sich schon ganz anders an, wenn man von der Sonne schon ziemlich durchgebraten ist und eine Abkühlung dringend nötig hat. Ich wusste vorher auch nicht, wie weit ich reingehen würde und ja, es ist schon kühl, wenn man reinkommt, aber einmal drin, war es wunderbar und ich schwamm lange und munter wie ein Fisch.

Anschließend erstes Essen in einem Strandrestaurant. Das Essen war eher durchschnittlich gut, dafür aber überdurchschnittlich teuer, wurde aber durch das Ambiente, das man eben mitbezahlt, aufgewertet. Es ist einfach schön, auf einer sonnigen (oder schattigen) Terrasse am Strand zu essen, mit Blick auf das Meer und die Segelboote.

Den Rest des Tages hatte ich aber Muskelkater und abends leichte Halsschmerzen, so dass ich noch ein heißes Bad genommen habe, danach ging es mir wieder gut. Muskelkater weg, Halsschmerzen weg.

Gestern haben wir auch den Innenhof saubergemacht und heute früh das Sonnensegel dort angebracht, es hängt noch etwas dilettantisch und provisorisch und wirft den Schatten nicht unbedingt dahin, wo wir ihn haben wollen, aber das Balancieren auf Mäuerchen und zu kurzen Leitern hat uns irgendwann gereicht; in den letzten Jahren hat uns der akrobatisch veranlagte Enkel geholfen, aber der ist auf absehbare Zeit nicht greifbar, also helfen sich die Senioren eben selbst. Und so haben wir einfach den Tisch in den Schatten geschoben. Das tat dem Mittagessen im Freien keinen Abbruch, auch das eine Premiere in diesem Jahr. Die Sommersaison ist eröffnet!

Ich höre derzeit Bel Ami von Guy de Maupassant, gelesen von Christoph Bantzer. Er liest aus einer vermutlich österreichischen Übersetzung, von wem ist nicht bekannt, aber es ist von Fiakern, Jausen und “a Hetz” (also “Spaß”) die Rede. Es passt schon. Ich höre ihm gerne zu und auch das Französische liest er sehr schön, nur einmal macht er aus dem französischen Menton (sprich in etwa “Moohnton”) ein italienischen Mentone (gesprochen “Mentohne”), aber es liegt ja auch an der italienischen Grenze, das kann schon passieren. Ansonsten mag ich es. Auch wenn ich den schönen Georges Duroy, genannt Bel Ami nervig finde; es ist übrigens unverkennbar, dass Thomas Mann sich für Felix Krull von ihm hat inspirieren lassen. Ich fühle mich auch nicht allzuweit entfernt vom Radetzkymarsch, den ich mir gerade von Michael Heltau habe vorlesen lassen: großartig! Natürlich kann das nur ein Österreicher richtig vorlesen. Ich habe mich nicht eine Sekunde gelangweilt in der doch sehr episch und langsam erzählten Familiengeschichte der von Trottas, und des tristen Schicksals Carl Josephs, dem “Enkel des Helden von Solferino”. Aber was für ein melancholisches und endzeitliches Buch. Wie heiter und und ausschweifend geht es hingegen bei Maupassant in Paris zu.

So viel für heute. Ich bleibe weiterhin in der Zeit: Im Fernsehen kommt heute Abend “Eiffel”. Bonne soirée!

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , | 5 Kommentare

12 von 12 im April 2024

Heute ist der 12. des Monats und ich mache 12 Fotos von meinem Tag. Das ist eine andere Tagebuch-Blogger-Aktion, dieses Mal betreut von Caro vom Blog Draußen nur Kännchen. Wissen Sie natürlich alles schon.

Ich habe heute erstaunlich viele Fotos gemacht, ich beschränke mich aber auf 12!

Daher bekommen Sie heute kein Foto aus dem Schlafzimmerfenster und keines vom Fahrradfahren auf der Stelle, bei dem ich jetzt Guy de Maupassant höre, sondern meinen Frühstückskaffee, den ich am Esstisch eingenommen habe und den Blick von dort aus dem Fenster. Ich sah befremdet, wie die große Yucca-Palme im Nachbargarten sich stark bewegte, war es so windig? Aber dann fielen Teile der Palme zu Boden und ich entdeckte den Gärtner darin, der sie stutzte. Heute Abend sind von den zwei Yucca-Palmen nur noch zwei stark zurückgeschnittene Stümpfe übrig geblieben. Aber die wachsen hier wie Unkraut, spätestens nächstes Jahr sind sie wieder genauso üppig da.

Suchbild mit Gärtner

Dann hat mich Monsieur zu seiner Sekretärin auserkoren, wir erledigen Dinge fürs Finanzamt und noch dies und das: alles geht nur noch übers Internet, dafür hat er keinen Nerv mehr, also machen wir es zusammen. Symbolbild: die französischer AZERTY-Tastatur. Danach große Befriedigung drei schwierige und lange vor uns hergschobene Dinge vollbracht zu haben!

Monsieur geht Brot, Käse und Nachtisch kaufen, ich bereite ein Pesto aus Kapern zu. Ich hatte in Salz eingelegte Kapern vom Urlaub aus Lipari mitgebracht, erst vor kurzem habe ich gewagt, sie zu öffnen; man muss sie vor dem Zubereiten entsalzen, und sie haben dann einen ganz anderen Geschmack, als den, den man hier gemeinhin von eingelegten Kapern kennt! Seither werfe ich immer mal eine kleine Menge davon ans Essen, und ich habe bereits einmal ein Pesto daraus gemacht: Es ist super einfach (vorausgesetzt man hat einen Mixer, der tut, was sein Name verspricht, ich habe heute zum Schluss alles mit einem Wiegemesser gehackt, weil der Mixer unfähig ist und daher vermutlich bald das Haus verlässt) und sehr lecker. Man mixt entsalzene Kapern mit etwas gemahlenen Mandeln, gerebeltem Oregano, einer gepressten Knoblauchzehe und bestem Olivenöl zusammen, und das wars. Mit der Salzzugabe sehr vorsichtig sein, je nachdem wie viel oder wenig die Kapern entsalzen sind, ist es auch ohne weitere Zugabe von Salz würzig genug. Voilà, man gibt es zu den Nudeln (in unserem Fall Spaghetti) wie jedes andere Pesto auch.

Beinahe habe ich vergessen, ein Foto vom Mittagessen (zusammen mit H.) zu machen, es gab: Pâté und/oder rohe Artischocke als Vorspeise, Spaghetti mit Kapernpesto und geriebenem Parmesan, danach eine kleine Käseauswahl, und zum Nachtisch frische Erdbeeren, diesmal hat sie der Gatte gekauft, und siehe da, sie waren gut!

Kurze Sieste.

Danach geht der Gatte zum Bridge und ich habe einen Termin beim Podologen, der sich, wie schon letzte Woche, um meinen wehen kleinen Fußzeh kümmert. Nachdem ich mir neulich beim Nägelschneiden so sehr den kleinen Zeh massakriert habe (die Zehennägel sind so weit weg für meine kurzsichtigen Augen, dass ich da so auf gut Glück herumknipse), gehe ich jetzt wohl auch zukünftig regelmäßig zur Fußpflege. Fußpflege! Himmel! Das war für mich ja so ein alte-Damen-Ding. Die beiden Fräuleins meiner Ausbildungsbuchhandlung hatten immer Termine bei der Fußpflege. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, was man dort macht oder gemacht bekommt. Die Fräuleins waren damals etwa so alt wie ich heute. Irgendwann ist es soweit, unbemerkt ist man alte Dame geworden und geht zur Fußpflege. Der junge Mann, der sich meinen Füßen annimmt, ist super nett, sanft und schnell. So fix geht alles, dass ich nichtmal ein Wartezimmerfoto machen kann. Also bekommen Sie den kleinen Fußzeh mit dem Nachmittagskaffee auf dem Balkon. Heute war es hier erstmals so warm und sonnig wie man sich das für Südfrankreich im Frühling gemeinhin vorstellt. Aber nach einer Viertelstunde Sonne auf dem Balkon, war es mir schon zu viel.

