Es hätte ein harmlos-freundlicher TV-Bericht werden sollen: Günter Hawelka wollte dem Publikum der Sendung Wien heute das Rezept der berühmten Buchteln verraten, die seit den Tagen seiner legendären Eltern in ihrem nicht minder legendären Kaffeehaus in der Wiener Innenstadt serviert werden. Doch plötzlich trat Herrn Hawelkas Schwester ins Bild und erklärte vor laufender ORF-Kamera: „Das sind aber nicht die besten Buchteln.“
Wie bitte? Frau Hawelka bezweifelt in aller Öffentlichkeit die Qualität der Süßspeisen im familieneigenen Kaffeehaus? Da kann doch etwas nicht stimmen, da muss es einen fragwürdigen Hintergrund geben.
Der Erbschaftsstreit
Um den zu ergründen, traf ich Günter Hawelka, den Sohn des verstorbenen Cafetier-Ehepaares. Dazu stießen seine Söhne Amir und Michael, die das Café in der Dorotheergasse heute führen. Und danach traf ich Frau Herta Hawelka, um zu erfahren, was sie an ihrem Bruder und an den Hawelka-Buchteln auszusetzen hätte.
„Es ist ein alter Erbschaftsstreit“, seufzt Günter Hawelka. „Ursprünglich wurde meine Schwester mit 51 Prozent und ich mit 49 Prozent des Kaffeehauses bedacht. Meine Eltern standen unter Hertas Einfluss, sie war ihr Liebkind. Aber ich war ab 1973 immer im Café, während sie nur sporadisch auftauchte, weil sie als Sekretärin an der brasilianischen Botschaft gearbeitet hat.“