Derzeit bin ich beglückt, wie sehr es in unserem Vorgärtchen duftet und blüht! Allein, es will keine Biene kommen. Immerhin hat der Nachbar welche an seinem arbre de judée.

Ich habe vergessen, auf dem Rückweg vom Podologen ein Paket in einem sogenannten Point Relais abzuholen. DPD und UPS sind so Spezialisten, die einem die Lieferung eines Pakets ankündigen, am Tag der Lieferung, an dem ich bewusst zuhause bleibe, dann aber kurzfristig melden, dass es ihnen schrecklich leid täte, aber das Paket käme doch erst am nächsten Tag. Am nächsten Tag dann erneute Nachricht, dass das Paket zwischen 9 Und 12 kommen wird, und gegen 12 erhalte ich die Nachricht, dass das Paket in einem Point Relais angekommen sei. Super. Gut, dass ich mich schon kaum noch aufrege. Der Point Relais X ist dann auch nie der, den ich freiwillig gewählt hätte, weil weit weg, besch*** Öffnungszeiten und parken kann man auch nirgends. Jetzt will ich nicht nochmal aus dem Haus, weil ich gerade so einen schönen und nahe gelegenen Parkplatz gefunden habe, den ich freitagsnachmittags ungern noch einmal aufgebe. Außerdem will ein Mieter vorbeikommen, um etwas abzuholen.

Gestern habe ich neue leichte Vorhänge fürs Schlafzimmer gekauft, die alten, die wir immerhin zehn Jahre lang ertragen haben, waren von Anfang an nicht lang genug (wir haben hohe Altbaudecken), ich fand sie aber seinerzeit so toll, dass ich sie trotzdem gekauft hatte, und dachte, wird schon gehen. Naja. Irgendwie gings natürlich. Man gewöhnt sich an alles. Aber jetzt waren sie an zwei Stellen schon eingerissen und sogar Monsieur wollte neue Vorhänge haben. Ich trödelte ein bisschen herum, vermutlich kommt der Mieter gerade dann, wenn ich auf der alten hölzernen Bibliotheksleiter stehe, dachte ich, aber irgendwann hänge ich die alten Vorhänge entschlossen ab und die neuen auf (sieht weniger schick aus, als im Laden, in dem sie dekoriert waren, aber vermutlich liegt es an unserem Schlafzimmer, das eben nicht kühl, minimalistisch und schick ist, sondern altmodisch und vollgestopft). Ich werfe dabei einen Blick auf den Schrank und mich trifft der Schlag. Da liegt eine bestimmt ein Zentimeter hohe geschlossene Staubdecke. Ich entstaube hustend, dann mache ich auch die dahinterliegenden Heizungsrohre sauber, letzten Endes mache ich so weiter mit dem Rest der unter Decke befindlichen Rohre und mit den Tür- und Bilderrahmen und was man alles so entdeckt, wenn man mal auf der Leiter steht. Der Mieter ist dann auch nicht gekommen.

Anschließend lege ich Wäsche zusammen.

Dann beantworte ich eine Mail und telefoniere ein bisschen mit meiner Mutter. Schließlich fange ich an hier zu tippen, als ich schon wieder das laute Gekrächze eines Frosches höre. Das gab es hier kürzlich schon einmal, und ich hielt das laute und tiefe Krächzen zunächst für eine Krähe auf der Mauer, aber es war ein kleines grünes Fröschlein, das sich aus dem Park nebenan hierher verhüpft hatte und alleine nicht mehr über die Mauer kam. Und heute schon wieder. Ich konnte ihn aber retten und in den Park zu seinen dort gerade ohrenbetäubend herumquakenden Freunden umsiedeln.

Es gab dann noch Abendessen (Reste vom Mittag) und ich habe “Wir sind dann wohl die Angehörigen” auf arte gesehen. So viel für heute. Danke fürs Lesen und Anschauen. Die anderen 12 von 12er (viele! ich bin die 111te) finden Sie wie immer bei Caro Kännchen!

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , | 16 Kommentare

Cannes Series 2024

Anders als das zunehmend unzugängliche Filmfestival, das in jedem Mai in Cannes stattfindet: es wurden dieses Jahr erneut 5000 Akkreditionen für das “cinéphile” Publikum, also vor allem Menschen aus Cannes, die das Trallala, das vor ihrer Haustür stattfindet, auch gerne miterleben möchten, aber nicht im Filmbusiness tätig sind, gestrichen (ich hoffe, Sie können mir folgen, ich habe zunehmend Schwierigkeiten das Verb im Satz nach hinten zu stellen) -, also anders als diese zunehmend geschlossene Veranstaltung, ist das relativ neue Cannes Series-Festival noch offen für “uns”. Dank der AFA, dem deutsch-französischen Verein im südlichen Osten Frankreichs, kam ich dieses Jahr wieder unkompliziert an eine Karte, um eine neue deutsche Serie anzusehen, von der uns zwei erste Episoden gezeigt wurden.

Pinker Lippenstift und verwaschenes Blau. Das Outfit farblich abgestimmt dieses Jahr!

The Zweiflers. Eine jüdische Familiengeschichte rund um einen Feinkostladen im Frankfurter Bahnhofsviertel, den der alt gewordene und herzkranke Patriarch verkaufen möchte – oder nicht. Es geht um die Frage und den Konflikt, ob man Traditionen weiterführen muss, damit die Familie, die so viel Leid erlebt und überlebt hat, nicht auseinanderfällt, oder ob die Enkelgeneration davon losgelöst ein anderes Leben führen darf und kann.

Das jüdische Thema ist ja meines, und Frankfurt ist in gewisser Weise meine hometown, da war ich auf der Buchhändlerschule und dort, in zwei mal drei Monaten Berufsschulinternat, sind mir meine ersten Freiheitsflügel gewachsen. Danach bin ich von zuhause ausgezogen und das Erwachsenenleben, das damals noch so verheißungsvoll aussah, begann. Ich hänge mit einer großen Nostalgie an dieser Stadt, auch wenn ich selten dort bin, noch seltener als in Darmstadt, und auch wenn das Bahnhofsviertel damals schon dreckig und kriminell war. Diese Serie ist also für mich, dachte ich, aber in der ersten Episode bin ich fast ausgestiegen, dieses nuschelige neu-Deutsch der Szene, ultracoole junge Menschen die sich nachts durch schlecht beleuchtete Hinterhöfe und Treppenhäuser (hier zunächst Berlin, sieht aber später in Frankfurt genauso aus) zu angesagten Geheimtipp-Locations durchschlagen, verstehe ich nicht mehr, und es hat nicht nur damit zu tun, dass sich dabei alle ständig Essen in den Mund stopfen. Es geht auch ums (gute) Essen in dieser Serie, allerdings bis hin zur Unerträglichkeit möchte ich sagen, Fische werden getötet, Fleisch wird durch den Fleischwolf gedreht, und im Vorspann werden rohe Zutaten geschnitten, vermischt, gerührt und gekocht, die Kamera geht fast rein in den blubbernden Brei, der vermutlich zur Rindswurst wird, und es sieht nicht besonders appetitlich aus.

Aber in der zweiten Episode landen wir dann im Feinkostladen mit angeschlossenem Restaurant und bei den jüdischen Großeltern und Eltern. Hier wird viel Jiddisch ins Deutsche gemischt, und auch wenn das Leben gesetzter und mir daher vertrauter ist, verstehe ich die Dialoge weiterhin nur dank der französischen Untertitel.

Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich so viele französische Krimis angesehen habe, die deutlich brutaler und politisch unkorrekter sind als deutsche, aber wenn ich heute deutsche Krimis sehe, finde ich die “Bösen” meist lächerlich zahm und unglaubwürdig. So geht es mir hier auch mit dem “Juden-Siggi”, ein übler Kerl aus dem Frankfurter Rotlichtmilieu, der den Großvater und dessen Bruder seinerzeit gerettet (oder versteckt) hat, so genau erfährt man das noch nicht, und der jetzt, frisch raus aus dem Knast, den Großvater erpresst mit der Verpflichtung auf ewige Dankbarkeit, aber auch für irgendetwas, was Symcha Zweifler in den Nachkriegswirren Unrechtes getan haben mag. Martin Wuttke kann das sonst besser finde ich, aber vielleicht liegt es auch nur an mir.

Die zwei Episoden der Serie, die wir sehen konnten, sind schräg, manchmal komisch, manchmal rührend und immer auch bitter, zumindest finde ich das. Ich selbst kenne keine jüdische Familie “von innen”, aber ich habe eine zeitlang gern Lily Brett gelesen, die Geschichten der und über die Großeltern und Eltern ähneln sich, insofern mag diese in der Serie dargestellte Familie doch keine Karikatur sein, sondern einfach der normale neurotische Wahnsinn der knapp dem Holocaust entronnenen jüdischen Menschen, die mit all dem Grauen und den Gespenstern der Toten weiterleben, gerade deswegen eine Familie gründen, stets und ständig zusammenglucken und auf Traditionen pochen, und die Enkelgeneration hängt immer noch mit drin.

Es gab viel und langen Applaus. Die Serie ist gut angekommen, und natürlich will ich sie auch zu Ende sehen und warte nun sehnlichst darauf, dass sie irgendwo ausgestrahlt wird.

Und schon wird der Teppich für die nächste Serie vorbereitet. Nach der Serie ist vor der Serie …

The show goes on
Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , | 3 Kommentare

WmdedgT April 2024

Gestern habe ich es nicht mehr geschafft, zu Ende zu schreiben, und heute auch gleich nicht mehr. Wie machen das die Damen und Herren, die jeden Tag schreiben? Was für geordnete Verhältnisse herrschen da? Oder ist es nur Disziplin?

Was habe ich also gestern den ganzen Tag gemacht, fragte Frau Brüllen, wie jeden 5. des Monats. Sie kennen das schon. Ich weiß gar nicht, ob ich mich da einen Tag später noch dazulinken darf.

Ich schlief lange, beeile mich dann mit dem Kaffee trinken und dem Duschen, denn wir warten auf den Installateur, le plombier, der sich für heute Vormittag angesagt hat, denn die Waschmaschine zickt ein bisschen herum. WANN er jedoch kommt, das hat er nicht gesagt, der Vormittag ist lang. Monsieur, der untätiges Herumwarten nicht ertragen kann, und der, das muss man bei allem immer dazu sagen, bis vor nicht allzu langer Zeit solche Reparaturen selbst ausgeführt hat, nur jetzt ist es ihm zu mühsam geworden, sich an wenig zugänglichen Orten zu verrenken oder sich gar auf den Boden zu legen und über Kopf etwas zu schrauben, Monsieur ist quasi diplomierter Heimwerker, und da er das Warten hasst, wer weiß, vielleicht kommt der plombier auch gar nicht, das ist ja hier nie so sicher, greift er jetzt also beherzt selbst zum alten Wasserhahn. Er dreht daran herum. “Der geht doch noch”, herrscht er mich an. “Ich habe nie gesagt, dass der Wasserhahn nicht gehe”, sage ich zu meiner Verteidigung, “ich habe immer nur gesagt, es kommt kein Wasser mehr in der Waschmaschine an!” Die Schlussfolgerung, dass es der Wasserhahn sei, kam von ihm. Das mit ohne Wasser in der Waschmaschine will der Gatte jetzt sehen. Ich werfe also zwei Badezimmerteppiche in die Trommel und stelle das kürzestmögliche Programm an. In der Tat, die Maschine brummt, aber es läuft so gut wie kein Wasser zu. Wir ziehen die Waschmaschine so weit vor wie es geht und werfen einen Blick dahinter. “Vielleicht ist es der Schlauch”, meint Monsieur jetzt, denn der ist abgeknickt, alt ist er auch. Er will sofort losfahren, einen neuen Schlauch kaufen, sucht aber erst noch im Keller. Dort haben wir alles gehortet, was Sie sich auch nur im Entferntesten vorstellen können, wir sind für alle Eventualitäten gerüstet (falls Sie meine letzte Kolumne im Frankreichmagazin gelesen haben, dann wissen Sie das schon), und bestimmt haben wir auch irgendwo einen alten Schlauch, der aber dennoch besser ist als der hier.

Während er noch im Keller wühlt, ruft der plombier an, er käme jetzt gleich. Na gut. Ich stoppe die Waschmaschine und lasse das ohnehin nur wenige Wasser ab. Fünf Minuten später ist er da: ein junger Mann mit tätowierten Waden, in der Hand hält er nur einen kleinen Wasserhahn und eine Rohrzange. Er klettert als erstes auf den Stuhl und dann auf die Arbeitsplatte, denn der Haupthahn ist bizarrerweise weit oben, kurz unter der Decke, aber er ist alt und gebrechlich, man muss ihn vorsichtig bewegen, der Gatte sieht mit Misstrauen die rohe Kraft des jungen Mannes, der daran rüttelt, um ihn zu bewegen. Der Wasserhahn in der Wand ist auch alt, der junge Mann bemerkt es abfällig, vor allem aber gibt er keinen Millimeter nach. Er müsse eine größere Zange holen, murmelt er, und verschwindet. Monsieur schüttelt den Kopf. Der Kerl scheint keine Leuchte zu sein und kommt ganz ohne Werkzeug, so was! Er macht sich vor allem Sorgen, dass der junge Mann die alten Rohre in der Wand beschädigt und dann haben wir den Salat. In der Zwischenzeit bauen wir ein Regal ab, räumen es teilweise aus und ziehen die Waschmaschine aus ihrer Ecke, so dass der Zugang zum Hahn leichter ist, weniger Akrobatik verlangt und vielleicht mehr Gefühl zulässt. Ich mache hinter der Waschmaschine sauber, man fragt sich, wie der ganze Dreck dahinkommt, und reinige auch die Regalbretter und das, was drauf stand.

Mit der größeren Zange bewegt sich der alte Hahn und irgendwann kriegt der junge Mann ihn los. Er macht ihn sauber und zieht ein paar nasse Hanffäden aus der Wand, die man seinerzeit zum Abdichten verwendet hat. So was nimmt er heute nicht mehr, sagt er angewidert, er hat einen Kleber! Den er jetzt auch einsetzt. Monsieur betrachtet es mit Misstrauen. Der Kleber aber will nicht aus der Flasche kommen. Er habe auch Teflonband, schlägt Monsieur vor, aber nein, das Dichtungsmittel des modernen Plombier ist der Kleber. Irgendwann tropft er auch aus der Flasche und wird auf das Gewinde gegeben. Das Gewinde des neuen Wasserhahns aber ist nicht mehr ganz so lang, der junge Mann dreht und dreht, der Hahn verschwindet fast in der Wand. “STOPP! STOPP! Hören Sie auf, Sie werden mir das Rohr in der Wand beschädigen”, ruft verzweifelt Monsieur, “das ist ein altes Haus!” Es ist vor allem sein Haus und er kennt alle Schwächen der bestehenden Installation. “Monsieur!” sagt streng der junge Mann, “lassen Sie mich meine Arbeit machen. Ich weiß, was ich tue”, und er dreht noch einmal mit Gewalt den Wasserhahn eine halbe Drehung in die Wand. Monsieur schluckt. Jetzt aber ist es gut. Oder nein, doch nicht, der Wasserhahn leckt, noch mal eine Vierteldrehung, und noch eine. Monsieur ist dem Herzinfarkt nahe. Er könne die Kachel um den Hahn herum abschlagen, damit man zukünftig besser daran käme, schlägt er vor. Monsieur lehnt entschieden ab. Hier wird nichts abgeschlagen. Jetzt müssen wir nur noch eine halbe Stunde warten, bis der Kleber fest ist, bevor wir den Haupthahn wieder öffnen und bevor wir die Maschine wieder anwerfen können. Ob er nicht auch den Schlauch austauschen könne, frage ich naiv dazwischen, Monsieur wirft mir finsterste Blicke zu, er will den jungen Mann so schnell wie möglich loswerden. Keine Sekunde länger darf der hier werkeln. Glücklicherweise lehnt der auch ab, denn nein, Schlauch hätte er keinen bestellt, den könne er nicht austauschen. Er wirft einen Blick auf den Schlauch, der jetzt auf jeden Fall nicht mehr abgeknickt ist. Wenn das Problem weiterhin bestehe, sollte ich vielleicht mal die Waschmaschine entkalken, schlägt er vor. Oder, ich kann ihn hier durchschneiden und dann da wieder ankleben, schlägt er plötzlich vor. Aber Monsieur nötigt ihn jetzt zum Gehen. Wasserschlauch kleben, soweit kommts noch.

Wir bauen das Regal wieder zusammen, ich räume es ein und putze einmal schnell den Boden.

Der Vormittag ist weit fortgeschritten, zum Einkaufen komme ich jetzt nicht mehr, ich schicke den Gatten zum Brot, Salat und Nachtisch kaufen und mache derweil einen Karotten-Apfel-Rohkostsalat, das Wasser haben wir wieder angestellt, ich kann immerhin Nudeln kochen und ich bereite noch Hühnerbrust in Senfsauce vor. H., die derzeit bei uns im Haus mitwohnt und mittags bei uns isst, kommt.

Wir essen und H. ist froh, ein bisschen Ansprache zu haben (und ein Mittagessen zu bekommen), wir essen mit ihr viel länger als sonst, und H. würde auch deutlich noch länger bleiben, sie ist so ungern allein, wenn ich sie dazu aufforderte, aber das tue ich nicht, ich will auch noch eine kurze Sieste machen und danach Einkaufen und eigentlich wollte ich auch mal wieder Schwimmen gehen.

Ich werfe einen Blick in den Computer und gebe die zukünftige Kolumne für das Frankreichmagazin frei.

Dann wasche ich die Wäsche von heute Vormittag erneut. Das Wasser läuft nur minimal besser, ich gebe Wasser von außen dazu.

Sieste.

Nach der Sieste koche ich mir einen Kaffee, hänge die Wäsche auf und schreibe einen Einkaufszettel.

Dann löse ich Zitronensäure in einem halben Liter Wasser auf, und lasse damit die Waschmaschine ohne Wäsche durchlaufen, während ich einkaufen gehe. Vielleicht ist ja einfach nur der Kalk das Problem. Wenn nicht, dann werden wir den Schlauch noch austauschen, das kann aber in der Tat auch Monsieur machen.

Heute fahre ich mal wieder in den Supermarkt, sie ködern mich mit 1000 Treuepunkten, das bedeutet ich bekomme einen Einkaufsgutschein für 7,50€. Es ist entsprechend voll, alle wollen am Freitagnachmittag davon profitieren. Es dauert alles ewig heute. Ich bekomme dennoch nicht alles, was ich gerne hätte. So fahre ich anschließend, auf der Suche nach einer bestimmten Zahnpasta, noch zu einer “Parapharmacie”, die mir von allen Seiten wegen ihrer Größe und ihrer Preise empfohlen wurde. Ich war noch nie da, sie liegt irgendwo in einem Hochhausviertel, eindeutig nicht auf meinen täglichen Wegen. Ich verfahre mich ein wenig zwischen zig Kreisverkehren, die für mich alle gleich aussehen. Schließlich finde sie und bin geflasht vom Angebot. Drogeriemärkte wie Rossmann oder dm gibt es in Frankreich nicht. Es gibt nur sogenannte Parapharmacien, die deutlich teurer als deutsche Drogeriemärkte und meistens an Apotheken angeschlossen sind; dort findet man in der Regel ein Drogerieangebot mit Pflaster, Zahnpasta, Nahrungsergänzungsmittel, und vor allem Cremes, Lotions, Deos, Duschgels, Shampoos von französischen Firmen wie etwa Vichy, La Roche Posay, Ducray, Klorane, Nuxe etc. Was es nicht gibt ist Kosmetik, keine Lippenstifte oder Nagellack, auch kein Toilettenpapier, kein Putzmittel und schon gar nichts Essbares, wie in deutschen Drogerien heutzutage üblich. Diese Parapharmacie scheint alles von allen Marken zu haben, so viel Auswahl habe ich noch nirgends gesehen. Auch an Weleda-Produkten übrigens, unschlagbar großes Angebot, zumindest gemessen an französischen Verhältnissen. Ich laufe staunend zwischen den Regalen herum und nehme allerhand mit. Auch hier dauert es an der Kasse ewig. So bin ich erst um halb sieben wieder zuhause. Ich lade das Auto vor dem Haus aus, freundlicherweise tragen Monsieur und ein Nachbar die Einkäufe nach oben, während ich einen Parkplatz suche. Ich muss nur noch die Taschen aus- und alles wegräumen.

Zum Abendessen gibt es Reste von mittags mit anderen Nudeln, und zum Nachtisch die ersten französischen Gariguette Erdbeeren, die gut aussahen und aromatisch rochen, aber natürlich dennoch nicht wirklich gut schmecken. Hätte Monsieur sie gekauft, hätte ich gemeckert.

Ich fange an hier zu schreiben, aber dann kommt “Pierrot le Fou” im Fernsehen, ein Godard-Film aus den sechziger Jahren mit Belmondo, den ich noch nie gesehen habe, ich denke, ich werde danach weiterschreiben, aber dann sehe ich nichtmal den Film zu Ende; so sehr ich “Außer Atem” mag, so sehr langweilt mich dieses aufgesetzt intellektuelle sechziger Jahre-Kino bei “Pierrot le Fou”. Dabei mochte ich den Trailer. Ich gehe einfach ins Bett.

So war der Tag. Danke fürs Lesen! Und die anderen Tagebuchblogger haben Sie vermutlich schon hier gefunden!

Heute, am 6., habe ich unter anderem aufgeräumt und probehalber nochmal Wäsche gewaschen, und siehe da, das Entkalken hat geholfen! Das Wasser läuft wieder ganz normal! Hurrah! Den Schlauch tauschen wir bei Gelegenheit aber dennoch aus. Wir hatte übrigens doch keinen im Keller!

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , | 9 Kommentare

Über das Wetter, Ostern und anderes

Frohe Ostern gehabt zu haben, wünsche ich Ihnen. Hier war es zunächst nicht so österlich, denn am Karfreitag, der hier kein Feiertag ist, hatte Monsieur noch einen kleinen Eingriff hinter sich zu bringen. Auch wenn mir viele sagten, “ach, das ist doch nichts, das hatte ich auch schon”, konnte mich das nicht wirklich beruhigen. Wir hatten im Vorfeld eine Nacht in der Notaufnahme verbracht und waren seither etwas nervös. Nicht nur die Tatsache, dass, sondern auch die bange Frage, was man bei dem Eingriff finden würde, sorgten mich. Nun, es ist gut gegangen, wir konnten aufatmen. Der Arzt konnte alles entfernen und das, was gefunden wurde, ist sehr wahrscheinlich nichts Böses; Monsieur wird also nicht, wie zunächst angedacht, erneut operiert werden müssen.

Deshalb und auch aufgrund vieler anderer schwer wiegender Themen, die hier gerade präsent sind, war es also nicht sehr Osterfroh, und wir waren äußerst dankbar, dass eine andere Verwandte dieses Jahr das Ostermenü ausgerichtet hat. Ich habe nur auf den letzten Drücker ein paar Ostereier gefärbt und ein paar Biskuitlämmchen vom Bäcker erstanden, die ich dieses Jahr verschenkt habe.

Das gestrige Mittagessen war nicht nur nett und heiter (!), sondern vor allem extrem lecker, was mich natürlich wieder in Zugzwang bringt und unter Druck setzt. Sie wissen, schon, eine Einladung muss erwidert werden. Aber erstmal hat es gut getan, und daran, dass wir essend und plaudernd von 12 Uhr mittags bis 19 Uhr abends am Tisch gesessen haben, habe ich mich in der Zwischenzeit gewöhnt. Die Einladenden waren zu einer Zeit Metzger in ihrem Dorf gewesen, wir hatten also bestes und zartestes Rinderfilet auf dem Tisch, das ich sogar in seinem halbrohen Zustand, seignant, blutig, wie es hier gerne gegessen wird, mit Genuss verspeisen konnte.

Die charmant und französisch-klassische (rot-weiß gekachelt), man könnte sagen filmreif aussehende Metzgerei wurde aber von keinem Metzger mehr übernommen, es findet sich jetzt eine Art Antikladen darin. Einen klassischen Metzger gibt es nicht mehr in M., nur noch einen Metzger in einem der großen Supermärkte ein paar Kilometer weiter. J. erzählte, wie er nun die Tour durch verschiedene Metzgereien der Gegend macht, bis er ein Stück Fleisch findet, das ihm zusagt.

Der ehemalige Metzger meines Vertrauens in Cannes ist vor Jahren nach einem Bandscheibenvorfall verschollen, und hatte ich bislang immer noch Hoffnung, dass er eines Tages wieder auftauchen würde, so ist diese nun zunichte gemacht. Es gab zwischenzeitlich Arbeiten in den Räumen. Seit kurzem hängt ein Schild im Fenster: “Hier wird in Kürze ein Nagelstudio eröffnet”. Nichts gegen die Nagelbranche, ich klebe mir auch seit einiger Zeit welche auf, aber das ist nicht wirklich das, was man hier im Viertel zwischen Bäcker und Gemüsehändler gebraucht hätte. Metzger, zumindest der klassische Metzger französischer Art, scheint ein aussterbender Beruf zu sein.

Zum Wetter: Früher bin ich an Ostern gern in den Süden gefahren bin, einfach drauf los, so lange, bis irgendwo die Sonne schien. Da hätte ich dieses Jahr weit fahren müssen, denn sogar an der sonnenverwöhnten Côte d’Azur war es nass und kalt.

Die letzten Tage regnete es, und nicht zu knapp, manchmal auch waagrecht gegen die frisch geputzten Fenster, und der tagelang komisch gelbe Himmel entpuppte sich als eine mit Saharasand gefüllte Wolkendecke, und so regnete es irgendwann Schlamm. In den Bergen hingegen hats geschneit. Der Saharasand kam nicht bis dorthin, blütenweiß sah der Schnee aus.

(c) Foto von Florence L.

Heute schien hier zwar die Sonne, aber der Wind heulte ums Haus. Wir haben Ostern und außerdem den 1. April, aber das Wetter ist kein Aprilscherz.

Wie eigenartig die eigenen Osterbräuche sind, wird einem erst bewusst, wenn man in einem Land ist, wo nicht der Osterhase die Eier bringt, sondern die Kirchenglocken, die von Rom zurückkommen. Hier sieht man die Glocken, die noch auf dem Weg nach Rom sind :D Ich liebe @clementinelatron, eine französische Zeichnerin, die in Amsterdam lebt

Außerdem schenkt man sich hier nicht nur Eier aus Schokolade, sondern auch la friture, kleine Schokoladen oder Pralinen in Fisch- und Muschelform. Dieser Brauch hat, laut mehrerer Internetquellen, mit dem im Neuen Testament erzählten wundersamen Fischfang der Jünger nach der Auferstehung Jesu zu tun.

Am ersten April stößt man wiederum auf den Fisch, den poisson avril, den Aprilfisch nämlich, den man hier in Papierform jemanden auf den Rücken heftet, und ihn somit in den April geschickt hat. Es sind zwei unterschiedliche Fischbräuche – la friture de chocolat von Ostern hat mit dem poisson d’avril nichts zu tun, beide Fischbräuche fallen dieses Jahr nur auf denselben Tag. Ich hatte aber gerade genug Scherze anderer Art, mein Smartphone wurde gekapert, piraté sagt man hier, und ich hatte Mühe, mich der Viren zu entledigen, freundlicherweise hat mein neuer Internetanbieter die Kosten für millionenfach kostenpflichtig verschickte SMSen erstattet), ich habe daher niemanden in den April schicken wollen, und bin bislang auch keinem Scherz auf den Leim gegangen.

Was gibts noch Neues? Ich habe mich entschlossen, endlich ein französisches Ausweisdokument zu beantragen, denn nein, das gab es mit der Staatsbürgerschaft nicht kostenlos dazu, das muss man extra beantragen. Ich hatte damals aber ehrlich gesagt die Nase voll von Papierkram und wollte nicht schon wieder eine beglaubigte Kopie der Geburtsurkunde meines vor über dreißig Jahren verstorbenen Vaters beantragen, weiterhin die Geburts- und Scheidungsurkunde des Gatten und allerhand Bürokratie-Scherze dieser Art mehr. Jetzt aber dachte ich, ich gehe es an und habe zunächst Kopien von den mir vorliegenden Originalen (Familienstammbuch) und Kopien (sämtliche Geburtsurkunden, Scheidungsurkunde etc) gemacht. Zusätzlich bewaffnete ich mich mit meinem Kopfhörer und ein paar Stunden Zeit, vermutete, ich würde den Radetzkymarsch endlich zu Ende hören können (gelesen von Michael Heltau; es fehlen nur noch knapp drei Stunden bis zum Untergang der KuK Monarchie, dazu mehr, wenn ich durch bin!). Ich glaubte ehrlich gesagt nicht, dass ich auf dem Standesamt wirklich weit käme (außer mit dem Hörbuch), aber siehe da, ich wartete, oh Wunder, nichtmal eine Minute und hatte noch nichtmal den Kopfhörer aus der Tasche gezogen, und das allermeiste kopierte Papier brauchte ich auch nicht (nur den obligatorischen Wohnsitznachweis in Form einer aktuellen Telefonrechnung, denn nein, es gibt keine Einwohnermeldeämter in Frankreich, insofern schleppen Sie für alles Amtliche immer Strom- oder Telefonrechnungen mit), denn von mir gibt es dank der offiziellen Einbürgerung eine Akte beim Innenministerium! Die Dame beim Standesamt war ehrfürchtig und auf eine gewisse Art beinahe freundlich, ich füllte unter ihren strengen Augen nur ein paar Bogen Papier aus, bei denen Sie mir aber keinesfalls helfen konnte, sind Sie Französin oder nicht, schien sie zu denken, drückte anschließend meine Finger auf ein elektronisches Pad, unterzeichnete, und das wars. In vier Wochen, rechtzeitig zur Europa-Wahl, werde ich meine erste Carte d’identité besitzen!

Und: Ich habe eine neue Brille. Jetzt kann ich Sie ihnen auch zeigen. Brauchte dieses Mal nämlich lange, um mich daran zu gewöhnen, obwohl sie bei der Optikerin eigentlich ein coup de coeur war. Ich habe auch einen neuen Lippenstift, irgendwie schien mir, dass es mehr Farbe bräuchte, in dem nun sehr hellen Gesicht. Damit lasse ich Sie, je vous laisse, ich mag diesen Ausdruck.

Doch noch ein PS: Ich habe ein paar Newsletter abonniert, vermutlich haben sich alle SchreiberInnen gedacht, der Sonntag sei der bester Tag, ihn an ihre LeserInnen zu schicken, da haben alle frei und man könnte den Newsletter in aller Ruhe lesen. Nun, ich lese derzeit besonders gerne Nils Minkmar, womit Axel Hacke und Petra Reski ein bisschen ins Hintertreffen geraten sind. So habe ich Axel Hackes letzten Newsletter “aus dem Büro” gerade eben erst gelesen, und weil es am Ende darin so viel um Heiterkeit geht (ich erinnere mich, dass ich das darin erwähnte Buch “Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten” bei meinem letzten Deutschlandbesuch erwerben wollte, und es dann vor Ort wieder vergessen habe), füge ich den Text noch hier ein. Achtung, er ist lang! Um die Heiterkeit geht es explizit erst am Ende des Newsletters, nach den Leseterminen und dem Buchtipp, aber der Text vorher, wie eine Kolumne entsteht, ist auch durchaus heiter zu lesen.

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , | 15 Kommentare

Dies und das am Sonntag

Glücklicherweise habe ich mir das Wort “Heiterkeit” als Wort des Jahres gewählt, sonst würde mich die Schwere dieses noch jungen Jahres schon in den Abgrund gezogen haben. Vieles von dem, was passiert und passiert ist, kann ich Ihnen hier nicht erzählen.

Erzählen kann ich Ihnen, dass Serge schöne und berührende Abschiedszeremonien hatte: unzählige Menschen hatten sich zunächst in einer katholischen Kirche im Stadtzentrum nahe des Palais des Festivals, versammelt, auch zur Zeremonie im Krematorium am anderen Ende von Cannes, waren erneut sehr viele Menschen erschienen. An beiden Orten ergriffen Menschen das Wort: Freunde, Weggefährten, der Bürgermeister, und sehr persönlich und liebevoll sein Sohn. Im Krematorium wurde Musik gespielt, die Serge geliebt hatte (Fleetwood Mac, Supertramp) und eine Diashow an die Wand projiziert: man entdeckte seine Eltern, die Großeltern, Serge als Kleinkind, als junger Mann, mit seiner ersten Frau, mit den Kindern, mit seiner heutigen und langjährigen Lebensgefährtin, auf Reisen, mit den Enkelkindern und immer wieder im Kino, vor einer Leinwand stehend, lachend, blitzende Augen, das Haar zerzaust, das Hemd leicht offen.

Anschließend gingen wir mit einem Teil der Familie in die Brasserie des neuen Kinokomplexes Cinéum zum Essen, und siehe da, die Mitglieder der erste Stunde von Cinécroisette hatten, unabgesprochen, ebenfalls einen Tisch dort reserviert. Man umarmte sich, weinte erneut ein bisschen, und wir tranken auf Serge. Ach.

Letzten Sonntagnachmittag blätterte ich durchs Kinoprogramm. Um 16.50 Uhr sollte es den zweiten Teil von Dune in einem Innenstadtkino geben. Ich schlug es Monsieur vor, er war nicht abgeneigt, kurzer Blick auf die Uhr: 16.30 Uhr. Könnten wir noch schaffen. Und los. Was ich nicht bedacht hatte, war die lange Schlange am Eingang, herrjeh, diese Kinobegeisterten Menschen in Cannes. Aber siehe da, sie stehen alle am Eingang für Besucher, die ihre Karte im Internet reserviert haben, an der normalen Kasse ist nichts los, wir bekommen unsere Tickets, jemand reißt sie ab und schickt uns zum Kino 4, ganz hinten, Treppe hinauf und oben links. Jetzt öffnet sich die Tür für die anstehenden Menschen, die hereinströmen, wir werden überspült und mitgeschwemmt, wir haben alle denselben Weg und eilen die Treppe hinauf und oben in den linken Saal. Wir finden gute Plätze und sehen zu, wie sich der Saal füllt. Alle scheinen sich zu kennen, es wird gegrüßt, gewinkt und gerufen. Rechts und links von der Leinwand stehen Plakate vom Rotary-Club. Ach je, ich seufze, wir sind in eine Veranstaltung vom Rotary Club Cannes geraten. Wir wollten nur einen Film sehen und keiner Wohltätigkeitsveranstaltung beiwohnen, aber nun ja, da müssen wir jetzt durch. Die Damen und Herren der verschiedenen Unterabteilungen des Rotary Club Cannes stellen sich vor und freuen sich, dass so viele Mitglieder gekommen sind, ein Teil der Einnahmen für diesen Film gehe an die Hirnforschung, erfahren wir. Es folgt ein Trailer für einen Spielfilm, in dem es um die Einführung des “obligatorischen, kostenlosen und laizistischen” Schulunterricht geht; die Schauspielerin Alexandra Lamy, lange Zeit im komödiantischen Bereich tätig, spielt die Lehrerin, die für diese Aufgabe in ein abgelegenes Bergdorf geschickt wird. Es folgt ein kurzen Film über den Rotary Club und das Zentrum für Hirnforschung, und erneut ein kurzer Film mit Alexandra Lamy, die dem Rotary Club dankt, ihren Film ausgewählt zu haben, und schon geht er los. Jetzt erst verstehen wir es: Wir sind im falschen Film! Ich stöhne genervt auf, und im Dunkeln des Kinosaals sehen wir uns fassungslos an. Was tun? Es ist zehn nach fünf, Dune läuft vermutlich seit zwanzig Minuten in einem anderen Saal. Wir bleiben also sitzen und schauen uns resigniert den Schulfilm an. Er heißt “Louise Violet”. Ich würde Ihnen gerne einen Trailer hier reinsetzen, aber siehe da, es gibt noch keinen, wir haben, dank des Rotary Clubs, eine echte Vorpremiere gesehen, der Film wird erst Ende des Jahres offiziell in den französischen Kinos zu sehen sein.

Möglicherweise wiederhole ich mich, das mögen Sie mir verzeihen, aber für den Kontext des Films ist es nicht unwichtig zu erwähnen, dass Monsieurs Großmutter, Josephine G., als sehr junge Frau zu Beginn des letzte Jahrhunderts ihren ersten Posten als Lehrerin in “unserem” Bergdorf angetreten hat, und zwar im oberen Bergdorf, das, damals wie heute, noch einmal sieben Kilometer vom unteren Dorf entfernt liegt. Für sie war es der erste Posten als Lehrerin, und gleichzeitig war sie die letzte Lehrerin des oberen Bergdorfes. Nach dem ersten Weltkrieg kam so gut wie kein Mann aus dem Krieg zurück, das Dorf wurde aufgegeben, die Frauen mit ihren Kindern wanderten ins untere Dorf ab, manche auch in andere Dörfer weiter unten, oder sie zogen ganz an die Küste.

Wir haben also beide ein sehr konkretes Bergdorf und seine schrulligen Bewohner im Sinn, während wir in die Geschichte eintauchen, und Monsieur kommt seiner Großmutter sehr nah, deren Leben sich von dem der Lehrerin im Film wahrscheinlich nur in Nuancen unterschied.

Zum Film: Die Lehrerin, Louise Violet mit Namen, wird im Dorf nicht freudig empfangen, niemand grüßt oder spricht mit der Fremden, und der Bürgermeister quartiert sie im Stall neben einer Kuh ein. Da kann sie wohnen und ihre Schule einrichten. Mal sehen, wie lange sie durchhält. Die Einführung der Schulplicht stößt in dem abgelegenen Dorf auf Widerstand. Selbst wenn der Unterricht kostenlos ist, die Kinder sind zum Arbeiten da, und nicht zum Faulenzen. Lesen und Schreiben kann in dem Dorf nur der Postbote, der dem Bürgermeister die Zeitung vorliest. Kein Kind kommt zur improvisierten Schule im Stall. Nach Monaten, im tiefsten Winter, erbarmt sich der Bürgermeister und macht mit ihr eine Tour zu den abgelegenen Höfen, damit sie bei den Bewohnern für ihre Schule werben kann. Aber die Bauern lehnen die Schule ab, wenn die Kinder erst mehr wissen als die Eltern, dann werden sie diesen nicht mehr gehorchen. Außerdem werden sie dann nicht mehr das bäuerliche Leben fortführen wollen, und was soll dann aus dem Dorf werden? Nur die Tatsache, dass sie bei dieser Tour zufällig bei der Geburt eines Kindes hilft, da der Arzt wegen des Schnees nicht kommen kann, bewirkt, dass man sie fürderhin im Dorf grüßt, und dass die ersten zwei Kinder in den Unterricht kommen dürfen. Beargwöhnt wird sie aber weiterhin, es wird getuschelt und getratscht, sie hat sich bestimmt etwas zu Schulden kommen lassen, sonst hätte man sie nicht in dieses abgelegene Dorf geschickt. Dass der Postbote ihre Briefe liest und den Dorfbewohnern daraus erzählt, tut ein übriges. Auch der Pfarrer mischt sich ein und rät ihr, sich einen Mann zu nehmen, damit man sie respektieren würde. Der Bürgermeister sei ihr doch durchaus zugetan … und tatsächlich lässt der ihr eine Schule bauen. Da sie aber sein Bett verschmäht, bleibt die Schule ohne Dach. Bis sie eines Nachts abbrennt …

Der Film hat uns beide sehr gerührt. Mir liefen immer mal wieder die Tränen runter. Einfach so, ganz leise. Meine Hof- und Dorflebenerfahrungen vermischen sich mit den Bildern des Films. Was für ein hartes und karges Leben in diesen Dörfern herrschte. In meinem Jahr auf dem Hof, und im Sommerhaus in den Bergen, der ehemaligen Schule, die, anders als die schick und mit viel Komfort um- oder ausgebauten Höfe der Zweitwohnsitzenden, in ihrer Einfachheit erhalten blieb, spürte ich noch etwas davon nach, aber auf Zeit und vor allem im Sommer ist das Leben zwar beschwerlich(er), aber immer auch irgendwie wohltuend einfach, still und in gewissem Sinn romantisch. Ich denke an das junge Mädchen, dass Monsieurs Großmutter damals gewesen ist. Sie kam aus Cannes, was für ein Schock musste das Dorfleben für sie gewesen sein. Ein Plumpsklo im Schulhof. Wie mühselig das Waschen der Wäsche am Lavoir. Wie kalt und unwirtlich war es dort im Winter. Die Kinder mussten damals jeweils einen Scheit Holz zum Unterricht mitbringen, um den Klassenraum zu heizen. Waren die Bewohner damals auch so abweisend zu ihr, dem jungen Mädchen aus der Stadt? Vielleicht war sie in den Großvater auch nicht wirklich verliebt gewesen, denke ich jetzt, sondern hat ihn aus Vernunftsgründen genommen, weil er ihr zugetan war, und damit man sie respektierte. Das würde ihr “sachliches” und wenig inniges Eheleben erklären; sie hätten sich erst am Ende ihres Lebens friedlich zusammengefunden, erzählt Monsieur immer. Wer hat damals schon aus Liebe geheiratet? Monsieur zuckt die Schultern. Auch er verliert sich in Erinnerungen an die Großeltern und an das Bergdorf zu seiner Kindheit.

Ein sehr gelungener Film, den ich Ihnen empfehle, falls er je in deutschen Kinos oder auf arte laufen sollte (wie gesagt, er kommt in Frankreich erst im November in die Kinos). Glücklicherweise hatten wir uns im Saal geirrt (Dune lief in einem kleinen Saal direkt nebenan, haben wir beim Rauskommem gesehen), denn vermutlich hätten wir uns den Film nicht aus freien Stücken angeschaut.

Noch etwas anderes: Ich mache immer noch mit beim Aufräumen der diesjährigen Fastenchallenge, wenn ich da auch aus Gründen ein bisschen hinterherhinke. Aber “etwas ist besser als nichts” wie Alexandra immer sagt, sodass ich heute die CDs geordnet habe, die seit ewigen Zeiten chaotisch herumliegen, oder teilweise ohne oder in falschen Hüllen stecken. Das habe ich letztes Jahr (!) bereits in Angriff nehmen wollen und damals nicht geschafft.

Ich höre ja kaum noch Musik, es ist mir meistens zu viel Geräusch, und in meinem Kopf ist genug los. Ich suche eher Stille. Das herumliegende Chaos hat also der Gatte im Lauf der Zeit produziert, aber das Aufräumen ist nicht so seine Sache. Heute also mache ich es und ganz ohne Grummeln, einfach so. Ich höre dazu eine CD von Dota Kehr mit der Vertonung von Gedichten Mascha Kalekos, die ich zum Geburtstag bekommen und bislang noch nicht gehört habe. Sie gefällt mir überraschend gut und nach anderthalb CDs war ich fertig mit Räumen! Der Kabelsalat ist zwar noch da, aber sonst haben 95% der CDs ihre richtige Hülle gefunden, entstaubt und geordnet ist es auch.

Dann nahm ich mich noch den herumliegenden Landkarten an (der Gatte suchte kürzlich eine, räumte sie dann aber nicht mehr weg), die haben teilweise schon historischen Wert, gehören auch nicht mir, ich habe also nur wirklich Überflüssiges entsorgt und dabei 5 Euro gefunden 😁, verdient würde ich sagen!

Gefunden habe ich dabei auch wieder eine CD von Stacey Kent, sie singt mit einem sehr charmanten, kaum hörbaren amerikanischen Akzent jazzige französische Kompositionen. Les Eaux de Mars, (kennen Sie vielleicht von Georges Moustaki) gefällt mir wegen seiner Federleichtigkeit gerade am besten.

So viel für heute. Passen Sie auf sich auf, bleiben Sie so gesund wie möglich, und Carpe diem!

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , , , , | 6 Kommentare

12 von 12 im März 2024

Zwölf Fotos vom zwölften Tag des Monats zu veröffentlichen – dazu fordert uns seit vielen Jahren Caro vom Blog Draußen nur Kännchen auf. Auch diesen Monat bin ich dabei!

Wir beginnen, wie fast immer, mit dem Blick aus dem Fenster. Es regnet nicht mehr! Heute also wieder blassblauer Himmel, schlierig-verwischte Wolken, eine zögerliche Sonne.

Gestern hatte ich plötzlich wieder einen sehr fiesen stechenden Schmerz im rechten Knie, ich konnte von eben auf jetzt kaum laufen. Dieser Schmerz macht mich automatisch sehr wach und sehr nüchtern. Ich habe es wieder ziemlich schleifen lassen mit dem Muskeltraining, ging weniger und unregelmäßiger schwimmen, aufs Heimfahrrad ging ich gar nicht mehr, weil ich es so langweilig finde und: ich habe wieder zugenommen, zu viel Beruhigungs-Schokolade, aus Gründen. Der Schmerz macht mir klar, dass ich mich nicht hängen lassen kann. Also Disziplin beim Essen und beim Sport: heute morgen noch vor dem Kaffee rauf aufs Heimfahrrad. Nur kurz, weil ich gleich eine Anruf von einem Internet-Techniker bekommen soll, aber immerhin. Zwanzig Minuten sind besser als nichts.

Mit dem Techniker telefoniere ich danach. Ich habe vor kurzem das Angebot eines anderen Internetanbieters angenommen; Tatsache ist, dass ich jetzt kein Internet mehr vom vorherigen und noch keines von meinem zukünftigen Anbieter habe. Ich will von ihm wissen, bis wann das neue Internet defintiv da sein wird. In zehn Tagen! Ich schnaufe, aber ich weiß, es wird nicht besser, es kann nämlich auch bis zu drei Wochen dauern, wie mir gestern der Kundendienst ankündigte. Drei Wochen ohne Fernsehen, Festnetztelefon und ohne Internet. Ich schrie ein bisschen herum, als mir das klar wurde. Wir sind im 21. Jahrhundert und sie kriegen keinen flüssigen Übergang hin? Nun, der Kundenservice laberte ein bisschen beruhigend herum, schickt mir postwendend einen Clé 4G zur kostenlosen Nutzung, außerdem ebenso kostenlos 200 GB Internetguthaben aufs Mobiltelefon. Der Vorteil des neuen Anbieters ist, dass alle außerordentlich freundlich und hilfsbereit sind. Aber dennoch schickt mich einer zum anderen. Der Kundendienst vermittelte mich gestern zum Techniker und der heute wieder zurück zum Kundendienst. Zehn Tage! Drunter schaffen Sie es nicht. Ich lasse es gut sein. Fernsehen wird auf dem PC geschaut, oder wir lesen oder ich höre mein Hörbuch. Ich habe mir nämlich den “Radetzkymarsch” runtergeladen. Danke für alle ermutigenden Roth-Leseempfehlungen.

Symbolbild: Kabelsalat

Jetzt Frühstück. Ich schnippele uns etwas Obst klein

und werfe die Schalen in den kleinen Komposteimer; denn wir haben bereits, als Ergebnis eines Bildungsurlaubs des Schwiegersohns, in wissender Voraussicht seit ein paar Jahren einen eigenen Kompostbehälter im Vorgarten stehen. Seit Beginn diesen Jahres ist das Kompostieren bzw. Sammeln der Küchenabfälle in Frankreich verpflichtend geworden, sogar in der Stadt! Auch bei uns soll es zukünftig an mehreren Stellen öffentliche Kompostbehälter geben, haben wir gestern erfahren! Für die Menschen, die keinen Garten haben und sich keinen eigenen Kompostbehälter aufstellen können. Nun, in den Bergen mache ich das: dort trage ich die Küchenabfälle einmal quer durchs Dorf zu den Hühnern, ich kann mir aber weniger vorstellen, dass die EinwohnerInnen von Cannes wirklich gerne mit ihrem Mülleimerchen voller Apfel- und Kartoffelschalen durchs Viertel spazieren, um den Kompost zu füttern. Leider vergessen unseren Kompostbehälter im Garten aufzunehmen.

Ich sitze am PC, es ist aber mühsam, der Clé 4G will im hinteren Teil der Wohnung, wo ich für gewöhnlich arbeite, nicht so richtig funktionieren.

Wir überlegen, als bleibende Erinnerung für Serge, ein bis drei Bäume pflanzen zu lassen, anstatt ein großes Blumengesteck zu kaufen. Leider kann man die Bäume später nicht “besuchen”, sie werden einfach “anonym” irgendwo in der Auvergne (oder anderswo) gepflanzt.

Um elf Uhr gehe ich in die Küche. Ich koche derzeit immer mal wieder Mittagessen für die, aufgrund der Situation, vorübergehend hier im Haus mitwohnenden Familienmitglieder, weil ich in dieser traurigen Situation sonst nicht viel Helfendes tun kann. Heute waren wir fünf. Foto von danach.

Späte Sieste ohne Foto. Wir fahren nach Nizza, ich brauche eine neue Brille, bzw. neue Gläser, es hört nicht auf mit der Kurzsichtigkeit, und bei der Gelegenheit eben auch eine neue Brille. Ich bin vermutlich der einzige Mensch, der sehnsüchtig auf den Grauen Star wartet, die OP desselben würde mir endlich bessere Augen bescheren. Noch ist es leider nicht soweit, wie mir der Augenarzt freundlich bestätigte. Es wäre so schön, jetzt schon gut zu sehen und nicht erst mit Mitte achtzig.

Ich mache ganz tolle Fotos, von den Brillen, die nicht infrage kommen, aber keines von der Brille, die es letzten Endes wird.

Zurück fahren wir im stop and go im schönsten Berufsverkehrstau. Das Wetter ist ganz nett geworden.

Zuhause mache ich ein Fußbad im Bidet und verarzte meinen kleinen Fußzeh, der mir immer mehr Qualen bereitet. Dass ich ihn mir heute zusätzlich angeschlagen habe, macht es nicht besser.

Abendessen. Die Reste vom Mittag. Ohne Foto. Ich wollte so gerne einen alten Krimi mit Jean Gabin und Alain Delon sehen, der in Cannes spielt (Mélodie en sous-sol), aber den Sender gibts nicht in direkt auf dem PC. Also suche ich in Netflix herum und entscheide mich für eine Komödie: Family Business. Ok, zwei Folgen sehe ich. Ganz witzig.

So viel von hier und heute. Es ist schon morgen, stelle ich fest. Danke fürs Anschauen und Lesen. Die anderen 12 von 12er finden Sie wie immer bei Caro Kännchen.

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , | 10 Kommentare